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Ich mache es Dir nicht umsonst!

lesung-pixabay

Was mich immer wieder nachdenklich stimmt, sind Anfragen von unterschiedlichen Stellen wegen einer Autorenlesung.
Davon erhalte ich etwa zwei bis drei in der Woche.
Eigentlich müßte ich also fast ein Drittel des Jahres auf Lesereise sein.

So ist es aber nicht, worüber ich mich nicht beklage. Ich lese gern vor Publikum, das ist es nicht, aber ich reise nicht so fürchterlich gerne.
Deshalb bin ich grundsätzlich nicht böse, wenn ich nicht so oft weg muß, ich bin ja auch so viel unterwegs.

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Aber was mich nachdenklich stimmt, sind die Gründe, aus denen bei vielen dieser Anfragen keine Buchung zustande kommt.
Oder andersherum gesagt: Es ist immer ein einziger Grund, es sind die Kosten.

Eine Lesung ist ein künstlerischer Auftritt. Dieser muß vorbereitet werden, man kann nicht vor jedem Publikum dasselbe lesen.
So ein Auftritt bedeutet immer einen verlorenen Arbeitstag, denn man muß sich vorbereiten, hinfahren, warten, lesen, Bücher signieren, mit den Leuten diskutieren und sprechen und dann wieder heimfahren.
Dafür verlange ich zwischen 150 und 300 Euro, je nach Auftraggeber. Bei einer Buchhandlung um die Ecke oder beim Literaturkreis hier nebenan ist es natürlich günstiger, als bei einem kommerziellen Bestattungshaus oder wenn es sich um ein größeres Publikum (evtl. mit Eintritt) handelt.

Da winken dann schon etwa 10% der vorgeblichen Auftraggeber ab. Zu teuer!
„Neulich hatten wir so einen hier, der so einen Regionalkrimi bei Book on Demands gemacht hat, der hat sogar noch 50 Euro für Kaffee und Kuchen bezahlt, damit der kommen durfte.“

Viele aber winken ab, wenn ich die Fahrtkosten und Spesen ins Spiel bringe.
Zu Veranstaltungen im Bereich von 200-300 km Entfernung fahre ich mit dem Auto hin und nach der Veranstaltung wieder nach Hause. Da fallen nur die Fahrtkosten zusätzlich an.
Ist es weiter und/oder dauert die Veranstaltung bis in die späteren Abendstunden, bitte ich höflich um ein nettes Hotelzimmer ohne irgendwelchen Luxus. Ein Frühstück sollte dabei sein, damit ich mir nicht an einer Tankstelle was zu Essen kaufen muß. Schön wäre ein Raucherzimmer und ein Muß ist das Klo/Bad im Zimmer, ich laufe doch nicht im Bademantel vom Zimmer zum Etagenklo.

„Wie, Sie wollen übernachten? In einem Hotel? Das kostet doch! Ich selbst fahre 100.000 Kilometer im Jahr, oft 12 Stunden am Stück, ich brauche nie ein Hotel!“

In einem aktuellen Fall sollte es eine Entfernung von etwas mehr als 500 km sein. Das sind für mich rd. 1.000 km.
Dafür habe ich, weil ich ein modernes Dieselfahrzeug fahre, 190 € Fahrtkostenpauschale ausgerechnet. Das sind, wie man leicht im Kopf rechnen kann, 19 Cent pro Kilometer.
Damit bin ich noch weit von der gesetzlichen Dienstfahrtkostenpauschale von 30 Cent entfernt.

Kommentar: „Was fahren Sie denn für einen Benzinfresser? Das sind ja 19 Euro für 100 Kilometer! Was für’n Panzer braucht denn so viel Sprit?“

Ich hielt dagegen, daß mein Auto ja nicht nur Sprit verbraucht, sondern auch Reifen, Öl und sonstige Abnutzung zu berücksichtigen sind. Außerdem käme eine Bahnfahrt hin und zurück auf rund 300 Euro.

„Ja wie? Da müssen Sie sich mal so’ne Bahncard kaufen, da ist das billiger!“

„Ja, aber die Bahncard gibt es ja auch nicht umsonst.“

„Nee, nee, womöglich wollen Sie dann zu Ihrem Honorar nicht nur den überzogenen Fahrpreis, sondern auch noch hier übernachten!“

„Ja, glauben Sie, ich fahre 6 Stunden, lese dann 2-3 Stunden und fahre dann nochmals 6 Stunden wieder zurück?“

„Bei uns hier das dauert ja nur 2 Stunden.“

„Ja, ich steige doch aber nicht aus dem Auto und fange schon auf dem Parkplatz an zu lesen. Ich bin doch wenigstens mal ’ne Stunde vorher da, um wieder runter zu kommen und dann dauert es zwei Stunden bis ich meinen Auftritt hinter mir habe und dann würde ich vielleicht auch gerne noch einen Happen essen, ich bin ja dann schließlich schon 9 Stunden im Einsatz. Da will man ja auch noch mal aufs Klo und so.“

„Ich soll dafür bezahlen, daß Sie auf Klo gehen? Meinen Sie nicht, daß Ihre Ansprüche etwas überzogen sind?“

Nee, meine ich nicht.
Nix ist umsonst und jede Mühe verdient ihren Lohn. Wer so gar nicht bereit ist, es mir auch nur ein bißchen schön zu machen, der muß halt ohne mich auskommen.
Ganz großartig, und das muß ich jetzt mal sagen, haben das Bestattungshaus Hoensch und das Krematorium in Schwarzenborn das gemacht.
Supernette Betreuung in Leipzig, tolles Hotelzimmer, kein Geschacher um den Preis, man hat sich wohl gefühlt und gemerkt, daß die sich auch freuen, daß man gekommen ist.
Genau so toll war es in Schwarzenborn, auch dort waren meine Bühnenanweisungen (die Liste der unbedingt erforderlichen Dinge ((Leselampe, Täßchen Kaffee usw.))) auf den Punkt genau erfüllt und man war so nett und herzlich, daß man da gerne wieder hin geht.

Für’n Spaß habe ich neulich eine Anfrage (390 km entfernt) mit einem 150 Euro-Angebot beantwortet. Alles pauschal inkl. Anreise 150 Euro. Das wäre ein Verlustgeschäft für mich gewesen, aber ich hatte schon aufgrund der Formulierung der Anfrage so im Gefühl, daß das nichts wird.
Antwort: „Bringen Sie dann auch Bücher zum Signieren mit und ist der Kaufpreis für die Bücher schon in den 150 Euro enthalten? Wir bräuchten 30 Stück!“

Ja, nee, ist klar!

Ich kenn das Ding von Ruthe auswendig.

http://youtu.be/BK8dHzlV5wk

Du willst, daß ich zu Dir komme?

Gut, mache ich! Ich bin Autor und Autoren machen Lesungen und spielen ihr Programm.
Gerne!

Aber, Du hast doch sicherlich so viel Respekt vor meiner Person und meiner Kunst, daß Du bereit bist, dafür einen gewissen Betrag zu bezahlen, oder?
Wenn der Klempner zu Dir kommt und 84 Euro Anfahrtpauschale aufschreibt, zahlst Du die doch auch, nicht wahr? Also bezahle auch meine Fahrkosten!
Und wenn Du einen ganzen Tag durch die Republik gefahren bist und einen anstrengenden Auftritt (ja, das ist anstrengend!) hingelegt hast, dann würdest Du auch übernachten wollen, oder? Siehste, dann zahl mir auch ein sauberes Kopfkissen mit Waschbecken im Zimmer und ein Frühstück!

Du hast einen Hort für behinderte Kinder von alleinstillenden Müttern mit Migrationshintergund? Laß uns reden! Da finden wir eine Lösung, daß auch Ihr eine Lesung bekommt.

Aber es kann doch niemand erwarten, daß ich noch 200 Euro drauflege, nur um irgendwo in Papenhausenbüttel vor 30 Leuten aufzutreten.

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