Allgemein

In vollem Wichs dem alten Herrn die letzte Ehre erwiesen

Ich finde es immer schön, wenn Damen oder Herren, denen der Verstorbene zu Lebzeiten etwas bedeutet hat oder die einer Gruppe oder Organisation angehören, die dem Verstorbenen etwas bedeutet hat, bei der Trauerfeier oder Beerdigung in besonderer Weise Abschied nehmen.

Man kennt das beispielsweise aus dem Fernsehen, wenn in amerikanischen Serien Polizeibeamte bestattet werden und Dutzende von Polizisten in Paradeuniformen am Grab Spalier stehen. Das geht bei uns leider nicht, da unsere Polizisten jahrelang wie schäbige Förster verkleidet waren und jetzt eine Funktionskleidung wie zweitklassige Wachdienste bekommen haben. Aber Spalier stehen und Totenwache halten, das geht auch in schäbigblau.

Aber auch Feuerwehrleute, Rettungskräfte, Angler, ja sogar Schachspieler können Spalier stehen und einer Totenfeier besonderen Glanz oder eine persönliche Note verleihen.

Werbung

Über studentische Verbindungen hatte ich erst gestern etwas geschrieben und dazu erreicht uns ein Kommentar, der die verschiedenen Begriffe und Tätigkeiten etwas näher beleuchtet und den ich deshalb hier noch einmal zitieren möchte:

Wenn ich mich bei meinen früheren Suchen nicht zu dumm angestellt habe, ist das erstaunlicher Weise der erste Beitrag in dem eine Studentenverbindung auftaucht. (Und erst mal danke Tom, dass Du nicht „Burschenschaft“ geschrieben hast!)

Zur Begriffklärung in den Kommentaren: Das Ding heißt „Schläger“ – ja wirklich – oder auch „Speer“. Und wird aus der Scheide heraus blank gezogen. (Jetzt bitte je nach geistiger Nähe zur Pubertät ein wenig grinsen, heimlich kichern oder schmutzig lachen!). Den Schläger/Speer für „Repräsentationszwecke“ – wie Beerdigungen, Hochzeiten und Verbindungsfeierlichkeiten – nutzen übrigens auch viele nichtschlagende Verbindungen.

Die Studenten, die auf die Art die letzte Ehre erweisen sind im vollen Wichs gekleidet (bitte hier wieder den Kommentar in der obigen Klammer beachten).

Und als Mitgleid zweier Studentenverbindungen habe ich auf einigen Beerdigungen chargiert (das ist der Fachbegriff, tut mir leid, dass sich hier zumindest auf Anhieb keine sexuellen Assoziationen bilden lassen). Eine dieser Beerdigungen wird mir immer im Gedächtnis bleiben.

Durch Zufall erfuhren wir vom Tod eines Alten Herrn (das sind diejenigen, die das Studium hinter sich haben und die Verbindung finanziell und oft auch durch Anwesenheit und Engagement unterstützen). Er war Demenzbedingt seit über einem Jahrzehnt nicht mehr bei uns, wir kannten ihn nicht persönlich, auch sonst hatte er wegen seiner Krankheit keine Kontakte mehr. Am Grab standen letztlich sein gesetzlicher Betreuer, der Pfarrer und die drei Chargen seiner Verbindung. Eigentlich eine traurige Situation, die mir aber verdeutlicht hat, was das Prinzip der lebenslangen Freundschaft, das wir uns geschworen haben, bedeutet. (Sicher, es hätte viel mehr Kontakt auch in den Jahren seiner Demenz geben müssen, aber bei dem Krankheitsbild fällt das leider sehr sehr schwer!)

Entschuldigt bitte, wenn ich Euch hier solch einen langen Text zumute, aber zum einen war es mir wichtig, die Begriffsverwirrung ein wenig aufzulösen, zum anderen wollte ich auch gerne eine im Kontext des Bestatterweblogs halbwegs passende Geschichte loswerden, die mich damals wie heute davon überzeugt, welche wichtige Funktion Studentenverbindungen auch erfüllen können.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

Keine Schlagwörter vorhanden

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)