Ich finde es immer schön, wenn Damen oder Herren, denen der Verstorbene zu Lebzeiten etwas bedeutet hat oder die einer Gruppe oder Organisation angehören, die dem Verstorbenen etwas bedeutet hat, bei der Trauerfeier oder Beerdigung in besonderer Weise Abschied nehmen.
Man kennt das beispielsweise aus dem Fernsehen, wenn in amerikanischen Serien Polizeibeamte bestattet werden und Dutzende von Polizisten in Paradeuniformen am Grab Spalier stehen. Das geht bei uns leider nicht, da unsere Polizisten jahrelang wie schäbige Förster verkleidet waren und jetzt eine Funktionskleidung wie zweitklassige Wachdienste bekommen haben. Aber Spalier stehen und Totenwache halten, das geht auch in schäbigblau.
Aber auch Feuerwehrleute, Rettungskräfte, Angler, ja sogar Schachspieler können Spalier stehen und einer Totenfeier besonderen Glanz oder eine persönliche Note verleihen.
Über studentische Verbindungen hatte ich erst gestern etwas geschrieben und dazu erreicht uns ein Kommentar, der die verschiedenen Begriffe und Tätigkeiten etwas näher beleuchtet und den ich deshalb hier noch einmal zitieren möchte:
Wenn ich mich bei meinen früheren Suchen nicht zu dumm angestellt habe, ist das erstaunlicher Weise der erste Beitrag in dem eine Studentenverbindung auftaucht. (Und erst mal danke Tom, dass Du nicht „Burschenschaft“ geschrieben hast!)
Zur Begriffklärung in den Kommentaren: Das Ding heißt „Schläger“ – ja wirklich – oder auch „Speer“. Und wird aus der Scheide heraus blank gezogen. (Jetzt bitte je nach geistiger Nähe zur Pubertät ein wenig grinsen, heimlich kichern oder schmutzig lachen!). Den Schläger/Speer für „Repräsentationszwecke“ – wie Beerdigungen, Hochzeiten und Verbindungsfeierlichkeiten – nutzen übrigens auch viele nichtschlagende Verbindungen.
Die Studenten, die auf die Art die letzte Ehre erweisen sind im vollen Wichs gekleidet (bitte hier wieder den Kommentar in der obigen Klammer beachten).
Und als Mitgleid zweier Studentenverbindungen habe ich auf einigen Beerdigungen chargiert (das ist der Fachbegriff, tut mir leid, dass sich hier zumindest auf Anhieb keine sexuellen Assoziationen bilden lassen). Eine dieser Beerdigungen wird mir immer im Gedächtnis bleiben.
Durch Zufall erfuhren wir vom Tod eines Alten Herrn (das sind diejenigen, die das Studium hinter sich haben und die Verbindung finanziell und oft auch durch Anwesenheit und Engagement unterstützen). Er war Demenzbedingt seit über einem Jahrzehnt nicht mehr bei uns, wir kannten ihn nicht persönlich, auch sonst hatte er wegen seiner Krankheit keine Kontakte mehr. Am Grab standen letztlich sein gesetzlicher Betreuer, der Pfarrer und die drei Chargen seiner Verbindung. Eigentlich eine traurige Situation, die mir aber verdeutlicht hat, was das Prinzip der lebenslangen Freundschaft, das wir uns geschworen haben, bedeutet. (Sicher, es hätte viel mehr Kontakt auch in den Jahren seiner Demenz geben müssen, aber bei dem Krankheitsbild fällt das leider sehr sehr schwer!)
Entschuldigt bitte, wenn ich Euch hier solch einen langen Text zumute, aber zum einen war es mir wichtig, die Begriffsverwirrung ein wenig aufzulösen, zum anderen wollte ich auch gerne eine im Kontext des Bestatterweblogs halbwegs passende Geschichte loswerden, die mich damals wie heute davon überzeugt, welche wichtige Funktion Studentenverbindungen auch erfüllen können.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Das abwertende Wort [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Knallcharge]Knallcharge[/url] stammt nicht etwa auch aus diesem Zusammenhang? Falls ja, bedarf der derzeitige Wikipedia-Eintrag (13. Oktober 2010) einer Bearbeitung.
Gott, Ehre, Freiheit, Vaterland?
Das ist mir zu stumpf.
Vielen Dank für die Informationen. Hilfreich, zudem unterhaltsam geschrieben.
@2: Wie schön, dass alles soooo klar ist.
Was damit gemeint ist, nämlich die demokratische Einheit der damals zersplitterten deutschen monarchischen Kleinstaaten, ist die aber bewusst?
Und dass es Unterschiede gibt – zwischen den Verbindungstypen, den Verbindungen, den Mitgliedern?
Aber wie tickt doch der deutsche Michel? Lieber hüte ich meine Vorurteile, als dass ich mir eine andere Beschäftigung suchen muss. Es bleibt aber dabei: Keimzelle von Einheit (nicht der 1989, sondern davor) und Demokratie waren die Studenten. Ob’s einem passt oder nicht.
Wenn schon, dann sollte man auch die kritischen Stimmen zu Burschenschaften/ Verbindungen zu Wort kommen lassen.
So als kleine Beispiele:
– Bei den meisten derartigen Vereinigungen sind Frauen maximal als schmückendes Beiwerk auf Festen erwünscht.
– Ebenso sind ausländisch aussehende Leute nicht auf dem Gelände erwünscht
– Die Vorstellungen waren vielleicht Anfang des 19. Jahrhunderts fortschrittlich, sind aber leider dort stehengeblieben.
Woher ich das weiß?
Persönliche Erfahrung, Erfahrung von Freunden etc.
Ein kleiner Anfang:
http://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft#Kritik
Übrigens finde ich die Grundidee des Lebensbundes, des gegenseitigen Helfens sehr gut. Das lässt sich aber auch leicht ohne solch merkwürdige Strukturen umsetzen.
@ Tom
Das soll nichts gegen dich sein.
Es gibt allerdings diese Diskussion gerade an den Unis und daher denke ich, dass wenn diese auch hier aufgemacht wird, was ich schade fände, auch die entsprechende andere Seite auftauchen sollte.
@4 Ganz unrecht hast du damit nicht, aber dann solltest du bitte auch dazusagen, dass es sehr wohl damals schon um so eine Art deutsche „Leitkultur“ ging (wenn man von den Studentenverbindungen in heutigen Sinne ausgeht). Und spaetestens seit der Kaiserzeit war auch der damals verbreitete Antisemitismus in den Verbindungen angekommen.
Was dann spaeter noch kam, wuerde hier wohl den Rahmen sprengen.
Hinzu kommen noch die von @5 kritisierten Punkte. Ich bin vor Jahren mal an das Regelwerk des VVdST rangekommen, was da teilweise drin steht ist das Gegenteil von modern und freiheitlich: Hierarchie und Nationalismus (wenn man das Patriotismus nennt, wird es nicht besser).
Leider deckt sich das auch mit eigenen Erfahrungen mit Verbindungsstudenten (vor allem den VdStlern), auch wenn die sicher nicht alle so sind, keine Frage.
Die Burschenschaften waren übrigens in der Vormärz-Zeit maßgeblich in die Frage nach einer Verfassung involviert.
Schwarz Rot Gold waren die Farben der Jenaer Burschenschaft. Am Wartburgfest 1817 waren Studenten aus vielen deutschen Ländern beteiligt. In den Karlsbader Beschlüssen 1819 wurden die Burschenschaften unterdrückt.
Dies alles waren Schritte hin zur Paulskirche 1848; das Paulskirchenparlament war das erste deutsche vom Volk gewählte Parlament und es ging sowohl um die deutsche Einigung als auch um eine Verfassung. Nach dem Scheitern der Paulskirche wurde die deutsche Einheit dann 1871 bekanntlich ja von „oben“ durch Bismarck vollzogen.
Auch ich finde die Ausführungen informativ und unterhaltsam.
Ich habe zu einer Verbindung regelmäßig durch zwei Freunde, die dort mittlerweile „Alte Herren“ sind, Kontakt. Die genannten Kritikpunkte treffen auf diese Verbindung nicht zu. Wenngleich ich sagen muss, dass ich dergleichen durchaus von anderen Verbindungen mitbekommen habe.
@5: Du hast gleichzeitig recht und auch unrecht. Nicht nur gibt es viele verschiedene Verbindungen, es gibt auch verschiedene Verbindungsarten (Burschenschaften, Corps, Turnerschaften etc.) mit unterschiedlichen Dachverbänden (z.B. bei den Corps‘ Weinheimer und Kösener etc.)
Sicherlich gibt es Verbindungen, die noch nicht in der heutigen Zeit angekommen sind, aber deshalb ALLE Verbindungen über diesen Kamm zu scheren wäre ähnlich, als würde man sämtliche politischen Parteien an Herrn Sarrazin oder Herrn Seehofer beurteilen.
[quote] Gott, Ehre, Freiheit, Vaterland? Das ist mir zu stumpf. [/quote] Ich bin zwar auch kein Fan von Studentenverbindungen und Burschenschaften, aber soo einfach ist es doch nicht. Da gibt es ganz unterschiedliche politische und konfessionelle Ausrichtungen; mag sein, dass die politische Sitzbodenlandschaft nicht mehr ganz mit der heutigen Zeit übereinstimmt, aber das liegt eher daran, dass sie in der Realität des 19. Jahrhunderts wurzeln, die sie fast komplett abbilden: nur fast, weil Monarchisten dort oft gar nicht gern gesehen wurden. Die Tradition ist keine schlechte! Aber viel wichtiger ist, dass sie ganz unterschiedliche Menschen zusammenbringen, die sich sonst vielleicht nicht zusammenfänden, und für lebendige Gemeinschaft sorgen, in der man sich entspannt, singt, diskutiert und Witze reißt und das Leistungs- und Konkurrenzdenken einfach mal außen vor lässt. Feierabend eben – so wie in jedem Verein – ob man dabei Schach oder Fußball spielt, singt, kegelt oder sonstwas macht, ist fast nebensächlich. Und die Bindung gilt lebenslänglich und ist belastbarer als so manche Ehe 😉 Studentenverbindungen haben daher IMHO ihre Daseinsberechtigung, wer sich dort – wie… Weiterlesen »
Wie gesagt, ich wollte diese Diskussion hier nicht aufmachen. Wie sich die Verbindungen nennen, ist weitestgehend auf die Gründung dieser zurückzuführen. Die arten der Verbindungen unterscheiden sich leider nicht sehr wesentlich voneinander, auch wenn man das von Seite der Verbindungen oft zu hören bekommt. Die Unterschiede sind größtenteils rein formal. Leider. Natürlich mag es die eine oder andere Ausnahme geben, nur warum ist davon nichts wahrzunehmen? Am ehesten gibt es eine Verbrüderung mit den extremsten dieser Vereinigungen. In der heutigen Zeit sind sie nur insofern angekommen, als dass moderne Mittel der Kommunikation und Werbung für sich genutzt werden. Die dahinter stehende Ideologie hat sich leider nicht wesentlich verändert. Nationalismus, auch als Patriotismus getarnt, Elitedenken, latente Judenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit etc. war am Anfang des 19. Jahrhunderts durchaus Modern, Üblich und teilweise Fortschrittlich. Inzwischen hat sich aber einiges getan. Dennoch sind das Ideale, die wenn auch nicht offen (vgl. Außenwirkung und Werbung), so doch intern immernoch vorherrschen. Erst letzte Woche wieder erlebt. Die wenigen Ausnahmen im Verbindungswesen, die z.B. Frauen zulassen werden von den meisten anderen Vereinigungen gemieden.… Weiterlesen »
Den Vorwurf, Studentenverbindungen seien nicht in der heutigen Zeit angekommen, kann ich nicht gelten lassen.
Der Gebrauch der Hieb- und Stichwaffen stammt daher, dass Studenten weite Strecken über Land reisen müssen, um zu ihrer Universität zu gelangen. Auch heute sind einige Universitätsstädte nicht sicher, besonders nachts.
Hier sieht man zum Beispiel einen [url=http://www.independent.co.uk/multimedia/archive/00025/helmand_opium_25881t.jpg]Biologiestudenten[/url] bei einer Feldexkursion in einem abgelegenen Gebiet, wo eine hier ausgestorbene Pflanze zum Glück noch häufig vorkommt.
Heh, interessant, wieder was gelernt.
@12 (turtle of doom), letzter Absatz: Böse, aber amüsant.
@turtle
richtig, die Exkusionen. Ich hatte IMMER scharfe Waffen (Messer, Skalpell, ect) dabei. Gelegentlich hatten wir auch archaischere Waffen, wie Netze, dabei. Auch ein Klappspaten wurde hin und wieder mitgeführt.
… was bislang nicht genannt wurde: in den meisten Verbindungshäusern gibs einen Papst. :-O 😀
Was hat es denn nun mit dem bei der Verbindung gelernten „Prinzip der lebenslangen Freundschaft“ zu tun, wenn drei Menschen bei einem Verstorbenen „chargieren“, den sie nicht kennen und mit dem sie zu Lebzeiten nie Kontakt hatten?
@5 und viele andere: Vivat, crescat, floreat Vorurteile. Wie schön, dass Personen von außerhalb meinen, sich ein Bild machne zu können. Ein vollständiges, oder zumindest „für die meisten“. Wenn ich ein WG-Portal anschaue, dann sind 70% der WGs „nur Frauen“ oder (seltener) „nur Männer“. Bei Verbindungen ist es mal andersherum. Nur schmückendes Beiwerk? Nunja… Wir haben Freundinnen und „Gästinnen“, unterhalten uns, feiern mit ihnen, tanzen mit ihnen (das ist das, wo sich zwei Personen nach bestimmtem Schema bewegen!) – und offenbar fühlen sie sich wohl, denn sie kommen wieder. Ohne Handschellen, ohne Zwang, ohne Geschenke. Bzgl. des Lebensbundes trotz „Nicht-Kennens“: Gerade das macht es aus. Da kommt jemand nach 25 Jahren (erlebt!) vorbei, kennt keinen – und man ist gleich per du. Wie läuft das denn heute mit dem Studium, sind die Professoren immer noch so, etc pp. Traditionen sind nicht gleich fortschrittsfeindlich. Ganz im Gegenteil. Wir machen seit dem 18., 19. Jahrhundert das, was heute als GANZ modern gilt: Networking. Tausende Kontakte, Anlaufstellen in hundert Städten über den jeweiligen Dachverband, all sowas. Das ist… Weiterlesen »
@15:
Nicht nur das. Neben dem Papst in jedem (aus meiner Sicht 😉 ) „richtigen“ Verbindungshaus gibt es bei einem Dachverband sogar einen Papst in den Reihen der Mitglieder: Ratzinger war/ist(?) Mitglied im CV, einem katholischen Dachverband. Die haben übrigens meist keine Päpste auf den Häusern. Die nennen das ganze angeblich lieber Luther… 😉
@ 18:
Aha. Der Papst benutzt zum Papsten also nicht den Papst, sondern Luther. :-O
Wobei ich davon ausgehe, dass es sich bei Papst und Luther um vergleichbare Modelle handelt. 🙂 😀
Es gibt da sicher so ne und solche, wie man hier zu sagen pflegt. Da ich es nicht aus eigener Erfahrung beurteilen kann, bin ich auf den Eindruck von Außen angewiesen, und da sind dann zunächst die schon mehrfach genannten Stereotypen und Vorurteile auf dem Tisch. Die pauschale Verurteilung der Verbindungen ist sicher zu bequem, und ist zum Teil auch darin begründet, dass sie als Teil der vor-68er Universitätskultur angesehen werden – was bei dem mitunter schizophrenen Verhältnis der Deutschen zu ihrer Geschichte einer automatischen Zuordnung in die rechte Ecke gleichkommt. Ich gebe dazu kein Urteil ab, weil ich mich schlicht nicht auskenne.
Eine Sache verstehe ich allerdings trotzdem nicht: Was haben schlagende Verbindungen in der heutigen Zeit zu suchen? Das ist in meinen Augen ein archaisches Mannbarkeitsritual, das ich nicht nachvollziehen kann – das ist nun wirklich überholt. Es gibt nur noch wenige schlagende Verbindungen, sicherlich, und das zu Recht.
Als Alter Herr eines Corps habe ich auch einige Beerdigungen von Corpsbrüdern miterlebt. (Bevor die „Gott, Ehre, Vaterland sind doof!“-Rufer loslegen: Corps haben das Toleranzprinzip, wir haben diverse Glaubensrichtungen wie auch Nicht-Gläubige, verschiedene politische Richtungen, Lebensweisen und – festhalten! – Migranten und Ausländer bei uns vertreten.) In den vorherigen Beiträgen wurde schon einiges zur Bedeutung der Präsenz bei Beerdigungen gesagt. Dazu möchte ich ergänzen, dass die Präsenz häufig noch weit über die Beerdiung hinausgeht. Das beginnt bei vielen Verbindungen schon früher mit der Kontaktpflege. Noch vor wenigen Jahren, in meiner Aktivenzeit, waren wir häufig in der Republik unterwegs. Dabei haben wir immer wieder die Gelegenheit genutzt, Alten Herren, die selbst nicht mehr auf das Haus kommen konnten, kurze Besuche abzustatten. Diese Art der Kontaktpflege war gerade für die alten Alten Herren besonders wichtig. Bei den Beerdigungen waren fast immer zahlreiche Corpsbrüder angereist, was zusammen mit dem Chargieren dem Ganzen jedes Mal einen besonderen Rahmen gab. Nach der Beerdigung wurde, wenn gewünscht, auch der Kontakt zu den Witwen gehalten, die dann weiter auf dem Laufenden gehalten… Weiterlesen »
@ Dennis (21) Die Soziale Komponente will ich gar nicht angreifen. Die ist da, und die finde ich auch gut. Ich hätte auch kein Problem damit, wenn ich auf einer Beerdigung bin und dort entsprechend verfahren wird. Das gehört dann eben zum Leben desjenigen dazu. Was ich kritisiere, ist die extrem Konservative bis weit rechte Einstellung studentischer Verbindungen, ebenso, wie das Ausschließen von Menschen aufgrund Geschlecht, Herkunft oder politischer Anschauung. Hab ich wie oben beschrieben schon live erlebt. Wie von 17 beschrieben sind Frauen nicht Mitglieder. Können es auch nicht werden. Ist ja bei nicht wenigen Verbindungen so. Das widerspricht irgendwo dann doch dem sozialen Anspruch. Genauso dem Fortschritt. Und es gibt durchaus Gemeinschaften, die genau die gleichen sozialen Vorteile liefern, aber keine der angesprochenen Nachteile haben. Schöne Sache. Wie das mit dem Studium läuft? Bei uns ganz entspannt. Da ist man auch mit diversen Profs per du. Ebenso, wie mit jedem der zur Tür hereinkommt. Und noch etwas. Fechten, nein. Aber genug Sportarten gemacht, die einen Guten Einblick vermitteln. Wie gesagt, ich wollte das… Weiterlesen »
Achja, böse wir nehmen keine Frauen auf und tragen archaische Mannbarkeitsrituale aus… das Mannbarkeitsritual ist zwar im Punkto Gefährlichkeit weit weg von den meisten Extremsportarten oder auch nur dem allseitsbeliebten Fussball aber das nur so nebenbei.
Warum wir keine Frauen aufnehmen, weil wir es nicht wollen. Weil wir Ihnen die Arbeit und den Ärger ersparen den wir uns ab und an gegenseitig machen. Es hat was mit dem einfachen Gentleman-Agreement zu tun, das Frauen die in unsere Häuser kommen einfach spaß haben sollen ohne sie mit Arbeit zu belasten. Wenn Mädels sich selbst eine Verbindung gründen wollen, so haben zumindest meine beiden Verbindungen stehts gerne aufbauhilfe geleistet und wenn eine Freundin ein Praktikum sucht, so werden auch mal gerne unsere Alten Herren gefragt. Nur weil Frauen nicht in den engeren Kreis einer Verbindung gehören so sind sie doch nicht aus dem Leben der Verbindung wegzudenken, wer glaubt das wir nur gackernde Hühner auf dem Haus haben die sich mit ein wenig Sekt abspeissen lassen, sollte selbst an seinem Frauenbild in der modernen Gesellschaft arbeiten.
Ich zitiere 21: Corps haben das Toleranzprinzip, wir haben diverse Glaubensrichtungen wie auch Nicht-Gläubige, verschiedene politische Richtungen, Lebensweisen und – festhalten! – Migranten und Ausländer bei uns vertreten. Darauf antwortet 22: Was ich kritisiere, ist die extrem Konservative bis weit rechte Einstellung studentischer Verbindungen, ebenso, wie das Ausschließen von Menschen aufgrund Geschlecht, Herkunft oder politischer Anschauung. Ich rate 22, die Diskrepanz eingehend wirken zu lassen… ich bin selbst in einem Corps aktiv, und kann 21 nur restlos bestätigen. Bei uns gibt es Russen, Perser, Chinesen; Katholiken, Orthodoxe, Muslime; Sozis, Liberale, Nationalisten. Dabei kulminiert die Glockenverteilung zwar im Bereich der bürgerlichen deutschen Mitte, aber das ist erstens stochastisch vorhersehbar und bietet dadurch zweitens keinerlei Angriffsfläche für Unterstellungen des tendenziösen Kaderschmiedens. Beschränkt eine Verbindung eines der genannten Felder, ändert dies erst einmal nichts am letzten Satz; natürlich aber zieht dies jene an, die (auch gesellschaftsweit) radikal restriktiv vorgehen möchten. Zu überwachen, dass dies nicht überhand nimmt, obliegt der einzelnen Verbindung, und bei allen, die ich bisher persönlich besucht habe, klappt das auch augenscheinlich ganz gut. (Jedenfalls wurden… Weiterlesen »
@ 24: Also eine extrem charakterbildende Erfahrung war für mich das Bestehen des Studiums selbst… bei jeder grösseren Arbeit wie eine Masterarbeit kommt man an einen Punkt, wo man am liebsten losheulen und alles aufgeben will. Trotzdem zieht man es durch. Sonst kann ich ja immer noch alleine für ne Woche in den Bergen mit dem Zelt herumwandern. Bildet den Charakter auch – man muss sich alleine durchschlagen. Geringe Chance auf Erfolg, Rückreise fraglich – nix wie los! 😛 Aus deiner Antwort lese ich auch einige vorgestrige Ansichten heraus. Erstens Mal wollt ihr keine Frauen aufnehmen, weil ihr befürchtet, bei der Mensur könntet ihr das zarte, schöne Gesicht einer Frau verletzen. Das heisst, ihr setzt voraus, dass alle Frauen zarte, schöne Gesichter haben – und das ist eine Reduktion der Frau auf die Äusserlichkeiten. Würdet ihr also hässliche Frauen aufnehmen? 🙂 Warum gilt das nicht für hässliche Männer? Mit Frauen seien tiefe Freundschaften nicht möglich? Oh… warum habe ich dann solche? Was tut ihr eigentlich mit Homosexuellen? Die könnten sich ja auch in jemand anderes… Weiterlesen »
@25: Natürlich, man kann seinen Charakter auch auf andere Weise bilden, und das tut hier auch eigentlich jeder – ich trekke selbst und fliege Hängegleiter, um einmal allein auf Extremerfahrungen abzuheben. Aber selbst die extremsten Erfahrungen, die ich dabei gemacht habe – ob ich nun fast in der skandinavischen Wildnis erforen wäre, oder ob mich eine unerwartete Bö unkontrollierbar hundert Meter in die Höhe schleuderte – waren mit der Mensur vergleichbar. Mit einer scharfen Waffe jemandem gegenüberzustehen und ihn gerade nicht verletzen zu wollen, sondern nur seine eigene Haut zu schützen (ja, das ist tatsächlich Sinn und Zweck der Mensur, zumindest in unserer Tradition!), und dabei die bangen Gesichter der Corpsbrüder zu sehen, die das alles selbst durchgemacht haben, bringt unheimlich nah zusammen und macht gleichzeitig wehrhaft, mutig und aufrecht im Charakter. Dass das heute unliebsame Vokabeln sind, ist traurig, hält mich aber nicht davon ab, dieses Ziel zu verfolgen, denn wer diese Sitatuiion einmal durchlebt hat, den kann wenig schrecken. Zu den vorgestrigen Ansichten – wie gesagt, das erste ist ein gefühlter, persönlicher Grund.… Weiterlesen »
Hab die Diskrepanz wirken lassen.
Sehe keinen Bedarf für Anpassung. Grund: Siehe oben und unten.
„Im Kampfsport sehe ich das übrigens anders, da bleiben aber keine dauerhaften Narben zurück.“
Sehe ich an mir anders.
Ebenso das mit Beziehungen zum anderen Geschlecht.
Aber man kann natürlich auch sehr gestrige Ansichten mit sehr gestrigen Argumenten begründen.
Fortschrittlich bzw. Gegenwärtig ist das nicht.
„Also, informiert euch, lest ein Buch, geht bei einer lokalen Verbindung aus jedem Dachverband vor Ort zu Besuch; bevor ihr aber das nicht getan habt, unterlasst bitte jegliche unqualifizierte Agitation, wenn ihr euch auch nur für ansatzweise intelligent haltet.“
1. Check
2. Check
3. Check
Siehe oben.
Mal ne Frage, wieso sollte ich versuchen im Kampf jemanden nicht zu treffen?
Wie wäre es denn mit Schutzausrüstung, gepolsterten Waffen etc., oder ist das nicht männlich genug?
Zu Extremerfahrungen: Schonmal Escrima Vollkontakt betrieben?
Pikaro hat ja schon alles sehr gut dargestellt, daher möchte ich hier nur wenig ergänzen: Auch für Homosexuelle gilt das Toleranzprinzip. Ich habe mehrere offen homosexuelle Corpsbrüder, die auch zum Zeitpunkt ihres Eintritts keinen Hehl aus ihrer Orientierung gemacht haben. Für uns war und ist das kein Problem. Ob der einzelne Corpsbruder nun eher auf Frauen, Männer oder doch lieber beide steht, hindert ihn ja nicht daran, sich genauso in die Gemeinschaft einzubringen und unsere Ideale zu leben wie jeder andere auch. Und das ist es, was zählt. Dass dies nicht überall so gesehen wird, vor allem bei eher konservativen und/oder religiös geprägten Verbindungen, muss dabei aber auch klar sein. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, wie er es denn gerne hätte. Wenn man mit Verbindungen etwas anfangen kann und Interesse hat, wird sich auch unter den vielen Verbindungen etwas passendes finden. Als linkslibertärer Atheist geht man dann vielleicht zu einem Corps, statt zu den Katholiken oder einer konservativeren Burschenschaft. Oder als Sportler zur Turnerschaft. Frauen stehen in fast allen Universitätsstädten Frauen- und gemischte… Weiterlesen »