In einem meiner vorherigen Artikel ist vom inhaltsreichen Händeschütteln die Rede.
Das hat einige Blogleser dazu veranlaßt, anzunehmen es handele sich hierbei um die Aufforderung zur Bestechung mit einer kleinen Banknote.
Nichts liegt mir ferner, deshalb möchte ich kurz das inhaltsreiche Handschütteln erklären:
Die Person mit Schüttelabsicht, der sogenannte Schüttler, stellt sich dem zu Beschüttelnden in aufrechter Haltung gegenüber, wobei es sinnvoll ist, daß auch der zu Beschüttelnde sich in einer ebensolchen aufrechten Haltung befindet.
Alsdann ergreift der Schüttler beherzt mit seiner rechten Hand die rechte Hand des zu Beschüttelnden. Nun legt der Schüttler noch seine linke Hand auf die zum Schüttelakt verbundenen rechten Hände des Schüttlers und des zu Beschüttelnden. Dies strahlt zusätzliche Wärme und Verbundenheit aus. Die so bedeckten und verbundenen Hände werden nun einige Male auf und ab bewegt, was der sogenannte eigentliche Schüttelakt ist. Zwei bis drei Auf- und Abbewegungen sind ausreichend, mehr wird oft als übertrieben empfunden.
Während des Vollzugs des eigentlichen Schüttelaktes schauen sich der Schüttler und der zu Beschüttelnde tief in die Augen, wobei der Schüttler durch leicht hochgezogene Augenbrauen und sonst etwas entspannter Gesichtsmimik oberhalb des Trigeminusnerves Dankbarkeit in seinen Blick legt. Unmittelbar nach dem Schüttelakt und dem Aufsetzen des Dankbarkeitsgesichtes, kann die Mimik wieder in die Alltagsstellung zurückgefahren werden. Nun sind die Hände voneinander zu lösen, wobei zuerst die aufgelegte linke Hand entfernt und dann die rechten Hände des Schüttlers und des zu Beschüttelnden voneinander getrennt werden. Genau in diesem Moment sagt der Schüttler dann entweder „Danke“ oder bringt einen Wunsch vor.
Die sorgfältige Einhaltung der in diesem Tip gegebenen Hinweise führt unabdingbar zum Erfolg.
Es ist im Übrigen unhöflich, wenn der Schüttler feuchte, verschwitzte Hände hat! Ein kleines Stückchen Papier als Trennlage zwischen den rechten Händen wirkt da wahre Wunder und ist als Zeichen besonderer Höflichkeit zu verstehen. Es ist durchaus nichts Ungewöhnliches, wenn dieses Papier dann an den ebenfalls feuchten Händen des zu Beschüttelnden hängenbleibt. Aus Höflichkeit und weil er der Letztbenetzer des Papieres war, wird der zu Beschüttelnde die Entsorgung der trennenden Papierlage vornehmen.
Es sind oft die kleinen Höflichkeiten des Alltags, die Zwischenmenschliches erst menschlich machen.
—
Dieser Artikel ist im Podcast 27 auch in einer Audioversion erschienen.
Hervorgekramt aus dem Jahr 2009, weil’s so schön war!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Antonia, Büser, Sandy
Das ist die hohe Kunst der Satire.
Besser geht es nicht. Hut ab!
Großartig!
Da gibt es doch mit Sicherheit schon Firmen, von denen man solches Spezialpapier beziehen kann.
Und ich bin mir sicher, nicht in jeder Situation ist jedes Papier geeignet.
Du kannst doch sicher einen Tip geben, ob man zu solchen Gelegenheiten eine bestimmte Papierfarbe nutzt oder ob jegliche Papierfarbe da geeignet ist.
@3 Gut geeignet sind zum Beispiel edle Baumwollpapiersorten, die aus der Bundesdruckerei zu beziehen sind. Sie sind waschbar, was eine Wiederverwendung begünstigt und die Umwelt entlastet. Erhältlich sind sie mit verschiedenen Mustern, Farben, Bildern und Ziffernfolgen in Fachgeschäften und an Selbstbedienungsautomaten, jedoch nur in Ausnahmefällen in der Herrentoilette der Eckkneipe.
Es ging mir um die Farbe der Trockentuecher. Kann ja sein, dass sie eine gewisse „Mindestfarbe“ besitzen sollten…
In Anbetracht der zur Zweckerfüllung erfordrlichen Saugkraft ist unbedingt darauf zu achten, daß das Papier Textilfasern enthält, die Farbe ist eher sekundär, allerdings haben die etwas größeren Körperflüssigkeitsabsorber naturgemäß größeres Wirkpotential.
Mein besonderer Dank an Undertaker TOM für diesen hervorragenden Beitrag zur Volksgesundheit. 🙂
http://www.schuetteltuecher.de
oder
http://www.schuettelschutz.de
wären noch frei… 😉
(ja, ich weiß, dass es IDN-Domains gibt, aber die sehen be…scheiden aus.) 😉
also Tom, Loriot hätte das auch nicht besser schreiben können 😀
Großartig!
Lieber Tom, von Dir kann man doch ne Menge lernen.
Irgendwie weiß ich das zwar schon länger, mußte halt mal gesagt werden 🙂
schlicht,einfach und doch genial.
danke.
*rofl* vielen dank für die ausführliche beschreibung 😉
Klasse!
sehr sehr schön beschrieben!
Schüttelakt, hmmm
🙂
Ich denke die Größe des Papiertuchs ist von der Größe der zu erwartenden Dankbarkeit für den inhaltsreichen Händedrucks abhängig. Dabei sollte man allerdings beachten dass der Inhaltsreiche Händedruck gewissen Limitierungen im Maß der maximal auszudrückenden Dankbarkeit besitzt.
Eine Auswahl an verschiedenen Schütteltüchern gibt es hier:
http://www.eu-info.de/static/common/wfimage/f2fe363d18ee5182f2f9e737d9f4621d.jpg
Einer muss den Bogen ja spannen:
Also liebe Herren, bitte merken: Feucht schütteln nur mit einem Trennlappen *grinsel*
Ich bin auch gerade Beschüttelter – allerdings vor Lachen 😀
Das könnte man doch glatt 1:1 als DIN 0815 „Händeschütteln“ normieren 😉
Andere Länder andere Sitten. So ist zum Beispiel im Land über dem grossen Teich die Grösse der Schütteltücher genormt und mann nimmt gerne Votivbildchen von vergangenen Präsidenten. Insider sagen, dass die Fehldrucke mit einem Wissenschaftler anstelle eines Präsidenten einen sehr hohen Sammlerwert haben.
Bis 1989 nannte man diese Schütteltücher in der DDR „blaue Fliesen“. Es waren die einzigen Fliesen, die man falten konnte.
Für Spätgeborene: Es waren 100 Mark-Scheine West.
Herrlich.
Ein Klassiker.
Der „zu Beschüttelnde“, Wörter kann man hier lernen, toll