Carlos hat den Fehler begangen, auf die Nüsselschweif zu stoßen. Die kennt natürlich jeden hier im Viertel und machte sich gleich ihren ganz eigenen Reim. „Der arbeitet hier schwarz, das melde ich der Knappschaft, da werden sie schon sehen, was sie davon haben!“ tönt sie mir entgegen, schwenkt ihre genbefreite Teetasse und beantwortet meine Frage, was sie überhaupt bei uns sucht mit den Worten: „Ich? Na ich will mich um die Familie Pörtensiepen kümmern. Die brauchen jetzt professionelle Hilfe und bei der Gemeindeverwaltung haben die gesagt, ich soll mich wegen der Bestattung an Sie wenden.“
„Und was wollen Sie da machen? Etwa bezahlen?“
„Na, wo denken Sie hin? Ich will mal einen Blick über den Auftrag werfen, ob es da nicht noch Sparpotential gibt.“
„Sie können gerne mal einen Blick wohin werfen, wo es ganz dunkel ist.“
„Wie bitte?“
„Und sie können mal ganz schnell gehen, Sie haben hier nichts verloren und für die Familie Pörtensiepen gäbe es nichts Besseres, als wenn Sie denen nicht helfen würden.“
„Unverschämtheit, das!“
„Und tschüß!“
„Ich gebe das an die Arbeitsverwaltung weiter. Jeder Schwarzarbeiter stiehlt drei anderen die Arbeit.“
„Tschühüß!“
Sie drückt Carlos die Tasse in die Hand, wirft ihren Schal schwungvoll über die Schulter und stampft davon.
Auf ihrem Weg zur Tür, rempelt sie Antonia an und die sagt nur: „Hoppla!“
Das allerdings ist der Nüsselschweif zuviel und sie bleibt wie angewurzelt stehen: „Impertinente Person!“
„Was?“ fragt Antonia zurück, die wie sich später herausstellt, ‚impotente Person‘ verstanden hat und tief Luft holt: „Was fällt Ihnen denn ein? Sind Sie noch ganz gebacken? Erst rempeln Sie mich an und dann beschimpfen Sie mich auch noch?“
„Ich habe Sie nicht beschimpft, ich habe nur die Wahrheit gesagt“, motzt Frau Birnbaumer-Nüsselschweif unsere Antonia an und dreht sich um. Antonia entfährt ein „Fettes Wrack!“ und die Nüsselschweif, die doch gerade erst abgenommen hat, erstarrt zur Salzsäule und dreht sich wie in Zeitlupe um: „Was haben Sie da eben zu mir gesagt? Fettes Wrack?“
Antonia guckt ganz unschuldig und sagt: „Aber wie kommen Sie denn darauf? Ich habe nur ’netten Tag‘ gewünscht, mehr nicht.“
„Sie sind mein Zeuge! Sie bezeugen mir das!“ ruft das Brüsselschwein und zeigt mit dem Finger auf Carlos. Der zuckt mit den Achseln: „Ich Ausländer, nix Zeuge, ich katholisch, nix Jehova.“
„Das ist ja die Höhe! Sie alle sind mein Zeuge, daß ich hier beleidigt worden bin!“
Jeder guckt in eine andere Richtung, Antonia pfeift ein Liedchen, Carlos scharrt mit einem Fuß und starrt in die linke obere Ecke des Raumes und ich gucke, als ob ich kein Wässerchen trüben könnte.
„So ist das also. Na fein, dann werden Sie ja noch sehen was Sie davon haben. Der Zoll, ach was sag ich, der Bundesgrenzschutz wird ihre Bude hier auf den Kopf stellen und solange alles durchförstern, bis auch der letzte Schwarzarbeiter aufgeflogen ist.“
Carlos hört auf zu scharren, langsam dreht sich sein Kopf zur Birnbaumer-Nüsselschweif und recht leise sagt er: „Schwatzarrbeiter? Ich Schwatzarrbeiter? Ich bin nix Schwatzarrbeiter! Ich bin aus Portugal nixe Afrika. Habe zwölf Monate Arbeitsolosunterschdidsung gehabt und jetzt bin ich, Carlos Gastro-Poda de la Cruz Ich-AG. Schwatzarrbeiter, Frecheheit!“
Man hört nur noch, wie die Tür unserer Halle ins Schloß fällt, dann ist die Birnbaumer-Nüsselschweif endgültig verschwunden.
Irgendwann nachher muß ich mal mit Antonia reden. Einerseits finde ich es natürlich klasse wie sie der Nussbaumer-Bienensteiß den Schneid abgekauft hat. Aber sie ist eine Angestellte, hat nicht den ganzen Vorfall von Anfang an mitbekommen und darf sich im Grunde eine solche Beschimpfung nicht erlauben. Ich werde ganz vorsichtig vorgehen müssen, aber ich muß.
Für den Moment auf jeden Fall tippen sich alle an die Stirn und lachen.
Einer der Onkel kommt, „Mein Herr, bitteschön!“ und bittet mich zum Gespräch. Stimmt ja, die sind ja auch noch da.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: kabel
Hach, wie ist das schön! Man müsste bei Tom mal ne Doku-Soap drehen. Die Einschaltqouten wären gigantisch…
🙂 zum sterben komisch !
Och komm, Tom. Das haste doch nicht wirklich gemacht, oder? *g*
Aber schönes Ding *lachtränenwegwisch*
Ich finds immer klasse, wenn solche Spinatwachteln eins vor den Bug gekoffert kriegen. Wobei, so wirklich schwer sind die ja alle nicht zu verfehlen, bei durchschnittlicher Körbchengröße DD *g*
„Ich bin aus Portugal nixe Afrika.“
Herrlich! Allein dafür sollte es für Carlos Trinkgeld geben! 😉
Aber mal ernsthaft, was bilden sich solche Großraumwachteln eigentlich ein, einem „Mitbürger mit Migrationshintergrund“ einfach der Schwarzarbeit zu bezichtigen. Als wären das alles Verbrecher!
Antonias Auswuchs ist aber auch ne Nummer …
Also eigentlich hat Antonia doch ganz in Deinem Sinne gehandelt. Wenn auch auf ihre eigene Art. 😀
Hihi, ich bin mal gespannt, wie Tom Antonia in die Schranken weist. Mit Authorität hat ers ja nicht so (laut eigenen Angaben)^^
Und darauf, was da von den Onkeln jetzt noch kommt, freu ich mich auch schon.
oO
ich bin vernüsselschweift…
Gerade am Telefon. Es klingelte. Ich heb ab und meld mich mit:
„Birnbäumer-Nüsselschweif“
…ohmann. Wann is Wochenende?
Antonia hat doch den sie betreffenden Vorfall komplett mitbekommen.
Sie wurde angerempelt, hat sich impertinente Person nennen lassen müssen und hat statt einer Entschuldigung noch ein „ich habe nur die Wahrheit gesagt“ bekommen.
Wenn du das der Nüsselschweif durchgehen lässt musst Du dich nicht wundern, wenn Antonia die Sache auf ihre Art regelt.
@6
Wir sind Birnbaumer
Wir werden Sie vernüsselschweifen 8)
Hat Antonia fein gemacht 🙂
Und, wie ich finde, ist sie völlig im Recht, wie tyler schon beschrieb.
*g* Nr. 8 ist ein ganz bloeder_hund…
😉
Allerdings kann man sich „Recht haben“ oder „im Recht sein“ als Firma eher selten leisten. Auch wenn man es tut man gewöhnlich besser daran den Kunden als König zu behandeln, wie widerwärtig er auch sein mag.
Ich finde Firmen eher sympathisch, wenn sie Idioten als solche behandeln.
Und Beleidigungen finde ich werden viel zu ernst genommen. Klar gehört sich das nicht, aber wer wegen einer Beleidigung seelisch zerbricht sollte nicht vor die Tür gelassen werden. (2 Jahre Knast in Deutschland (§185 StGB), hallo geht’s noch?)
PS: Wer das liest ist doof! 😉
@Antonia: „Ich küsse Ihre Hand Madame…“ *zwitscher*
@Nr.13: Soso, ich bin also doof?
So nicht mein Herr, sooo nicht. Das muss ich mir nicht bieten lassen. Sie hören von meinem Anwalt.
Oder besser noch von meinem Schwager. Der ist Gärtner. Der kennt sich da aus.
*lach*
[i]»… und zeigt mit dem Finger auf Carlos. Der zuckt mit den Achseln: “Ich Ausländer, nix Zeuge, ich katholisch, nix Jehova.” …« [/i]
Gnihihihihihihi!
Pruuust!
Und Antonia verdient einen Orden! Jawoll, einen ORDEN! Aus Marzipan!
Huhuhuhuhuhuhhhh!
Ich finde das mit dem „wie ein König behandeln“ immer wieder interessant… wo wir doch seit bald 95 Jahren in Deutschland keinen mehr haben… 😀
Wenn der Kunde wie ein König behandelt werden will, sollte er sich nicht wie ein Narr benehmen…
Sie ist keine Kundin, folglich auch keine Königin.
Eher eine Prinzessin auf der Erbse.