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Katja und Ronny -3-

orgel

Ach was bin ich doch clever! Wow, der tolle Undertaker Tom hat es gestern geschafft, die Eltern von Ronny in die Richtung zu drehen, wie es Katja, seiner geschiedenen Frau, und seinen Kindern gefallen hätte.

Ich sag’s nochmal: Ronny und Katja stammen aus der ehemaligen DDR, haben zwei Kinder, waren mal verheiratet und Ronny hat hier eine Kneipe in die Pleite gefahren. Über das ist die Ehe zerbrochen und was folgte, war ein Scheidungskrieg. Mit dem Abstand einiger Jahre hatte sich das Ehepaar wieder angenähert, auch der Kinder wegen, am Ende wohnte/lebte man auch wieder zusammen wie eine Familie.

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Ronny ist nun verstorben und als Auftraggeberin tauchte Katja hier bei mir auf. Das ist nichts Ungewöhnliches und zunächst nehmen wir den, der hier den Auftrag unterschreibt auch als Auftraggeber an. Meldet sich ein anderer Bestattungsberechtigter oder erkennen wir aus den Personenstandurkunden, daß es da noch einen gibt, überprüfen wir von uns aus die Berechtigung des Auftraggebers. Aber daß eine geschiedene Frau ihren Ex-Mann beerdigt, ist nicht selten. Manche gehen schließlich auch ohne Streit auseinander und bei vielen gibt es auch gegenseitige Lebensversicherungen extra für diesen Zweck.

So kam also Katja zu mir, sehr getroffen, sehr in Trauer und traf die notwendigen Verfügungen inklusive einer Sargbeigabe der Kinder.

Dann waren aber die Eltern aufgetaucht, hatten sich als Bestattungspflichtige zu erkennen gegeben und wollten bewusst etwas ganz Anderes als die Ex-Schwiegertochter. Um allen Beteiligten eine persönliche Abschiednahme zu ermöglichen, habe ich mich bemüht, die Eltern auf die Wünsche der „Witwe“ zu drehen. Auch eine Inanspruchnahme unserer Trauerhalle konnte ich denen „andrehen“.
Natürlich versuchen wir immer, unsere Trauerhalle mit anzubieten, schon aus wirtschaftlichen Gründen, aber das macht für die Kunden keinen Unterschied, bzw. ist sogar günstiger. Eine Trauerhalle brauchen sie sowieso, nur daß unsere -aus wettbewerblichen Gründen- günstiger ist als die städtischen.
In diesem Fall ging es mir aber gar nicht ums Geld, sondern um die Tatsache, daß ich dann eine bessere Kontrolle über die ganze Sache habe.

Trotz aller Bemühungen meinerseits blieben aber die Eltern des Verstorbenen dabei, daß wohl die Enkelkinder, nicht aber die Ex-Schwiegertochter bei der Trauerfeier dabei haben wollen.

Geplant hatte ich daher insgeheim Folgendes: Wir machen eine Trauerfeier für die Eltern und die Familie und anschließend eine für die Witwe und Freunde des Ehepaares. Bei der ersten Trauerfeier hätten wir wunschgemäß das ‚Ave Maria‘ gespielt und bei der zweiten dann die Puhdys.

Mir ist nämlich nicht bekannt, daß es einem Toten schadet oder ihn belastet, wenn er zwei Mal ‚abgefeiert‘ wird.

Alle Beteiligten wären zu ihrem Recht gekommen und am Ende hätten wir Frieden, Freude, Eierkuchen gehabt.

Soweit also mein Plan. Also habe ich gestern Abend Katja angerufen und ihr von meinem Vorhaben erzählt. Au, hat die sich gefreut! Sie fand das prima, bedankte sich überschwänglich für meinen Einsatz und zeigte sich sehr, sehr zufrieden. Vor allem findet sie Klasse, daß ich ihr ihre Anzahlung wiedergeben kann.

Toll!

Ja und dann ruft die doofe Pute bei den Ex-Schwiegereltern an und brüstet sich mit ihrem vermeintlichen Triumph. Sie erzählt denen brühwarm, daß sie sich als Siegerin in diesem „Duell um den Toten“ fühlt und nun doch ihren Willen bekommt.

Sagen wir es mal so, der Vater war nicht nur eisig am Telefon, als er mich später anrief, der war antarktisch. Mir ist der Hörer quasi am Ohr festgefroren.

Er würden den Auftrag unverzüglich stornieren und einem anderen Bestattungshaus übertragen. Dann gäbe es eine private Trauerfeier ohne Sarg an einem Ort, den die Ex-Schwiegertochter garantiert nicht erfährt und danach eine anonyme Aschenbeisetzung. Zack, er legt auf.

Da sitze ich in meinem Büro und fühle mich so richtig Scheiße. Eigentlich habe ich es nur gut gemeint. Aber wie sagt man so schön: Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Mist!

Heute früh ruft mich Katja an, kleinlaut nimmt sie zur Kenntnis, was ich ihr zu erzählen habe und sie gesteht ein, gestern Abend etwas zu viel getrunken zu haben und deshalb so übermütig gewesen zu sein. Kurz darauf meldet sich Ronnys Mutter und ebenfalls eisig, aber gesprächsbereit.
In Anbetracht der Tatsache, daß ihr Sohn so verstümmelt sei und wir schon so viel Arbeit in die Einbettung usw. investiert hätten, habe man es sich insoweit überlegt, daß man den Auftrag doch nicht entzieht. Es gäbe aber einige Änderungen im Ablauf. Die Trauerfeier könne bei uns stattfinden, sie verbieten aber die Teilnahme der Schwiegertochter. Danach wird der Sarg ins Krematorium gefahren und bei dieser Fahrt will der Vater hinterherfahren, um sicherzustellen, daß es keine zweite Trauerfeier usw. gibt. Noch heute werden sie sich um ein Urnengrab in Schleswig-Holstein bemühen und die Urne soll an den geplanten Wohnort dort überführt werden.
Zack!

Ich versuche, wenigstens ansatzweise mein Verhalten zu erklären, doch erstaunlicherweise sagt sie: „Sie können da doch nichts dafür, diese Frau ist eine Schlange und die wird sie um den Finger gewickelt haben. Wir sind Ihnen nicht böse, aber jetzt wird alles so gemacht, wie wir es bestellen und bezahlen.“

Was soll ich machen? Der Kunde ist König und hier sind eindeutig die Eltern der Kunde. Wer die Musik bezahlt, der bestimmt auch was gespielt wird. So ist das eben.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#katja #ronny

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(©si)