Branche/Kommune

Kauft dieses Buch bitte nicht!

Als Autor, der auch Bücher über die Bestattungsbranche schreibt, stecke ich in einer Zwickmühle, wenn es um die Beurteilung anderer Bücher aus diesem Themenbereich geht. Zu schnell könnte mir vorgeworfen werden, ich beurteilte ein Buch nur deshalb schlecht, um meine eigenen Werke besser dastehen zu lassen.
Dabei erhalte ich oft Rezensionsexemplare. Gute Bücher empfehle ich hier gerne. Bücher, die ich schlecht finde, lasse ich dann einfach hier unerwähnt.

Deshalb bin ich ganz froh, daß ein Leser des Bestatterweblogs, sich die Mühe gemacht ein, ein wirklich übles Machwerk einmal näher unter die Lupe zu nehmen:

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Sehr geehrter Herr Wilhelm,

ich bin Auszubildender zur Bestattungsfachkraft und regelmäßiger Leser des Bestatterweblogs.
Ich möchte Sie auf ein Buch aufmerksam machen, dass jeder Bestatter einmal gelesen haben sollte, damit er weiß, woher die übelsten Gerüchte über unsere Branche kommen:

„Die Bestattungsmafia – Wie mit dem Tod Geschäfte gemacht werden“, von Peter Waldbauer

Laut eigenen Angaben des Autors arbeitete dieser vier Jahre lang als Sargträger und Bestattungshelfer in der Bestattungsbranche und hat aus seinen sogenannten Erfahrungen heraus dieses Buch verfasst.

Nun aber zu dem eigentlichen Grund meiner Empfehlung: Was mich, nachdem ich das Buch gelesen habe, erschreckt, ist die Tatsache, dass jeder Mensch Zugang zu diesem Schundwerk hat.
Dieses Buch informiert nur sehr unsachlich! Der Autor versucht hier mit einzelnen Vorfällen der gesamten Bestattungsbranche den Schwarzen Peter unterzuschieben.

An dieser Stelle möchte ich gleich ein paar Beispiele aus dem Kapitel „So schützen Sie sich vor unseriösen Bestattern“ aufführen, die dem Fass den Boden ausschlagen.

Der Autor schreibt:

"Auch die Wahl des Wortschatzes sagt viel über das Naturell eines Bestatters aus. Wer Begriffe wie Leiche und Leichenwagen in Gegenwart von Angehörigen verwendet, zeigt, dass er über wenig Einfühlungsvermögen verfügt..."

Jedoch ist der Autor in seinem Buch nicht abgeneigt bei jeder Gelegenheit selbst das Wort „Leiche“ zu verwenden, er widerspricht sich also selbst und zeigt -gemessen an seinen eigenen Worten- selbst wenig Einfühlungsvermögen.

Zum Thema Feuerbestattung:

"Wählen Sie bei einer Feuerbestattung immer nur einen einfachen Verbrennersarg aus, auch wenn Sie Ihrem geliebten Verstorbenen eine noch so schöne Trauerfeier bereiten möchten. Sie können davon ausgehen, dass jedes höherwertige Sargmodell vor der Fahrt ins Krematorium ausgetauscht würde"

Eine absolute Frechheit oder?

Dies waren nur zwei kleine Beispiele, ich bin beim Lesen aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen.

Der Autor hat mit diesem Buch durch und durch eine einzige Hetzrede verfasst, die er durch seinen Schreibstil auf den Großteil der Bestattungsbranche bezieht und stellt unwahre Behauptungen auf, und konstruiert aus seltenen Einzelfällen angeblich branchenweite Verfehlungen (Beispiel: Sargtausch).

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen dem Autor selbst ein kritisches Schreiben zukommen zu lassen, jedoch halte ich es für sinnvoller, dass ich einen berühmten Kollegen auf diesen Umstand aufmerksam mache.

Mein Fazit: Oberflächlich und teils falsch recherchiert, die Unwissenheit und Leichtgläubigkeit der Menschen auf die Weise ausgenutzt, die er selbst in seinem Buch anprangert, damit sich dieses Buch gut verkauft. Eine reine Sensationsheischerei um des billigen Effektes wegen!

Ich glaube er wurde damals, als er noch als Bestattungshelfer gearbeitet hat, unehrenhaft entlassen, zumindest erschließt sich mir diese Vermutung aus seinem Schreibstil.

Für jemanden, der vier Jahre in der Branche tätig war, wirkt sein angebliches und im Buch durch mich nicht feststellbares „Fachwissen“ wie das eines Praktikanten, der nur 1-2 Wochen in unsere Branche hineingeschnuppert hat.

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie, sofern Sie daran interessiert sind, eine eigene Rezension veröffentlichen, da ich mir vorstellen kann, dass viele Ihrer Leser vielleicht schon einmal dieses Buch gelesen haben und natürlich nicht unbedingt über das nötige Fachwissen verfügen, um den Inhalt entsprechend zu beurteilen.

Weiterhin viel Erfolg mit dem Bestatterweblog!

Mit freundlichen Grüßen

R.

Ich kenne dieses Buch, lieber R.
Du hast die Empfindungen, die ich beim Lesen hatte, sehr gut wiedergegeben.
Insbesondere der Eindruck, hier wolle sich jemand an einer Branche, in der er nicht Fuß fassen konnte, durch billiges Nachtreten rächen, hat sich auch bei mir eingestellt.
Da ist nicht jemand in die Bestatterbranche gegangen, um Mißstände zu recherchieren und aufzudecken, sondern da hat einer -so empfinde ich das persönlich- eine Auflistung von Halb- und Unwahrheiten zusammengestoppelt.
Das Schlimme sind die Verallgemeinerungen und die Oberflächlichkeit, die ich überall zu entdecken meine.

Auch habe ich, wie Du, den Eindruck, daß nicht jahrelange Erfahrung, sondern nur ein oberflächlicher und vager Eindruck, gepaart mit dem Wunsch Negatives zu schreiben, die Grundlage dieses Buches sind.
Von „Auspacken“ kann da keine Rede sein. Denn die ganzen wirklich üblen Tricks, die es gibt, die sind dem Autor auch noch völlig unbekannt, wie es scheint.
Das Allerschlimmste ist aber die Verallgemeinerung, die durch nichts zu begründen und zu beweisen ist.
Für mich ein Buch, das ich niemandem empfehle, nicht einmal als abschreckendes Beispiel.

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