Branche/Kommune

Kennedy

Ich weiß gar nicht, wer sich den Namen „Kennedy-Sarg“ als Synonym für Särge nach amerikanischem Muster ausgedacht hat. Vermutlich assoziiert man einfach Amerika, Kennedy und Sarg. Jedenfalls heißen die großen Klapptruhen nach amerikanischem Muster bei sehr vielen Bestattern „Kennedy-Sarg“.

Klapptruhe nach amerikanischem Muster schreibe ich deshalb, weil es sich nur höchst selten tatsächlich um amerikanische Särge handelt. Diese sind nämlich schon im Amerika im Einkauf fast um das 10fache teurer als deutsche Särge und dann kämen ja noch der Transport und die Einfuhrumsatzsteuer usw. hinzu. Schon deshalb lohnt sich der Import solcher Särge nicht. Ein weiterer, und viel bedeutenderer, Grund warum man diese Särge hierzulande wenig findet, liegt darin, daß es nämlich in Deutschland Särge aus Holz sein müssen und amerikanische Särge überwiegend aus Metall gefertigt werden. Selbst die „Amerikaner“ die aus Holz sind, haben innen so viele Metallbestandteile, dass bei uns eine Bestattung damit nur in Sonderfällen möglich ist.

Wenn wir hier vom „Kennedy-Sarg“ sprechen, ist damit ein hier verwendbarer Holzsarg nach amerikanischer Bauart gemeint, also ein gerader, hoher Unterkasten und ein gewölbter, zweiteilig aufklappbarer Deckel, der einseitig mit Scharnieren angeschlagen ist.

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Wir haben immer so einen „Kennedy“ im Show-Room und sei es nur als Blickfang. Dennoch verkaufen wir ungefähr 10 bis 15 Mal im Jahr solche Särge, sie finden immer mehr Anklang. Den letzten haben die Biker gekauft und den nächsten hätte ich Ende nächster Woche bekommen. Doch wie sagt man so schön: Der Teufel ist ein Eichhörnchen! Damit will man für gewöhnlich sagen, dass gerade das Unwahrscheinlichste im unpassendsten Moment passiert.

Heute morgen kam der „Teufel“ bzw. das „Eichhörnchen“ in Form von Herrn Wuttke zu mir. Ja und dieser liebe Herr Wuttke tippte im Katalog auf den „Kennedy“ und sagte: „Der da!“
Ich sage noch: „Das ist aber ein besonders aufwendiges und sehr teures Modell.“ Doch er tippt nochmals auf den „Kennedy“ und sagt: „Egal, der isses!“

Ich hätte ihn jetzt noch auf einen anderen Sarg umbiegen können, aber ich bin ja Kaufmann und die „Kennedys“ bringen was ein. Also gut, ich schreibe ihm den „Kennedy“ auf und durfte dann zur Strafe heute Mittag noch 100 km zum Pietätswarengroßhändler fahren, um einen solchen Sarg abzuholen. Unser Sarghändler führt die nicht und der hätte samstags sowieso zu, aber einer unserer beiden Pietätswarenhändler hat die und der wohnt, wie wir, über seinem Betrieb.

Ja und wenn ich dann schon mal da war, musste ich natürlich mit durch seinen Ausstellungsraum und mir die ganzen Neuigkeiten auf dem Gebiet der Pietätwaren anschauen und durfte ihm noch so dies und das abkaufen. Eine Hand wäscht die andere…

Wenigstens haben wir jetzt einen „Kennedy“ und können Montag früh perfekt einsargen.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#kennedy

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