Allgemein

Leichentourismus

Als Leichentourismus bezeichnet man in der Branche ganz Allgemein, wenn Verstorbene über eine weitere Entfernung als normalerweise nötig transportiert werden, um möglicherweise besondere Vergünstigungen in Anspruch nehmen zu können.

Beispiele:
1. Der verstorbene Vater hatte zuletzt in Frankfurt/Main gelebt, wollte aber unbedingt in Elsfleth an der Unterweser beerdigt werden. Das ist kein Leichentourismus, wenngleich die Entfernung recht groß ist.

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2. Jemand ist in Essen verstorben, wird aber im benachbarten Gelsenkirchen eingeäschert, weil es dort günstiger ist, danach findet die Beisetzung in Essen statt. Dies würde vom Essener Krematoriumsbetreiber schon als Leichentourismus bezeichnet.

3. Die Hinterbliebenen erwerben besonders häufig Gräber auf dem Friedhof einer Kleinstadt vor den Toren einer Großstadt, weil dort die Grabstätte erstaunlicherweise nicht 800 Euro, sondern nur 178 Euro kostet. Dies würde von der Verwaltung der Kleinstadt als Leichentourismus bezeichnet. Sie begegnet diesen Grabkäufen für Personen, die nicht zuletzt dort gemeldet waren oder deren Angehörige nicht dort leben mit einem sogenannten ‚Externenzuschlag‘.

4. Man bucht bei einem Bestatter eine Billigbestattung mit anonymer Beisetzung. Der Bestatter sammelt die Leichen und karrt sie dann in einem LWK ins Ausland, um sie dort ratzfatz nacheinander einäschern zu lassen und die Asche gleich vor Ort beisetzen zu lassen. Das ist typischer Leichentourismus.

5. Man bezahlt einem Bestatter die Einäscherung nach dem hohen Tarif der vor Ort in Deutschland gilt, er läßt den Verstorbenen aber durch ein Fachunternehmen viele hundert Kilometer weit durch die Republik oder gar ins Ausland fahren, damit sie dort eingeäschert werden kann. Er zahlt dafür vielleicht nur ein Fünftel der in Deutschland fällig gewesenen Kosten. Die Urne kommt dann wieder zurück und wird hier vor Ort beigesetzt.
Auch das ist Leichentourismus.

Ist aber jetzt Leichentourismus wirklich etwas Schlimmes?

Ich meine: Zunächst einmal ist das grundsätzlich nichts Verwerfliches, solange es einem sinnvollen Zweck dient. Liegt dieser darin, den Angehörigen erhebliche Kosten zu ersparen und wird dieser Kostenvorteil an die Hinterbliebenen weitergegeben, so finde ich das in Ordnung.
Der Sinn kann auch darin liegen, einen als besonders schön empfundenen Friedhof zu wählen oder einen Friedhof zu nehmen, auf dem eine besondere Bestattungsform möglich ist. Auch das ist durchaus sinnvoll.

Für verwerflich und schon fast betrügerisch halte ich persönlich es, wenn die Angehörigen über den umfangreichen Leichentransport nicht informiert werden oder wenn dieser Umstand schwer verständlich oder schwer auffindbar im Kleingedruckten versteckt wird. Vor allem dann, wenn dafür hohe Beträge kassiert werden und der angestrebte Preisvorteil von der Bestattungskette eingesteckt wird.

Ob man nun das, was der Berliner Bestatter Hartmut Woite macht, gut findet oder nicht, bleibt ja jedem selbst überlassen.
Er bietet Bestattungen in Tschechien an, lädt mehrere Särge und sein Dekomaterial in Bestattungsfahrzeuge und fährt die Trauerfamilien, sowie einige geladene Neuinteressenten in einem Reisebus hinterher. In Tschechien gibt es weitreichendere Möglichkeiten der Bestattung, etwa die Aschenverstreuung, das Verschießen der Asche in den Abendhimmel, sowie das aktive Eingreifen der Angehörigen bei der Beisetzung usw.

Für viele haben diese Veranstaltungen des rührigen Woite den Charakter einer Kirmesveranstaltung oder Kaffeefahrt. Aber immerhin haben sich die Teilnehmer, vor allem die trauernden Familien, aus freien Stücken für diese Art der Einäscherung und Bestattung entschieden. Woites Unterehmen ist für diese Art der Bestattung bekannt und wer sich für sein Unternehmen entscheidet, weiß was er tut und was auf ihn zukommt.

Es folgt ein Fragment, das da nicht hingehört, aber irgendwie bin ich heute zu faul, es zu löschen:

, wird überproportional oft

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