Immer wieder fragen mich junge Bestatter, ob sie nicht die Chance hätten, ein Blaulicht und ein Martinshorn für ihre Leichenwagen zu bekommen. Ja, geil wäre das schon, könnte man mit Rundumlicht und Tatütata durch die Straßen rauschen.
Aber nein. Das muss nun echt nicht sein.
Bei den Diensten, die Blaulicht und Folgeton verwenden dürfen, geht es in der Regel um Minuten, wenn nicht um Sekunden. Die Abholung eines Verstorbenen ist keinesfalls so eilig.
In Österreich hat ein Bestatter sogar vor Gericht geklagt1. Er wollte gleich fünf Bestattungswagen mit Blaulicht ausrüsten. Angeblich benötige er das, weil er zu Unfallorten nicht schnell genug vorankomme.
Es mag im Einzelfall ärgerlich und mühsam sein, wenn mal wieder keine Rettungsgasse gebildet wurde oder Neugierige den Weg versperren, aber für eine Sondersignalanlage mit Tatütata gibt es keinen Grund.
Das sahen auch die österreichischen Behörden und letztlich die Richterin so.
Es gibt manchmal unter Bestattern so Tendenzen, sich in den Vordergrund zu spielen und die eigene Rolle herauszustellen. Das liegt daran, dass die Rolle des Bestatters oft wirklich sehr wichtig ist und trotzdem sehr zurückhaltend und ohne große Aufmerksamkeit zu erregen erledigt werden muss.
Während Rettungskräfte oft noch interviewt werden, schieben die Bestatter im Hintergrund still und heimlich die Fahrtrage mit den Opfern durchs Live-Bild der Kameras. Zu den Helden am Ort des Geschehens gehören sie nicht.
Ist aber nunmal so. Augen auf bei der Berufswahl.
Ich kannte ein junges Unternehmen, dessen Inhaber seine Männer mit blauen Overalls ausgestattet hatte, ganz ähnlich den weißen Schutzanzügen der Spurensicherung. Große Aufnäher auf den Anzügen kündeten vom Death-Team.
So etwas ist Quatsch. Echt jetzt.
- blaulicht-1: Peter Wilhelm
Fußnoten:
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: blaulicht, Martinshorn
„Death Team“. Warum nicht gleich „Death Squad“? Also, hallo!
Und Blaulicht muss auch nicht sein, aber über Gelblicht könnte man ja mal nachdenken. Schließlich ist „Leichen wegschaffen“ auch eine Art „Räumdienst“.
Huch, hatte nur den Anfang deines Posts gesehen, bevor ich meinen verfasste. Scusa. Bin deiner Meinung.
Wenn drei gerettet und einer geborgen werden müssen und das Bestatterfahrzeug auch durchkommt, ist die Unfallstelle schneller wieder geräumt. Soweit, so gut.
Blaulicht ist dennoch quatsch, und- wenn andere wichtige Dienstleister genauso argumentieren- die zunehmende Anzahl solcher Fahrzeuge würde die Wirkung herabsetzen, da die Fahrer genervt wären und die Dringlichkeit nichtmehr uneingeschränkt anerkennen würden- so meine Annahme.
GELBlicht hingegen gilt nicht als Sondersignal (oder nieder-priorisiert?) und das würde ich verstehen. Da gehen auch keine deutlich erweiterten Rechte (und Pflichten!) mit einher, es würde aber z.B. die Rettungsgassendiskussion erleichtern.
Gelblicht ist m.W. kein Sondersignal im Sinne von „Weg frei!“, sondern soll vor Hindernissen, z.B. langsam fahrenden Fahrzeugen oder unerwartet haltenden Fahrzeugen warnen. Deshalb haben die Gelblichtfahrzeuge ja auch kein Tonsignal. Wer aber eine besondere Aufgabe zu erledigen hat und selbst keine Sonderrechte genießt, der kann sich immer an die Polizei wenden, damit diese ihm bei der Bewältigung der Aufgabe hilft. Das kann hier z.B. bedeuten, dass die Polizei einem die Rettungsgasse freibläst oder, so wie ich es selbst schon mitgemacht habe, es ermöglicht, dass man gegen die Fahrtrichtung über den gesperrten Teil der Autobahn zum Unfallort kommt. Natürlich ist es im Interesse aller, dass auch die Bestatter schnell da sind und mitwirken, dass die Unfallstelle frei wird. Dafür muss man aber keine Bestattungswagen mit Blaulicht ausrüsten. Sagen wir es so: Wenn sich ein Bestatter eine gelbe Blitz- oder Blinkleuchte kauft und die im Bedarfsfall mit Magnet aufs Dach macht, um beispielsweise in der Rettungsgasse besser wahrgenommen zu werden, und er dann noch – wie die Abschleppwagen- durch heftiges Hupen auf sich aufmerksam macht, würde… Weiterlesen »