Na ja, ich sag’s gleich: laufen war angesagt! Hat aber gut getan und Spaß gemacht. Casus ist ein toller Stadtführer, hatte bestimmt noch viel mehr geschichtsträchtige Orte auf Lager, als wir in der Kürze der Zeit besuchen konnten.
Aber immerhin habe ich das Denkmal der Rechtsradikalen gesehen:

Die berühmte Nikolaikirche haben wir besichtigt:
In Auerbachs Keller waren wir und dann habe ich noch im Gewandhaus eine Ansprache ans Volk gehalten:
Sogar die Allerliebste hat sich für das Album ablichten lassen:
Hier auch noch mal (siehe Pfeil):
Wir haben dann sogar einen schönen Platz in der Sonne gefunden und konnten so, trotz eisiger Temperaturen, draußen eine Mahlzeit einnehmen.
Interessante Randbemerkung: Am Nachbartisch saß ein älteres Ehepaar. Die Frau freute sich auch über die Sonne, der Mann meinte: „Der einzige Wehrmachtstropfen ist die Kälte.“
Hab ich so jetzt auch noch nicht gehört.
Es würde zu weit führen, alle Eindrücke von Leipzig hier wiedergeben zu wollen. Eine hochinteressante Stadt mit viel Geschichtsträchtigem und erschreckend vielen leerstehenden Gebäuden. Wunderschöne Straßenzüge mit tollen Häusern, aber überall glotzen einen dort leere Fensterhöhlen an und der Verfall ist allenthalben sichtbar. Schade.
Das Hotel erwartete uns mit dem Charme des Hochsicherheitstraktes eines Stasi-Gefängnisses:
Nee, ehrlich, oder? Sieht doch wirklich aus, wie in einem Gefängnis, so wie man es manchmal im Fernsehen sieht.
Ist aber zugegebenermaßen erst am späten Abend fotografiert, nach der Veranstaltung, als es schon dunkel war. Tagsüber ist das Treppenhaus durch das Glasdach lichtdurchflutet und es kam uns gar nicht so knastmäßig vor.
Man würde dem etwas harschen Concierge und dem Hotel auch Unrecht tun, beließe man es bei diesem Bild.
Das Hotel war nämlich sorgfältig ausgewählt und die für uns gebuchte Suite sehr geräumig, schön und hell:
Obwohl:
Komische Apparaturen hinter einer Wandverkleidung:
Dauernde Beobachtung im Hotelzimmer aus diesem Ding hier:
Was ist das? Webcam?
Die Zeit zum Frischmachen im Hotel war nur kurz, ein Reporter trudelt ein, klopft, fragt höflich wegen eines Kurzinterviews, hat dabei eine brennende Kippe in der Hand.
Wir haben aber ein Nichtraucherzimmer.
Bevor noch der Rauchalarm los geht, stelle ich ihm in Ermangelung eines Aschenbechers, einen umgedrehten Metalleierbecher aus der zimmereigenen Bordküche hin, lasse ihn die Kippe ausdrücken und schütte das Ergebnis ins Klo.
Das sollte noch Folgen haben!
Bildquellen:
Hashtags:
Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:
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Ich würde schätzen, das *war* ganz einfach mal ein Gefängnis.
Hätte ich jetzt auch gedacht.
Kannst ja vielleicht hier eine Bewertung abgeben:
https://www.knast.net/prison_guide.html?id=7212
Was es nicht alles gibt… *wundert sich*
hihi, der knast wo meine mama arbeitet ist super bewertet und der wo mein papa arbeitet nicht so gut 😀
ABER: es fehlt mindestens ein grosser.
Hier mal ein Stasiknast in „echt“:
http://www.bautzner-strasse-dresden.de/
vielleicht ist das aber auch ein rauchmelder.
zu Bild 1 „Aber immerhin habe ich das Denkmal der Rechtsradikalen gesehen“
nö nö, dass ist „der Jahrhundertschritt“ von Wolfgang Mattheuer.
Liebe Grüße aus Leipzig
Das Ding ist ein Türstopper, wenn man genau hinsieht.
Nur das Bild ist gedreht.
Und Tom? Kam der Wärter dann rein und hat euch die Essensration gekürzt wegen dem unerlaubten Rauchen auf dem Zimmer? 😉
Das Hotel sieht definitiv aus wie eine JVA und das Teil an der Decke erinnert mich an diese Eistüten im Sommer, wo ganz unten in der kegeligen Plastikverpackung so ein Kaugummi versteckt war. Ich geh mal was essen….
Danke für den „zweiten“ Teil, ich bin gespannt, welche Folgen die Zigarettenkippe mit sich gebracht hat.
LG Mona
Einen Hunni Vertragsstrafe. In Hotels mit Nichtraucherzimmern sind die da ganz fix bei, wenn die irgendwo eine Kippe finden oder aber Rauch auch nur riechen.
Ist auch richtig so.
wenn man als Nichraucher mal in eine „Nichtraucherzimmer“ kommt, in dem ein „doch-nicht-Nichtraucher“ genächtigt hat, kann man da schon (gesundheitliche) Probleme bekommen. Ich habe mir da schon ein anderes Zimmer deswegen geben lassen.
Nachtrag:
Ich finde es eine Unverschämheit von einem Menschen einfach ungefragt mit einer brennenden Zigarette aufzutauchen. Es sollte einem der Anstand Gebieten, vorher zu fragen. Man würde ja auch nicht ungefragt einfach seine Darmwinde irgendwo in Gesellschaft in die Freiheit entlassen.
das gibts echt nicht ….
Weil es so schön war, gebe ich gern auch hier meinen Senf dazu 🙂
Peter Wilhelm war unser Lese- und Talkgast im modernsten Leipziger Bestattungshaus der Familie Hoensch.
Wir haben in diesem Haus eine multimedial ausgerüstete Trauerhalle, die für viel mehr Events als „nur“ Abschiednahmen und Trauerfeiern genutzt werden kann. Wir veranstalten dort klassische und Rock-Konzerte, Lesungen, Informations- und Kindertage und und und. Auf unserem Veranstaltungsflyer (www.hoens.ch) findet ihr weitere Termine.
Leipzig war im WW II leider eine der zahlreichen leidtragenden Städte, die alliiertes Bombardement über sich ergehen lassen mussten. Das schwerste wurde in den Morgenstunden des 4. Dezember 1943 von der Royal Air Force verursacht. Hunderte Gründerzeithäuser und andere historische Bauten wurden in dieser einen Nacht für immer zerstört. Noch schlimmer hätte es kommen können, wenn britische Bomber bereits 1940 die Stadt nicht verfehlt hätten; denn da fand die Leipziger Messe statt und Tausende Besucher aus aller Welt waren in Gefahr.
Nach dem Krieg mussten die einst über 700.000 Bewohner eine weitere Plünderung über sich ergehen lassen – die Russen forderten Reparationszahlungen für das fürchterliche Unrecht, das die Wehrmacht in ihrem Land angerichtet hatte. Ganze Betriebe und der Rest der funktionierenden Infrastruktur wurde „zerlegt“ und hinter den Ural abtransportiert. Im Westen baute man gleichzeitig mit Hilfe des Marshall-Plans das Land wieder auf.
Weitere Fehleinschätzungen der politischen Führung verhinderten einen wirklich umfassenden Wiederaufbau nach dem Ende des Ausblutens. Das ist alles bekannt.
In der DDR haben wir es nie wirklich geschafft, unseren Menschen eine Wohlstandsgesellschaft a la Bundesrepublik zu bieten. Es wurde punktuell so manches geschaffen (ein einfaches aber immerhin ein Wohnungsbauprogramm, ein funktionierendes Gesundheitswesen, die Gleichstellung der Frauen wurde angestrebt und in Ansätzen auch erreicht…). Andererseits verhinderte das Prestigedenken der Politoberen das Gedeihen vieler guter Ansätze (sauberer Sport, ideologiefreies Lernen, unüberwindbare Mauer(n)…) Alles zusammen gipfelte in der bekannten Geschichte der friedlichen Revolution. (Ich weiß, ist sehr verknappt).
Nach 1990 zogen viele Menschen auch aus unserer Stadt, aus unterschiedlichsten Gründen. Arbeitsplätze gingen verloren, die blühenden Landschaften blieben aus, die Welt rief… Also wurden auch Wohnungen und Häuser verlassen, die später den einst enteigenten Eigentümern zurückgegeben wurden, die privatisiert wurden, die durch die Treuhand entstaatlicht wurden. Nur selten wurde von den neuen Besitzern wieder aufgebaut und inverstiert und wenn, dann meist in Einkaufstempel auf der grünen Wiese.
Diese Häuser hat Peter während unserer Stadtrundfahrt gesehen, weil ich ihn bewusst dort entlang gefahren habe. Wir haben auch die neue, moderne Seite von Leipzig gesehen. Doch bis es einmal so weit ist, dass die Straßen ohne Löcher befahrbar, die Häuserzeilen auch in den Nebenstraßen bewohnbar und unsere Gäste voller Bewunderung feststellen; Klasse was die Leipziger hier vollbringen, werden noch Jahre oder Jahrzehnte vergehen. Auch im Osten leben nur Menschen. In Leipzig nur noch 535.000 derzeit mit Studenten und eingemeindetem Umland.
Peter – die Webcam an der Decke ist ein Rauchmelder, der euch auch nach rauchendem Reporterbesuch friedlich hat schlafen lassen.
Die „komische Apparatur hinter der Wandverkleidung“ ist die Verkleidung des drehbaren Fernsehgerätes, damit ihr sowohl im Wohnbereich als auch im Schlafzimmer in „die Röhre“ schauen konntet.
Die „knastähnliche“ Bauweise des Hotels ist dem Umstand geschuldet, dass dieser Neubau als Boardinghaus mit housekeeping gedacht war. Deshalb auch der großzügige Zimmerschnitt, den übrigens alle Suiten in diesem Hotel aufweisen. War doch angenehm dort, stimmts? 🙂
Noch ein kleines Resumee.
Ich findes es Klasse, wie Peter hier fernab einer reinen Tagebuchschreibe seine Eindrücke „zu Papier“ bringt. Diesen Stil sind wir von ihm ja gewohnt und deshalb verschlingen wir seine Bücher und die blog-Geschichten. Unbedingt so weitermachen, Peter. Nicht beirren lassen – denn den Gegenüber versteht man eh nur am Biertisch oder der Bar! In ein blog gekritzelte Zeilen kann man dagegen immer auseinandernehmen und zerfetzen.
Ergo – fangt an 🙂
lg aus Leipzig,
casus
Außerdem hat man in der DDR Teile der Stadt gezielt verkommen lassen (Ruinen schaffen ohne Waffen), um später irgendwann mal etwas einfacher an die da drunter lagernde Braunkohle zu kommen. Da Neubaublöcke/Betonburgen eh stark im Kommen waren, sah man das nicht als großes Problem.
Egal, Leipzsch kommt langsam wieder. Es gibt in Dunkeldeutschland größere Städte, in denen man im Gegesatz zu Leipzig nicht tot überm Zaun hängen möchte.
der hotelgang sieht eher aus wie das arbeitsamt in möckern
Ha, in dem Hotel war ich letztes Jahr auch (es sei denn, es gäbe zwei von der Sorte). Es ist ein wenig entfernt vom Zentrum, aber mit der Bahn kommt man recht vernünftig hin. Die Suiten fand ich schön groß und geräumig.