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Licht aus, Spot an!

Herr Nasweis-Lästig ist pensionierter Obersturschrat und wohnt bei uns übern Hof. Sein Grundstück grenzt an unseres, sein Haus steht in der hinteren Parallelstraße und die Rückseite zeigt zu unserer Rückseite. Hinter seinem Haus hat er einen großen Garten mit alten Birnbäumen und dann kommt eine etwa zwei Meter hohe Mauer.

Das heißt: Es kam eine zwei Meter hohe Mauer. Da das Grundstück des Oberstudienschrates etwas höher liegt als unser Hof, hatte das Erdreich die Mauer in unsere Richtung gedrückt, wodurch sie ziemlich durchgebogen war. Mir war das egal, weil da noch ein drei Meter breiter Grünstreifen kommt und wenn das Ding umgefallen wäre, wäre es weich gefallen. Aber da Herr Nasweis-Lästig alles immer ganz genau macht, hat er sich vermutlich selbst eine Frist zur Beseitigung des Mauerschadens, bei gleichzeitiger Androhung von blutiger Selbstgeißelung, gesetzt.

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Natürlich ist der pensionierte Ohrenschrat genauso geizig wie er lang ist und hat sich deshalb bei allerlei Unternehmen Angebote für den Abriss der Mauer und das Aufstellen einer neuen eingeholt, die ihn aber wohl alle finanziell überforderten. Deshalb erteilte er den Auftrag an einen fremdländisch klingenden Multikulti-Unternehmer, der auf seinen Autos Reklame für Estrichbau macht, in Wirklichkeit alle Baugewerke bis hin zum Stimmen von Klavieren und einfachen Zahnamputationen durchführt.

Als die Mannen dieser Firma anrückten und drohend zwei Eisenstangen schwangen, muß die altersschwache und an Mörtelkaries leidende Mauer vor Schreck in ihren Fugen zusammengezuckt sein und fiel ohne weiteres Zutun einfach um.
Da standen sie nun, die Estrichleger und Zahnreißer, kratzten sich verlegen an ihren Köpfen und unteren Rückenenden und fragten dann höflich an, ob sie von unserem Grundstück aus den Schutt wegräumen dürfen. Kein Problem. Was denn jetzt dahin komme, wollte ich wissen und man sagte mir, das sei noch nicht ganz klar, aber eine neue Mauer sei dem Oberschrullenmann zu teuer, weshalb sich das wohl auf einen Maschendrahtzaun auskomme.

Ein Maschendrahtzaun! Allein schon der Name!

Naja, mir war es egal, der Garten von Herrn Nasweis-Lästig ist nämlich schön und durch einen Zaun könnte ich von meinem Büro wenigstens mehr sehen, als die oberen Extremitäten der Birnbäume.

Jaaaa, das wäre ja alles kein Problem, hätte so ein Zaun keine Löcher!
Die Multifunktionalen hatten in der Woche darauf ein ziemlich hohes Fundament gegossen, damit das Erdreich gestützt wird. Nach dem Trocknen machten sie sogar noch meinen Grünstreifen schön und brachten mir ein Päckchen Grassamen, zu mehr hatte sich der Ohnegeldrat nicht herabgelassen. Nundenn…
Alsdann begannen die fleissigen Büben damit dort einen schönen, neuen Maschendrahtzaun aufzubauen. Ist in Ordnung, dachte ich, ist viel heller, kommt mehr Licht auf den Hof und sieht nicht so nach Berlin aus.

Jetzt ergibt sich aber aufgrund der lochtechnischen Aufmachung eines solchen Zauns ein Problem. Es fällt nicht nur Licht aus dem schönen Garten des Herrn Oberschlesiergrafen Nasweis-Lästig auf mein Grundstück, sondern es kommt frecherweise auch Licht von unserer Seite zum ihm herüber.
Ist so, kann man nix dran machen, meinte Fachhandwerker Böbbelmann, den ich aufgrund einer ernstzunehmenden Beschwerde des Herrn Oberkieferbrechers Nasweis-Lästig, zur Hilfe gerufen habe. Er könne mir mittel einer genoppten Flanschleiste einen 3er Zwirndübel quer vor die Verpoppung der Zaunnuten setzen und vertikal zur Zwirbelnaht eine Schweißlage einsetzen, aber das sähe erstens doof aus, wäre zweitens teuer und würde drittens auch gar nichts bringen.

Was denn mit so einer Sichtblende sei, wollte ich wissen, so ein Ding aus grünem Gewebe.
„Ja, oder so“, meinte Böbbelmann.

Man muß wissen, daß wir unsere Fahrzeuge in einer Tiefgarage in unserem Keller parken. Wenn die Autos bei Dunkelheit rausfahren, schielt ihr Lichtkegel aufgrund der Erdkrümmung, der Steigung der Auffahrt und weil der Saturn im dritten Haus eine Steinlaus hat nach oben und leuchtet frecherweise durch den Maschendrahtzaun. Jetzt hört das lausige Licht auch nicht auf Obersaturnmediamarktens Grundstück auf zu leuchten, sondern erdreistet sich, vorwitzig bis zu seinem Schlafzimmerfenster im ersten Obergeschoss seines Hauses zu leuchten und dort kurzzeitig gespenstig die Decke zu beleuchten.

Nee, nee, ein Vorhang oder sowas, das käme für ihn ja niemals in Frage, er habe schon immer bei offenem Fenster geschlafen und ohne freien Blick auf den Himmel könne er ja gar nichts, also weder schlafen noch sonstwas. „Stellen Sie das mit dem Licht ab!“
Nun können meine Männer aber nicht im Dunkeln da hochfahren, menno, meine Autos kosten einen Arsch voll Haufen Geld. So war der Obergeschossrat dann einverstanden, daß wir so eine grüne Sichtschutzmatte am Zaun anbringen, was Fachschweißer Böbbelmann mit nur einem Gesellen und einem Auszubildenden in dreistündiger Arbeit (782,80 Euro) pünktlich schon nach sechs Wochen erledigt hatte.

Leider hat aber auch dieses Gewebe Löcher und das Licht aus unseren Autoscheinwerfern weigert sich beharrlich, am grünen Stoffe mit dem Leuchten aufzuhören, sodaß noch ein Restlicht in das Schlafgemach des Obersalzbergs fällt.

Krieg!

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#licht #spot

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(©si)