Noch ’ne Kaffeegeschichte? Ich kann ja nichts dafür, aber ich trinke nunmal fast den ganzen Tag Kaffee, erstens schmeckt er mir, zweitens liebe ich seine angeblich belebende Wirkung und drittens wird das Zeug gekocht, was mich -vor allem bei Hausbesuchen- schon so manches Mal vor der Malaria oder Küchenkrätze bewahrt hat.
Außerdem hat Kaffee den unvergleichlichen Vorteil, daß man ihn -wenn der dann doch mal nicht gut schmeckt- einfach stehen lassen kann; das Argument „ich kann sonst heute Nacht nicht schlafen“ wird einem merkwürdigerweise von jedem geglaubt.
Herr und Frau Waldschmidt sitzen mit mir am Wohnzimmertisch. Er hat die große Schublade am altdeutschen Eichenschrank aufgezogen und geht immer wieder mal hinüber, um die passenden Unterlagen zu holen, die wir benötigen, um die Formalitäten für seine im Krankenhaus verstorbene Schwägerin zu erledigen.
Nun hat Herr Waldschmidt wohl den Eindruck, seine Frau sitze nur sinnlos herum, während er die ganze Arbeit zu erledigen hat: „Else, mach dem Mann doch mal einen Kaffee!“
„Ach, was Du immer hast, ich hab jetzt keine Zeit, ich will dem Mann gerade einen Kaffee machen..“
„Es ist doch wohl wirklich nicht zuviel verlangt, wenn Du dem Mann einen Kaffee machst, Du machst doch sonst immer den ganzen Tag Kaffee.“
„Ach, der feine Herr möchte gerne, daß ich für ihn springe, wenn er nur pfeift, was? Aber mach Du Deinen Kram mal schön alleine, ich mochte Deine Schwägerin sowieso nicht, ich mache jetzt mal einen Kaffee für den Herrn.“
„Was ist denn jetzt so schwer daran, mal eben in die Küche zu gehen und für diesen armen Mann hier einen Kaffee zu machen, der hat den weiten Weg zu uns gemacht, die schwere Tasche geschleppt und wird sich doch wohl ein Täßchen Kaffee verdient haben.“
„Du stellst mich immer so hin, als würde ich nichts arbeiten, dabei wische ich Dir den ganzen Tag hinterher und koche von morgens bis abends Kaffee. Jetzt kannst Du Deinen Krempel mal eben alleine machen, ich geh jetzt in die Küche und mach dem Mann einen Kaffee.“
Ich merke, daß wir so nicht voran kommen und sage ganz freundlich: „Bitte machen Sie sich doch keine Mühe.“
„Else, hast Du gehört, der Mann will eine Brühe.“
„Brühe?“ fragt die inzwischen in der Küche angelangte Else, steckt ihren Kopf kurz durch die Tür und fragt mich:
„Rind, Huhn oder gekörnt?“
„Nichts, gar nichts, lassen Sie mal, ich möchte nichts, wirklich nicht.“
„Da muß ich erst mal schauen, ob ich das da habe. Kaffee hätte ich, Kaffee habe ich immer im Haus, magenfreundlichen Kaffee sogar, ohne Koffein und ohne das andere was immer so’n Sodbrennen macht.“
„Gerbsäure“, sage ich und kaum habe ich es ausgesprochen, fahren beide Köpfe zu mir herum, seiner unten von der Schublade hochschauend, ihrer durch die Küchentür gestreckt und er fragt:
„Gerbsäure, sowas trinken Sie, das haben wir bestimmt nicht. Else!!! Else, haben wir sowas?“
„Nein, nur Kaffee und Rind, Huhn und gekörnt. Was wollen Sie denn jetzt.“
„Nichts.“
„Daß Männer auch immer so kompliziert sind.“
„Wirklich, machen Sie sich keine Umstände, ich bin sowieso ein kleines bißchen in Eile.“
„Was, jetzt um die Zeit Eier? Wissen Sie nicht, daß die nachts schwer im Magen liegen, aber bitteschön, es ist ja ihr Magen, sie müssen ja wissen was sie tun, ich meine, das Wasser kocht ja schon, da isses ja egal ob ich Ihnen Kaffee, gekörnte Brühe oder Eier mache.“
„Else! Der Mann will nur einen Kaffee, hörst Du denn gar nicht zu?“
„Der will Eier, hat er doch gerade gesagt.“
„Nein, der ist in Eile.“
„Gut, dann mach ich ihm nen Löslichen.“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Bei Kundschaft obigen Kalibers zähle ich innerlich immer langsam bis 10. Aber bei dem Beispiel wäre ich wohl stundenlang mit Zählen beschäftigt…
Der Segen der Taubheit…
Mal wieder: „Was machst du gerade?“ „Ich sitze hier.“
Vielleicht doofe Frage, aber wäre seine Schwägerin nicht ihre Schwester? Und warum sagt sie dann „ich mochte Deine Schwägerin sowieso nicht“?
@Emilio: Kann ja auch die Frau seines Bruders sein.
@ Turtle: Das erinnert mich wiederum an „Pappa ante portas“, als sie im Zug nach Usedom sitzen und sich über die Verwandtschaftsbeziehungen auslassen…
„Ihr seid so harmonisch, dass es mich im Halse würgt“ – „Nein, wie ordinär!“
@Kirchendiener: Oh ja, tolle Szene. Vor allem die Kaesestulle 🙂
@ Emilio (Nr.4) weil sich manchmal Geschwister wie Katz und Maus sind??? Ich zB mag die eine Schwägerin meines Mannes auch nicht. Sprich: ich komm mit meiner Schwester nicht klar. Aaaaaaaaber: seine Schwägerin könnte auch die Frau seines Bruders sein. Demnach mit ihr überhaupt nicht verwandt!!!!
Ich merke, daß wir so nicht voran kommen und sage ganz freundlich: „Bitte machen Sie sich doch keine Mühe.“
„Else, hast Du gehört, der Mann will eine Brühe.“
– großartig! Da ist mir sogar beim Lachen ein Ordner vom Schreibtisch gefallen. Herrlich 🙂
Angenehme Nachbarn, da kann man feiern, ohne dass Beschwerden kommen.
Da muss ich doch direkt wieder an die Gewitteroma denken *lol*
http://www.youtube.com/watch?v=RgkYUNJGKlk