Hinterher ist man immer schlauer. Sagt man so.
Frau Klein jedenfalls sagt das, aber sie sagt auch, daß ihrem Mann diese Erkenntnis zu spät gekommen sei.
Erst im Januar hatte man bei ihm „etwas im Darm entdeckt“ und ihm schnellstmöglich eine Operation empfohlen. Herr Klein hatte die Diagnose Krebs sehr hart getroffen und er ist zunächst mal wieder nach Hause, nur um sich zu sammeln, hatte er gesagt.
Ihn hatte besonders geschreckt, daß der Arzt gesagt hatte, in 70% aller Fälle könne das gut operiert werden, mit ordentlichen Heilungschancen, in 20% aller Fälle müße man einen künstlichen Darmausgang in Kauf nehmen und nur in 10% der Fälle könne dann am Ende gar nichts mehr helfen.
Der künstliche Darmausgang hatte Herrn Klein solche Angst eingejagt, daß er nicht ins Krankenhaus gegangen war. Stattdessen hatte er sich Bücher von einer Nachbarin geben lassen, die einer kabalistischen Gruppe angehört und darauf gehofft, daß die Heilkraft von Steinen und gedrehtem Wasser ausreiche, um ihn vom Krebs zu heilen.
Zwar nahm Herr Klein immer mehr ab und wurde immer schwächer, aber das führte er auf die gründlich durchgeführte Entschlackung und Selbstreinigung des Körpers zurück.
Heute können wir ihn aus dem Krankenhaus abholen, im Sarg versteht sich.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: nicht, weiß
Das ist ein in allen Medien momentan sehr beliebtes Thema. Warum auch immer..
Da kann man echt nur noch mit dem Kopfschütteln, aber immerhin ist ihm der künstliche Darmausgang erspart geblieben.
Weil, wer sich mit Krebs in die Hände von obskuren Esoterikern begibt, meist darin umkommt. Und das kann man ja nicht oft genug schreiben, damit mal zwischendurch ein paar Dumme aufwachen.
Esoterik schön und gut, und sie hilft sicher vielen und hat vielleicht auch ihre Daseinsberechtigung (die römisch-katholische Kirche hat sie ja auch), aber irgendwann MUSS man einfach mal den Arsch ins Krankenhaus begeben, bevor es zu spät ist.
Übrigens, ein Freund von mir hat momentan einen künstlichen Darmausgang und springt damit durchs Leben wie vorher. Herr Klein hätte sich mal besser mit ihm unterhalten.
Legt ihm bitte ein paar gedrehte Wassersteine mit in den Sarg 😉
Naja, als unwesentliche Einschränkung würde ich ein Stoma (künstlicher Darmausgang) nicht gerade bezeichnen. Sicher, man kann durchaus leben damit, mehr aber auch nicht.
Irgendwie kann ich den Mann jedenfalls verstehen. In fortgeschrittenem Alter würde ich mir das definitiv auch nicht mehr antun.
Ich weiß nicht WIE alt Herr Klein war, aber meinem Opa ~75 Jahre wurde auch Magenkrebs diagnostisiert UND die Mediziner hatten ihm Hoffnung gemacht. Die bestand darin einen Diabetiker (30+ Jahre) mit brüchigen Adern mehrere male zu operieren. (3 Monate 10+ Schläuche aus allen Körperöffnungen) Er hatte von 120kg auf 60kg in 2 Jahren abgenommen, war ein Schatten seiner selbst und wurde nach 2 Jahren Krankenhaus Daueraufenthalt endlich erlößt.
Ich träume sehr oft von meinem Opa, so wie er früher war.
Sollte mir diese Diagnose mal wiederfahren wähle ich den _schnellsten_ Tod, der mir ohne Suizid möglich ist. Das ist mal klar. Diese lange Zeit war grausam für alle Beteiligten! Lieber vom Krebs mit Schmerzmitteln (in dem hohen Alter) in 3 Monaten dahingerafft, als 2 Jahre ein Experiment zu sein. Anders kann ich mir das nicht erklären.
Ich finde es traurig, dass man mit einer schweren Krankheit einfach nach Hause gehen kann und da niemand nachfragt, ob man denn wirklich einfach so zu Hause sterben möchte oder irgendwie auf eine Behandlung drängt. Vielleicht habe ich auch ein falsches Verständnis davon, wie unser Gesundheitssystem funktioniert und wer in unserer Gesellschaft für wen verantwortlich ist.
Wer fuer wen verantwortlich ist, duerfte einfach zu beantworten sein: Jeder primaer fuer sich selbst. Und das ist gut so, denn niemand hat fuer jemand anderen zu bestimmen, was mit seiner Gesundheit passiert. Wenn ich Darmkrebs o.ae. haette, wuerde ich mir SEHR ueberlegen, ob ich mich einer Chemo- oder Strahlungstherapie unterziehe. In aller Wahrscheinlichkeit nicht. Und das ist allein _meine_ Entscheidung.
mich tröstet ja, dass solche esotherikfans der natürlichen selektion unterliegen! in ein paar hundert jahren sollten sie ausgestorben sein…
mal ehrlich…mit einem stoma leben wollen würde ich auch nicht! aber eine 70%ige heilungschance ist nicht zu verachten und wenn man dann noch bedenkt, dass bei einem teil der stomapatienten der darmausgang zurückgelegt werden kann, dann ist man echt dumm, wenn man´s nicht machen lässt! die kugel kann man sich schliesslich immer noch geben…..
Kabbala hat nur am Rande was mit Esoterik im klassischen Sinne zu tun – aber egal.
Ein verwandter von mir, der es wissen muß, sagt immer: „Künstlicher Darmausgang ist kein Beinbruch!“ Inzwischen geht der sogar damit schwimmen…
@SmackthePony: gute Schmerztherapie am „Ende“. Dann wünsche ich Dir von ganzem Herzen, dass Du einen Arzt findest, der Dir Morphium gibt. In dem einen Krankenhaus hier heisst die Deviese ’nein, geben wir nicht. Der Patient könnte süchtig davon werden‘. Ist leider kein Witz sondern bei zwei (mir bekannten) Fällen leider vorgekommen. Juckt das, wenn der Patient noch ungefähr zwei Wochen zu leben hat, ob er süchtig wird?
Hätte Herr Klein es mit der biologischen Krebsabwehr versucht……wäre das gleiche rausgekommen. Vl kann das alles begleitend wirken, aber meines Erachtens bei einer solchen Diagnose nicht als alleinige Therapieform. Wirklich „mitreden“ kann m.E. sowieso eher jemand, der das selbst durchgemacht hat (Diagnose: Krebs).
Tragisch zu lesen, zumal wir den gleichen Fall gerade in der Familie hatten. Letztes Jahr Diagnose Magenkrebs und die Operation wurde abgelehnt. Also Bestrahlung und Chemo. Dann angeblich alles in Ordung, im Januar zur Reha, da Tumor am Rücken festgestellt, inoperabel. Danach ständige Krankenhausaufenthalte, jede Menge Schmerzen, zum Schluss noch 4 Tage Hospiz, Morphium so viel wie nur ging, vor drei Tagen war die Trauerfeier….
Gruss
S.
Es ist ja ok, wenn jemand aus Angst eine OP ablehnt und statt dessen die letzten Monate so leben will. Aber zu glauben, geweihtes Wasser und ein paar Steine könnten heilen ist ziemlich besch…
Nachdem ich meine Schwester im Krankenhaus unter Bestrahlung habe leiden sehen, bin ich nicht mehr sicher, wie ich im Falle eines Falles für mich entscheiden würde. Ohne Behandlung hatte man bei ihr wenige Wochen prognostiziert…. mit Behandlung wurden es zwei Monate. Das war unnötig grausam.
„in 10% der Fälle könne dann am Ende gar nichts mehr helfen.“ Dann gehörte meine Oma leider zu diesen 10 Prozent. Den Künstlichen Darmausgang hatte sie wenige Tage vor ihrem Ableben bekommen. 3 Jahre lang hat sie Gekämpft…und verloren. Am nächsten Wochenende wäre sie 78 geworden.
Tut mir echt leid für die Familie.
Mein Onkel starb Ende letzten Jahres ebenfalls an Krebs. Er hatte aufgrund dessen schon einen künstlichen Darmausgang. Ich werde ihn für immer zu schätzen wissen -> wegen der gesamten Lebenszeit die ich ihn kannte!
Wie schon in vorigen Kommentaren gesagt: Bevor man nicht selber diese Krankheit hat kann man nichts dazu sagen. Das muss wohl leider jeder Erkrankte mit sich (und evtl. seiner Familie ausmachen) weil einfach so viele Faktoren eine Rolle spielen.
@Jacky: Solche Fälle gibt es leider zu viele… Ob man nun noch zwei oder vier Monate hat, ist letztlich uninteressant. Da ist es meiner Meinung nach besser, den Patienten in Würde sterben zu lassen, als ihm kurz vor dem schon absehbaren Tod noch mit Bestrahlung oder gar Chemo zu quälen, damit man letzten Endes nur noch dahinvegetiert. Bei solchen Krebstherapien treibt man den Teufel mit dem Beelzebub aus… Für den Patienten physisch und psychisch höchst belastend und bei nur noch sehr kurzer Lebenserwartung einfach nur sinnlos.
Das soll aber nicht heißen, dass ich grundsätzlich gegen Chemo und Bestrahlung bin. Bei meiner Großmutter wurde vor einigen Jahren Brustkrebs diagnostiziert. Nach einer sehr belastenden Chemo- und Strahlentherapie sowie letztlich Brustamputation hat sie den Krebs besiegt und ist wieder fit wie eh und je 🙂
@Sensenmann: Ja, leider weiß man nicht vorher, ob es eine erfolgreiche Behandlung wird. Schön, daß es bei Deiner Oma so gut geklappt hat!
Esotherik ist eine gute ERGÄNZUNG zur Schulmedizin… Besonders, wenn man daran glaubt.
Es kann sie jedoch niemals ersetzen.
Au Scheiße.
Die arme Frau.
Gestorben wird, wenn die dazu vorbestimmte Zeit gekommen ist. Wenn ich 86 werden soll, werde ich das. Auch wenn ich rauche oder saufe und vertilge. Egal ob ich ins Krankenhaus gehe. Sollte ich mit 75 schon am Krebs sterben, dann wird das so sein. Klar kann ich mit 73 schon ins Krankenhaus gehen, das ändert aber nichts am vorbestimmten Endergebnis. Ich kann auch ganz extrem gesund leben, und Gevatter Hein findet keinen Vorwand, mich abzuberufen. Ich werd auch vorsichtig sein und seinen Namen nicht erwähnen(Danke Nina für den Tipp).
Und dann trifft mich pünktlich zu meinem Todeszeitpunkt ein Eisbrocken aus einer Flugzeugtoilette auf dem Liegestuhl im Garten.
Jo.
Erinnert mich an eine Bekannte, die wegen Brustkrebs Chemotherapie hatte. Mit guten Aussichten auf Heilung.
Bis ein gemeinsamer Freund sie überredete, doch mal zum Wunderheiler zu gehen.
Ein halbes Jahr später war sie dann tot. Weil sie die Chemo abgebrochen hatte und ihr ganzes Geld in den Wunderheiler gesteckt hat.
Der gemeinsame Freund hingegen wurde Vater.