Branche/Kommune

Metalldiebe haben Beerdigungsinstitute und Friedhöfe im Visier

Klüngelskerl

Früher zogen Schrottsammler, im Ruhrgebiet Klüngelskerle genannt, mit ihren Wagen durch die Straßen und sammelten Altmetall, Lumpen und Papier ein. Von der übrigen Bevölkerung immer etwas von oben herab behandelt, war dieser Beruf schon lange nicht mehr ein Armutsberuf.

Die Lumpensammler standen immer schon ganz unten in der Beliebtheitsskala der Berufe. Einige von ihnen entsorgten auch Kadaver und manch einer kutschierte auch die Leichen der Hingerichteten zum Schindacker. Doch diese Zeiten sind lange vorbei.
Ich erinnere mich an eine Geschichte aus meiner Kindheit. Da hatte ich Freude an einer hübschen Mitschülerin, mit der ich mich gut verstand. Wir verbrachten viel Freizeit zusammen und lernten auch gemeinsam für die Schule. Eines Tages fragte meine Mutter das Mädchen nach ihrem Nachnamen und der Herkunft. Später, als das Mädchen wieder gegangen war, machte meine Mutter mir Vorhaltungen. Das Kind entstamme doch einer Schrotthändlerfamilie und das sei doch kein Umgang für mich.

Einige Wochen später war ich dann bei Jutta zu Hause. Das Wohnhaus ihrer Eltern stand direkt neben dem riesigen Schrottplatz, auf dem sich Hunderte von plattgedrückten Autos stapelten und wo Berge rostigen Metalls und ausgedienter Waschmaschinen auf ihre Weiterverarbeitung warteten.
Ich hatte bis dahin noch nie eine so luxuriös ausgestattete Wohnung und einen solchen Reichtum gesehen. Juttas Vater war alles andere als ein heruntergekommener Schrottsammler, sondern eher der Typ „Herr Konsul mit Ruhrgebietseinschlag“, ein Kaufmann durch und durch.

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Aber das nur am Rande, weil der gute alte Onkel ja immer „Dönekes“ erzählt.

Ich will damit sagen, dass sich mit Metall schon immer sehr gut und sehr viel Geld verdienen ließ. Angesichts der gestiegenen Rohstoffpreise der letzten Jahrzehnte lohnt sich der Handel mit Schrott immer mehr.
Das führt so weit, dass vor ein paar Jahren junge Männer das Super-Sonderangebot einer Baumarktkette für Kupferrohre ausnutzten und die frisch erstandenen Rohre sofort beim Schrotthändler zu einem höheren Preis wieder losschlagen konnten. Clever und nicht verboten!

Schrottplatz

Aber die hohen Preise für Metalle locken nicht nur clevere Schnäppchenjäger an, sondern auch kriminelle Elemente, vorwiegend aus osteuropäischen Ländern1.
Ein prominentes Beispiel ist der Fall des Hamburger Kupferproduzenten Aurubis, bei dem im Jahr 2023 Metalle im Wert von wahrscheinlich mehr als 100 Millionen Euro fehlten2,3.

Bekannt ist auch der Fall in Dortmund, wo die Polizei fünf Einbrecherbanden zerschlug, die aus Rumänien stammten. Diese Gruppen waren für über 220 Einbrüche verantwortlich, bei denen sie hauptsächlich Buntmetalle wie Messing und Kupfer stahlen4.

Zunehmend wenden sich die Täter auch Friedhöfen zu. So in Tübingen, wo eine Diebesbande aus Rumänien, die in wechselnder Besetzung Einbrüche in ganz Süddeutschland beging, darunter in Münsingen, Reutlingen und Tübingen. Besonders ungewöhnlich war ein Einbruch auf einem Friedhof5.

Während Baustellen und Bahnanlagen verstärkt durch Überwachungssysteme und Security-Mitarbeiter gesichert werden, sind Friedhöfe, Leichenhallen und Denkmäler eher ruhige Bereiche, die vor allem nachts wenig frequentiert sind.
Vor allem haben es die Täter auf Buntmetalle abgesehen.

Normaler Schrott besteht hauptsächlich aus Eisen- und Stahlabfällen, die aus alten Maschinen, Fahrzeugen oder Bauwerken stammen und vergleichsweise wenig wert sind. Buntmetalle hingegen sind nicht eisenhaltige Metalle wie Kupfer, Messing, Aluminium oder Bronze, die aufgrund ihrer hohen Leitfähigkeit, Korrosionsbeständigkeit und Wiederverwertbarkeit im Schrotthandel deutlich wertvoller sind.

Und gerade die aufgesetzten Inschriften auf Grabsteinen, Laternen und Grabvasen bestehen oft aus diesen Buntmetallen, beispielsweise Bronze.
Ein massiver Diebstahl ereignete sich in Amberg im August 2024, als auf dem Katharinenfriedhof über 60 Grabstätten geplündert wurden. Die Diebe entwendeten Grabschmuck und Metallfiguren, wodurch ein Schaden in sechsstelliger Höhe entstand6

friedhofsdiebe

Anlässlich des Todes meines Vaters 1986 brachte ein Cousin, der eine Gärtnerei hatte, als Gabe für die Hinterbliebenen eine riesige und unglaublich schwere Grabschale aus Metall mit. Die konnten wir leider nicht verwenden, da auf das Grab eine große Steinplatte kam. Jahrelang stand die Grabschale auf dem Dachboden.
Nach 20 Jahren war klar, dass sie nie verwendet werden würde. Ich habe sie dann einem befreundeten Steinmetz gebracht, der sie bestimmt weiterverkaufen konnte. Er nahm sie gerne und zahlte mir sofort 300 Euro bar auf die Hand.
Da sieht man mal, wie wertvoll solche Sachen, allein wegen des Metalls sein können. Der Diebstahl lohnt sich also für die Täter durchaus.

Sogar Urnen wurden schon ausgegraben und gestohlen.

Nebenbei erzählt:
Ein besonders kurioser Fall eines Urnendiebstahls ereignete sich vor zwei Jahren auf einem Friedhof in Bremerhaven-Geestemünde. Dort soll eine Urne ausgegraben und gestohlen worden sein, was die Polizei wegen „Störung der Totenruhe“ auf den Plan rief.
Doch der Friedhofsangestellte konnte den Fall in eigener Regie lösen. Die Urne war nur in dem noch von der Beisetzung offenen Loch in einen Hohlraum von vorhergegangenen Sargbestattungen aus früheren Zeiten noch weiter in die Tiefe gerutscht und durch nachsackende Erde verdeckt worden.7

Vor ein paar Tagen (14.3.2025) wurde auch ein Bestattungsinstitut in Markranstädt zum Ziel einer Diebesbande. Dort wurde eingebrochen und es wurde wiederum metallener Grabschmuck gestohlen8.

Metalldiebstähle auf Friedhöfen sind nicht nur ein finanzieller Verlust, sondern auch eine immense emotionale Belastung für die Hinterbliebenen. Viele gestohlene Gegenstände haben einen hohen ideellen Wert, da sie Teil der Trauerkultur und Erinnerung an die Verstorbenen sind.

Bei meinen Recherchen haben mich die Ermittlungsbehörden immer wieder auf dieses hingewiesen: Viele der Tätergruppen kommen aus Osteuropa. Es ist uns aber wichtig, zu betonen, dass wir die Täter als Individuen betrachten und keine Vorurteile gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen oder Nationalitäten haben. Jeder Fall wird objektiv untersucht und entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen behandelt. Um Vorurteilen vorzubeugen, möchten wir betonen, dass nicht alle Metalldiebstähle von rumänischen Banden begangen werden. Kriminalität ist vielfältig, und die Täter stammen aus unterschiedlichen Hintergründen, beispielsweise auch aus Albanien und Bulgarien. Dennoch haben einige Fälle gezeigt, dass organisierte Gruppen aus Rumänien in diese Aktivitäten involviert sind.

Bildquellen:
  • schrottplatz: Peter Wilhelm KI
  • friedhofsdiebe: Peter Wilhelm KI
  • kluengelskerl: Peter Wilhelm


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Hier finden Sie meine Berichte und Kommentare zur gesamten Bestattungsbranche.


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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 19. März 2025

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