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Morgen bist Du tot! – Beitrag 4

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Heute kommt ein weiterer längerer Beitrag zu unserem kleinen Wettbewerb. Geschrieben hat ihn Kirstin.
Viel Spaß beim Lesen!

Ich träumte die Nacht schlecht und als ich schweißgebadet aufwachte lag auf meinem Nachttisch ein kleiner weißer Zettel mit der Notiz „Morgen Abend um 21:30Uhr bin ich bei dir um dich zu holen. Tod“. Was sollte der Scheiß denn?, dachte ich mir. Aber dann erinnerte ich mich an diesen kuriosen Traum von letzter Nacht. Ich setzte mich auf meine Bettkante und atmete tief durch. Solls es das dann gewesen sein mit mir? Ich beschloss das Beste daraus zu machen. Ich frühstückte in aller Ruhe, rief bei meinem Arbeitgeber an und meinte ich könne aufgrund eines Todesfalles nicht kommen. Wenn ich eh nicht morgen sterben sollte, dann war es eben ein vergeudeter Urlaubstag. Ich fing an eine Liste zu erstellen was ich alles noch zu erledigen habe wegen diesem wichtigem Termin. Mit dem Kaffee in der Hand ging ich zu meinem PC und schrieb an alle meine Freunde eine E-Mail mit dem Inhalt „Morgen Abend um 21:30Uhr ist es soweit, kommt bitte gegen 18 Uhr zu mir nach Hause, ich habe eine Neuigkeit für Euch alle und bringt gute Laune mit“, ich drückte auf senden und die Mail ging raus, meine Freunde liebten Neuigkeiten. Lediglich bei meiner Familie schrieb ich dazu dass sie sich doch alle keine Sorgen machen müssen und daher von Telefonaten absehen sollten, wenn sie morgen Abend erscheinen kläre ich sie auf. Ich ging in Ruhe duschen und zog mich an, heute machte ich mich fein, einfach so. Ich ging zum örtlichen Bestatter hier im Dorf und bat um eine Aufbahrung zu Hause. „Kein Problem“ sagte er, wenn es soweit ist solle sich jemand melden. Ich berichtigte den Bestatter und klärte ihn darüber auf das es schon morgen Abend soweit sei. „Uiiiii“ sagte er nur dazu, „das ist ja man kurzfristig“. Kein großes Brimborium wolle ich haben, nur einen schlichten Sarg aus hellem Holz. Um die Blumen kümmere ich mich auch noch sagte ich zu ihm als wir das alles in seinem Büro besprachen. Die Unterlagen meiner Lebensversicherung legte ich ihm hin und trug meine Mutter als begünstigte ein, somit soll sie dann am Ende die Formalitäten nur noch abwickeln mit der Versicherung. Am Ende bedankte ich mich bei ihm und wünschte ihm noch einen schönen Tag, die Sarglieferung sollte morgen pünktlich um 17 Uhr bei mir zu Hause sein. Ich ging zu einem Blumenhändler vor Ort und fragte was man alles zu morgen 17 Uhr geliefert bekommen könne. Natürlich wurde ich nach dem Grund gefragt, ich schaute kurz auf und meinte dann es soll eine Feier werden für meine ganzen Freunde. Wir suchten gemeinsam etwas aus was mir auch gefiel in den Farben, am Ende bedankte ich mich auch bei ihm und ging los Einkaufen, schließlich haben meine Gäste morgen auch bestimmt Hunger und Durst. Gegen Nachmittag war ich fertig mit allen Vorbereitungen, etwas Aufgeregt war ich schon gewesen nun.
Bei einem Glas Wein überlegte ich mir was ich noch alles tun könne, schließlich waren es noch knappe 30 Stunden bis zu meinem Termin. Ich genoss die Ruhe um mich herum die ich sonst im Alltag nicht habe durch meinen Beruf. Dann wusste ich es, ich zog mich wieder an und setzte mich in mein Auto und fuhr los. Mehrere Stunden brauchte ich bis ich dort war, aber dies war es mir Wert gewesen. Ich stand vor dem Grab meines Opas mit einer einzigen Blume in der Hand. Freundlich begrüßte ich meinen Opa und erzählte ihm von dem was passieren würde, nach einer Weile sagte ich nur „Wir sehen uns später“ und ging. Ein Lächeln lag auf meinen Lippen, ich besuchte noch meine verstorbene Beste Freundin und berichtete dasselbe. Die innere Ruhe breitete sich immer mehr aus in mir. Wieder zu Hause angekommen nahm ich mir meinen Wein und setzte mich vor dem Kamin mit einem Blatt Papier hin. Ich überlegte Krampfhaft was ich schreiben könne als letzte Worte, aber das Blatt blieb leer. Dann eben nicht sagte ich mir und versuchte etwas zu schlafen, aber irgendwie wollte das alles nicht klappen. Sehr früh wurde ich etwas mürrisch wieder Wach, dann kam mir der Gedanke von gestern wieder in den Sinn und ich schaute auf die Uhr es war kurz nach sechs Uhr gewesen. Noch 15 Stunden dachte ich. Langsam stieg ich aus meinem Bett heraus und ging im Schlafanzug die Treppe runter um einen Kaffee mir zu machen. Mit dem Kaffee las ich die letzten Seiten meines Buches zu Ende und lächelte, noch 11 Stunden. Langsam Zeit sich fertig zu machen dachte ich mir. Ich zog mich an und dabei kam mir die Idee alle meine Dinge die ich persönlich als sehr wichtig empfand zusammen zu tragen. Ein ganzer großer Karton kam zusammen, das alles mit in den Sarg zu legen wäre zu Viel gewesen. Lediglich das kleine goldene Kreuz von meiner Oma und den Rosenkranz von meinem Opa wollte ich in den Sarg legen, ja so fühlte es sich richtig an. 9 Stunden verlieben mir noch, irgendwie wurde ich nicht einmal Unruhig. Ich fing an alles vorzubereiten für nachher, machte das Haus sauber, holte das gute Geschirr heraus und stellte alles auf den Esstisch den ich an die Wand geschoben hatte. Wenn alle wirklich kommen sollten, dann konnte ich schon gut mit 20 Leuten rechnen.
Pünktlich wurden der Sarg und die Blumen geliefert. Ich ließ beides in die gute Stube bringen und machte mich sofort auch daran alles zu arrangieren. Mit einem Lächeln verließ ich den Raum und schloss feierlich die Tür hinter mir. Die ersten Freunde kamen, ich begrüßte sie alle herzlich. Natürlich fragten viele was denn die Neuigkeit wäre, aber ich sagte immer „das werdet ihr noch früh genug Erfahren.“. Wir lachten und erzählten und vieles, denn einige von ihnen hatte ich schon länger nicht mehr gesehen. Noch 90 Minuten. Ich stand auf und bat alle um ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich begann mit den Worten dass ich mich verabschieden muss von allen, fragende Blicke ruhten auf mich. Ich sprach zu jedem Freund ein paar Worte, mal etwas nachdenkliches aber oft lustige Begebenheiten und was mir jeder einzelne von Ihnen doch bedeutete bisher. Alle waren irgendwie geschockt gewesen von dem, aber ich sagte dass ich mir das so ausgesucht habe und ich nicht möchte dass sie weinen. „Lieber mit einem Lächeln von Euch allen gehen und wissen dass ihr es versteht, als dass ihr alle trauert und euch verschließt“, sagte ich am Ende.
Ich bat alle noch zu bleiben und sagte ihnen auch das ich eine große Kiste mit Dingen oben im Schlafzimmer zu stehen habe die mir persönlich wichtig waren, ein jeder solle sich doch daraus nehmen was er möchte. Somit trägt jeder ein Stück von mir mit sich wenn er mag und ich weiß dass meine heißgeliebten Sachen nicht einfach weg kommen.
Dann sagte ich dass die letzten vergangenen Stunden sehr schön waren für mich aber auch etwas Anstrengend, ich sagte ich fühle mich etwas Müde und schaute dabei auf die Uhr. Ich bat meine Freunde noch später in die gute Stube zu kommen wenn sie möchten, aber vorerst brauche ich etwas Ruhe. Noch 10 Minuten, dann war es soweit. Ich ging also in die gute Stube wo mein Sarg stand, das abendlicht schaute durch das Fenster hinein. Ich legte mich in den Sarg und schloss die Augen, fest in meinen Händen das kleine goldene Kreuz meiner Oma und den Rosenkranz von meinem Opa. Zufrieden lächelte ich leicht und schlief ein während die Sonne unterging in diesem Moment.
Zwei Tage später war meine Beisetzung gewesen auf dem kleinen Friedhof hier im Dorf.

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Lesezeit ca.: 9 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 5. August 2011 | Revision: 1. Juni 2012

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12 Kommentare
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Elke ( Fännin )
13 Jahre zuvor

Äh!!! Okay!

Poppie
13 Jahre zuvor

Ein wenig seltsam, aber durchaus gut. Mehr 😀

Karin
13 Jahre zuvor

Einfach toll geschrieben!

Verfluchte
13 Jahre zuvor

Finde ich klasse !

13 Jahre zuvor

Mir gefällt die Sicht der Dinge – wie mit einer Ruhe und Selbstverständlichkeit an das Thema Sterben gegangen wird…..

Anonym
13 Jahre zuvor

…21.30 Uhr,die Sonne geht unter… Wenigstens war´s ein Sommer-Tag gewesen.
Und mit einem leichten Lächeln werde ich mich jetzt wieder verabschieden… 😉

13 Jahre zuvor

von allen vier Beiträgen der beste! Immerhin eine schöne und kreative Geschichte.

Tom625
13 Jahre zuvor

Daß der Tod erst personifiziert einen Zettel hinterläßt und dann doch nicht am verabredeten Termin seine leibhaftige Aufwartung macht, finde ich etwas „unrund“.

Auf den Freundeskreis muß das ganze so doch eher den Eindruck eines Suizids machen.

Schön geschrieben war’s aber!

13 Jahre zuvor

Kitsch as kitsch can. Auch wenn in diesem Blog mit dem Thema Tod und Sterben sehr locker und unverkrampft umgegangen wird: es geht um das Ende des Lebens, das jedem von uns nur einmal gegeben wird. Es ist nicht romantisch, zu sterben.

Gnumpf
13 Jahre zuvor

Schrott.. mehr fällt mir dazu nicht ein.
Da wird am Anfang eine Spannung aufgebaut und am ende
ist sie einfach nur tot.

Ma Rode
13 Jahre zuvor

[quote]Always Look on the Bright Side of Life[/quote]

Das hast Du gut geschrieben, Kirstin.

Kirstin
13 Jahre zuvor

Ich greife nun Kommentare mal auf.

@8 Wenn ich den Eindruck des Suizides hinterlassen habe, dann wars so nicht gewollt. Aber ich denke schon das meine Angehörigen dennoch wissen das dies nicht so sein soll. 🙂

@9 Es ist meine Art der Dinge wie ich gerne morgen Sterben würde. Wenn du eine andere hast, schreib diese auf und schicke sie Tom. Ich würde lieber morgen so sterben (wie du sagst romantisch), als über die Strasse zu gehen und Platt zu sein. Trauern tun die hinterbliebenden in jedem falle, warum also sich nicht verabschieden wenns geht?
Das ist nunmal meine Art damit umzugehen, und die mich kennen würde auch nichts anderes erwarten.

@10 „..am ende ist sie einfach nur tot.“ Ja mei, was haste erwartet? Das ich wieder auferstehe und mitfeier? *kopfschüttel*

Ich habe keine Angst vor dem Tod, das möchte ich hier nochmals erwähnen. Eher macht es mir größere Sorgen wie meine Angehörigen damit klar kommen. Wenn ich weis das alles rund läuft bin ich gerne bereit mitgenommen zu werden auf die andere Seite.




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