Es gibt echte und unechte Diamanten, vielleicht kann man zu einem besonders zuverlässigen Kameraden auch sagen, daß das ein „echter Kerl“ oder „echter Freund“ ist. Als aber so Mitte der 70er Jahre (für Pisa-Opfer: das war die Zeit als es schon Autos und Fernsehen, aber noch keine Handys gab) das Wort „echt“ als permanente Satzverschönerung in Mode kam, habe ich persönlich mich von diesem unnötigen Zierrat ferngehalten. „Das ist echt geil“ wäre also eine Formulierung die ich nicht verwende, ich befleißige mich da eher einer vornehmeren Ausdrucksweise und würde stattdessen sagen: „Das ist voll krass geil, odda Alter?“
Vorhin war eine Kundin da, die ihre Mutter beerdigen lassen möchte.
Ich stehe an der Tür, trete beiseite und sage: „Kommen Sie doch bitte herein.“
Sie sagt: „Nee, echt jetzt, oder?“
„Ja sicher“, sage ich und sie guckt mich verdutzt an.
Im Ausstellungsraum sage ich: „Der ist aus Kiefer, Vollholz.“
„Nee, echt jetzt, oder?“
„Die Urne ist gehämmertes Kupfer.“
„Nee, echt jetzt, oder?“
„Ich notiere mir das jetzt eben.“
„Nee, echt jetzt, oder?“
An jeder Stelle, an der andere nichts gesagt hätten oder vielleicht „Ach ja“, da sagte sie „Nee, echt jetzt, oder?“
Da muß man sich auch erst mal dran gewöhnen, man ist immer versucht, ihre scheinbare Frage zu beantworten.
Vor längerer Zeit hatte ich mal eine Kundin, die sich eine ganz andere Albernheit angewöhnt hatte. Wenn ich irgendetwas erklärt hatte, schaute sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und sagte dann: „Das verständ I jetzt not“. Also „das verschdänd Ei jetzt nott“.
„Wir bräuchten noch das Stammbuch der Verstorbenen. Sie: „Das verständ I jetzt not, das ist mir zu high.“
Mir auch!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: echt, jetzt, oder
Einfach draufhauen xD
Nee, echt jetzt?
Musste sein, sorry.
Swenglish ist schon grausam, aber denglish topt nochmal alles, echt jetzt! 🙂
O_o
Die zweite Person finde ich merkwürdiger.
„Echt“… naja, ich gestehe, ich verwende es leider genauso wie „irgendwie“. Diese sinnlosen Füllwörter!
Ich habe gemerkt, dass ich alt werde, als „fett“ aufkam. Ist das jetzt schon wieder aus der Mode?
Ich hatte mal einen Kunden, der ständig (wirklich, teilweise mehrfach in einem Satz) „in der Eck“ sagte. Das war wirklich anstrengend und ich musste mich wirklich beherrschen. Erschwerend kam noch hinzu, dass er noch sehr kräftig nach einer Mischung aus Schweiß und Zwiebeln roch.
Was ist denn Swenglish?
@Nina heißt das nicht phatt?
@Internetto: Swenglish ist eine Mischung aus Schwedisch und Englisch. Und ich finde es echt nervig, wenn ich da reinrutsche. Aber wenigstens habe ich mir keine festen Ausdrücke angewohnt, wie die beiden Exemplare im Text 🙂
Als ich in meiner Studienstadt aufgeschlagen bin, hab ich auch eine Weile gebraucht, um zu verstehen, dass hier „Echt, oder?“ eine vollwertige Antwort ist, die in fast jedem Zusammenhang passt. Oder nicht.
Inzwischen hab ich auch den Drang besiegt, jedes mal „Ja, echt!!“ zu rufen 😉
„“Kommen Sie doch bitter herein.”
Sie sagt: “Nee, echt jetzt, oder?”“
Kein Wunder, dass sie es komisch findet, wenn sie bitteR hereinkommen soll 😀
Das einzige, was mir dazu einfällt, was reinpassen würde, wäre nur:
Nee, echt jetzt, oder?
😉
DAs ist ja noch schlimmer als das ständige „…, ner?“ eines meiner Mitarbeiter…
„Das geht doch so, ner?“
„Ich fahr dann mal los, ner?“
„Das kennst du doch, ner?“
Sehr amüsant war eine Doku über eine nach Amerika ausgewanderte Deutsche, die selbst nach jedem englischen Satz ein „ne?“ anhängte. Sah dann in etwa so aus:
„Now we drive to se cinema, ne?“; „If I buy sis car I will get a guarantee, ne?“; „Come on, give me sät rope, ne?“ usw.
Grauenvoll, echt jetzt.
@ Gerhard: Ich kenne es nur akustisch. Falls sich „fett“ tatsächlich „phatt“ schreiben sollte… desto schlimmer. X-P
mitte der siebziger hieß es nicht nur echt
sondern auch endgeil, echt endgeil und so. wobei
ich mich nie dafür begeistern konnte, schließlich
umfasst der wortschatz eine menge kreationen um
solches auszudrücken.
nostalgische grüße
Nee alles unecht!!! Sorry aber ich glaube ich wäre geplatzt!!!! Das geht mir schon beim lesen auf die Nerven!!!
Naja, auch gut das Wuppertaler „woll“.
Voll toll, woll?
Die deutsche Sprache verhunzen saugt wirklich große Zeit!
Mir bekannt sind diese Satzender mit „ne“ bzw auch „nä“ oder „ge“. Dann gibts ja noch es „oda“ und „gelle“. Bestimmt noch mehr, kommt uf die Region an. Find ich auch nicht weiter schlimm. Schlimmer find ich schon das „alta“ was sich in der Jugend kultiviert hat.
Als ich vor einiger Zeit in der Grenzregion Deutschland/Schweiz war, ist es mir immer tierisch auf den Keks gegangen, dass die „oder“, oder besser gesagt „odrrr“, nach jedem Satz anhängen müssen…
Ja, nech, von dem Schweizer Anhängsel „odr?“ hab ich auch schon gehört, wa?
Anstrengend, aber das „Ey Alda!“ und „Yo Digga!“ aus Bus und S-Bahn ist mindestens genauso schlimm.
„Nee, echt jetzt, oder?“ kann einfach eine nervige Sprachmacke sein, aber das andere zeugt meiner Meinung nach nicht unbedingt von einem allzu hohem geistigen Niveau.
Niveau ist keine Handcreme! 😉
Solche Füllwörter gibts aber in jedem Dialekt, hier bei uns in Franken mit Abstand am gebräuchlichsten ist das „fei“ und „gell“. Wobei das „fei“ für „aber“ als Verschärfung verwendet wird.
„Iech hobb ders fei gsacht, gell!“
„Ich habs dir aber gesagt!“
Das „gell“ kann ich nichtmal übersetzen…
Wieso sagt der Berliner eigentlich nach jedem Satz „wa“? Und wenn er dem Gesagten Nachdruck verleihen will, dann wird noch ein „Alder“ drangehängt – wa Alder!
Alles Gehirnvegetarier.