Wir sind alle ganz angetan vom neuen Pfarrer. Sein Vorgänger hatte, um es mal vorsichtig zu formulieren, kein Talent zum Beerdigen. Das muß man ja auch können und ich finde man merkt es auch, ob jemand eine bestimmte Arbeit gerne macht.
Na klar, keiner macht gerne Beerdigungen, es geht ja immer auch um Verlust und Abschied. Aber man kann seine Arbeit insgesamt trotzdem gerne machen und wenn man es gerne macht, dann wird es auch meistens gut.
Der ehemalige Pfarrer hat sich nie Zeit für die Angehörigen genommen. Die Familien berichteten immer wieder, daß nur die Pfarrsekretärin angerufen und alles am Telefon besprochen habe. Andere erzählten, der Pfarrer sei zwar vorbei gekommen, habe aber nur knapp zwanzig Minuten Zeit mitgebracht.
Uns allen ist aufgefallen, daß er immer abgehetzt zu den Trauerfeiern kam, den Trauergästen den Eindruck vermittelte, als störte ihn die Trauerfeier jetzt bei etwas viel Wichtigerem und als müsse er mal eben etwas Lästiges absolvieren. So passt es auch ins Bild, daß der Pfarrer fast ausschließlich ein und die selbe Standardrede gehalten hat und nach den Trauerfeiern bzw. Beerdigungen immer hastig wieder verschwand.
Drei Pfarreien sind im Laufe der letzten Jahre zu einer Seelsorgeeinheit zusammengefasst worden und der Pfarrer wußte offenbar oft nicht wo ihm der Kopf stand. Ich hätte nicht mit ihm tauschen wollen.
Nun ist aber noch eine weitere ehemalige Pfarrei hinzugekommen und ein neuer Pfarrer gekommen.
Tja und der hat erstaunlicherweise Zeit. Er kommt zu uns ins Bestattungshaus, bespricht mit uns den Ablauf der Trauerfeier, teilt uns weitere Wünsche der Familien mit, macht sich Gedanken über die Auswahl geeigneter Musikstücke und die Leute erzählen, er seit über eine Stunde bei ihnen gewesen.
Entsprechend eindrucksvoll und persönlich sind seine Traueransprachen und die Trauerfeiern mit ihm sind richtig gut.
„Mal abwarten“, sagt Sandy, „vielleicht macht der scheiß Hochzeiten…“
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Trockner Humor dass es nur noch staubt.
Ich habe das immer so gehalten!
Es mag da oben jemand geben, aber das Bodenpersonal lässt (manchmal) sehr zu wünschen übrig.
Ich kann den alten Pfarrer verstehen. Ich hatte das Glück bisher nur einer Beerdigung beiwohnen zu „müssen“ und diese bedrückende Stimmung die da herrschte war grausam.
Das ist als würde man in einem Schwarzen Loch sitzen, welches jegliche positive Energie aus dem Körper raus saugt.
Gerade Sandy macht sich darüber Gedanken wie die Hochzeiten dieses Pfarrers sind?
Was soll uns das sagen?…
Gruß
Joe
So gut ich Hochzeiten kenne sind sie sehr viel standardisierter als ein Trauergottesdienst, den man aufgrund des Verstorbenen und seiner Umstände sehr individuell gestalten kann.
Wollt Ihr ihn zum Mann nehmen? (Ja/Nein/Abbrechen/Ignorieren)
Wollt Ihr sie zur Frau nehmen? (Ja/Ja, später mit Scheidung oder so/Ja, denn der Schwiegervater hat eine Schrotflinte bei)
Stimmtsoderhabbichrecht?
Ist doch klar, warum der alte Pfarrer nie genügend Zeit hatte. Der musste doch was Anderes üben: http://www.youtube.com/watch?v=y1WACuPmOro&feature=player_embedded#!
🙂
In der Gemeinde meiner Eltern ist es tatsächlich so, dass der Pfarrer sehr schöne Trauerreden hält, die Hochzeiten aber irgendwie nach 08/15 klingen. Er hat auch selbst schon zugegeben, dass er lieber Trauerreden schreibt.
@ Trische, 7:
Im Ernst… was würde man für eine „Hochzeitsrede“ halten? Man kann besser die Vergangenheit beschreiben als in die Zukunft sehen. Ehrlich, am ehesten würde ich als Hochzeitsredner jemanden verpflichten, der/die schon eine Scheidung hinter sich hat…
…über die Verdienste und Lebenserfahrungen eines 25- bis 35jährigen Heiratswilligen zu reden driftet doch sehr schnell mal in die Lobhudelei ab. Oder es vorausschauend und schnell mal belehrend… lieber bestatten und betrauern als Hochzeiten feiern, wirklich 🙂
Warum muss man bei einer Hochzeit in die Zukunft sehen? Das Brautpaar hat ja schließlich auch eine Vergangenheit, die sie gemeinsam dorthin geführt hat wo sie nun stehen.
Ich denke, es kommt darauf an, wie gut der Pfarrer seine „Kunden“ (ob Brautpaar oder Verstorbener) kennt bzw wie intensiv er sich bemüht hat, sie vor der Feier kennenzulernen (und umgekehrt, nichts hilft in solchen Fällen besser als ein aktives Beteiligen am Gemeindeleben ;-)). Wenn er nicht weiß, was er über die Betreffenden sagen soll ist es klar, dass da eine Standardnummer draus wird, egal ob Hochzeit oder Beerdigung.
ich war mal auf einer kirchlichen Hochzeit auf der die Pfarrerin geschlagene zwei Stunden… über sich selbst erzählt hat. Seitdem meide ich protestantische Hochzeiten.
Ansonsten ist es wie bei jedem normalen Mitarbeiter… die ersten sechs Monate abwarten und dann loben.
@ Anonym, 9:
Hmm, da hast du Recht. Aber dann müsste die Vergangenheit einen Bezug haben zum Hochzeitsfest – man könnte erzählen, wie sich die Brautleute kennengelernt haben:
„Am Süssigkeitenautomaten im Bahnhof Lyon-Part-Dieu trafen sich ihre Augen auf einer Packung M&Ms, beide zu arm sie alleine zu kaufen, beide zu reich, so dass sie sie mit jemanden, der auf der Suche ist, hätten teilen müssen.
Gesucht hatten sie 50 Cent, gefunden hatten sie die unsterbliche Geliebte, der 7. Sinfonie Zweiter Satz.“
Mist, ich sollte wieder arbeiten. Sonst flattert schon bald ein Hochzeitsreden-Auftrag herein und bin bis am Wochenende mit den Feinheiten ausgelastet.
Also bei uns ist es genau andersrum. Der alte Pfarrer kam gerne zu jedem und brachte ausreichend Zeit mit.
Der neue Pfaffe hingegen machte sich schon vielerseits unbeliebt. Das letzte was man hörte war als er doch zu einem sterbenden gebtene wurde „Ich habe heute meinen freien Tag“.
Mal schaun wie lange der neue in der Gemeinde bleibt. 🙂
Tja, der Pfarrer bei uns hat eine arme alte Frau aus der Kirche geschmissen, als sie auf Knien um die Beerdigung ihres Mannes gefleht hat – sie war arm und konnte sich den Pfarrer nicht leisten.
So viel zur Liebe im Christentum *bah*
@chaoskatze: Tut mir leid, aber das ist Blödsinn. Pfarrer (oder Pastoren) werden für eine Beerdigung nicht bezahlt. Es ist allerdings Usus, eine Spende für die Kirchengemeinde zu tätigen, sofern man sich das leisten kann.
@Turtle of doom: Naja, irgendwie hat die Vergangenheit doch auf jeden Fall Einfluss darauf, dass die beiden heiraten.
Mein Mann und ich wurden von einem Pfarrer getraut, der mit uns als Betreuern schon auf mehreren Kirchenfreizeiten war, somit unsere Vorgeschichte kannte und von vielen unserer Freunde noch Stories erzählt bekommen hat. Das war eine lange und sehr lustige Trauung 😉
Ebenso habe ich eine Beerdigung erlebt von einem Mädchen, das kurz nach ihrer Firmung bei einem Autounfall starb. Dementsprechend gut kannte sie der Pfarrer, und den Unterschied, dass er sie nicht nur aus Erzählungen der Eltern kannte, hat man schon bemerkt. Es gab eine Kerze, auf der alle Firmanden ihre Fingerabdrücke hinterlassen hatten, und die übergab er an die Familie und hielt eine sehr bewegende Predigt darüber, dass jeder Mensch Spuren hinterlässt.
Umgekehrt kann auch der beste Pfarrer nicht viel erzählen, wenn er den Menschen nie gekannt hat und der auch nichts herausragendes gemacht hat im Leben. Da ist es schon besser, wenn sich jemand von den Angehörigen hinstellt und ein paar Worte spricht.
Hehe, Sandy….
@Arne: tja, das kommt auf die Kirche an – eine Freundin musste über 100 Euro bezahlen!! Kann gut sein, dass es über „Spende“ läuft, aber das heißt nicht, dass ein Pfarrer nicht seine Macht gegenüber seinen Schafen ausnutzen kann…
@Arne
ich habe da auch schon andere Zahlen gehört…..oder der Termin passt mir nicht…und das, wo die Kirche eh schon schwindende Mitgliederzahlen hat….
An jedem Gerücht ist ein Funken wahrheit…..
Unser Pastor ist toll. Der kümmert sich nämlich auch um die Lebenden, hat z.B. meine Mutter im Krankenhaus besucht und später Zuhause, als sie bettlägerig war und hat schließlich bei der Grabrede nicht nur Punkte abgehakt, sondern ganz lebendig aus ihrem Leben erzählt.
Wenn ich da an den Pastor vorher denke…der hat ausschließlich runde Geburtstage abgehakt, sonst hat der seinen Garten nicht verlassen.
Ich sage immer: Bestattungen sind die Königin der Kasualhandlungen! Wer die kann, kann den Rest auch!
@17, 18: Pfarrer und Pastoren beziehen in der Regel ein Gehalt. Das ist unabhängig von der Anzahl der Beerdigungen und Trauungen, die sie zelebrieren. (Sonst könnte ich sicher manchmal nicht über den Monat kommen…)
Die Gebühren, die eventuell erhoben werden, sind für andere Leistungen, und das ist normalerweise auch auf der Rechnung spezifiziert.
Von wegen „kein Gerücht ohne was Wahres“ – das sagt man auch nur so lange, bis über einen selbst falsche Behauptungen verbreitet werden. Also Vorsicht! Ihr wollt doch keinen diffamieren…
@20: Jein. Eigentlich sind Trauungen schwieriger – da hört nämlich in der Regel niemand zu, und du redest vor die Wand. Egal was du sagst, die Leute sind hinterher sooo begeistert – vom Kleid, von den Blumen, vom Organisten… aber wenn statt des Pastors eine Winkerkrabbe da gestanden hätte, wärs auch keinem aufgefallen.
„Verkaufen“ tut der Pfarrer in der Regel nur das Messenlesen.
Ansonsten haben wir das Thema ja auch schon mehr als einmal im Blog gehabt, siehe hier:
http://bestatterweblog.de/archives/Der-Pfarrer,-der-kost-nix!/2738
Die Bestattung war bei meinen zahllosen Familienmitgliedern aber bisher immer kostenlos. Aber ich könnte mir natürlich vorstellen, dass der Pfarrer je nach Fall Geld verlangt: Wenn man kein Kirchenmitglied mehr ist, zum Beispiel. Da kann er sich dann nach meinen Empfinden auch ruhig als Traurerredner bezahlen lassen.
@22: Und das verkauft auch nur der Priester, nicht der evangelische Pfarrer…
Und: klar, wer aus der Kirche ausgetreten ist, hat keinen Anspruch auf Leistungen der Kirche. Nicht mal zu seinem Begräbnis.
Zumal die Kirchenmitgliedschaft für die Mehrzahl der Rentner nicht mal was kostet, weil sie keine Einkommensteuer zahlen…
…aber meistens lange genug bezahlt haben.
Amen! Schließlich müssen die ganzen Kinder der Pfarrer bezahlt werden, das muss ja irgendjemand machen!
@Wolfram: das hat nichts mit diffamieren zu tun. Unter Pfarrern und Priestern gibt es, genauso wie überall sonst, liebe Leute und Arschlöcher, die ihre Macht ausnutzen. Nur, dass ihnen dazu gesellschaftlich und historisch zu viel Macht, Potential und zu viel Verschwiegenheit gegeben wird, was so langsam, sämtlichen Göttern sei Dank, ja nachlässt.
@TOM: Mag sein, vielleicht auch nicht. Es ist in der Generation der Einverdiener, die jetzt langsam ans Sterben geht, nicht ungewöhnlich gewesen, während der aktiven Zeit nur ein erwachsenes Kirchenmitglied in der Familie zu haben: die Ehefrau, die nicht erwerbstätig ist und darum auch nicht kirchensteuerpflichtig… der erwerbstätige Ehemann bleibt so lange Nichtmitglied, wie er Steuern zahlt, und tritt erst wieder ein, wenn die Rente durch ist, die ja erst seit kurzem besteuert wird. Aber durch die Frau sind ja alle Rechte auf Taufe etc. für die Kinder gesichert… @Chaoskatze: DOCH. Wer unwahre Behauptungen verbreitet oder mit „es wird schon was dran sein“, schrammt zumindest scharf an der Diffamierung vorbei. Egal wen es trifft, ob nun einen Vertreter der verhaßten Kirchen (wobei du offenbar keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Kirchen machst…), oder dich persönlich. Und meine derzeit drei Kinder werden natürlich von meinem Gehalt ernährt, wovon auch sonst… außer von dem Einkommen meiner Frau? Übrigens, was den freien Tag angeht: du hast sicher einen freien Tag in der Woche. Jetzt möchte ich mal dein Gesicht… Weiterlesen »