Frag doch den Undertaker

Nochmals Grabaushub: Schaufel?

Das beim Grabaushub per Bagger Sargteile oder Knoch auch bei sorgfältig-vorsichtigem arbeiten mit hoch kommen können, sehe ich nun als gegeben an.

Aber darum frage ich, ob jemand weiss, ob es beim „traditionellen“ Aushub per Spaten/Schaufel weniger Risiken gäbe, solche Funde mit auszugraben. Und wieviel teurer der Grabaushub dann wohl würde – oder wie lange hinreichend fitte Angehörige dafür brauchen würden.

Wie lange man für das Ausheben eines Grabes mit einer Schaufel benötigt, hängt von den örtlichen Verhältnissen ab.
Es ist einmal der Boden an sich, der da eine Rolle spielt, es ist aber auch die Frage, ob es geregnet hat, ob der Untergrund eventuell mit Steinen durchsetzt ist usw. Außerdem kommt es darauf an, wo man den Aushub hinzuschaffen hat.. Kann man ihn einfach neben dem Grab ablegen, so ist das einfacher, als wenn er noch wegen der umliegenden Gräber ein Stück weit weg transportiert werden muß.
Mancher Totengräber ist stolz darauf, daß er immer nur eine Stunde dafür braucht, an anderen Gräbern plagt man sich doppelt so lange und länger.

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Es ist auch heute überhaupt nichts Ungewöhnliches, daß Gräber mit der Hand ausgehoben werden. Zwar sind die Bagger kleiner und wendiger geworden, sodass die Zahl der für sie unzugänglichen Gräber kleiner geworden ist, aber es gibt immer mal wieder „schäbige Ecken“ oft aus alten Zeiten, wo man mit dem schweren Gerät nicht hinkommt oder wo der Untergrund den Einsatz eines Baggers unmöglich macht.
Manchmal ist der Boden an wenigen Stellen des Friedhofs felsig oder von dicken Steinbrocken durchzogen, sodass der Presslufthammer zum Einsatz kommen muß. Auch wenn heute der maschinelle Grabaushub dominiert, so gehören doch die Schaufel, der Spaten und die Spitzhacke immer noch zur Ausrüstung der Leute, die ein Grab ausheben.

Nun wird der Grab ja nicht behandelt wie eine archäologische Fundstätte, bei der jedes Gramm Erde fein gesiebt wird, sondern die Problematik, ob sich in der Erde Fragmente von irgendwas befinden, ergibt sich aus der Größe der auf einmal entnommenen Erdportionen. Es ist klar, daß mit einem Bagger auf einen Schlag mehr Erde entnommen werden kann, als mit einer Schaufel. Die Ladung ist beim Bagger größer und so können auch größere Teile in der Erde enthalten sein.

So gesehen könnte man durchaus sagen, daß mit einer Schaufel ein sorgfältigeres Arbeiten möglich wäre.
Aber im Grunde kommt es hierauf gar nicht an, denn die Situation ist auf allen Friedhöfen gleich und jedem, der etwas von der Materie versteht, durchaus bekannt: Es gibt im Erdreich eines Friedhofes eben auch Knochen und Reste von Särgen.
Letztlich spielt es keine Rolle, ob man nun mit dem Bagger oder mit der Schaufel arbeitet, man wird so oder so in irgendeiner Form auf die vorherigen Hinterlassenschaften stoßen.

Wollte man nun wirkungsvoll verhindern, daß in einem Fall, wie dem der da jetzt passiert ist und der jetzt im Zusammenhang mit dem Interview mit mir behandelt wurde, so etwas passiert, dann müsste man die ersten, die sogenannten tiefen, Bestattungen noch sehr viel tiefer durchführen. Läge der erste Sarg in sagen wir vier Metern Tiefe oder tiefer, dann wäre die Wahrscheinlichkeit, auf Reste davon zu stoßen zumindest bei der nachfolgenden „hohen“ Bestattung sehr gering.
Das würde aber gleichzeitig bedeuten, daß die Kosten für das Ausheben des Grabes um mehr als das Doppelte steigen würden, weil mehr und länger gearbeitet werden müsste, weil das Ausschalen des Grabs komplizierter wird und weil eventuell sogar die Unfallgefahr überproportional steigt.

Das ist aber nicht der ausschlaggebende Grund, warum man nicht tiefer als notwendig gräbt. Denn was ist, wenn schlicht und ergreifend sechs oder sieben Jahre mehr vergangen sind und der tief Bestattete offiziell als vergangen und die Stelle als frei gilt?
Dann würde so oder so auch seine Stelle ausgebaggert, denn dann könnte der nächste Verstorbene nicht nur oben drauf, also hoch, bestattet werden, sondern käme an seine Stelle und das wäre „tief“.

Wir haben es hier mit einem Fall zu tun, der seine Brisanz daraus bezieht, daß die Ruhezeit für den vorverstorbenen Vater noch lief. Einige Jahre später wäre die tiefe Stelle, unabhängig von etwaigen Restfunden, ganz neu belegbar gewesen.

Diese Problematik ergibt sich auf den Friedhöfen sowieso viel häufiger, denn Reihengräber etwa laufen sowieso nach einer bestimmten Zeit ab und können nicht mehr verlängert werden. Das Feld mit den Gräbern wird irgendwann eingeebnet und dann kommen dort ganz neue Gräber hin und das obwohl das Erdreich durchsetzt ist mit den Übrigbleibseln von vielleicht hunderten Bestattungen.

Hätte man nun in diesem Fall durch das sorgfältigere Arbeiten mit einer Schaufel diese Problematik verhindern können?
Vielleicht ja, aber wir wissen nicht, wie klumpig der Boden dort ist und ob sich nicht auch in einer großen Schaufelladung doch recht große Knochenfragmente verbergen können.

Aus diesem Grund ist für die Grabbauer nicht unbedingt bedeutsam, ob sie auf etwas stoßen oder nicht, sondern es ist einzig und allein entscheidend, wie damit umgegangen wird. Der Grabaushub ist entsprechend abzudecken, sodaß den Friedhofsbesuchern der Anblick von Knochen oder Sargteilen verwehrt bleibt.
Im vorliegenden Fall hat offenbar nur ein Stoffzipfel aus der Erde geragt. Hier könnten, aber das ist nur eine Vermutung, die Friedhofsleute gedacht haben, daß es sich um die Reste einer Kranzschleife handelt. Es könnte aber auch sein, daß dieses Stück Stoff zunächst von Erde bedeckt war und Regen, Wind oder Schwerkraft es freigelegt haben.
Vielleicht sah es für die Arbeiter so aus, als sei die Erde sauber und frei von sichtbaren Elementen.

Wie gesagt, ob man nun mit dieser oder jener Methode arbeitet, sie müssen ja die erforderliche Tiefe für den neuen Sarg erreichen und entscheidend ist, daß der Aushub entsprechend frei von sichtbaren Teilen der Vorbestattung ist bzw. daß er abgedeckt wird.

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