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Purrwinger 3

Also machen wir das so, der werte Herr Purrwinger bekommt eine Auswahl nach Hause geliefert. Uns doch egal, wer die Musik bezahlt, der bestimmt auch was gespielt wird und wenn er will, daß wir besonders laut spielen, dann muß er eben auch viel bezahlen.

So ist das eben im Leben, die die Geld haben, die können sich so manchen Sonderwunsch erfüllen. Wobei das so ungewöhnlich gar nicht ist. Zwar holen wir heute nahezu alle Verstorbenen bei Haussterbefällen mit der Trage ab, aber es kommt auch immer mal wieder vor, daß Angehörige auf einem Sarg bestehen.

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Mit dem Transporter können wir ohne weiteres vier Särge transportieren und ich wähle drei die gut und teuer sind und einen aus der mittleren Klasse. Für Herrn Purrwinger drucke ich ein Angebot mit allen Sargvarianten und den übrigen Kosten aus, so braucht Fahrer Manni nur anzukreuzen und bei den Purrwingers jemand unterschreiben.

Eine Stunde später sind die Männer wieder zurück. „Hab ich doch gleich gesagt, daß die den Adenauer nehmen“, meint Manni, der ein wenig gemault hatte, weil er vier Särge ausschlagen mußte. Seinem Kollegen Thorsten war das egal gewesen: „Früher oder später müssen wir die doch sowieso machen, warum nicht jetzt?“

Bei den Purrwingers haben die Männer 20 Euro Trinkgeld bekommen und das obwohl sie noch nichtmal haben alle Särge ausladen müssen. Purrwinger hat sich den Sarg direkt am Wagen ausgesucht. Thorsten meint: „Wäre ja fast ne neue Geschäftsidee, ambulanter Sarghandel.“

„Bißchen arrogant ist der aber schon, oder?“ meint Manni und ich schaue ihn fragend an. „Wieso?“ will ich wissen.
„Naja, so Kasernenhofton kann man nicht gerade sagen, aber so wie der Herr Baron von Zipfel und vom Gipfel, ja.“

„Was ist denn jetzt mit der Frau Eleonore?“

„Haben wir hinten drin.“

„Ach und ich dachte, ihr müßt dem jetzt erst die Särge vorfahren und dann nochmal mit dem Bestattungswagen vorbei, um die Frau zu holen.“

„Hab ich auch erst so befürchtet, aber der hat nur gesagt, daß wenn wir schon mal alles dabei haben, können wir die Frau gleich mitnehmen.“

„Ich habe gedacht, daß da noch jemand Abschied nehmen will“, wende ich ein, doch Manni winkt ab: „Nee, die sind angeblich schon fertig gewesen.“

Nun denn, ich schaue mir die Unterlagen an, die Manni mitgebracht hat. Es ist eine Grabbescheinigung und es sind die Sterbepapiere, wir können die Frau also überführen.

„Wann fahren wir denn?“ will Manni wissen und ich sage: „Morgen früh. Gleich um Acht aufs Standesamt und dann ab damit.“

„Kann ich fahren?“ will Thorsten wissen und aus irgendeinem Grund sage ich: „Am Besten wird es sein, ihr fahrt beide, der Sarg ist schwer und wer weiß was Euch da in Bayern erwartet.“

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#purrwinger

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(©si)