Frag den Bestatter

Römische Zahlen sind falsch

sankt-michael-neckarhausen

Lieber Tom!

Ich war heute auf dem Friedhof und hätte dir gerne ein Handyfoto geschickt, aber meine Kamera am Handy ist saumiserabel. Da her schildere ich dir, was ich meine. Es gibt doch diese römischen Zahlen die du auch manchmal für die Überschriften deiner Artikel nimmst.
Nun habe ich aber gelernt, dass die so gehen I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI, XII, XIII, XIV, XV, XVI, XVII, XVIII, XIX, XX.
Das alles hat mir manchmal schon geholfen, wenn es drum ging, Grabsteine zu entziffern auf denen die Zahlen römisch geschrieben waren.
Jetzt ist meinem Mann aber aufgefallen, dass die Zahlen auf der Uhr am Friedhofskappellchen falsch sind!!!
Bei der 4 stehen da IIII und nicht wie es richtig sein müßte IV.
Wir hielten das für einen Fehler. Dann aber entdeckten wir eine Kirche weil wir von da an darauf achteten, bei der das auch so war.
Nun sind wir unsicher gewesen.
Auch auf einem Grabstein entdeckten wir für den April ebenfalls diese Schreibweise. Was ist denn nun richtig.?

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Schade, daß Du kein Bild beigefügt hast, aber ich habe zwei gefunden. Bei unserer Kirche hier (siehe Bild 1) ist es ebenfalls so. Da steht eine IIII statt der IV. Man kann es auf dem Bild nicht richtig sehen, aber nachfolgend kommt ein anderes Bild aus Wikipedia, auf dem man es besser sehen kann.

roemische-zahlen-ziffernblatt

Ihr habt natürlich Recht, die heute gängige Schreibweise für die 4 ist IV, wobei das I für eine 1 und das V für eine 5 steht, gemäß der Subtraktionsregel und weil man uns beigebracht hat, daß nie mehr als drei gleiche Zeichen aufeinanderfolgen sollen, wissen wir, daß die I von der V abzuziehen ist. Tatsächlich ist aber diese Regel nur eine heute geltende nicht unbedingt bindende Regel.
Wikipedia sagt dazu:

Die Subtraktionsregel ist eine heute übliche, verkürzende Schreibweise, mit der es vermieden werden soll, vier gleiche Zahlzeichen in direkter Aufeinanderfolge zu schreiben. Sie wurde bereits in römischer Zeit gelegentlich angewandt, ihre konsequente Anwendung erscheint jedoch erst seit dem späteren Mittelalter, auch dort häufig noch in vermischter Anwendung mit Schreibung einzelner Zahlen ohne Subtraktionsprinzip, und ist auch seither lediglich eine weithin vorherrschende Konvention geblieben, von der … vielfach kein Gebrauch gemacht wird.

Das bedeutet, daß die Schreibweise IIII nicht wirklich falsch sondern eher heute für unsere Augen ungewöhnlich ist.
Zum Thema Uhrenziffernblatt weiß Wikipedia auch noch etwas:

Auf Uhrenzifferblättern wird die Zahl 9 immer nach der Subtraktionsregel als IX geschrieben, die Zahl 4 aber oft als IIII. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen:

Eine ist, dass alle Einzelzeichen eines Zifferblatts, das IIII als 4 benutzt, zusammengenommen aus 20 I, 4 V und 4 X bestehen. Somit ließen sich solche Zifferblätter mit jeweils vier Sätzen der Zeichen I, I, I, I, I, V und X zusammensetzen, und waren daher in der Herstellung der Zahlen mit Schablonen oder Gussformen rationeller. In Anbetracht des größeren Aufwandes beim Schnitzen oder Meißeln von Skalen für Sand-, Wasser- oder Sonnenuhren ist dieses Argument jedoch nur für Gussformen und Schablonen sinnvoll.
Eine weitere Begründung ist, dass IV die Abkürzung für den römischen Gott Jupiter (IVPPITER) darstellt und damit für profane Dinge tabu gewesen sei.
Ein gängiges Argument ist, dass sich bei der Verwendung von IIII statt IV auf jeder Seite des Zifferblattes genau 14 Zeichen befinden und somit symmetrisch gleichgewichtig sind. Dabei werden die Zahlen VI bis XI der linken, alle anderen Zahlen der rechten Seite zugeordnet. Symmetrie besteht auch im Aufbau von je vier aufeinanderfolgenden Stundenzahlen: vier enthalten ein V, vier ein X, und die übrigen bestehen nur aus dem Zeichen I.

Foto 1: Rudolf Stricker, © The copyright holder allows anyone to use it for any purpose, provided that the copyright holder is properly attributed.
Foto 2: Asio otus, GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2
Zitate: Wikipedia, „Römische Zahlschrift“

Bildquellen:

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    Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 9. Januar 2013

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    8 Kommentare
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    11 Jahre zuvor

    Wow, danke! Wieder was gelernt!

    Kirstin
    11 Jahre zuvor

    Da sieht man so etwas auch und macht sich keine Gedanken darüber warum es so ist.

    Danke. 🙂

    Beremor
    11 Jahre zuvor

    Die Römer nahmen es allgemein sehr viel leichter, wenn es darum ging, ihre Zahlen aufzuschreiben. Ich hörte von einem Grab, wo die Zahl 18 (oder 28, ich bin mir nicht mehr sicher) ganz einfach als XIIX (oder XXIIX) dargestellt wurde. Die 8 wurde also als IIX (zehn minus zwei) repräsentiert. Die strengen Regeln, wie eine römische Zahl auszusehen hat, sind eine neuzeitliche Erfindung.

    Smilla
    11 Jahre zuvor

    Und ich dachte an zahlensymbolische Deutungen…hach ja. Ich gucke mal heute, wie unsere Kirchen aussehen, ist ja interessant.

    zimmerling
    11 Jahre zuvor

    Auch im Bereich der Zimmerei ist es Brauch die römischen Zahlen IIII und VIIII „falsch“ zu schreiben. Wenn viele hundert Balken nach dem Zuschnitt (Abbund) ersteinmal auf den Stapel gelegt werden um später auf die Baustelle gebracht zu werden, so wäre doch die Möglichkeit z.B. die Hölzer welche mit IX gekennzeichnet sind, auf dem Kopf stehend als XI zu lesen sehr gross und es käme zur Verwechslung. Aus dieser Gewohnheit wird dann auch IIII gezinkt. Fortlaufend dann also auch XIIII, XVIIII usw.

    Smilla
    11 Jahre zuvor

    Die Balken könnte man doch auch an der Seite kennzeichen, oder nicht?

    sonderbarer mann
    11 Jahre zuvor

    Vielleicht liegt es auch daran, dass die VI und IV beide (eher) auf dem Kopf stehen und deshalb nur mit Hirnverknotung korrekt zuzuordnen sind.

    11 Jahre zuvor

    Sehr schön erklärt, guter Artikel! 🙂




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