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Schimmel -IV-

Ich habe Manni die ganzen Tapeten abreißen und zwei der Gipsplatten entfernen lassen. Nun ist das ganze Ausmaß des Schadens erst in voller Schönheit sichtbar.
Die Gipskartonplatten sind hinten wabbelig und aufgebläht, sie fühlen sich an, wie geleeartiger Pudding, sind gelblich verfärbt und die ganze Wand dahinter ist muffig und feucht.
Es liegt eindeutig auf der Hand, daß die Feuchtigkeit nicht aus der Raumluft stammt, die irgendwo in einer Zimmerecke kondensiert, sondern daß von irgendwoher Wasser rinnt und aus der Wand heraus alles durchfeuchtet.

Jetzt, da die Platten weg sind, stinkt es in dem Ladenlokal nach Moder und fauligem Brackwasser.

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Der Wasserschaden ein Jahr zuvor war ja durch den Rentner verursacht worden, der über unserem Laden wohnt und dessen Badewanne übergelaufen war. Sowas ist ein Unfall, das kann ja mal passieren und ich hege deshalb keinen Groll gegen den alten Mann.
Er aber gegen mich!

Denn als ich bei ihm klingele und mich mit ihm mal über die möglichen Ursachen meines Schimmels sprechen will, empfängt er mich ziemlich motzig. Bald habe ich den Grund für seinen Unmut herausgefunden. Bei ihm im Bad und im Schlafzimmer stinkt es und er ist der Meinung, das komme nur von unseren Leichen.
Es dauert eine Weile, bis ich ihn davon überzeugt habe, daß wir gar keine Verstorbenen da unten lagern und die drei oder vier Särge nur reine Schauobjekte sind, vor allem aber leer.
Nein, der Geruch komme nicht von uns unten, sondern von woanders her.

Der Mann ist beruhigt und gemeinsam besuchen wir das junge Ehepaar ganz oben. Die wohnen noch nicht lange da, wissen aber zu berichten, daß es bei ihnen immer dann ganz übel rieche, wenn das Wetter umschlage. Wenn Regen angesagt sei, nähmen sie den an Verwesung erinnernden Geruch besonders stark wahr.
Sie hatten das aber immer dem 200 Meter hinter dem Haus herfließenden Bach zugeschrieben.

Mit anderen Worten: Irgendwo im Haus ist ganz schön was kaputt, vielleicht leckt da schon seit Jahren eine Wasserleitung oder so.

Am nächsten Tag haben der Rentner und das junge Ehepaar Post vom Vermieter:

„Nur durch ausreichendes Lüften sei einer Schimmelbildung wirksam zu begegnen…“

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(©si)