Menschen

Schwarzbraunes Wumm

Die Straßenmaschine stakkatert seit Tagen in gleichmäßigen Takt in den Straßenbelag und schafft eine Rinne für irgendwelche Abwasserkabel oder Stromrohre, so genau weiß das keiner. Vladysz, der Straßenmaschinenfahrer, weiß nur, daß er eine Rinne machen muß: „In einer Woche fertig, Chef.“
Ich bin gar nicht sein Chef, sonst wäre er jetzt schon fertig, so fertig wie wir alle es mit unseren Nerven sind.
Nicht allein, daß die Maschine da draußen im immer gleichen Takt den Asphalt bricht, nein Antonia hat auch noch erkannt, welche Melodie auf diesen Takt passt und ohne sich etwas dabei zu denken, trällerte sie heute Morgen „Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich…“ durch das Büro.

Und geht es außer mir nicht vielen anderen auch so, daß das erste Lied, das man an einem Tag morgens hört, einem den ganzen Tag nicht mehr aus den Ohren geht, sich also zu einem Ohrwurm entwickelt?
Jetzt kenne ich den Text von „Schwarzbraun ist die Haselnuss…“ nicht so ganz genau, wenn überhaupt kenne ich das Lied sowieso nur aus amerikanischen Nazifilmen, in denen man in der deutschen Synchronisation statt braundeutschen Liedguts gerne mal die schwarzbraune Haselnuss bemühte. (Ich glaube in „Die Akte Odessa“ war das auch so.)

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Und dann kenne ich da noch diese blonde singende Sonnenbrille, die vor deutschen Auswanderern auch gerne mal schwarzbraun intoniert.

Allein dieses Lied im Kopf zu haben, das ist ja schlimm genug, und ich verdanke es einem Pummel, der bei Haselnuss ganz sicher nicht an einen kleinen angeschlossenen Ex-Österreicher mit lustigem Bärtchen denkt, sondern an Haselnusskuchen und Biskuitrolle mit Haselnußsahnefüllung.
Doch noch schlimmer ist es, daß die Straßenmaschine immer wieder Tack-Wumm tack-tack WUMM WAMM WUMM den Haselnussrhythmus aufgreift und einem das Lied, so man gerade nicht daran gedacht hat, augenblicklich wieder ins Gedächtnis ruft. Tack-Wumm tack tack WUMM WAMM WUMM.

Sandy meint, das sei so wie beim Schluckauf, man müsse mich sozusagen einer Spontanheilung aussetzen, indem man mich mit irgendwas erschreckt. Dann würde ich sofort die Haselnuss vergessen und an ganz etwas anderes denken.

Frau Büser, Antonia und Sandy schmieden also den perfiden Plan, ihren Chef (das bin ich) zu erschrecken. Sie stellen sich an strategisch günstiger Stelle im Flur auf, halten sich etwas versteckt und hinter vorgehaltener Hand, damit ich die Richtung nicht so leicht orten kann, ruft Frau Büser nach mir.
Beim zweiten Ruf komme ich sogar und als ich mein Büro verlasse, pralle ich gewissermaßen auf alle drei Bürograzien gleichzeitig. Sandy pustet mir eine Luftschlange ins Gesicht, Frau Büser schneidet eine Grimasse und macht „Bääääh“ und Antonia hat sich für die bewegungsarme Variante entschieden und hält mir ein Radio neben das Ohr, das sie ruckartig voll aufdreht.

Okay, das hat gewirkt. „Weiße Rosen aus Athen, Sagen dir Auf Wiedersehn. Weiße Rosen aus Athen, sagen dir: komm recht bald wieder, sagen dir Auf Wiedersehn, weiße Rosen aus Athen“ Tack-Tack WUMM WAMM WAMM, tack tack WUMM WAMM WUMM WUMM WUMMWUMM“…

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(©si)