Menschen

Sechsundvierzigeinhalb

„Du brauchst ein Paar neue Schuhe, welche in Schwarz, am Besten englische…“

„Englische?“ frage ich zurück: „Trägt man da den linken dann am rechten Fuß, oder was?“

„Blödmann!“ sagt meine Frau, „Die müssen ja nicht aus England kommen, es genügt wenn sie so diesen englischen Schnitt haben, das sieht sehr gut aus, vor allem zum Anzug.“

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Ich habe keine Lust, mir im Schuhgeschäft Schuhe auszusuchen. Ich habe nämlich schon Schuhe und die sind noch ganz gut, finde ich. Doch meine Frau sieht das anders:

„Und bevor Du jetzt sagst, Deine Schuhe seien noch ganz gut, lass Dir gesagt sein, daß die alten Treter sowas von runtergelaufen sind, wenn Du die nochmal anziehst, gehe ich nicht mir Dir fort.“

Ich habe trotzdem keine Lust auf das Schuhgeschäft. Herr Donkhülser ist ein Schwatzmaul und wird mir wieder tausend Fragen stellen, mir keine Zeit zum Antworten lassen und mich mit seinen Urlaubserlebnissen zuquatschen. Am Ende habe ich dann zwei Paar Schuhe in der Tüte und bin 300 Euro los.

Als moderner Mensch der heutigen Zeit bestellt man seine Schuhe im Internet.
Also besuche ich drei vier der einschlägigen Schuhseiten.

Nun hat der liebe Gott mich mit doch recht großen Füßen ausgestattet, was in meiner Kindheit ziemlich blöd ausgesehen hat, weil zuerst meine Füße gewachsen sind und dann der Rest, sich aber heute als sehr vorteilhaft herausstellt, denn die großen Treter verhindern, daß ich rein bauchtechnisch vornüber falle.

46 1/2 brauche ich, manchmal sogar 47-48, jenachdem ob die Schuhe von einem breitfüßigen Ungarn oder einem spitzfüßigen Italiener aus China gedrechselt worden sind.

Ja und glaubt irgendjemand da draußen, ich wäre in über einer Stunde Suche im Internet auch nur im Geringsten fündig geworden? Nix!
Größe 46 ausverkauft
Größe 47 – lieferbar im Juli
usw.

Jetzt muß ich morgen doch zu Herrn Donkhülser und noch schlimmer: Meine Frau glaubt mir das mit dem Internet nicht und geht mit. Sie wird mich wie einen kleinen Jungen auf das lächerliche Höckerchen setzen und Dutzende von Schuhen anschleppen, die mir alle nicht gefallen, das weiß ich heute schon, und wird sich sowas von intensiv mit dem geschwätzigen Donkhülser unterhalten und auch noch Gefallen daran finden.
Und ich? Ich werde da sitzen, werde auf und ab laufen müssen und mich die ganze Zeit fragen, warum die Lippen von Frauen bei so einem Geplapper nicht ausfransen. (Herrn Donkhülser zähle ich mal rein gesprächstechnisch zu den Weibern.)

Grauen o Grauen, wie kommst Du so schrecklich an den Tag! Herr, lass es doch schon Freitag sein!

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(©si)