Allgemein

Sehr privat gepflegt

orgel

Frau Botterow ist selbst schon an die 60 Jahre alt, mag aber die Hände nicht in den Schoß legen. Deshalb hat sie immer jemanden, den sie pflegt. Manchmal hat sie auch zwei Pflegestellen, aber in letzter Zeit ist ihr das etwas viel geworden.
Die Familien bzw. die Betroffenen sind froh, daß es da jemanden gibt, der nicht aus Polen kommt oder netto nur 8 Minuten Zeit hat, sondern immer mal wieder vorbeischaut, kocht, einkauft, den Kranken wäscht usw.

„So ganz Kranke, die nur noch im Bett liegen und nichts mehr wissen, die nehm‘ ich nicht, aber so Leute, die nicht mehr alles machen können, bei denen bin ich gern.“

Natürlich nimmt Frau Botterow auch Geld dafür und sie macht auch keinen Hehl daraus, daß sie schon guckt, daß es keine Armen sind, zu denen sie geht.

Werbung

„Man muß ja sehen, wo man bleibt, aber ich bin auch fleißig, ehrlich und pünktlich.“

Tja, mit der Ehrlichkeit ist es nun vorbei, zumindest wenn man dem Gerede der Leute folgen will.

Es geht um Herrn Professor Klugsam, der ist jetzt kurz vor seinem Neunzigsten friedlich entschlafen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Abends hat Frau Botterow ihn zu Bett gebracht und am nächsten Morgen wurde er einfach nicht mehr wach.

Nun war der alte Herr Professor ein Schürzenjäger sondergleichen und ein herkömmlicher Pflegedienst hatte seinen Dienst schon einmal verweigert, weil der alte Herr es nicht lassen konnte, anzügliche Bemerkungen – auch mit den Händen – zu machen.
Frau Botterow war das egal, sie mochte den Alten, der für sein doch recht hohes Alter noch ganz passabel aussah, sie mit Komplimenten überschüttete und ihren nicht zu übersehenden Busen anhimmelte.

Irgendwann hat sich die Botterow sogar dazu hinreißen lassen, sich mal hinreißen zu lassen und seitdem hatte es sich zwischen den beiden eingebürgert, daß der alte Professor sich mittags auf seinen Diwan legte, die Botterow sich auf den Sessel daneben setzte und er seine akademischen Finger über ihre Milchrundungen schweifen ließ.
Mehr ging nicht, mehr wollte keiner, beide waren erwachsen, also was soll’s?
Nebenbei bemerkt: Ich will, falls ich 90 werde, auch noch so was haben.
Gut, 5 Euro in die Chauvi-Kasse und weiter im Text:

Herr Klugsam empfand das Ganze als Himmel auf Erden und Frau Botterow ist fest davon überzeugt, daß diese gelegentlichen manuellen Genüsse sein Leben nicht nur bereichert sondern auch entscheidend verlängert haben. Mag so sein.

Und so wie wir Frau Botterow kennen, hatte sie auch nichts dagegen einzuwenden, daß der alte Klugsam sogar – wenn auch nur scherzeshalber – davon sprach, daß er sie heiraten wolle, wenn sie erstmal Witwe ist und er den Hundertsten noch erlebt.
Beides ist nicht eingetroffen, einen Herrn Botterow gibt es nicht und Herr Klugsam ist tot.

Die Dankbarkeit des Alten kannte keine Grenzen und ab und zu nahm er seine Pflegerin mal mit nach oben, kramte etwas aus dem Schmuckkästchen seiner Frau hervor und vermachte es ihr mit warmen Worten des Dankes. Klar, Frau Botterow nahm das gerne.

Irgendwann bestellten die beiden jemanden von uns zu sich und ließen alles wegen der Bestattung niederschreiben. Sandy hat das seinerzeit gemacht und Herr Klugsam hat alles gleich bezahlt. Deshalb ist Frau Botterow zu uns gekommen, um nun alles in die Wege zu leiten.

Sie ist traurig, ehrlich traurig, und man merkt, daß sie einen liebgewonnenen Menschen verliert. Doch es treibt sie noch etwas anderes um. Herr Klugsam hat nämlich einen Sohn, Zahnarzt aus Grünwald bei München, der jetzt von ihr alles zurückfordert, was sein Vater ihr geschenkt hat. Einen Stapel Krügerrand, ein kleines Sparbuch mit 50.000 Euro und ein Bild, das angeblich von Lucas Cranach sein soll.

„Ganz ehrlich, das hat der mir geschenkt, zu Lebzeiten! Das ist doch jetzt meins, das geb‘ ich doch nicht wieder her.“

Das sieht der Sohn aber wohl ganz anders, er beschuldigt Frau Botterow, sie habe diese Sachen erst nach dem Tod des alten Herrn aus der Wohnung entnommen. Diesbezüglich hat er Nachforschungen in der Nachbarschaft angestellt und so kam das Gerede über die Unehrlichkeit der Pflegerin in Umlauf.

„Ich kann mich doch erschießen! Wer vertraut mir denn jetzt noch einen alten Menschen an?“

Schwierige Sache.
Ich mag mir kein Urteil erlauben. Auf der einen Seite gibt es wirklich genügend habgierige Menschen, die es nur darauf abgesehen haben, Alten ihr Geld aus der Tasche zu ziehen. Auf der anderen Seite macht Frau Botterow ja gar keinen Hehl daraus, daß sie gerne was genommen hat.
Und warum soll der alte Klugsam nicht ein paar von seinen Sachen verschenken? Das letzte Hemd hat keine Taschen und man soll lieber mit warmen Händen geben, sagt der Volksmund. Selbst 50.000 Euro machen da gar nichts aus, man munkelt, der habe Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen mit Patenten verdient.

Wie gesagt: Schwierige Sache.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#gepflegt #Lektorin A #privat #sehr

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)