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Sind die Kunden des Bestatters eigentlich die Verstorbenen?

idiotDie Frage-Antwort-Portale, auf denen sich Laien Hilfe bei Laien suchen, sind ja immer für einen brüllenden Lacher gut. Oftmals ist schon die Frage an sich so gestellt, daß man sich an den Kopf fassen mag und fragt, wie ein klar denkender Mensch so etwas nicht wissen kann. Aber dann, so ist es bei mir, fällt mir wieder das Sesamstraßen-Lied ein, in dem es heißt „Wer nicht fragt bleibt dumm“.
Und meine Lehrherr hat immer gesagt: „Es gibt keine dumme Fragen, nur dumme Antworten.“

Und so sind leider auch viele Antworten, die man in diesen Portalen findet, nicht nur dumm, sondern in der Regel auch falsch. Und sollte mal in der Reihe der gegebenen Antworten eine absolut richtige dabei sein, so kann man fast sicher sein, daß diesem Antwortgeber kein Glauben geschenkt wird und die blödeste und falscheste Antwort von allen dann als „besonders hilfreich“ gewertet wird. Kein Wunder also, daß viele Leute mit absolutem Fehlwissen durch die Welt stapfen, aber standhaft behaupten, das müsse ja wahr und richtig sein, schließlich habe man sein Wissen ja aus dem Internet.

Ein Beispiel, bei dem die richtigen Antworten bis jetzt überwiegen, bei dem aber jemand eine sehr schön treffende Antwort gegeben hat, findet man heute hier http://www.gutefrage.net/frage/kunden-der-bestatter.
Da fragt jemand:

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Ich habe mir schon länger eine Frage gestellt die da wäre : Sind die Kunden der Bestatter eigentlich die verstorbenen Leute oder die Leute die zu dem Bestatter gehen?

Und die Antwort, die mir am besten gefällt ist diese hier:

Gegenfrage: Sind die Kunden von Kammerjägern die Insekten? Und die von den Hebammen die Babies?

Richtig ist, daß zunächst einmal derjenige der Kunde des Bestatters ist, der ihm den Auftrag erteilt und dafür unterschreibt.

Es spielt für den Bestatter dabei zunächst keine Rolle, wer wirklich der Bestattungspflichtige ist, ob der Unterzeichnende das aufgrund einer Vollmacht tut und ob er über die ausreichenden finanziellen Mittel verfügt.
Zunächst einmal ist rein rechtlich derjenige der Kunde, der den Auftrag erteilt.
Hinterher mag sich herausstellen, daß der eigentliche Auftragerteiler nicht der wirkliche Geschäftspartner ist, weil jemand anders ins Verfahren eintritt. Ein kluger Bestatter wird sich dann aber auf von dieser Person noch eine Unterschrift geben lassen.

Beispiel: Eine entfernte Nichte des Verstorbenen kommt zum Bestatter um alles zu regeln und den Auftrag in Gang zu bringen, reist dann aber wieder ab und am nächsten Tag erscheint die eigentliche Kundin, die Witwe.

Daß die Verstorbenen als „Kunden“ bezeichnet werden, ist eher umgangssprachlich oder scherzhaft gemeint. Etwa in dem Zusammenhang, daß jemand sagt: „Bestatter sind Sie? Na, dann wollen wir mal hoffen, daß ich nicht so bald zu Ihren Kunden zähle und in einen Sarg muß.“
Oder auch intern, wenn beispielsweise die Kühlanlage zu stark läuft und der Mitarbeiter sagt: „Unseren Kunden da unten wird’s zu kalt.“

Aber ernsthafterweise sind die lebenden Auftraggeber gemeint und nicht etwa die Verstorbenen.

Doch die Sache mit den Frage-Antwort-Portalen hat noch eine andere Geschichte zur Schwester.

In meinem Artikel über den rotärschigen Pavian machte ich schon entsprechende Andeutungen und auch im Text „Reinfall“ ging es um dieses Thema.
So sage ich zum Beispiel, in Bezug auf das Internet, in einem meiner Vorträge:

„Eine weitere mitunter recht schwierige Kundengruppe sind diejenigen, die sich im Internet auf irgendwelchen Frage-und-Antwortportalen mit Fehlinformationen versorgt haben. Ich selbst bin ja seit vielen Jahren in Sachen Bestattung, Tod und Trauer aufklärend im Internet präsent. Wie wohl tut es da, wenn ein Kunde gut informiert und anhand von professionellen Checklisten vorbereitet zum Beratungsgespräch kommt, das spart Arbeit, Zeit und Geld.
Aber leider stehen in den Suchmaschinen bei den entsprechenden Fragen eher diese Antwortportale an erster Stelle, auf denen die Dümmsten und Blödesten, manchmal auch Kinder, falsche Antworten vorlaut in die Welt posaunen. Und wenn ein Kunde angefüllt mit solchen Fehlinformationen zu einem Bestatter kommt, dann hat man erst richtig Arbeit. Man muß nicht nur das erklären, was es ohnehin zu erklären gibt, sondern muß auch noch gegen eine durch dumme Internetportale als bewiesen geltende Falschinfomationen ankämpfen.“

Genau der Mann, der während meines Vortrags immer mit seinem Klugfernsprecher gespielt hatte, ich glaube, es war so ein Huckleberry oder wie die heißen, also so ein Ding mit klitzekleinen Tasten unten, hatte schon während meines Vortrags seinen Unmut über diese meine Äußerung zum Ausdruck gebracht. Er hat offenbar gar nicht zugehört oder gar nicht verstanden oder wahrscheinlicher noch beides.
Ich sage nämlich noch: „Das Internet ist ein wunderbare Medium, in dem man nun wirklich fast jede Information schnell finden kann, wenn man weiß, wie man suchen muß und welchen Quellen man vertrauen kann. Nur leider fehlt es vielen Menschen an der nötigen Suchkompetenz und leider greifen die Leute oft genug auf die buntesten und ‚lautesten‘ Angebote zurück, wenn sie sich informieren wollen. Schade, daß ausgerechnet die bunten und lauten Angebote oft die mit den schlechtesten Informationen sind.“

Das wurde dann später so kritisiert: „Kundengruppen aus dem Internet wurden als dumm abgewertet“.

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