Frag doch den Undertaker

Sozialer Bestattungsdienst Heilbronn

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

In Heilbronn scheint das Sterben besonders teuer zu sein. Eine Grabstelle kostet schnell mal 2.600 Euro, ein Betrag für den andere Bestatter in anderen Städten die komplette Bestattung abwickeln. Auch im Vergleich zu anderen süddeutschen Städten steht Heilbronn recht teuer da, denn sogar in der Landeshauptstadt Stuttgart kostet ein vergleichbares Grab rund 1.000 Euro weniger.

Da sind die etwa 3.500 Euro, die ein neuer Billigbestatter für eine einfache Feuerbestattung verlangt, im Bundesvergleich sehr teuer, für Heilbronner Verhältnisse aber wohl recht günstig.

An diesem Bestatter und vor allem der Wahl seiner Firma (vulgo: des Firmennamens) reiben sich Kommune, andere Bestatter und zunehmend auch die Bürger Heilbronns.

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So nennt Markus Veigel, der Inhaber des Unternehmens, sein Beerdigungsinstitut Sozialer Bestattungsdienst.

Die Idee, die dahintersteckt ist klar. Böse Zungen behaupten, der rührige Jungbestatter ziele darauf ab, daß Unbedarfte und sozial Schwache darauf verfallen könnten, es handele sich um eine Art öffentliche Dienststelle, die möglicherweise sogar im Auftrag oder in Zusammenarbeit mit den Sozialbehörden besonders günstige Bestattungen anbiete.
Es wird gemunkelt, daß Kunden durch die geschickte, aber durchaus irreführende, Bezeichnung dazu verleitet werden, zu glauben, Sozialhilfeempfänger müßten ausgerechnet diesen Bestatter aufsuchen.

Warum die zuständige IHK einen solchen Firmennamen überhaupt zulässt, stößt bei vielen Kollegen von Veigel auf großes Unverständnis. „Demnächst macht vielleicht noch einer auf und nennt sich Heilbronner Pflichtbestatter oder sogar Hartz-IV Bestattungsdienst.“

Allein das Wort Bestattungsdienst ist vielen ein Dorn im Auge, wird diese Bezeichnung doch häufig, so zum Beispiel im nicht weit entfernten Mannheim, von den kommunalen Bestattungsbetrieben verwendet. Schon die Bezeichnung signalisiert also, es handele sich sozusagen um eine möglicherweise städtische Dienststelle.

Die, für Heilbronner Verhältnisse, günstigen Preise will Sozial-Bestatter Veigel erreichen, indem die Angehörigen „Eigenleistungen“ erbringen:

„Hinterbliebene geben zum Beispiel selbst die Todesanzeige auf oder erledigen Beurkundungen im Standesamt.“
Quelle

Wenn aber die Bestatterdienstleistung nur noch vom Hin- und Herfahren der Leiche im Billigsarg besteht und die ganzen Scherereien und Laufereien den Hinterbliebenen aufgebürdet werden, so ist das keine wirkliche Bestattertätigkeit.
Die umfasst ja gerade das „Rundum-Sorglospaket“, das den Angehörigen eben das Lästige und Zeitaufwändige abnimmt und ihnen den Raum und die Zeit zum Abschiednehmen und Trauern läßt.
Würde ein Kunde bei einem herkömmlichen Bestatter auf die komplette Erledigung der Formalitäten verzichten, würde er in der Regel kaum mehr als 150-400 Euro sparen, denn die Wege zur Verwaltung und die Telefonate mit Pfarrern und Behörden fallen beim Gesamtpreis im Regelfall nur sehr gering ins Gewicht.

Und überhaupt: Muß es denn jetzt tatsächlich auch noch soweit kommen, daß sozial Hilfsbedürftigen auch noch die Zeit und der Raum zur Abschiednahme und zum Trauern genommen wird, indem man sie tagelang auf den Behördenmarathon schickt? Ich finde, daß jeder das gleiche Recht hat, an die Hand genommen und betreut zu werden. Sparen kann man an der Kiste, an den Blumen und bei dem ganzen Kladderadatsch, der sonst noch immer so schön teuer rings herum veranstaltet wird.

2.000 Euro billiger als die Konkurrenz will der Neue mit seinem Sozialen Bestattungsdienst sein.
Meiner Meinung nach muß dann aber auch noch an viel mehr gespart werden, als lediglich an dem bißchen Eigenleistung beim Aufgeben einer Traueranzeige oder dem Abholen der Sterbeurkunden.

Aber vielleicht, nur um mal schwarz zu malen, sieht man demnächst in Heilbronn Hartz-IV-Empfänger mit einer Sackkarre ihre Toten selbst zum „Dienst“ karren…

Quelle 1
Quelle 2
gefunden von Nadine

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