Man weiß es nicht genau, aber vermutlich hat der Mann in der Nacht noch fünf bis sechs Stadtrundfahrten gemacht, bevor der Fahrer der Straßenbahn mal einen Kontrollgang durch seinen Zug machte und entdeckte, daß der Mann nicht nur eingeschlafen war sondern tot auf der hintersten Sitzbank saß.
Dann hatte der Fahrer seelenruhig seine Bahn ohne weitere Fahrgäste ins Depot gesteuert und von unterwegs seine Zentrale verständigt. Die wiederum hat die Polizei gerufen, solche Fälle kommen immer mal wieder vor. Die Polizei verständigte den Notarzt und uns als Bestatter.
Als wir dort ankamen, war noch ein Rettungswagen eingetroffen und der ‚Tote‘ wurde vom Rettungsdienst antransportiert. Einer der Polizisten: „Ihr könnt wieder umdrehen, der ist gar nicht tot, der ist wirklich nur besoffen, aber sowas von besoffen.“
Selbst der Notarzt schüttelte mit dem Kopf und meinte sinngemäß, den Mann hätte jeder für tot gehalten, starre Augen, kein Puls fühlbar, auf den ersten, laienhaften Blick tot. Aber bei näherer Untersuchung habe sich dann schnell herausgestellt, daß der Mann tatsächlich nur hochgradig alkoholvergiftet zu sein scheint.
Merke: Es ist gar nicht so einfach, den Tod eines Menschen festzustellen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: stadtrundfahrt
Ein Fall für Edgar Allan Poe: lebendig begraben …
… bzw. stinkbesoffen
Kleines Wissens-Bonbon 🙂
Unsichere Todeszeichen:
fehlende Atmung
fehlender Puls
fehlender Herzschlag
Bewusstlosigkeit
Unterkühlung
komplette Lähmung aller Muskeln
fehlender Pupillenreflex
Trübung der Hornhaut
Sichere Todeszeichen:
Totenstarre (Rigor mortis, Leichenstarre)
Verwesung (Autolyse) oder Fäulnis
Totenflecken (Livores)
Verletzungen, die mit dem Leben nicht vereinbar sind
EEG-Nullinie
Hmm was stand letztens auf [URL=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,602378,00.html]SPON[/URL]? Das ein Einbrecher 6,7 Promille hatte. Im text weiter unten stand, dass der „Record“ derzeit von Litauen gehalten wird von einem Fahrer mit 8,4 Promille.
„Geleehrt“ wird wiederum, dass man ab 2 Promille eigentlich faktisch stirbt.
Typisch Mensch immer auf zu neuen Rekorden, egal was behauptet wird.
@Tim: Problem ist, das nicht jeder zufällig ein EEG in der Tasche trägt… ^^
@4[-,wieauchimmer]:
2 Promille ist Gottseidank sehr niedrig gegriffen. So nimmt beispielsweise die Rechtssprechung die Grenze der absoluten Schuldunfähigkeit (man ist so betrunken, dass man sich den Wissens und Kenntnisstand eines unter7Jährigen zurechnen lassen kann – sprich man kann wegen nichts was man tut bestraft werden – außer wenn man sich betrunken hat, um eine Tat zu begehen) erst ab 3 Promille an.
@5: „Verletzungen, die mit dem Leben nicht vereinbar sind“ lassen sich sicherlich leicht erkennen. Und ein Klappbeil in der Hosentasche ist bestimmt auch leichter mitzunehmen als ein EEG 😉
Hoffen wir mal das der Krankenwagen mit Edelstahl ausgekleidet war… 😉
Wenn der gute Mann jetzt wieder beieinander ist, darf er den eigenen, fuer ihn selbst angerueckten Leichenwagen bezahlen.
Das ist sicher auch eine Raritaet im Leben.
Wenn ich die in solchen Fällen üblichen Zeitabläufe überdenke, hat hier wohl jemand voreilig schon mal den Leichenwagen bestellt, um Zeit zu sparen wenn der paralell dazu alarmierte Notarzt erwartungsgemäß den Tod festgestellt hat.
Er wollte halt unbürokratisch und zuvorkommend sein. Und als es sich doch als Irrtum erwies hat man in der Eile nicht gleich ans Abbestellen des Bestatters gedacht. Oder der wohnte gleich um die Ecke und war startklar.
Egal wie, der Betroffene soll es mal
– ganz nüchtern betrachtet –
als Probelauf sehen.
„antransportiert“ finde ich eigentlich ein sehr schönes Wort. Allerdings legt es auch die Vermutung nahe, dass sie ihn noch eingeladen haben, und dann doch noch eure Dienste brauchten … 😉
Der Abtransport im Leichenwagen hätte doch am nächsten Tag zur Ernüchterung beigetragen…