Menschen mit einer Erkrankung bzw. Verletzung des Darms bekommen oft ein Stoma. Das ist eine operativ angelegte Darmöffnung, auch künstlicher Darmausgang genannt.
Etwa 150.000 Menschen in Deutschland leben mit einem Stoma1. Die Rede ist genauer gesagt vom Enterostoma2, denn Stoma bedeutet zunächst einmal nur Mund oder Öffnung und kann auf verschiedene (künstliche) Öffnungen des Körpers bezogen sein.
Es hat sich aber eingebürgert, den künstlichen Darmausgang pauschalisiert als Stoma zu bezeichnen. Der künstliche After wird auch als „anus praeter“ (AP) bezeichnet.
Ein Stoma erfordert eine Stomaversorgung. Diese dient dem Auffangen und der Entsorgung der Körperausscheidungen und der Prophylaxe, um gesundheitliche Probleme am künstlichen After zu vermeiden. Üblich sind heute zweiteilige Stomaversorgungen3, die aus einer aufgeklebten Grundplatte und dem Beutel besteht. Hierzu hat eine Leserin des Bestatterweblogs eine Frage:
Hallo Herr Wilhelm,
es mag vlt. etwas komisch klingen, aber diese Frage beschäftigt mich schon.
Der Hintergrund, ich bin seit 3 Jahren Stomapatientin (OP wg. akuter Darmerkrankung/Entzündung)
Was geschieht mit der Stomaversorgung bei Verstorbenen.
Bleibt der Beutel in diesem Fall einfach dran oder gegen einen neuen gewechselt ?
Wird die Stomaversorgung entfernt und der AP verschlossen ?
Danke voraus für eine Antwort
Liebe Grüße
M
Diese Frage ist überhaupt nicht komisch. Ich finde es gut und richtig, dass Du diese Frage stellst. Das gilt umso mehr, als dass Du ja selbst eine Betroffene bist. Und es ist gut, dass Du Dich an mich gewandt hast. Ich habe nämlich schon mit Verstorbenen zu tun gehabt, die ein Stoma hatten. Allerdings hatte ich keinerlei Hintergrundwissen und bin durch Dich angeregt worden, nachzurecherchieren. Dadurch durfte ich wieder etwas lernen und kann das Gelernte nun auch in diesem Artikel weitergeben.
Außerdem bist Du meiner Meinung nach mit Deiner Frage hier besser aufgehoben, als in irgendwelchen Frage/Antwort-Portalen, wo Kinder, Dumme und Ahnungslose meistens nur Blödsinn herausposaunen.
Stomapatienten haben also an der Bauchdecke eine Öffnung, aus der – je nachdem, ob es eine Dickdarm- oder Dünndarm-Operation war – stoßweise oder dauernd Ausscheidungen austreten. Diese werden in dem aufgeklebten Beutel gesammelt.
Verstirbt nun ein Mensch mit einem Stoma, so trägt er in den allermeisten Fällen diesen Beutel auch noch, wenn er beim Bestatter ist.
Zur fachgerechten und einzig korrekten Verstorbenenversorgung gehört unabdingbar, dass der Stomabeutel entfernt und der AP durch ein großes Pflaster verschlossen wird.
Etwas anderes kommt überhaupt nicht infrage.
Das gilt im Übrigen auch für größere Wunden, nicht korrekt verschlossene OP-Schnitte und andere Stoma-Arten.
Auch Ausscheidungen, die auf normalem Wege den Körper verlassen könnten, sind durch Einlagen oder saugfähiges Material und ggfs. durch Verschließen der Körperöffnungen mit Watte etc. einzudämmen.
Die Verdauungs- und Ausscheidungstätigkeit des Körpers kommt mit dem Tod zum Erliegen. Durch Muskelerschlaffung und beginnende Verwesung sowie durch Transportbewegungen kann es aber auch nach dem Tod noch zu Ausscheidungen kommen. Es gehört zur Arbeit des Bestatters, jegliche Geruchsbelästigung dadurch zu unterbinden.
Ich hoffe, ich habe Deine Frage ausführlich und gut genug beantwortet. Wenn nicht, dann melde Dich einfach.
1 https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/darmkrebs/anus-praeter-der-kuenstliche-darmausgang.html
2 https://de.wikipedia.org/wiki/Enterostoma
3 https://www.pflege.de/pflegende-angehoerige/pflegewissen/stoma/versorgung/
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Hallo Peter,
Dankeschön, für Deine schnelle und ausführliche Antwort.
Du hast mir sehr geholfen, mich beruhigt.
herzliche Grüße
Miriam
Das ist mal eine nützliche Info, danke dafür! 🙂 Ich habe mich dieselbe Frage auch schon gestellt, da mein Vater seit fast einem Jahr ein Ureostoma (zur Ableitung des Urins) hat.