Sehr geehrter Herr Undertaker,
zuerst einmal ein großes Kompliment für Ihre Seite. Ich habe von Ihnen sehr einfühlsame Beschreibungen zu einem doch sehr prekären Thema gelesen, es ist sehr gut, wie Sie das machen.
Was mein Problem angeht, also ich wollte fragen, wie das ist. Sollte man einmal einen Bestatter mit einem anvisierten Suizid konfrontieren, wird der denn dann gleich die nächstliegende Klinik (in denen ich fast zwei Jahre zugebracht habe) kontaktieren, oder kann man eventuell auf Verschwiegenheit rechnen? Ich hätte z.B. gern, dass mir nicht einx-beliebiger städtischer Redner, der mich nicht gekannt hat, irgendein zusammengeschustertes Pamphlet hinterherschickt, sondern ich vielleicht die Oberhoheit über die Musikgestaltung dieser letzten halben Stunde behalte. Kann man über so was mit einem Bestatter reden? Ich fand es so erbärmlich, wie meine Urgroßmutter verabschiedet wurde. Ihrer Größe und Stärke vollkommen unangemessen.
Kann man mit einem Bestatter über Suizid reden?
Mit besten Grüssen, und, dass Sie weiterhin Ihre Seite pflegen.
Ich weiß nicht wie ich regieren würde, wenn jemand mit einer Suizidabsicht zu mir käme, sicher würde ich viel reden wollen.
Aber grundsätzlich kann ich die Frage recht kurz beantworten: Es besteht keine Notwendigkeit, den Bestatter bezüglich der Absichten ins Vertrauen zu ziehen. Wenn beim Bestatter eine Bestattungsvorsorge niedergeschrieben wird, dann wird die Bestattung exakt so ablaufen, egal woran der Vorsorgepartner verstorben ist.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: ankündigen, beim, Bestatter, Suizid
Da würd ich erstmal schlucken … als Bestatter.
ist das absichtliche, bzw. grob fahrlässige herbeiführen des Versicherungsfalles nicht üblicherweise ausgeschlossen?
Also Montag eine schöne Versorgung abschließen und Dienstag übern Deister?
Ich würde auch davon abraten, dem Bestatter gleich meine Suizidabsichten auf den Tisch zu legen. Das ist für den ja im Grund irrelevant, und wenn er halbwegs verantwortungsvoll ist, wird er die Sache vermutlich sogar weiterleiten.
Es ist ja doch so, dass man davon ausgeht, dass jemand, der seine Suizidabsichten vorher jemandem mitteilt, damit eigentlich einen Hilferuf ausstößt. Allein der Umstand, dass die Sache hinterher publik werden und der Bestatter der unterlassenen Hilfeleistung beschuldigt werden könnte, wird ihn wohl dazu veranlassen, Behörden, Ärzte oder Verwandte zu informieren.
@Nina: Ich sehe das ebenso. Abgesehen von einem übertriebenen Mitteilungsbedürfnis und vielleicht alberner Wichtigtuerei, gibt es keinen zwingenden Grund, schon mit einer solchen Mitteilungsabsicht zu einem Bestatter zu gehen.
Sehen wir einmal von den seltenen Fällen ab, in denen jemand den von Dir genannten Hilferuf äußert.
Es hat für die Abwichlung der Bestattung doch überhaupt keine Auswirkung ob der Bestatter nun in die Suizidabsicht eingeweiht ist oder nicht.
Ich schreibe deshalb von der Wichtigtuerei, weil ich davon seit Jahren betroffen bin. Eine "Kundin" bringt sich schon seit 12 Jahren immer mal wieder um. Sie macht das immer so, daß sie doch gefunden und gerettet wird, um Aufmerksamkeit zu erregen, wieder einmal die Fürsorge zu bekommen an der es ihr mangelt und eine Weile im Mittelpunkt zu stehen.
Sterben wird die an sowas höchstens mal aus Versehen.
Ansonsten wird die Dame sicher sehr, sehr alt.
Als mein bester Freund gesprungen ist, hat er vorher noch die Polizei gerufen, damit er nicht von irgendjemandem gefunden wird.
Einer der Polizisten hat ewig auf ihn eingeredet. Und mein Kumpel ist trotzdem gesprungen. War nicht schoen fuer den Polizisten.
Ich würde einfach sagen, ich sei unheilbar krank und wollte schon mal alles für meine Bestattung regeln. Man muss doch nicht mit der Tür ins Haus fallen…
@ TOM: Das erinnert mich an ein Lied der Tiger Lillies. Zitat:
"Your suicides, you do them with pride, but are you really sincere? You say someday you will succeed, but you're 93 next year." 😉
@ Anita: Genau das meine ich. Ich könnte oder wollte nicht mit der Gewissheit in den Tod gehen, einem anderen auf ewig Schuldgefühle aufgebürdet zu haben.
Die Fragestellerin hat schon 2 Jahre einschlägige Klinikerfahrung. Als Aussenstehendem würde ich mir diesen Schuh nicht anziehen. Frau Büser, bei der ich mal eben kurz ein Formular hole, müßte 110 und einen Rettungswagen alarmieren. Die Dame dürfte dann wieder in ihrer bekannten Station eingeliefert werden. Dort weiß sie, was sie sagen muß, damit sie bald entlassen wird. Dann kann sie ihr Vorhaben später ausführen.
Suicidäusserungen sind im Augenblick einer emotionellen Ausnahmesituation häufig und werden dann fast so gut wie nie ausgeführt. Doch wie soll das der Laie unterscheiden, ob ernst oder nicht ernst. Er kann nicht mehr tun als fachliche Hilfe auch gegen den Willen der Person in die Wege leiten. Eine Erfolgsgarantie auf Dauer wird es niemals geben, zu vielfältig ist das Krankheitsbild.
Also ich habe in meiner Kriseninterventionshelferausbildung gelernt immer Suizidäußerungen anzusprechen.
Wenn derjenige dann schon detailliert sagen kann wie er den Suizid begehen möchte ist es Zeit zu handeln.
Aber oft ist es besonders bei Trauernden so, dass sie erschrecken wenn man es direkt anspricht und sie dann sagen, dass sie es nicht so gemeint haben. Detaillieren