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Sven

Manfreds Sohn Sven ist beerdigt worden. Ich erspare Euch mal die Geschichte, es war überaus rührend. Im Gegensatz zu Jennifers Familie legten Manfred und seine Frau keinen Wert auf eine große Trauergesellschaft. Die Großeltern waren gekommen, der Schulrektor und gerade einmal zwei Freunde. „Die anderen können alle später ans Grab, wenn sie wollen“, hat Manfred gesagt.
Vor allem seine Frau hat großen Wert darauf gelegt, daß sie nicht Dutzenden von Leuten die Hand geben muss und immer wieder die selben Fragen beantworten muss.

Wie schon oft hatte ich das Gefühl, daß der Pfarrer dem jugendlichen Alter des Verstorbenen nicht gewachsen war und die Floskeln „viel zu früh aus dem Leben gerissen“ und „es lag noch alles vor ihm“ konnte auch er sich nicht verkneifen. Keine echte Hilfe, wie ich finde.

Dafür ging aber alles reibungslos und Manfred hat mir hinterher die Hand gedrückt, dann hat er sie nicht losgelassen, sondern mich an sich gezogen und umarmt.

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Ist mir lieber als viele Worte.


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Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 11. Oktober 2007 | Revision: 28. Mai 2012

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ph0
17 Jahre zuvor

Man kann von einem Pfarrer zwar nicht erwarten, für jeden individuellen Fall irgendwas noch nie dagewesenes zu bringen, vor allem wenn er den Verstorbenen nicht kannte – aber diese abgedroschenen Phrasen hätte man sich wirklich sparen können. Da stimme ich dir voll zu.

Britta
17 Jahre zuvor

Natürlich ist eine individuellere Ansprache schöner, aber Svens Familie und seine Freunde haben sie sicherlich eh nicht so wirklich aufgenommen.

Ich kann gut verstehen, dass die Eltern lieber einen Abschied in kleiner Runde gewählt haben. Es muss doch furchtbar sein, noch jede Menge Hände schütteln zu müssen, wenn man gerade sein Kind beerdigt hat.

17 Jahre zuvor

Ich glaube Du hast ihm sehr geholfen den ersten Schock einigermaßen zu verarbeiten und obendrein hast Du Dir auch noch mit ihm die Kante gegeben; ich glaube ich hätte Dich an seinerstatt auch umarmt.

Silke
17 Jahre zuvor

ich nehme mal an, daß Sven auch nicht so wie Jennifer im weißen Totenhemd mit Rüschenzier im Sarg lag.

Zum Pfarrer;

kommt leider oft vor, daß einem Geistlichen im Falle von zu jung Verstorbenen nichts weiter einfällt als Sätze von der Stange.

(Zutreffendes bitte ankreuzen…)

alex
17 Jahre zuvor

Ich glaube, es ist schon oft gesagt worden, ich glaube auch als Filmzitat, aber es ist einfach was dran: "Eltern sollten nicht ihre Kinder beerdigen müssen". Ich und meine Frau erwarten in einigen Wochen das erste Kind und Abgesehen davon, dass ich sowieso jedes mal zusammenzucke wenn meine Frau ächzt und keucht, wäre es für mich der absolute Horror mein Kind zu Grabe zu tragen. Ich hoffe für alle Eltern, dass sie so gut es geht mit der Situation klarkommen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass in diesem sehr speziellen Fall "die Zeit alle Wunden heilt".

17 Jahre zuvor

@Britta: Als die jüngere Schwester (18) meiner besten Freundin starb, gab es eine ziemlich große Beerdigung, ihre ganze Schulklasse war da, sowie der Oberstufenchor, der ein paar Lieder gesungen hat und auch noch andere Freunde und natürlich die ganze Verwandschaft.

Und obwohl die Eltern und ihre anderen beiden Geschwister natürlich total fertig waren, hat es ihnen glaube ich auch etwas geholfen so viele Menschen um sich gehabt zu haben; aber sie hatten auch die Einstellung "Maren hätte es so gewollt." und ich denke das auch.

17 Jahre zuvor

@alex: HdR 2, Theoden über seinen Sohn zu Gandalf

@undertaker:

Passiert so etwas öfter? Daß sich ein dermaßen besonderes Kundenverhältnis entwickelt?

Bzw. ist das schon einmal passiert?

Thalassa
17 Jahre zuvor

Ich kann die Eltern sehr gut verstehen.

Vor ein paar Jahren haben wir meine Mutter beerdigt, die recht jung gehen mußte.

Sie war sehr beliebt und auf dem Friedhof drängten sich ca. 300 Menschen. 300 Paar Hände zu schütteln hat mich in dem Moment fast den Verstand gekostet und ich kann mich ohnehin nur noch an zwei oder drei Gesichter erinnern.

Damals dachten wir, wir seien es ihren Freunden schuldig, allen die Gelegenheit zu geben, an der Beisetzung teilhaben. Heute fiele meine Entscheidung anders aus.

Stefan
17 Jahre zuvor

@ Thalassa

Das war sicher hart…aber nun stell dir mal vor, ihr hättet das in aller Stille oder im engsten Kreis gemacht. Dann stell dir weiterhin vor, dass nur 100 von den 300 Leuten über die nächsten 8 Wochen hinweg dich zufällig irgendwo getroffen und dann jeder einzeln und immer wieder und wieder dich auf deine Mutter angesprochen hätte.

Das wäre Horror pur geworden.

skyven
17 Jahre zuvor

@stefan

Thalassa sagt ja nicht, dass nur der engste Familienkreis informiert worden waere, aber die Beerdigung haette eben wirklich im engsten kreis stattgefunden.

Im Angebetracht der tatsache, wieviele Verwandte sich teilweise schon zum engsten kreis rechnen, wenn man dann noch die Freunde dazu nimmt und auch bei Beeerdigungen zaehlt wie bei einer Party, das – ich muss ja doch noch den und den und den – einladen..

Am Ende plant man als ob man eine rauschende Party schmeisst und muss doch selber noch die Trauer verarbeiten, die besondern am Grab und bei der Trauerfeier nochmal zugreift.

Da ist beides verstaendlich, viele wie wenige Leute.

Und genaugenommen moechte ich nicht lauter Menschen die Hand schuetteln deren worte mir auch nicht helfen und die ich auch noch im Nachinein bekuemmern muss als 'gastgeber'.

Es mag das Argument sein, dass man es dem Umfeld schuldig ist, doch fuer diejenigen die wirklich Nahestanden ist eben jener Moment nochmal etwas anderes wenn er privat erlebt werden kann. Als Abschied ohne hast.

kir
17 Jahre zuvor

Bei solchem Pfarrer finde ich die Möglichkeit mit dem Redner besser, liegt wohl auch an der fehlenden Religösität meines Umfelds aber ich kenne es dann eben so, das man sich im Vorfeld mit dem Redner zusammensetzt, durch spricht wer der Mensch war und was man gerne hervorgehoben haben möchte … das war deine eine recht schöne persönliche Sache für meine Brüder und mich.

Stefan
17 Jahre zuvor

@ skyven Das muß natürlich jeder selber entscheiden, aber ich gebs trotzdem zu Bedenken: Bei der Trauerfeier für die Öffentlichkeit stehst du eh neben dir, das ist alles ein falscher Film. Davon bekommst du kaum etwas mit. Die ganzen Leute, die gekommen sind "um die letzte Ehre zu erweisen" sind dann dagewesen, haben der Familie die Hand geschüttelt und geben dann Ruhe. Bei den Familien, die das im kleinen Kreis machten oder die am Grab keine Beileidsbekundungen wollten klappt das zwar, aber im Nachgang wurden sie halt immer wieder, bei allen möglichen und umöglichen Gelegenheiten angesprochen. Mein selbst miterlebtes Lieblingsbeispiel: Da stand eine meiner Kundinnen beim Fleischer, überlegte gerade ob sie nun Gulasch oder Schweinebraten kaufen will und da tippte ihr einer aus heiterem Himmel auf die Schulter, Herzliches Beileid, hach das war ja schlimm mit deiner Mutter, wie gehts dir denn, bla bla bla, und auf einmal fing der ganze Laden das kondolieren an. Ich fand das einfach nur grausig und ich habe sie mir dann auch unter einem Vorwand geschnappt und zu ihrem… Weiterlesen »

Thalassa
17 Jahre zuvor

@Stefan

Guter Punkt.

Danke für das Argument und das Beispiel.

17 Jahre zuvor

Beerdigungen sind immer für die Lebenden, nie für die Toten. Daher ist die Frage, wie der Tote es gewollt hätte meiner Anicht nach unerheblich. Das habe ich meinem näheren Umfeld auch mitgeteilt. Ihr könnt mich beerdigen, wie ihr es für euch gut ist. Ich bin ja nicht wirklich dabei.

captaingrog
17 Jahre zuvor

Jetzt hab ich auch mal eine Frage: Was soll man eigentlich den Trauernden sagen wenn man Ihnen am Grab die Hand gibt und das Beileid ausdrücken will. Hast Du da vielleicht ein paar Tipps?

TanteAnne
17 Jahre zuvor

@captaingrog: Aus persönlicher Erfahrung und aus Gesprächen mit anderen Trauernden ist mein Tipp: "Mein Beileid" reicht tatsächlich schon aus. Wenn man direkter Angehöriger ist, dann lebst Du schon seit Tagen in einem Ausnahmezustand, wobei die Beerdigung selber ein Meilenstein sein wird. Die Zeremonie zehrt dann an Deinen Nerven und Gemüt. Da geht so viel ab in Deinem Kopf, das ist zu viel, das kannst Du nicht mehr verarbeiten. Eigentlich will man nur noch weg und "lasst mich alle zufrieden". Aber als Angehöriger möchte man dann doch auch höflich sein und irgendwo versteht man ja jeden Anwesenden, dass er etwas sagen will. Zudem gehört es eben dazu, sich voneinander zu verabschieden. Für mich reichten diese zwei/drei Worte, der Händedruck oder die Umarmung, die folgte. Denn was sollte noch gesagt werden? Alleine, dass dieser Mensch bei der Trauerfeier dabei war, zeugte von seinem Respekt dem Verstorbenen und den Angehörigen gegenüber. Und ich fand es sogar gut, wenn da ein Mensch vor mir stand und bekannte, er wüsste jetzt nicht, was er sagen soll. Denn auch er ist… Weiterlesen »

IngoH
17 Jahre zuvor

Ich schließe mich den Worten meiner Vorrednerin TanteAnne an. Am Grab sind deine Anwesenheit und diese kurzen Worte schon genug.

Die Angehörigen stehen unter großem Stress. Falle ihnen nicht noch auf die Nerven, indem du mehr oder weniger hilflos versuchst, eine "aufmunternde" Bemerkung zu machen.

Dann lieber nichts sagen und beim Händeschütteln dem Gegenüber nur kurz zunicken.

Man kann kaum tiefer ins Fettnäpchen stürzen (ja, nicht nur reintreten, sondern ganz darin versinken!) als wenn es um das Andenken an einen lieben Angehörigen geht…




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