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Tod eigener Verwandter

Eine junge Frau, die gerade ihre Ausbildung zur Bestattungsfachkraft absolviert, wird von der Frage geplagt, was sie tun würde, wenn sie vor der Aufgabe stünde, einen nahen Verwandten bestatten zu müssen. Dazu fragt sie mich:

Natürlich wird es einmal auf mich zukommen, dass ein Familienmitglied stirbt. Ich frage mich ob ich mich um die Bestattung z.B. meiner Eltern usw. kümmern könnte, oder ob ich dann doch ein anderes Unternehmen dafür beauftragen würde. Die ganzen Schritte die auf mich zukommen kenne ich ja, nur weiß ich nicht ob ich mich in diesem Moment, in dieser Phase darum kümmern könnte.
Wie würdest du damit umgehen?
Wie würden damit andere Bestatter umgehen?

Ich habe sowohl meinen Vater als auch meine Mutter bestattet. Das sind Erfahrungen, die ich keinesfalls missen möchte und ich bin heute stolz und von einem guten Gefühl erfüllt, daß ich damals die Kraft dazu hatte. Man kann sich nicht vorstellen, wie schwer dieser Schritt war und wie oft ich meine Arbeit weinend unterbrechen mußte.
Aber dennoch: Kein anderer hätte es so gemacht wie ich, kein anderer hätte die Personen so gut gekannt und so liebevoll behandelt. Außerdem habe ich an diesen Erfahrungen die Erkenntnis festgemacht, daß man jeden Verstorbenen so behandeln sollte, als sei es die eigene Mutter oder der eigene Vater.

In solchen schweren Stunden gewinnt man Kraft über die man sonst vielleicht gar nicht zu verfügen glaubt.
So bin ich mir sicher, daß Du diese Aufgabe wirst bewältigen können und dennoch die notwendige Professionalität an den Tag legen wirst. Außerdem: Man ist ja niemals ganz allein und Deine Kollegen, Mitarbeiter und Angehörigen werden dir zur Seite stehen.

Mein Rat: Tu es!

Ich habe aber natürlich auch Verständnis für die Bestatter, die so von der Trauer übermannt sind, dass sie die eigenen Verwandten unmöglich selbst bestatten können.


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Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 15. Juni 2018 | Peter Wilhelm 15. Juni 2018

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7 Kommentare
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Astrid
15 Jahre zuvor

Ich bin kein Bestatter, sondern eine Mutter, die ihr Kind viel zu früh gehen lassen musste. Verabschiedet haben wir uns im Krankenhaus, und dort haben die Schwestern alles übernommen (waschen, anziehen)- was ich inzwischen sehr schade finde, denn ich hätte es im nachhinein gern selber getan. Wir wurden leider nicht gefragt, und in so einem Schockzustand in dem wir uns damals befanden sind wir nicht allein auf die Idee gekommen. Leider hat uns auch das Bestattungsunternehmen nicht wirklich Mut oder Vorschläge gemacht, was wir noch „selber“ hätten tut können (Sarg bemalen usw.). Mein Mann und ich hatten natürlich große Angst vor der Beisetzung, zu mal wir uns für eine Bestattung in einem FriedWald entschieden haben und die „Veranstaltung“ allein gestalten wollten. Aber so wie wir es dann gemacht haben war es für uns wirklich „schön“- und ja wir haben gemerkt wie stark wir wirklich sind! Die Ängste kann ich von daher alle sehr gut verstehen! Meine Erfahrung ist, dass da jeder wirklich seine ganz eigene Art hat mit so einer Situation umzugehen- als „Betroffener“, genauso… Weiterlesen »

Stefan
15 Jahre zuvor

Hallo.

Vor zwei Jahren starb meine Oma. Ich bin sehr gut mit einem Bestatter befreundet, der sich um uns gekümmert hat.

Zusammen mit ihm habe ich sie selbst abgeholt, nachdem sie durch die Frauen unserer Familie zusammen mit einer Krankenschwester des Hospitz gewaschen und anegzogen wurde.

Für alle Beteiligten war das zwar ein schwerer aber wichtiger Gang, den wir nicht missen wollen.

Ich kann daher deine Einstellung dazu teilen.

Traumschoepfer
15 Jahre zuvor

@Astrid:
Vielen Dank. Das hast Du sehr schön geschrieben!

@Tom:
Ich wünschte, ich wüsste, wer Du bist. Zu meinen Lebzeiten würde ich alles daran setzen, mich in Deine Hände zu begeben, wenn ich einmal „von Bord“ gehe.

Stephan535
15 Jahre zuvor

@Traumschöpfer:
DEM kann ich mich uneingeschränkt anschließen!

Tim
15 Jahre zuvor

Ich würde nur eingeschränkt zustimmen: ja – soviel machen wie möglich. Als Seelsorger versuche ich – auch in Zusammenarbeit mit dem Bestatter – , den Angehörigen immer ein weites Feld zu eröffnen, was möglich ist. Wenns seelisch eben grad geht, möglichst viel. Aber: ich sage den Angehörigen auch, daß sie für sich sorgen müssen und sich helfen helfen lassen sollen, daß sie eben nicht alles machen müssen!

Zwischen Eigeninitiative und Hilfe geschehen lassen die richtige Balance zu finden, ist ne hohe Kunst, zu der ich Menschen immer wieder ermutige!

15 Jahre zuvor

Ich denke, eine persönlichere Art gibt es wohl nicht, sich von einem geliebten Menschen zu verabschieden. Man kann eine enorme Kraft aufbringen, wenn es soweit ist. Wenn man mich gefragt hätte, ob ich dabei bleibe während jemand stirbt, hätte ich vermutlich nein gesagt, aber als ich dann dieses Jahr in die Situation kam, hab ich gar nicht erst darüber nachgedacht und bin geblieben.

Physioblogger
15 Jahre zuvor

Mir sind 2 dicke Kullertränen runtergelaufen als ich das gelesen habe.

Sehr bewegend!!

Und wie auch ich finde hast du richtig gehandelt, es hätte wirklich keiner besser machen können als du.

Lieben Gruß:

Physioblogger




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