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Tod in Norwegen 6

Die Vorbereitungen für die Trauerfeier läuft auf Hochtouren. Wir haben so dicht bestuhlt wie möglich, aber der Platz wird dennoch nicht ausreichen. So werden wir die Flügeltüren offen lassen, sodaß auch in den Gängen noch Leute Platz finden. Seitlich gibt es hohe Fenster, die eigentlich immer mit langen dicken Vorhängen verdeckt sind. Auch die werden wir öffnen und haben gestern gegen Abend schon zwei Pavillons auf dem Parkplatz hinter dem Haus aufgebaut, sowie Lautsprecher aufgestellt. Insgesamt dürfte jetzt jeder irgendwo einen Platz finden und es müsste möglich sein, auch überall etwas zu hören. Ob man von allen Plätzen auch was sehen kann, ist allerdings fraglich.

Der geschlossene Sarg wird pünktlich um 11 Uhr in die Halle gebracht, die Blumendeko ist schon da. Insgesamt sind bisher 12 Kränze und unzählige Gestecke und Sträuße eingetroffen. Unsere Frauen versuchen alles so zu dekorieren, daß man die Schleifen gut sehen kann und daß die wichtigsten Kränze nicht von anderen verdeckt sind. Nahezu alle haben sich daran gehalten und weiße Blumen geschickt. Nur ein gewisser Jens hat ein Gebinde mit blutroten Rosen geschickt. Wie ich erfahren habe, ist Jens der ‚Ex‘ und hält sich bewusst nicht an die Bitte der Familien. Ich kann ihm nicht vorschreiben, welche Blumen er bestellt, aber er wird damit leben müssen, daß man sein Gesteck nicht gut sehen wird, vielleicht sieht man es bei der Trauerfeier gar nicht.

Die Trauerfeier beginnt offiziell um 11.30 Uhr und um 12.45 ist Beerdigung auf dem Friedhof.

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Links haben wir die Stühle für die Musiker aufgebaut. Es ist ein Streichquartett gebucht, das die musikalische Umrahmung übernimmt. Eine Sängerin von den städtischen Bühnen wird beim Herausfahren des Sarges auf Wunsch der Mutter der Verstorbenen das Ave Maria singen. Außerdem liegt noch eine CD vor, die zwei Musikstücke enthält, die ebenfalls abgespielt werden sollen. Allein die Musik reicht fast für 25 Minuten, so lange dauert sonst die ganze Trauerfeier.
Der Pfarrer wird insgesamt 15 Minuten sprechen, er fasst sich kurz was die Beschreibung des Lebens der Verstorbenen usw. anbetrifft. Das übernehmen Mitschüler von Jennifer, die seit Tagen an einem entsprechenden Text gearbeitet haben.

Während dann das Ave Maria gesungen wird, werden wir den Sarg hinausfahren. Deshalb müssen wir darauf achten daß nach rechts ein Gang freibleibt. Wenn der Sarg in den Bestattungswagen geladen wurde, kommen die Blumen oder zumindest zunächst mal der wichtigste Teil davon in einen zweiten Bestattungswagen. Dann geht es zum Friedhof.

Wir haben insofern Glück, als daß der Friedhofsverwalter uns wohlgesonnen ist und gestattet, daß wir mit den Fahrzeugen bis fast ans Grab fahren können. Eine Schwierigkeit wird sein, so langsam zu fahren und am Grab so lange zu warten, bis auch wirklich alle Trauergäste da sind.
Dort haben wir ebenfalls Pavillons aufgebaut. Einen großen Baldachin über dem Grab und zwei weitere unter denen bestuhlt ist.
Auf dem Friedhof wird es keine Musik geben, nur der Pfarrer wird sprechen.
Es folgt dann die lange Prozedur, bei der von den Trauergästen Sand ins Grab geworfen wird. Wir haben zwei Behälter mit Sand und Schaufeln aufgestellt und Mitarbeiter von uns stehen mit Körbchen mit kleinen Blumensträußen bereit.

Für den heutigen Tag habe ich noch zusätzliche Leute beschäftigt. Über unser Stammpersonal hinaus haben wir noch etliche Damen und Herren, die immer mal wieder einspringen; heute sind alle da.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 4. Oktober 2007 | Revision: 28. Mai 2012

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Jan
17 Jahre zuvor

Auch ein Friedhofsverwalter ist nicht der Weisheit letzter Schluss.

Es gibt doch wohl Möglichkeiten, entsprechende Situationen einmal angenommen, den Vorgesetzten dieses Herren zu kontaktieren.

Gruss

Jan
17 Jahre zuvor

Nachtrag,

ich war zu schnell mit der Versendung:

Gemeint ist nicht eben dieser hier im Blog erwähnte Herr.

sven
17 Jahre zuvor

Oha. Die Eltern scheinen gut situiert zu sein. Da wird ja richtig aufgefahren.

kizumu
17 Jahre zuvor

na, ich kann mir vorstellen, dass da auch unter den Freunden gesammelt wurde

Olli
17 Jahre zuvor

Die End-Rechnung wäre mal interessant zu wissen… in welchem Rahmen die sich in etwa bewegt.

17 Jahre zuvor

Kommt es oft vor, dass so ein großer Aufwand betrieben wird? Überall Pavillons usw. Du sagst ja selbst, dass ihr das ganze Personal zusammengetrommelt habt, um alles erledigen zu können. Der Friedhof wird bei der Beisetzung gerammelt voll sein. Wie sieht es da mit anderen Beerdigungen aus? Ist da überhaupt am gleichen Tag noch Zeit und Personal vorhanden?

Wie auch immer, es ist schön zu lesen. So traurig die Geschichte ist. Das Mädchen bekommt einen würdigen Abschied.

17 Jahre zuvor

ich bin ehrlich beeindruckt!

aber sag mal: warum verwendet ihr eigentlich sand und nicht erde? ist das bei euch so üblich oder gibt es dafür z.b. praktische gründe?

Newty
17 Jahre zuvor

Grober Sand ist billiger 🙂

Nein, mal im Ernst: Wenn sich mal wer bekleckert, dann geht der (grobe) Sand viel besser aus der Wäsche raus als der schmierig-klebrige Mutterboden – viel mehr steht nicht dahinter, denke ich. Evtl ist das Zeug auch leichter, aber da fehlt mir der Vergleich ^^

IngoH
17 Jahre zuvor

Mutterboden verklumpt leicht. Sand dagegen lässt sich sehr einfach auf eine kleine Schaufel nehmen.

akbwl
17 Jahre zuvor

Wäre Blumenerde nicht auch ähnlich leicht zu schaufeln? Vom Gefühl her muss das meiner Meinung nach einfach echte Erde sein.

Thorben
17 Jahre zuvor

Dann viel Erfolg. Ich bin wohl zu nah am Wasser gebaut, bei jedem Teil dieser Geschichte bekomme ich Pipi in die Augen…

cube
17 Jahre zuvor

Schön zu lesen, welch großen Aufwand ihr betreibt.

Aber was das alles in allem kostet, wäre echt interessant zu erfahren.

und ob nun sand oder erde, am ende wird eh noch ne ganze menge richtige erde drüber geschaufelt, von daher imho egal…

seelenkind
17 Jahre zuvor

"Das übernehmen Mitschüler von Jennifer, die seit Tagen an einem entsprechenden Text gearbeitet haben."

Traurig- genau das gleiche mussten wir vor etwas über einem Jahr für eine unserer Mitschülerinnen machen. Sie ist genau eine Woche nach dem Abiball tödlich verunglückt…

Alfred
17 Jahre zuvor

wohlgesinnt, nicht wohlgesonnen… Und weil mir eh wieder keiner glaubt: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,…

Moonwish
17 Jahre zuvor

@Alfred: Wayne?




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