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Traueranzeigen

Fehler von Sprachwahrer Michael beseitigt

Was kommt denn eigentlich rein in eine Traueranzeige?

Ich sage zu dieser Frage in meinen Beratungsgesprächen immer, daß man alles, was mit der Bestattung zusammenhängt nicht für die Leute, die Nachbarn oder die Neider machen soll. Man soll es für den Verstorbenen und für sich machen und nicht für die anderen.
Außer der Traueranzeige, die macht man für die anderen.

Mit der Traueranzeige teilt man dem Rest der Welt mit, daß jemand gestorben ist, wer die Hinterbliebenen sind, wann und wo die Beerdigung stattfindet und wie mit Blumenspenden zu verfahren ist.

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Für die Angehörigen ist die Gestaltung der Traueranzeige immer etwas ganz Besonderes, das sie oft als schwierig empfinden. Ich beginne stets mit dem Namen des Verstorbenen, der steht fest und außer in Fällen wo die Angehörigen eine Abweichung wünschen, ist das ja mal der einfachste Part. So eine Abweichung könnte sein, daß z.B. Bernd statt Bernhard gewünscht wird.

VORNAMEN

Gerade bei den Namen taucht manchmal das Problem auf, daß jemand zeitlebens anders genannt wurde, als er wirklich heißt. Oft sind das nur die Koseformen des eigentlichen Namens, manchmal aber auch Spitznamen und im extremsten Fall ein völlig anderer Name.

Koseformen wären zum Beispiel Käthe statt Katharina, Wolf statt Wolfgang oder Ben statt Benjamin.

In solchen Fällen, wo die Kurzform und die Langform aufeinander schließen lassen, ist es meiner Meinung nach gleichgültig, welchen Namen man nennt. Wer ‚Käthe‘ liest, wird auch wissen daß die Katharina gemeint ist und umgekehrt.

Wenn aber einer immer ‚Jockel‘ genannt wurde, was oft dem ‚Jochen‘ oder ‚Joachim‘ entspricht, dann empfehle ich, beide Namen zu nehmen. Es würde dann beispielsweise in der Anzeige stehen

Joachim „Jockel“ Zimmermann

Das Gleiche gilt, wenn jemand zwar Hugo heißt, aber von jedermann Heinz genannt wurde. Vielleicht hießen in seiner Schulklasse drei Buben Hugo und irgendwer hat mit dem „Heinzen“ angefangen. Gründe für sowas gibt es viele. Hier also auch:

Hugo „Heinz“ Zimmermann

Oft werde ich gefragt, was man macht, wenn jemand mehrere Vornamen hat. Es mag zwar in Adelskreise üblich sein, auch in der Todesanzeige die ganze Litanei an Vornamen herunterzubeten, unter Normalsterblichen genügen aber die wesentlichen Namen.
Bei Doppelnamen wie Hans-Joachim oder Karl-Heinz ist es keine Frage, da nimmt man natürlich beide. Heißt aber jemand beispielsweise Julius Sebastian Ermelaus Klabunter Zimmermann, dann würde ich die Familie fragen, welche dieser Vornamen der Verstorbene zu Lebzeiten verwandt hat und unter welchen Namen er bekannt war. Heraus käme vielleicht ein Julius Sebastian Zimmermann.

NACHNAMEN

Eigentlich sollte das kein Problem darstellen, möchte man meinen. Aber heute wird viel geschieden, manche sind verwitwet usw.
Bei Frauen (und manchen Männern) kommt noch der Geburtsname hinzu. Auch hier gilt es zu klären, welche Information wichtig ist und welche nicht.
Der Geburtsname sollte unbedingt genannt werden, wenn man meinen darf, daß es eventuell Personen gibt, die die Verstorbene in erster Linie unter diesem Namen kannten (Mitschüler beispielsweise). Ist man im hohen Alter noch umgezogen und keiner kennt den Geburtsnamen, kann man ihn auch weglassen.
Es kann auch sein, daß eine Frau ewig unter dem Namen Meier bekannt war, dann ist der alte Meier gestorben und sie hat den Müller geheiratet. Dann könnte es sinnvoll sein, zu schreiben:

Hertha Müller, verw. Meier

oder gar:

Hertha Müller, verw. Meier

geb. Wurst

LEBENSDATEN

Für den Leser einer Traueranzeige ist es oft wichtig, zu wissen, wann der Verstorbene geboren worden ist und wann er genau verstarb. Das Geburtsdatum kann helfen, einzuordnen ob der Verstorbene beispielsweise zu den ehemaligen Mitschülern gehörte.
Ob man nun nur die Jahreszahlen schreibt oder das komplette Datum, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen, ich persönlich finde ein komplettes Datum sinnvoller.
Eher unüblich, aber manchmal sinnvoll, ist das Hinzufügen des Sterbeortes. Das macht man beispielsweise, wenn jemand fern der Heimat verstorben ist. Das könnte so aussehen:

Hans Wurst

* 8.12.1921 in Ulm + 26.11.2006 in Toronto/Kanada

HINTERBLIEBENE

Als Nächstes frage ich immer, wer alles als trauernder Hinterbliebener aufgeführt werden soll. In ganz vielen Fällen entscheiden sich die Leute für den Namen des Witwers oder der Witwe mit dem Zusatz „im Namen aller Angehörigen“. Das ist praktisch und kurz, aber mir gefällt es nicht. Es ist doch für die Umwelt interessant, zu erfahren, ob da viele Kinder sind usw.
Also rate ich in der Regel dazu, alle nahen Verwandten aufzuführen. Das sind Ehepartner, Kinder, Enkel… und ggfs. Geschwister.
Nur wenn diese Liste zu lang würde, dann könnte man auf die o.g. Kurzform „im Namen aller Angehörigen“ zurückgreifen.

Ja und was ist mit der geschiedenen Ehefrau?
Nun, es müsste schon ein aussergewöhnlich gutes Verhältnis zwischen der „Ex“ und der Witwe herrschen, würde man die Geschiedene in die Anzeige der Familie mit hereinnehmen.
Trauert die „Ex“, soll sie eine eigene kleine Anzeige schalten.

Wie macht man das mit den Töchtern, Söhnen, Schwiegerkindern?

Nun, nehmen wir an, der Verstorbene habe eine Frau, zwei Söhne und eine Tochter gehabt, einige davon haben Kinder. Dann gibt diese Liste kompletten Aufschluss darüber, wer wie zusammengehört:

In stiller Trauer:

Hertha Wurst, geb. Zipfel
Jochen Wurst und Helga Wurst, geb. Zeitlos mit Johanna und Sebastian
Stefan Wurst und Sieglinde Wurst-Semmelmann mit Kevin und Lukas
Dr. Raban Ugumicz und Sabine Ugumicz, geb. Wurst

Manchmal kommen so ganz Kaisertreue und wollen auch noch zum Beispiel Folgendes haben:

Bruder Hans Bolle und Schwägerin Helga Bolle, geb. Zitzenzug

So etwas empfehle ich nur, wenn’s für das Verständnis der Anzeige wirklich wichtig ist.

Enkel und Urenkel baut man entweder in die Anzeige mit ein, wie oben bei „Hertha Wurst, geb. Zipfel“ oder schließt die Liste der Angehörigen pauschal mit:

sowie alle Kinder, Enkel und Urenkel

Je nachdem was passt.

DER TEXT

Mit den bisherigen Angaben ist die Anzeige oft schon ziemlich weit gestaltet. Was noch fehlt, sind die Texte. Hier hat man bei einer Standardanzeige folgende vier Elemente zu gestalten:

1. Text über der Anzeige, z.B. Bibelspruch…
2. Text über dem Namen, z.B. Plötzlich und unerwartet…
3. Text über der Liste der Angehörigen, z.B. In stiller Trauer:…
4. Text unter der Anzeige, z.B. Die Beerdigung findet statt am….

Ob man nun eine Vers oder Sinnspruch ganz oben über die Anzeige setzt, ist wirklich eine ganz persönliche Sache. Oftmals hatte der Verstorbene irgendeinen Lieblingsspruch oder eine besondere Beziehung zu seinem Konfirmationsspruch usw. So einen Text könnte man hier wählen. Sehr beliebt sind auch Psalmen (dann aber bitte ohne SELA) oder Zeilen aus einem Liedtext oder Gedicht.

Als Nächstes folgt der Text über dem Namen, es kann auch -bei Wegfall eines Spruches- der erste Teil der Anzeige sein.
Diese Zeile ist der einzige Hinweis für die Leser der Anzeige, der Aufschluss über die Umstände des Todes geben können und in der Hinweise auf die Familienzusammengehörigkeit gegeben werden.

Dieser Satz kann auch nach der Namensnennung zu Ende geführt werden.

1. Beispiel:

Plötzlich und unerwartet verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit mein geliebter Mann, unser lieber Vater und Schiwegervater, Opa, Bruder und Schwager und Onkel…

Wählt man diese Form, in der die Familienbezüge genannt werden, sollten die Namen in der Liste der Angehörigen der obigen Reihenfolge entsprechen.

2. Beispiel:

Nach langer, schwerer, geduldig ertragener Krankheit ist

Hans Brösel
Datum Datum

im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen.

Es trauern um ihn:

In diesem Satz kann man mit kleinen Hinweisen, wie „durch einen Unfall“ oder „nach langer Krankheit“ wenigstens ein bißchen erklären, wie derjenige gestorben ist.

Der Text über der Liste der Angehörigen kann z.B. lauten:

In stiller Trauer:
In Liebe und Dankbarkeit:
In tiefer Trauer:
Wir werden ihn/sie nie vergessen:
Es trauern:

usw.

Manche Familien setzen hier Nuancen, um zu kennzeichnen, wie sehr oder wie wenig sie trauern. Kann ja beides vorkommen, wie man weiß.

Der Text am Ende der Anzeige sollte der Öffentlichkeit zeigen, wie man sich die Trauerfeierlichkeiten vorstellt. Will man keine Blumen? Möchte man nicht, daß am Grab oder überhaupt kondoliert wird? Möchte man zum Kaffeetrinken einladen? Will man gar keine fremden Trauergäste?
Ja, dann ist hier genau der richtige Platz um das kundzutun.

Beispiele:

Die Beerdigung findet statt am Dienstag, dem 21.xx.2007 um 12 Uhr auf dem Hauptfriedhof Bielefeld. Von Beileidsbekundungen am Grab bitten wir abzusehen.

Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet statt am xxx um xxx auf dem Kaiserfriedhof in Birlenbach. Anstelle zugedachter Blumen bitten wir um eine Spende auf das Konto der XXX-Hilfe, Kontonummer, BLZ, Bank, Stichwort: Karl Semmel

Die Trauerfeier ist am Dienstag, 12.12.2006 um 11 Uhr dort-und-dort. Die Urnenbeisetzung findet später im engsten Familienkreis statt.

Die Trauerfeier findet im engsten Familienkreis statt.

Die Totenmesse feiern wir am Dienstag 12.12.2006 um 10.30 Uhr in der kath. Pfarrkirche St. Thomas. Anschließend um 11.30 Uhr Beerdigung auf dem Bergfriedhof Waltersgrün. Zum anschließenden Kaffeetrinken laden wir in die Gaststätte „Zur heulenden Kuh“, Jammertalstraße 23, Waltersgrün.

SYMBOLE, KREUZE, GRAFIKEN

Noch etwas unüblich, aber immer mal wieder gewünscht ist der Abdruck eines Fotos das den Verstorbenen zu Lebzeiten zeigt.
In diesem Fall sollte man ein scharfes und großes Bild mitbringen, das die betr. Person möglichst vor einem hellen, neutralen Hintergrund zeigt.

Wesentlich üblicher sind Kreuze, Kruzifixe, Tauben, Wellen, Bäume und sonstige Symbole die mehr oder weniger einen religiösen Bezug haben. Heute ist da fast alles möglich. Üblicherweise hält der Bestatter eine Mappe mit einer sehr großen Auswahl an Symbolen bereit. Man kann aber auch eigene Entwürfe mitbringen. Ob der Abdruck in diesem Fall möglich ist, hängt auch von der jeweiligen Zeitung ab.

GRÖSSE DER ANZEIGE

Das ist immer so eine Frage. Manche Leute legen wert darauf, daß die Anzeige auch durch ihre Größe einen gewissen sozialen Stand wiederspiegelt. Bitteschön, wer das Geld hat…
Ansonsten sage ich immer: Wir machen die Anzeige so groß, daß alles reinpasst und es nicht zu gedrückt aussieht.
Anzeigen werden nach Spalten und Millimetern berechnet. Manche Zeitungen haben sieben Textspalten, andere mehr oder weniger.
Die Breite der Anzeige kann nun von mindestens 1 Spalte bis max. 7 Spalten groß sein. Oft gehen bestimmte Zwischenmaße nicht, damit immer noch eine Anzeige daneben passt.
Hat man sich hinsichtlich der Breite entschieden, ergibt sich die Länge der Anzeige nicht zuletzt aus der Menge des Textes.

Es ist letztlich auch immer eine Frage des Geldbeutels…

Das alles sind nur Empfehlungen, Beispiele und Vorschläge. Man KANN es so machen, MUSS es aber nicht.
Außerdem sind natürlich die Gepflogenheiten regional sehr verschieden. Ein guter Bestatter wird die Hinerbliebenen ausgiebig beraten.

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(©si)