Wir waren letzte Woche bei einer Beerdigung. In der Trauerhalle lag der ganze Boden voll mit Tannennadeln oder so. Von „unserer“ Beerdigung war das nicht. Könnte man so etwas nicht weg fegen, das sah voll dreckig aus. Ist das Aufgabe des Bestatters oder wer macht das?
Das passt ganz gut zu einem Erlebnis, das ich in dieser Woche hatte. Wir sind fast 200 Kilometer zu einer Urnentrauerfeier gefahren, weil die Mutter einer weit entfernten Bekannten meiner Frau gestorben ist.
Zu Hause gab es das übliche Drama, ich wollte da nicht hin. Ich kannte die Verstorbene nicht und auch mit dieser Bekannten meiner Frau habe ich keinen nennenswerten Kontakt. Was soll ich mich da in einen viel zu warmen dunklen Anzug zwängen und mir die Unterwäsche vollschwitzen, wenn ich einerseits die Leute nicht kenne und andererseits auch kein labendes Mahl auf uns wartet?
Nunja, ich habe mich mit meiner Sichtweise, vorgetragen in wohlgesetzen Worten und in aller Freundlichkeit durchgesetzt. Manchmal muß ja auch der Mann Sieger bleiben. Eine Stunde später waren wir auf der Autobahn…
Gut, also…
wir kamen dann da an, die Menschen sprachen allesamt irgendeinen nur entfernt mit dem Deutschen verwandten Sprachlabskaus, freuten sich aber riesig, obwohl keiner eine Ahnung hatte, wer wir sind.
Dafür bekamen wir dann in der Trauerhalle auch nur noch zwei Stehplätze ganz hinten. Nun gut, nach einer so langen Fahrt steht man dann ja gerne eine knappe Stunde herum.
Was mir aber auffiel: In der Trauerhalle sind kurz vorher die Wände frisch verputzt worden. Dabei ist Putz und Gips auf den blanken Steinfußboden gekommen und offenbar nur oberflächlich mit dem Besen entfernt worden. Es sah aus, als stünde die Urne auf einer Baustelle. Ausgerechnet da vorne, wo die Urne in einem Blumenkränzchen auf dem Boden stand, lagen noch Mörtelbrocken und jede Menge heller Sand herum.
Wirklich, es sah fürchterlich aus und nach der Trauerfeier schimpfte eigentlich jeder darüber. So etwas Schmutziges sei unwürdig und für das viele Geld das man der Gemeindeverwaltung für die Benutzung der Halle gezahlt habe, könne man ja wohl eine saubere Halle erwarten.
Und Recht haben diese Leute.
In der raschen Abfolge der Bestattungen auf einem Großstadtfriedhof kann es schon mal vorkommen, daß noch von der vorherigen Beerdigung ein paar Blütenblätter oder etwas heruntergefallenes Grün auf dem Boden liegt. Aber selbst das sollte die Ausnahme sein.
Ein großer Besen, ein Mann und höchstens eine Minute, mehr braucht es nicht, um das alles wieder einwandfrei zu haben.
Man fragt sich vielleicht, vor allem bei kleinere Friedhöfen und wenn sonst keine andere Beerdigung stattfindet, warum das nicht der Bestatter macht.
Die Frage ist durchaus berechtigt. Wir haben immer zumindest einen Handfeger dabei, etwas Glasreiniger und ein paar Lappen.
Wo in den Trauerhallen die Besen stehen, das wissen wir auch und bislang hat uns auch noch nie jemand Probleme gemacht, wenn wir kurz vor Beginn der Trauerfeier noch mal eben durchgefegt haben.
Aber ich weiß von anderen Kollegen, daß dort die Friedhofsverwaltung besonders streng ist und ihnen keinerlei Betätigung auf dem Friedhof erlaubt. Da wacht ein Friedhofsverwalter ganz aufmerksam darüber, daß der Bestatter noch nicht einmal einen Stuhl geraderückt. Das wäre nämlich „gewerbliche Betätigung“ und das ist den meisten Bestattern auf den Friedhöfen untersagt.
Dazu muß man wissen, ich hatte es auch schon mal erklärt, daß es sich die Friedhöfe mitunter sehr teuer bezahlen lassen, wenn Unternehmen (Steinmetze, Gärtner) dort tätig werden wollen. Da fallen auch schon mal Konzessionsgebühren von bis zu 2.000 Euro pro Jahr an.
Da Bestatter auf allen Friedhöfen tätig werden müssen, bezahlt keiner von denen diese Gebühren, man müßte in größeren Städten so einen Haufen Geld hinlegen, das rechnet sich nicht und soviel haben Bestatter AUF dem Friedhof auch nicht zu tun. (Einmal von regionalen Besonderheiten abgesehen, wo der Bestatter vom Grabbau bis zum Herrichten der Leichenhalle alles machen muss).
Bestatter haben die Toten gefälligst abzuliefern und den Sarg in die Leichenzelle zu stellen, dann sollen sie sich verpissen.
Wenn die jetzt auch noch Zettelchen auf die Stühle in der Trauerhalle legen wollen, dann ist das unerwünschte Reklame….
So sehen das manche Friedhofsverwaltungen.
Da ist dann auch nicht daran zu denken, kurz vor der Trauerfeier mal eben durchzufegen oder aufzuräumen.
Aber egal: Wenn die Trauerhalle so übel aussieht und schmutzig ist, würde ich das am nächsten Tag beim Friedhofsverwalter monieren und auch nur einen Teil der Hallengebühr bezahlen. Man darf eine ordentliche und saubere Trauerhalle erwarten.
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Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das für viele Gemeinden/Städte der Friedhof ein Stiefkind ist und so siehts da dann aus.
Von verschmutzten Trauerhallen bis zur ungeputzten Toilette gibts da alles, aber trotzdem wollen diese Gemeinden/Städte viel Geld für die Benutzung kassieren und wehe man wagt es, sich darüber zu beschweren.
Ein ebensolches Problem ist der Zustand in den Prosekturen einiger Krankenhäuser und deren Mitarbeiter. Oft hilft es, die zuständigen Leute in der Verwaltung anzusprechen, damit sich etwas ändert, aber oft genug redet man sich nur den Mund fusselig…
Da hilft dann doch die vierte Macht im Staat…
@ Wolfram
Wer ist das?
@Edith:
[url=http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltenteilung]Gewaltenteilung[/url]
[url=http://de.wikipedia.org/wiki/Vierte_Gewalt]Die Vierte Gewalt[/url]
Das war einfach.
So, jetzt ham se den Dreck. Die vierte Gewalt war da. Mit bundes- ja weltweiter Verbreitung. Dank der Überzeugungskraft von Toms Frau. Wieviele Orte sich wohl getroffen fühlen, in deren Feierhalle am Montag ein hektisches Putzen ausbricht? Immerhin war die Reise für Dich nicht umsonst – Äh – vergebens. Es sprang dabei ein Beitrag fürs Blog heraus, ausserdem betrachte es einfach als Fortbildungsveranstaltung. Es ist kein Schaden so groß, dass nicht auch noch ein Nutzen dabei herausspringt.
in unserer Trauerhalle stehen die Besen nebst Mülleimer beim Rednerpult vom Pfarrer. Hier gibts nicht mal Toiletten. Aber ein nagelneues, hochmodernes Kühlsystem.