Tante Käthe hatte also lange für ihre Beerdigung gespart und wohl auch ausführlich im Familienkreis ihre Vorstellungen von einer schönen Beerdigung kundgetan. Für sie hatte eine Beerdigung noch eine besondere Bedeutung, da kommt die ganze Familie zusammen, auch die die weit weg wohnen und das ist ein großes Fest, ja muß ein großes Fest sein.
Eine schlichte Frau sei das doch gewesen, sagte ihr Sohn Alex, und ganz gewiss habe sie eine ganz einfache Beerdigung gewünscht.
Doch Nichte Hildegard brachte dann die Zigarrenschachtel mit Tante Käthes Beerdigungsgeld und bestellte dafür eine richtig große Beerdigung, mit Kaffeetrinken und Familienfest.
Alex, dem Sohn, war das egal. Solange er nicht dafür zahlen müsse, könne Hilde(gard) bestellen was sie wolle…
Doch dann bekam Alex Wind davon, woher das Geld stammte und daß Hilde das einfach aus Tante Käthes Haus mitgenommen und zum Bestatter getragen hatte.
„So geht das aber nicht. Die kann ja nicht einfach unser Erbe verschleudern. Die Beerdigung hätten wir ja auch viel billiger haben können“, beklagte er sich am nächsten Tag bei mir, war sich aber darüber im Klaren, daß nun schon alles angeleiert und zu spät war und man um die Bezahlung nicht herumkam. Ja noch schlimmer: Hildegard hatte ja alles schon bezahlt und noch viel schlimmer: Tante Käthe hatte einen Zettel in der Zigarrenkiste, auf dem sie seit Jahren jeden Betrag notiert hatte, die Euro-Umstellung eingetragen hatte und auf dem oben stand: Für meine Beerdigung im Familiengrab mit Blumen, Grabstein und ‚Wein, Weib und Gesang‘.
Aus der Nummer kam Alex dann nun doch nicht so leicht wieder raus und redete sich um Kopf und Kragen, als er erklärte: „Also da muß die Mutter schon verwirrt gewesen sein, als sie diesen Zettel schrieb.“
„Der ist doch aber schon zwölf Jahre alt“, gab dann aber seine Schwester Inge zu bedenken, woraufhin er sagte: „Vielleicht hat Hilde das aber auch selbst geschrieben.“
Das wollte nun aber nichtmal seine Schwester Inge glauben und die verdrehte dementsprechend auch nur ihre Augen.
Hilflos argumentierte Alex noch hin und her, merkte aber bald, daß er aus der Nummer nicht mehr rauskommen würde. Dann änderte er plötzlich seine Taktik und wollte nun eine noch größere Beerdigung buchen, noch mehr Blumen und am Liebsten einen ganz neuen und teuren Grabstein.
„Soll die Hilde doch die teuere Beerdigung bekommen und auch bezahlen.“
„Ich denke, Ihre Mutter war so eine bescheidene Frau?“
Grummelnd verzog er sich und nahm seine Schwester Inge mit.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: undank
wie tief doch Menschen fallen können: schliesslich wurden sie doch – vermutlich – anders erzogen!
Und dann – so als Trotz-Reaktion – der Hilde noch eins reinwürgen zu wollen. Dein Einwurf, lieber Tom, war da genau das Richtige 😉
Ich hatte beim ersten Eintrag zu „Undank“ schon befürchtet, dass es für Hilde Scherereien geben würde. Aber da hat ja Tante Käthe (vermutlich in weiser Voraussicht) gut vorgesorgt. Puuh…
Was war nochmal der Unterschied zwischen Familie und Freunden?
Eben, Freunde kann man sich aussuchen.
schön das es nun für käthe die beerdigung gib die sie haben wollte… traurig das der eigene sohn da so dagegen war
Die eigene Familie kann schlimm sein, aber angeheiratete Schwäger(innen) die es ja eigentlich gar nichts angeht, sind oft schlimmer.
Wusste ich doch, dass da noch was kommt…
Lustig finde ich ja die plötzliche 180°-Drehung von Alex. Soviel zum Thema Erbe verschleudern 😀
Ich hätte ihn die größere Ausführung bestellen lassen, denn alles was über das zuerst Bestellte hinaus geht zahlt der, der beauftragt hat. Da unten rechts bitte unterschreiben.
Falls er meint, dass Hilde das Geld gestohlen hat, braucht er doch nur eine Diebstahlsanzeige machen. Ist für ihn billiger als das Erbe anzufechten. Der Ausgang ist der Gleiche.
Tja. Bei Geld hört für manche Leute jede Liebe auf.
Netter Kerl.
Genauso bescheiden wie die Mama 😀