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Urbane Lebensraumgestaltung

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Den ganzen Morgen „kärchert“ Nachbar Nasweis-Lästig schon mit seiner kleinen gelben Höllenmaschine an seiner Garagenwand herum. Dabei schimpft er wie ein Rohrspatz, nimmt ab und zu die abgeschaltete Düsenwaffe vor die Schulter und es sieht aus, als wolle er damit Amok laufen und die gesamte Nachbarschaft ummähen.

Was ist passiert?
Nun, jemand hat dem liebenswürdigen Altbraundeutschen (Nazi darf man doch bestimmt auch nicht mehr sagen, das ist ja bestimmt auch schon wieder politisch unkorrekt, vor allem ändert sich das ja schneller als ich die Schere im Kopf ölen kann.)…
Also, da hat jemand dem Herrn Nasweis-Lästig etwas auf die Garage gesprüht, nachts, mit Farbe, genauergesagt mit schwarzer Farbe. Nun wäre ich ja ein Fan solcher Sprühereien, wenn man es denn lesen und erkennen könnte. Hätte da jemand wenigstens „Arschloch“ oder „Heinz liebt Ulrike“ hingesprüht, so hätte das Ganze eine „Message“ gehabt, aber man kann das Gekrakel überhaupt nicht entziffern.

Sandy sagt, das heiße „Takrum Melamuh“, Antonia tippt sich an die Stirn und behauptet, sie könne da „Linksrum bergauf!“ entziffern und Frau Büser ist der Meinung, es heiße ganz eindeutig „Mindesthaltbarkeitsdatum“.

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Wenn man sich auf den Kopf stellt oder zwischen seinen Beinen hindurchschaut… also jetzt hingestellt und mit dem Kopf nach unten, ja! Nicht auf den Schreibtisch legen, Beine breitmachen und dann gucken! Letzteres könnte zu Verwirrungen beim übrigen Personal führen und man würde ja nichts verkehrt herum sehen und genau darauf kommt es an.
Also, wenn man es sich verkehrt herum anschaut, dann lese ich eindeutig „Sack Zwiebeln“…

Gut, lassen wir es dabei: Es ist irgendein Graffiti, nachts angebracht von irgendeinem Schmutzfinken, so einen Meter breit und vielleicht 60 cm hoch. Krickelkrackel-Zicke-Zacke… unleserlich und gar nicht schön.

Ich mag schöne Graffitis. Ehrlich! Es gibt so häßliche Unterführungen, Brückenpfeiler und sonstige betonierte Schandflecken, wenn da jemand einen Regenbogen, einen Che Guevara oder was Provokantes hinsprüht, dann finde ich das meistens schön. Nun bin ich, das gebe ich zu, ein Kunstbanause was Graffitis anbetrifft und kann immer nur Sachen schön oder häßlich finden. Ja und wenn ich eines schön finde und es irgendwo an einem Schandfleck prangt, dann ist das okay für mich.

Kein Verständnis hingegen habe ich für Vollidioten, die ihre komischen Zickzack-Signaturen auf anderer Leute Wohnhäuser, Garagen oder Autos spritzen. Was würden die wohl sagen, käme man einfach zu denen nach Hause und würde in ihre CDs mal ein paar tolle Zeichen kratzen… oder auf den LCD-Bildschirm…

Wenn jemand die Wand von Nasweis-Lästig mit einem Maiglöckchenfeld oder dem Fujijama bemalt hätte oder wenigstens mit Asterix und Obelix… aber dieses Gekritzele… ich verstehe, daß Nasweis-Lästig das jetzt wegkärchert und dann eine Dornenhecke pflanzen will. „Aber ganz was Stacheliges!“

Viel schöner finde ich zum Beispiel so etwas hier oder das hier:


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 31. Mai 2010 | Revision: 10. Dezember 2014

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Tegelmann
14 Jahre zuvor

Ist ja toll, daß Du was über das Game Blur bringst.
Das ist eine coole Streetart-Kampagne, die auch bei uns in Berlin gemacht wurde.

Hier konnten für die Umsetzung lokale Künstler gewonnen werden und so schmückt das Berliner Wandbild, entworfen und produziert vom Kollektiv Graco (http://www.graco-berlin.de/), nun die Wand vom Lido in der Cuvrystrasse.
An diesem Werk, dem kolossalen BLUR-Bild, haben die Graco-Künstler zweieinhalb Tage mit Sprühfarbe gearbeitet.

Man kann auch bei flickr nachgucken http://www.flickr.com/photos/blurstreetart/

Claudia
14 Jahre zuvor

>es heiße ganz eindeutig „Mindesthaltbarkeitsdatum“
>dann lese ich eindeutig „Sack Zwiebeln“

[url=http://shopblogger.de/blog]Björn[/url] war’s – der wollte nur ins Blog. 😉

14 Jahre zuvor

Auf dem Schreibtisch liegen führt also zu Irritationen beim Personal? Und das Kopf durch die Beine stecken nicht?

Du hast komisches Personal…

Gruß
Joe

Matthias
14 Jahre zuvor

Regenbogen oder Pop-Art-Kunstwerke auf Brücken und in ollen Industriegebieten können schon ganz schön sein, aber warum um alles in der Welt sollte man Massenmörder und Kriegstreiber draufmalen?

ly
14 Jahre zuvor

Nur machen die Leute die diese „Krickelkrackelsignaturen“ (aka Tags) machen auch die großen bunten Bilder, Tags sind quasi die Grundlage. Und mir ist ein gut gemachtes Tag immernoch 100 mal lieber als 500 schlechte bunte Bilder.
http://farm1.static.flickr.com/147/420269516_b92f250198_o.jpg

Avarion
14 Jahre zuvor

Wow. Ich liebe ja gut gemacht Graffitti wo ich auch erkennen kann was es sein soll. Selbst wenn es nur bunte Schriftzüge sind, solange ich sie lesen kann und es mehr als Kritzeleien sind mag ichs an vielen Stellen. Besser als eintönig grau.

Leider hab ich selbst so überhaupt kein Talent irgendwas zu Papier oder sonstige Oberflächen zu bringen das mal als Irgendwas erkennen kann.

Newty
14 Jahre zuvor

Che Guevara erinnert mich immer an Monkey Island:
„I intruduced Communism on Cuba Island and all I got was my face on commercial T-shirts“

Erdmöbeltischler
14 Jahre zuvor

Also, dass Tags die Grundlage guter Graffiti seien, ist mir neu und auch nicht ganz verständlich.

Ich vergleiche die Leute, die solche Tags/Krakeleien an x-beliebige Hausecken, Briefkästen, Türen, Straßenbahnen … ‚malen‘, mit Hunden [size=smaller](Straßenkötern)[/size], die an jeder Ecke ihr Bein heben um ‚ihr‘ Revier zu markieren.

Farbenfrohe Malereien, egal ob ’nur‘ Schriftzüge oder richtige Gemälde sehe ich meist (aber auch nicht immer und überall) positiv.

Falkenhayn
14 Jahre zuvor

Hallo Tom,
wenn Dir Graffitis in London gefallen, dann gugel doch mal nach Banksy und seinen Bildern.
Kein Krikelkrakel und wirklich cool.

So long

Trixi
14 Jahre zuvor

Bingo! Endlich spricht das mal einer aus! Ich hasse solche Graffitis auch wo man nichts erkennen kann. Ich fahre täglich am Güterbahnhof lang und da sind viele Züge damit zugeschmiert.Lesen kann man da gar nichts. Dabei haben es die Sprayer doch echt drauf. Sollen sie doch die Züge verschönern, indem sie da Bilder drauf malen.
Manche sprühen oben auf der Autobahn an den Brücken rum. Die nehmen da wer weiß was auf sich und hinterher kann es keiner lesen.
Fremdes Eigentum zu besprühen halte ich aber auch für ein absolutes NO GO! Ich denke mal wenn die fragen würden, dann hätte doch sicher niemand was dagegen wenn die trostlose Betonlandschaften bemalen würden. Sollten dann aber schon Sachen sein die man als normal Sterblicher auch erkennen kann!

14 Jahre zuvor

Danke Tom.

Ich hab jetzt Bilder von einem untersetzten Undertaker im Kopf, der breitbeinig auf dem Schreibtisch steht und versucht, durch seine Beine hindurch in der Yogibär-Gedächtnishaltung zu erkennen, was da auf der gekärcherten Wand steht, während eine Frau Nüsseldingsda ins Büro segelt und ob des unzüchtigen Anblickes in Gekreisch ausbricht und im Hintergrund die 3 Damen vom Gri…Büro vor Lachen platt am Boden liegen….

Der Tag ist gelaufen, ich hab zuviel Phantasie… *g*

14 Jahre zuvor

Wir in Zürich [url=http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/UrSprayer-Harald-Naegeli-ist-wieder-aktiv/story/30656132]haben/hatten[/url] den [url=http://www.google.ch/images?q=harald+n%C3%A4geli&um=1&ie=UTF-8&source=univ&ei=IysETIH9IMqeOIbbldcE&sa=X&oi=image_result_group&ct=title&resnum=1&ved=0CCoQsAQwAA]Sprayer[/url] [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Naegeli]von Zürich[/url].

Was hält Ihr davon? Seine Werke sollen heute wertvoll sein.

murks
14 Jahre zuvor

…Schwer empört schau ich das wilde
Denkmal wilder Menschenart …
Sieh – da winkt versöhnlich milde
Auch ein Gruß der Gegenwart:
Schwindlig ob des Abgrunds Schauer
Ragt des höchsten Giebels Zack
Und am höchsten Saum der Mauer
Prangt der Name — KISELAK.

Solche Schmierer gibts wohl schon ziemlich lange:
http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Kyselak

MacKaber
14 Jahre zuvor

In Schwerin fiel mir während der Bundesgartenschau auf, dass dort Stromkästen und Schaltschränke mit bunten Graffitibildern versehen sind. Kein einziger war beschmiert oder mit Veranstaltungsplakaten verunziert.

Wolfram
14 Jahre zuvor

@10: „Fremdes Eigentum…“ – wem gehören denn Brücken und Eisenbahnzüge?
Auch da muß (!) der Eigentümer vorher gefragt werden – und seine Zustimmung geben! -, sonst ist es eine Straftat.

@Video: Das Gebäude in London war wohl zum Abbruch bestimmt? Sonst find ich es nämlich ganz und gar nicht gut, Natursteinfassaden mit Farbe zu bedecken; das schädigt die Oberfläche des Steins unwiderbringlich.
Aber die Bilder im Film gefallen mir, sie sind einfallsreich und schön.




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