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Viel zu tun

Gestern und in der Nacht auf heute haben wir höllisch viel zu tun. Ganz untypisch für die Sommerzeit steht das Telefon nicht still und einige der Kunden haben auch noch umfangreiche, wenn auch erfüllbare, Sonderwünsche.

Morgen stehen zwei größere Geschichten an, zum einen ist das die Beerdigung der kleinen Maria und zum anderen die Beisetzung des Bikers. Das mit Maria wird deshalb etwas problematisch, weil die Familie nach der Abschiednahme in unserer Hauskapelle nunmehr die Trauerfeier auf dem Friedhof abgesagt hat. Stattdessen feiern sie eine Totenmesse in einer katholischen Kirche und kommen dann im Konvoi zum Friedhof gefahren. Nun gibt es aber dort an diesem Friedhof ausgerechnet keine Parkplätze, nur ein paar vorne an der Straße. Mal sehen, wie wir das geregelt bekommen.
Auf dem Friedhof soll die Sache schnell gehen, wünschen sich die Eltern. Der Sarg soll schon über dem Grab stehen, wenn man dort eintrifft und der Pfarrer soll nur das Nötigste sagen, dann soll der Sarg abgelassen werden.
Ich werde meine beste Mitarbeiterin und zwei weitere Leute dorthin schicken, um den Ablauf zu überwachen und nötigenfalls eingreifen zu können.

Anders sieht es bei der Biker-Beerdigung aus. Die Jungs sind zwar lieb und nett, aber doch heftig kompliziert. Aus jedem Entgegenkommen schließen die, daß noch mehr möglich sein muss. Die wollten ja ursprünglich eine Feier mit dem Motorrad des Verstorbenen machen und dabei „einen abkippen“ dann sollte es im Konvoi zum Friedhof gehen. Sowohl die Polizei, als auch ich sind aber der Meinung, daß die feiern dürfen, wie sie wollen, aber bitte nicht schon vor der Konvoifahrt. Ein Biker, der sich „Bambam“ nennt, hat jetzt mit mir ausgetüftelt, dass wir die Sache anders machen. Aus dem Konvoi ist eine Sternfahrt geworden. Das bedeutet, die anreisenden Biker kommen von überall her direkt zum Friedhof. Das sind dann mehrere kleine Gruppen von bis zu 12 Mopeds, das kann der Stadtverkehr vertragen.

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Treffpunkt ist nicht der Friedhof direkt, sondern ein 200 Meter entfernter Acker. Dorthin wird dann der Bestattungswagen kommen und von jedem Club darf genau einer mit seiner ‚Mühle‘ hinter dem Bestattungswagen mit dem Sarg herfahren, die anderen laufen zu Fuß. Das wollten die erst nicht, aber wir haben gesagt, dass es am Eingang für jeden einen kleinen Blumenstrauß gibt, den sich jeder abholen muss, um den dann ins Grab zu werfen. Das geht schlecht, wenn man da mit dem ‚Bock‘ vorbeirauscht.

Das Grab ist zwar im hinteren Teil des Friedhofes, aber dort führt ein breiter Weg hin. Würden wir jetzt mit dem Bestattungswagen -wie ursprünglich geplant- direkt zum Grab fahren, würden die Biker die den Wagen begleiten, auch über den Friedhof donnern. Deshalb machen wir das jetzt so, dass der Bestattungswagen durch das Tor fährt, links abbiegt und um das große Rondell einmal herumfährt und dann stehenbleibt. Bis dahin dürfen die Motorräder mit. Dann öffnen wir den Wagen und sechs ausgewählte Biker tragen dann den Sarg auf ihren Schultern selbst den doch recht weiten Weg zum Grab. Das bringt dann etwas Langsamkeit in die Sache und keiner muss mit dem Moped über den Friedhof. Außerdem kommt erst während die Beerdigung läuft ein Streifenwagen zum Friedhof, der anschließend die Motorradfahrer zu ihrem Clubhaus begleiten wird. Damit haben wir dann nichts mehr zu tun, ist mir lieber so.

Der Pfarrer kommt in Jeans und T-Shirt, über dem er sein Gewand tragen wird, er will es dann aber später ablegen und mit den Bikern in deren Clubhaus den weiteren Tag verbringen. Zuerst wird aber die Beerdigung erfolgen, mit Rockmusik aus unserer Anlage.
Neben den üblichen Sachen haben die Biker eine komplette Aushängung des Grabes mit Kunstrasenmatten und sehr viel Kunstrasen um das Grab herum bestellt. Wir werden die Musikbeschallung übernehmen und die Angelegenheit betreuen. Vorne am Eingang werde ich zwei Leute postieren, die die übrigen Friedhofsbesucher über die Veranstaltung informieren und um ihr Verständnis bitten werden.

Geplant ist, daß der Pfarrer am Grab etwas sagt und dann die Biker einzeln vortreten um einen Blumenstrauß ins Grab zu werfen.
Ausgemacht ist, daß der Pfarrer dann nochmals etwas sagt und die Biker darüber informiert, wie und wo es jetzt weitergeht. Die fahren dann nämlich gemeinsam ins Clubhaus und werden dort dann richtig Abschied nehmen.

Vorbereitet ist alles, die Blumensträußchen werden morgen früh ganz frisch gemacht, an die muss ich noch denken, dann dürfte alles klappen. Bis jetzt sollen es „etwas über 300 Leute“ sein.


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 28. August 2007 | Revision: 28. Mai 2012

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akbwl
17 Jahre zuvor

Sag mal, seid Ihr ein Bestattungsunternehmen oder eine Event-Agentur???

undertaker
17 Jahre zuvor

@akbwl: Du hast es völlig richtig erkannt. Bei einer Hochzeit wendet man sich an einen "Hochzeitsplaner" und bei einer Bestattung an einen Bestatter. Wir sind eine "Event-Agentur" der besonderen Art und gestalten tagtäglich mehr Veranstaltungen, als es mancher Hochzeitsservice tut.

Leroy
17 Jahre zuvor

Hm, das ist doch schon ein etwas ausgefallener Wunsch von den Bikern, oder? Vielleicht ist es ja möglich, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, was denn so die verrücktesten Sachen waren die ihr je organisieren solltet. 🙂

Und ihr sollt die Musik organisieren? Wie wäre es mit Highway to Hell von AC/DC… Dürfte doch thematisch irgendwie passen, zum Biker. 😉

makel
17 Jahre zuvor

wie wird der ganze Mehraufwand eigentlich berechnet? nach Mitarbeiterstunden? Pauschale für Soundsystem etc.? und was hat diese Beerdigung dann konkret gekostet?

georg
17 Jahre zuvor

is zwar ein ausgefallener wunsch, aber ich finds irgendwie schön, dass sie sich solche mühe geben, etwas auf die beine zu stellen, was ihrem kumpel gefallen hätt (und natürlich auch, dass ihr das möglich macht) 🙂

@Leroy: hab ich mir auch gedacht 😉

Caro
17 Jahre zuvor

Wie ist es eigentlich mit der Musik, darf da alles gespielt werden (ich denke hier jetzt speziell an Satanisten 😀 )? Und wie ist das mit der Lautstärke, angenommen da kommen 300 Leute, die wollen sicherlich auch noch etwas davon mitbekommen? Darf man mehr als ein Lied spielen (also direkt auf dem Friedhof)? Und stört das nicht die Totenruhe? Bitte um Antwort 😀

Marcel
17 Jahre zuvor

Bleibt zu hoffen, daß RTL2 hier nicht die Chance für eine neue Show erkennt: "Der Burial Planner".

undertaker
17 Jahre zuvor

"Funeral Planner". Wir organisieren die Bestattungsfeierlichkeiten, nicht den Grabaushub.

McDuck
17 Jahre zuvor

Ist zwar ein trauriger Anlass, aber ich muss doch etwas lächeln, wenn ich mir die Biker in Kutte mit einem Blumenstäußchen in der Hand vorstelle… Aber ich denke, es wird ihnen schon gefallen, bei dem Organisator.

GERWildcat
17 Jahre zuvor

@Caro: Wie stellst du dir das mit den "Satanisten" denn vor? Ein echter Satanist wird sich nicht auf einem christlichen Friedhof begraben lassen. Was du wahrscheinlich meinst sind Extrem-Gothics, eben solche die auch mal Nachts auf nen Friedhof gehen und dort "Totenbälle" feiern und sowas. Dummerweise sind diese nichtmal schlimm. Zwar haben viele dort keine eigenen Angehörigen liegen, aber das läuft (zumindest bei den anständigen) ruhig, andächtig und angemessen statt. Wie es so kommt hab ich ein oder zwei mal sowas miterlebt, und das lief immer sehr gesittet ab. Meist werden zuerst die Gräber der Angehörigen besucht und etwas aufs Grab gelegt (seltenst Blumen, meistens Amulette oder sowas). Danach wird sich an einem zentralen Ort getroffen und mit leisem Gesang (meistens alte Minnegesänge mit dem Thema Tod – wohl nicht unbedingt tief christlich aber das ist ja wieder ein anderes Thema) und vielleicht auch etwas Tanz, der Toten bedacht. Diverse Gemeinden organisieren sogar selbst solche Totenbälle. Ein mal hab ich solch einen unorganisierten Ball erlebt wo dann mittendrin (halb 4 morgens) der Friedhofswärter aufgetaucht ist.… Weiterlesen »

GERWildcat
17 Jahre zuvor

Jetzt hab ich die Frage vergessen…

@undertaker: Habt ihr schonmal eine nächtliche Beerdigung, oder direkt einen solchen Totenball organisiert? Wie gesagt, ich weiss das manche Gemeinden dass tolerieren aber mich würde interessieren ob mit solchen Wünschen auch an Bestatter herangetreten wird.

Caro
17 Jahre zuvor

@GERWildcat

Es ging mir jetzt nicht nur um christliche Friedhöfe, eher allgemein um Friedhöfe. Und auf nicht-christlichen sind sicherlich trotzdem auch Christen begraben, denk ich mal. 😉

Hagen
17 Jahre zuvor

Wie viele von deinen Mitarbeitern sind denn dann bei der Biker-Beerdigung anwesend und wieviel kostet das für die Biker?

greezer
17 Jahre zuvor

Würde mich auch interessieren; was für Musik wird da gespielt?

😀

17 Jahre zuvor

@greezer

"Born to be wild", stand bereits im ersten Artikel.

greezer
17 Jahre zuvor

oooops, sorry =/

GERWildcat
17 Jahre zuvor

@Cora: Das funktioniert aber nur in eine Richtung 😉 Ein Muslim wird sich nicht auf nem christlichen Friedhof beisetzen lassen…

Noch ne Kleinigkeit: Echte Satanisten begraben ihre Leute normal eh nicht. Ich meine da mal was gelesen zu haben (in einer glaubwürdigen Quelle 😉 ) dass es bei dieser Glaubensrichtung üblich ist auf ner Anhöhe bei Sonnenuntergang offen (also ohne Sarg) zu verbrennen, ähnlich älteren keltischen Bräuchen…

Caro
17 Jahre zuvor

@GERWildcat

Ich heiße Caro 😉

Hm aber ob in Deutschland sowas erlaubt ist? Und die "Geisterstunde" von denen ist doch irgendwann um 3:15 wenn ich mich recht erinnere. Und der Bestatter muss doch den Leichnam rausgeben, die können den doch nicht selbst abholen und dann auf so eine Anhöhe bringen oder?

GERWildcat
17 Jahre zuvor

Ja das ist ne Sache die nicht so ganz einfach zu sein scheint. (btw Sorry mit dem Namen, war nen Tippfehler) Zumal es da noch zwei Dinge gibt die äußerst verstörend sind: 1. Der "Satanismus" als Glaubensrichtung ist nirgends in der Welt akzeptiert. Ehrlich gesagt ist das aber auch gut so – Begründung folgt im zweiten Punkt. 2. Dieser ganze Satanismuskram ist doch vom Grundgedanken her schon sehr dubios. Immerhin wird sich da auf einer Seite komplett vom Christentum/Islam/Judentum/usw. distanziert, andererseits basiert dieser komplette Glaube hauptsächlich auf diesen monotheistischen Glaubensrichtungen. Grob gesehen sind Satanisten also Christen die in der Glaubensausrichtung einfach komplett in die andre Richtung gehen als in der Kirche nahegelegt wird. Danach Christentum und ähnliches aber komplett abzulehnen nimmt dem Satanismus jedoch irgendwie die Lebensgrundlage. Das und die relativ brutalen Methoden mit denen der Satanismus asoziiert wird, führen dazu, dass niemand diesen Glauben für voll nimmt. Folglich halte ich es für extrem unwahrscheinlich, dass ohne größere Geldmengen in vielen Händen, solch eine Satanistische Bestattung möglich wäre. Es kommt bestimmt mal vor, aber es… Weiterlesen »

mighty
17 Jahre zuvor

Humbug, alle Beide.

Wiki: Pfad der linken Hand / Satanismus

(Richtiger) Satanismus ist nicht Leichenverbrennung, Hamstervergewaltigung und Blutorgien. Echter Satanismus hat was mit STOLZ zu tun, also der Verweigerung sich irgendwem unter zu ordnen; eben lieber in der Hölle herrschen, als im Himmel dienen.

Satanismus ist auch meist gegen Dogmen gerichtet, und damit eben NICHT einheitlich.

FrankS
17 Jahre zuvor

Und wir wissen ja alle, was in der Wiki steht, stimmt …

🙂

Thomas
17 Jahre zuvor

eben lieber in der Hölle herrschen, als im Himmel dienen.

Das Motto hat aber nur was für sich, solange die Position des Höllenherrschers frei ist. Wobei der derzeitige Inhaber ja, wenn man "Faust" glauben darf, damit nicht so ganz zufrieden ist bzw. die Sache mit der Alleinherrschaft auch nicht recht hingehauen hat.

GERWildcat
17 Jahre zuvor

@mighty: Normalerweise würde ich dir mit dem Wiki als Quelle ja zustimmen, aber es ist doch nun so dass über wirklichen Satanismus kaum was bekannt ist. Was du gepostet hast stellt die Grundidee recht gut dar, allerdings variieren die Methoden doch sehr – ähnlich wie bei den ganzen christlichen Sekten.

Warum kaum etwas über die meistvertretenen Methoden bekannt ist, liegt aber auch auf der Hand – Angst vor der Obrigkeit! Schwarze Messen sind nunmal verboten und werden, wenn entdeckt, oft von der Polizei aufgelöst.




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