Menschen

Vom Heiligtum zum Ramsch

Ich habe schon mal über dieses Thema geschrieben, aber es beschäftigt mich…
Da sitze ich bei Frau Röschen Hugler und unterhalte mich bei zu starkem Kaffee und nach Parfüm schmeckendem Spritzgebäck über Frau Huglers Vorstellungen bezüglich ihrer dereinstigen Bestattung.
Sie will zu ihrem Kurt ins Grab, das wird aber nicht gehen, denn Kurt liegt in einem Reihengrab, das in zwei Jahren ablaufen wird und verlängern kann man es nicht. Die Oma nimmt das aber gelassen auf, entscheidet sich dann für eine Feuerbestattung und ein anonymes Grab, sie hat niemanden, der danach schauen wird, ihre Kinder leben beide weiter weg.

„Ach, schauen Sie mal“, sagt sie und kramt aus der unteren Schublade des eichenen Altdeutschen ein Fotoalbum heraus. Bilder von einem jungen Mann in Wehrmachtsuniform, ein verliebtes Paar in Schwarzweiß am Hermannsdenkmal, gelblich gewordene Kodak-Abzüge von einem Holland-Urlaub.

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Dann steht sie auf und öffnet die Türen einer Vitrine neben dem Fenster. Lauter Hummelfiguren, für die einen purer Kitsch, für die anderen das Schönste auf der Welt, so auch für Frau Hugler.
Und ihre Mokkatassen. „Sind die nicht hübsch?“
Ach, wenn der Gemütliche vom Bestattungshaus schon so geduldig ist, dann muß man dem auch noch zeigen, daß man immer noch die Bettwäsche von 1939 im Schrank hat. „Gucken Sie mal, alles erstklassige Ware von Strunkmann und Meister aus Bielefeld, das Beste was man kaufen kann, die hält ewig, alles noch von meiner Aussteuer.“
Und viele Devotionalien hat sie, Rosenkränze, Kruzifixe, Ikonen, Weihwasserkesselchen, Gebetbücher…

Frau Hugler liebt diese Kleinigkeiten, sie sind ihr Leben und sie hegt und pflegt sie, sie bedeuten ihr etwas, ja, man kann sagen, sie sind ihr heilig.

Ihre Möbel, die liebevoll gepflegten Teppiche, der ganze Krimskrams, den man auch „Abstauberles“ und „Rumsteherles“ nennt, das sind alles Sachen, die der alten Dame am Herzen liegen.

Es sind anderthalb Jahre vergangen und Frau Hugler ist im Krankenhaus verstorben. Soviel ich weiß, hat sie nicht leiden müssen. Eine Heiratsurkunde oder ein Stammbuch hat die Tochter, die gekommen ist, um alles abzuwickeln, nicht gefunden. „Kommen Sie einfach heute Nachmittag in die Wohnung meiner Mutter, da sortiere ich alles aus und da werde ich das Stammbuch bestimmt finden.“

Nachmittags fahre ich dort hin und vor dem Haus steht ein Container. Aus dem Fenster fliegen die schönen Möbel, zu Brettern zerlegt, in den Container, Männer, die aussehen, als seien sie aus einer Anstalt weggelaufen, schleppen Pappkartons zu einem heruntergekommenen Lastwagen, von dem nur halbherzig die Beschriftung „Edeka“ entfernt worden ist.
Die Tochter finde ich im Wohnzimmer, wo sie due Hummelfiguren in Zeitungspapier wickelt. „Die kann man noch bei Ebay verticken, den ganzen restlichen Plunder hauen wir raus, ist eh nur altes Gelumps.“

Ich bekomme das Familienbuch, verabschiede mich und bin sehr nachdenklich.
Wie schnell wird aus geliebten Gegenständen Müll, wie schnell mutieren Heiligtümer zu ‚Gelumps‘ und wie wertlos werden Wertsachen nur dadurch, daß derjenige der sie wertgeschätzt hat nun tot ist…


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Die Geschichten und Berichte über Menschen sind u.a. Erzählungen und Kurzgeschichten aus der Welt der Bestatter.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 13. Februar 2012 | Revision: 30. Mai 2012

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LuzieFehr
12 Jahre zuvor

macht sehr nachdenklich!

danke für diese schönen worte.

12 Jahre zuvor

Ja, stimmt, das habe ich erst neulich erlebt´, als meine Großeltern ins Pflegeheim kamen und ihr Hausstand aufgelöst werden musste. Schlimmer fand ich daran nur noch, wie sich manche Verwandte wie Geier auf alles gestürzt (und darum gestriiten) haben, was noch halbwegs brauchbar war… 🙁

strangement
12 Jahre zuvor

Stimmt tatsächlich nachdenklich, aber ich denke, die Wahrheit ist, dass die meisten Sachen, die die alte Dame besaß tatsächlich Ramsch war. Es kommt eben auf den persönlichen Wert an.

Wenn ich mich in meinem Zimmer so umschaue, dann seh ich meine geliebten Bücher und Comics, die Vitrine mit den ganzen Erinnerungsstücken. Aber realistisch betrachtet, sind die Bücher fast alle Taschenbücher, weil ich mir so mehr leisten und dementsprechend mehr lesen kann. Die Comics sind zahlreich, aber keine Hardcover oder Sondereditionen oder sowas. Und was die Vitrine angeht, ist eigentlich alles daran lediglich mit persönlichem Wert behaftet.

Es ist schade, dass die persönlichen Werte, die Menschen einer Sache entgegen bringen mit ihnen sterben, aber es ist auch unausweichlich und in mancher Hinsicht bin ich froh, dass meine Verwandten und Bekannten nicht meinen persönlichen Wert der Dinge hier kennen, sondern es einfach nur meine sind, die mit mir zusammen verschwinden werden.

Mona
12 Jahre zuvor

Tja, das ist traurig.
Mein Bruder und ich haben vor drei Jahren die Wohung meines Vaters aufgelöst und jeder von uns hat sich 2-3 Erinnerungstücke mitgenommen.
Aber wir haben beide zwei komplett eingerichtet Wohnungen und konnten nicht alls „mitnehmen“. Es hat schon etwas weh getan, viele Sachen dem Wohnungsauflöser zu überlassen aber es ging nicht anders 🙁
LG Mona

Kirstin
12 Jahre zuvor

Ich habe da eine Frage.. in einem früherem Artikel hattest du einmal beschrieben ein Bild von dem verstorbenen behalten zu haben (er war alleinstehend ohne nachkommen), und nun das Familienalbum.
Passiert dir das öfters das du Sachen bekommst?

Tobias
12 Jahre zuvor

Wenn meine Eltern (die ich liebe) sterben, werde ich mich auch nicht mit viel Plunder belasten. Das hat immerhin noch einige Jahre Zeit.

Was werde ich behalten? Alle Fotos, wenige andere persönliche Erinnerungen und einige praktische Dinge, Kochtöpfe, Tupperdosen und so weiter.

Der mit Abstand größte Teil wird verkauft, verschenkt oder weggeschmissen.

Konni Scheller
12 Jahre zuvor

Wenn Menschen erkrankt sind, an Demenz, dann bedeuten diese Gegenstände für sie Sicherheit. Weil die Ordnung im Kopf nicht mehr klappt, muss drum herum alles so sein, wie es immer war.

Das könnte ein Motiv sein. Die Grenzen sind fließend.

Brummbär
12 Jahre zuvor

Was dem einen sein Uhl, is dem andern sein Nachtigall. Im Laufe eines langen Lebens sammelt sich alles an: vom Ramsch bis hin zu tollen Erinnerungen. Das Problem ist halt das es Erinnerungen eines bestimmten Menschen sind, mit denen andere Menschen nichts anfangen können. Niemand sollte von anderen verlangen was auch immer genauso zu ehren wie man dies selbst tat. Es ist traurig, oder zumindest mach es mich ein bisschen wehmütig, wenn ich daran denke das Erinnerungen und so wichtige Sammelstücke, die ein ganzes Leben ausmachen plötzlich scheinbar nutzloser Tand werden.

Anonym
12 Jahre zuvor

Mein Mann und ich suchen im Moment nach einem Haus. Und da sehen wir uns natürlich auch immer wieder welche an in dem noch viele persönliche Gegenstände der ehemaligen Bewohner stehen. Mich stimmt das jedesmal traurig weil ich hinter diesen Dingen immer das Leben desjenigen sehe der seine meist geliebten Dinge zurücklassen mußte und die jetzt in den Schränken vergessen liegen und igendwann einfach auf dem Müll landen. Darum kann ich deine Gefühle sehr gut nachvollziehen.

Alsuna
12 Jahre zuvor

2010 ist eine Großtante aus der Familie meines Schwagers verstorben, und wir konnten uns Dinge aus ihrem Haus aussuchen. Es kamen für uns halt nur Sachen in Frage, die in einen schwarzromantischen Gruftihaushalt passen. Ich meine, das nagelneue gelb-blaue Sofa, war sauber und neu…aber es hatte nicht die richtige Farbe. Wenn Dinge nicht zu mir passen, will ich sie auch nicht.

Lady Mondegreen
12 Jahre zuvor

Beim Lesen bin ich nachdenklich geworden, weil mir der Post wieder einmal vor Augen geführt hat, wie vergänglich wir doch sind.
Wenn ich mich in meiner Bude umsehe, entdecke ich dort ebenfalls viele Dinge, die nur für mich von Wert sind – etwa, weil sie für mich eine besondere Bedeutung besitzen oder eine Erinnerung daran hängt. Irgendwann einmal wird dieses bedeutungsgebende System aufhören zu arbeiten, um es mal so auszudrücken 😉
Mag sein, dass liebe Freunde oder Familienmitglieder sich dann von dem ein oder anderen Stück an mich erinnert fühlen.
Für fremde Betrachter sind meine Lieblingsstücke dennoch nur irgendwelche Deko-Gegenstände.
Aber daran finde ich nichts Verwerfliches oder Herzloses. So ist der Mensch nun mal, ansonsten wäre der Gang über einen beliebigen Trödelmarkt emotional kaum zu verkraften…

sakasiru
12 Jahre zuvor

Vielleicht lehne ich mich da etwas weit raus, aber ist das nicht irgendwie der Sinn vom Sterben? Platz zu machen für Neues, den Ballast der alten Generationen loszuwerden und weiterzugehen? Raum zu schaffen für die Fotos und den Nippes und die Möbel und die Gedanken und Träume der nächsten Generation? Wenn wir uns verpflichtet fühlen, den Toten zuliebe an ihren Dingen festzuhalten, wo sollen wir dann unsere neuen Bilder aufhängen, unsere eigenen Andenken aufstellen? Vielleicht hatten andere Kulturen da gar nicht so unrecht, den Kram einfach mit den Toten zu begraben.
Die Nippsachen von jemanden wegzugeben bedeutet ja nicht, dass man denjenigen nicht in lieber Erinnerung behält. Aber ich finde es fast gruselig, wenn manchmal ganze Zimmer so belassen werden wie sie zu Lebzeiten des Verstorbenen waren, anstatt ihnen einen neuen Sinn zu geben und den ein oder anderen Sammler oder Ebaykäufer zu erfreuen.

Astrid
12 Jahre zuvor

So ist das, der Wert der Dinge ist für jeden persönlich ein anderer. Man kann es eigentlich den anderen nicht verübeln, wenn sie in Sammelfiguren oder Möbeln von 1970 einfach nichts tolles sehen können und es eher wegwerfen als es in der Familie aufteilen zu wollen. Allerdings finde ich dass man immer schauen sollte, ob es in der Nähe Menschen gibt, die diese Dinge ebenso wert schätzen und ihnen damit eine Freude machen. Wenn man unbedacht alles weg wirft weil man keine Zeit/Lust hat, sich ein wenig damit auseinander zu setzen, ob es noch wo unter kommen könnte, löscht man sinnlos Erinnerungen aus.

Thomas
12 Jahre zuvor

Ich habe den Eindruck, daß manche Dinge mit ihren Besitzern sterben. Beim Versuch, den Wohnzimmerschrank meiner Eltern zu demontieren ist das gute Stück auseinandergefallen, obwohl es vorher dastand wie eine Burg. Das ausufernde Ledersofa wirkte immer edel und gemütlich, in meinem Wohnzimmer sah es auf einmal alt und schäbig aus. Der Fernseher hat den Transport nicht überlebt, obwohl er schon mehrmals im Haus umgezogen war. Es sind noch mehr solcher Dinge passiert, das ist sicher alles Zufall aber es passt doch sehr zum Thema „sich trennen“.

Marco
12 Jahre zuvor

@Kirstin (#5): Das Familienbuch, das Tom hier bekommen hat, ist keineswegs ein Familienalbum (Fotoalbum), sondern das Buch, das vom Standesbeamten bei der Eheschließung angelegt wird, wo Heirat, Geburt der Kinder, Tod etc. eingetragen wird (bzw. wurde, mittlerweile wird es als elektronisches Register geführt). Ich kenn das auch als „Stammbuch“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Familienbuch_(Deutschland)

Ich
12 Jahre zuvor

rechtschreibfehler gefunden 😀 irgendwo unten steht due, nicht die 😉

aber kann mans den angehoerigen veruebeln? mag ja sein, dass die bettwaesche von oma noch in ordnung ist, aber moechte man sie deshalb behalten?

Horstine
12 Jahre zuvor

Du hast recht, es ist traurig, dass die Sachen auf einmal so an Wert verlieren. Aber was soll man machen? Ich habe zwei Elternteile die an vielen Dingen hängen und das ganze Haus ist voll mit Sachen. Wenn sie mal sterben kann ich entweder das Haus abschließen und es zum Museum erklären. Oder ich entscheide mich, die Sachen wegzugeben/ wegzuschmeißen. Zum einen, weil ich an den meisten Sachen nicht so hänge wie meine Eltern, zum anderen, weil mir einfach der Platz fehlt, die Sachen unterzubringen. Und ich möchte nicht wie meine Mutter mich mit den alten Möbeln ihrer Eltern herumplagen, die jetzt seit fast 20 Jahren bei uns im Keller stehen und die partout keiner haben will. Mittlerweile sind sie auch so zugestellt, dass man nicht mehr ohne weiteres an sie heran kommt und so wird mir eines Tages die Aufgabe zufallen, den Kram zu entsorgen.

whiskey
12 Jahre zuvor

@#5: kirstin, das ist nicht das familienalbum, sondern das familienbuch. man könnte auch stammbuch dazu sagen. da sind die geburtsurkunden und heiratsurkunden und scheidungen der familie drin vermerkt. sehr wichtig für den eigentümer, wenn er was zu belegen hat (und am ende auch für den bestatter).

Christians Ex
12 Jahre zuvor

Naja, wo das Herz halt dran hängt… man schaue sich das nur mal an, ein völlig abgeliebeltes, verschlissenes und schmutziges Kuscheltier, bei dem man als Fremder fast das Gesicht verzieht vor Ekel bei der Vorstellung, das Teil an sich zu drücken – aber für ein kleines Kind ist das Ding die Welt.

12 Jahre zuvor

Nunja, einerseits verständlich, man kann ja nicht erwarten, dass die Nachkommen immer alle Dinge von den Vorfahren behalten, welche in deren Augen wertvoll waren. Das würde irgendwann ausufern.

Man sollte sich jedoch immer ein paar ausgesuchte Stücke zur Erinnerung aufheben.

Ich find es immer nur traurig, dass von einem langen Leben im Grunde nichts übrig bleibt.

Yeti
12 Jahre zuvor

Ich bin ja auch nicht so eine Nippes- Sammlerin, aber als meine Oma verstorben ist, habe ich mir aus ihrem Wohnzimmer den Kunststein- Elefanten mitgenommen, den Oma und Opa damals aus einem Spanien- Urlaub mitgebracht haben und dann immer über dem Fernseher stand. Klar, wer den sieht, denkt: „Nippes“, aber ich fand den schon als Kind toll (durfte den niemals nicht anfassen), der steht jetzt in meinem Bücherregal.

Ansonsten habe ich noch ein paar praktische Dinge (Handtücher, Geschirrtücher…).

Was ich nicht schön finde, ist es wenn man sich um nachlass streitet. Meine Schwester hat sich jetzt, als die andere Oma gestorben ist, die schöne Anrichte und das Büffet genommen. Ich hätte es auch gern gehabt, aber solange es einen Platz bei ihr hat ist das in Ordnung.

P.
12 Jahre zuvor

Ich glaube, ich ticke da etwas anders.
Wenn ich weiß, dass irgendetwas für denjenigen wertvoll war – weil es eine Erinnerung an etwas ist oder ein Geschenk oder sonst irgendetwas „wichtiges“ .. dann ist es in dem Fall genau so wichtig für mich irgendwo und ich würd einem Teil davon mit Sicherheit in Plätzchen bei mir zuhause suchen. Weil es eine Erinnerung an diese Person ist. Egal, ob ich dieses Etwas „gebrauchen“ kann oder nicht. Möbel und andere „Großteile“ natürlich ausgenommen.
Meine liebe Verwandschaft hat sich nach dem Tod meiner Großeltern fast um den kompletten Haushalt geprügelt, egal um was es ging. Ich habe meine Mama damals nur gebeten, mir das Schlüsselbrett (ein Plastikhufeisen mit Pferdekopf in der Mitte) mitzubringen .. weil meine Oma das so toll fand und auch nie abgeben oder gegen etwas anderes austauschen wollte. Ich habe das Hufeisen auch heute noch – zwar nicht in Gebrauch, weil es nicht an die Wand passt .. aber ich könnte mich auch nicht davon trennen.

Ronald
12 Jahre zuvor

All your Stuff. Mal mit den Worten des Altmeisters George Carlin.

http://www.youtube.com/watch?v=MvgN5gCuLac

Smilla
12 Jahre zuvor

@18 Christians Ex

Jupp, ich habe es mal gewagt und so ein klebriges Monster in die Waschmaschine gesteckt. Das gab zeter und mordio. Ebenso darf niemand an die hochheilige Steinsammlung. Da lasse ich Minime aber, denn was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sein Nachtigall, wie Brummbär so schön schrieb. Jeder hat da wohl so seine Macken.

@8 Danke Brummbär, ich habe all diese Worte lange nicht mehr gehört. Auch „Tand“, wunderschön. Das weckte Erinnerungen. 🙂

12 Jahre zuvor

@Smilla
MÜTTER!! WASCHMASCHINE!! *verzweifelt aufstöhn*

Ich hatte einen Teddy, dessen Plüschfell keines mehr war, die Augen fehlten und waren duch Kreuzstiche mit dickem Garn ersetzt, die Gelenke waren vorsichtig ausgedrückt sehr arthrotisch, aber er war WUNDERSCHÖN, bis ….

Smilla
12 Jahre zuvor

Ach komm, das war doch auch so eine Keimschleuder.

Emma ist waschbar laut Etikett. Das heißt, dass Lamm hat die Wäsche überlebt, aber Emma müffelt nicht mehr nach Katze, Kind und Käsemauken und kindlichem Sabber und Schwitzeschweiß. „Mama, Emma riecht nicht mehr so!“

Also Emma ist immer noch wunderschön. Kein Vergleich zu deinem Fukushima-Teddy.

Ja, ich schmolle noch.

12 Jahre zuvor

@smilla
dann solltest Du jetzt mal auf die stille Treppe gehen ….

Membaris
12 Jahre zuvor

Eine Kollegin hat mir mal erzählt, dass sie ihre diversen Schmusekissen im Bett auch nicht waschen würde, weil sie ohne deren individuellen „Duft“ nicht einschlafen könnte…
Das war mir aber auch ehrlich gesagt sowas von bäh.
Allein der Gedanke an jahrelange Rückstände von Schweiß, Speichel, Hautschüppchen, Tränen – ein Festmahl für Milben, aber das will ich schon gleich gar nicht weiterspinnen.
Ich hab ihr dann gesagt, dass ich das hygienisch für bedenklich halten würde, aber sie erklärte mir stolz, sie würde die Kissen einmal im Jahr mit heißem Wasserdampf abdampfen.
*urgs*

Asz
12 Jahre zuvor

1.Mein Plüschhund lebt noch, vor 39 Jahren von meinem Jugendweihegeld bezahlt.
… aber ich trau mich nicht mehr, den zu waschen.
2. – Stellt euch mal vor, alle hätte alles aufgehoben –

Alwin
12 Jahre zuvor

Ganz ehrlich? Einige der Gegenstände, die mir meine Oma vermacht hat, habe ich auch sang- und klanglos entsorgt, und andere bei Ebay vertickt. Was hätte ich sonst damit machen sollen, Damenmäntel stehen mir nun mal nicht, und alte schwere Bauernschränke abzutransportieren überlasse ich dann doch lieber professionellen „Selbstabholern“. (Das Wort „Damnationslegat“ bekam plötzlich für mich einen ganz neuen Sinn, so oft wie ich „verdammt, was mach ich mit dem Krempel?“ gesagt habe.)

Nur von ihrer geliebten Wanduhr mit dem Perpendikel und den zwei röhrenden Hirschen oben drauf konnte ich mich nicht trennen. Ich hab sie auf den Dachboden gehängt. Als Kind des digitalen Zeitalters kommt mir nichts Tickendes und Gongendes in die Bude, aber manchmal, wenn ich da oben zu tun habe, staube ich die alte Uhr ab und denke an Oma. Und manchmal denke ich dabei, dass der linke Hirsch mich ein wenig anlächelt.

Henning
12 Jahre zuvor

Ich habe das bei meiner Oma erleben müssen. Ich bin jemand, der ungern wegwirft, und meine Mutter war schon durch die jahrelange Pflege vorher so seelisch belastet, daß sie alles schnell loswerden wollte. Natürlich haben wir beide – insbesondere meine Mutter – Dinge von (nicht nur) materiellem Wert und einige Erinnerungen mitgenommen, aber ich hätte gerne mehr Zeit gehabt.
Wenn ich so an mein „Zeugs“ denke, gruselt es mir vor allem vor meienr Würfelsammlung – ca. 10.000 Stück wohl, allein der materielle Wert einige Würfel nicht wenig. Vielleicht kann ich meinen Sohn ja irgendwann mal zumindest ein wenig dafür „sensibilieren“…

Esther
12 Jahre zuvor

Wertvoll für die noch Lebenden und wertlos wenn sie tot sind.
Was bleibt ist die Erinnerung und vereinzelte Stücke,die einen an die Person erinnern,die man geliebt hat.
Ich finde es auch tragisch und eigendlich einfach unglaublich,wenn sich Leute/Angehörige um Wertsachen streiten.Da ist die Person noch nicht mal im Sarg geschweige denn kalt und der Kampf um die beste Ware geht los.Da scheint jemand tot mehr wert zu sein als lebendig.

Smilla
12 Jahre zuvor

@27 kall

Ich kenne diese Methoden nicht. Bin ja die „Hilf mir, es selbst zu tun!“ Vertreterin und bin damit bislang gut gefahren. Was macht es für einen Sinn, jemanden auf eine Treppe zu setzen? Weshalb überhaupt? Weil ich schmolle? Oder Fukushima Teddy gesagt habe? Das war eine Anspielung auf gestern und natürlich nicht ernst gemeint. Für den Begriff entschuldige ich mich.

12 Jahre zuvor

Ach das ist so traurig! Hat mich wirklich sehr nachdenklich gemacht, ich hätte wohl auch darüber schreiben müssen, wenn es mir passiert wäre. Wie gern hätte ich für die Möbel gesorgt und… ach naja, da kann man nichts machen. Wenn es die Nachkommen/Familie nicht zu schätzen weiß… Ich verstehe, dass man auch nicht alles behalten kann, nur weil Erinnerungen an die Mama dranhängen. Aber man muss auch nicht gleich alles wegwerfen und man kann es würdevoll und im Sinne der Verstorbenen vielleicht noch an Menschen verschenken, die sich ebenfalls daran erfreuen können. Das bedeutet aber, dass man sich damit auseinandersetzen muss und es kostet Zeit würdige Nachbesitzer zu finden. Meine verstorbene Mama hatte ca. 10 Puppenhäuser – alle liebevoll bestückt. Es war ihre absolute Leidenschaft in den letzten Jahren, sie ist darin aufgegangen. Als sie gestorben ist im vergangenen Jahr hat mein Papa lange gesucht, bis er alle Puppenhäuser an Menschen gegeben hat, die sich darüber gefreut haben, die etwas damit anfangen konnten und sie in Ehren halten oder eben nutzen. Meine Mama hätte es… Weiterlesen »

Slow Motion
12 Jahre zuvor

Bei meiner Großmutter sind wir mit allen näheren Verwandten in ihre Wohnung und jeder hat genommen, was er brauchen konnte. Ein paar Sachen waren schon von meiner Großmutter vorher mit einem Namensschild versehen worden. Viel Kleidung haben wir zum DRK gegeben und die meisten Möbel zu einem Entrümpler der sie auch weiter verkauft und nicht verschrottet.
Einen Teil der Kleidung bekam auch eine sehr arme Mutter von der Bekannten meiner Mutter.
Ich habe Sachen mitgenommen, wie einen Grapefruitlöffel, einen Eierwärmer, eine Tasse, eine Blechdose in der mal Kakao war, eine Würstchenzange und noch ein paar andere Sachen. Ich werde diesen wertlosen Plunder immer in Ehren halten.
Die Putzfrau bekam den Aschenbecher geschenkt, den sie immer benutzt hat nachdem meine Oma ihr in der Küche das Rauchen erlaubt hat.
Ich glaube, ich kann sagen es war alles so wie meine Oma es sich gewünscht hätte.

Malkura
12 Jahre zuvor

Darüber habe ich auch schon einmal nachgedacht. Ich bin auch so ein Sammelmensch. Bei mir sind es allerdings technische Sachen und (nun darf gelacht werden! ;)) Kuscheltiere! Jedes hat einen Namen und eine Geschichte. Wann ich es gekauft hab, wann ich (als Kind) es im Arm als Trostpflaster hatte usw. Diese Erinnerungen werden mit meinem Tod ausgelöscht und dann sind es nur noch „Staubfänger“.
So wird es auch mit der alten Dame gewesen sein. Alles voll von ihren Erinnerungen, die mit ihr starben (wird ja auch angedeutet) und dann gings nur noch auf den Müll oder ab zu Ebay.
Aber es gibt auch im Leben Situationen, in denen man sich von diversen Dingen trennen muss. Egal, wie schwer es fällt. Egal, wieviele Erinnerungen darin stecken… Im Endeffekt besteht dann doch nur alles aus Atomen etc. und nichts hält ewig! 🙂

Smilla
12 Jahre zuvor

@kall

[img]http://kamelopedia.mormo.org/index.php/Datei:Stille-TreppeC.JPG[/img]

miniMe23
12 Jahre zuvor

Das mein Großmutter gestorben ist ist inzwischen auch schon fast 5 Jahre her, aber das Haus, indem sie zusammen mit meinem Großvater gewohnt hat ist immer noch ziemlich voll. Ich finde es komisch/gemein/unmöglich, dass sich meine Tante und meine Mutter um Sachen streiten müssen, vor allem um Bilder und Zeichnungen von meiner Oma. Ich persönlich habe zwei Haarreifen, die ich als Kind immer als Krone verwendet habe und nehme sie hin und wieder mal in die Hand.
Was mich betrifft sammle ich alles mögliche, zu dem ich in irgendeiner Art Erinnerungen habe, auch wenn sie noch so klein sind, wie Papierboote, gefaltet von einem guten freund aus der Grundschule oder ungeöffnete Limodosen aus dem Skikurs…




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