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Von Dir hätte ich mehr erwartet

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Es ist immer wieder das selbe und darüber amüsiere ich mich tatsächlich: Wenn ich eine Begebenheit oder Mail nahezu 1:1 hier wiedergebe, schreiben immer wieder einige Kommentatoren, das müsse auf jeden Fall ein Fake sein und alles sei erfunden. Muß ich aber, weil die zeitliche Nähe noch zu deutlich ist, alles sehr stark verändern oder erfinde, damit es unterhaltsamer wird, einen Handlungsstrang komplett, dann ist für die gleichen Kommentatoren natürlich klar: das muß exakt so passiert sein.

Gerade die Mail vom gestrigen Tag, in der sich jemand über meine ausbleibende Reaktion auf seine Fragen beschwert, ist original so hier eingegangen.

Klar, ich biete meine Hilfe ja an, deshalb ist es auch selbstverständlich, daß ich mich bemühe, möglichst viele Fragen zu beantworten. Aber ich bin ja keine rund um die Uhr bereitstehende Antwortmaschine, deshalb kann aus meiner freiwilligen Bereitschaft auch niemand einen Anspruch herleiten.

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Oft geht das so los, daß mir jemand eine kurze und recht leicht zu beantwortende Frage zu einem aktuellen Sterbefall stellt. Weil die Zeit drängt, beantworte ich diese auch recht zügig. Dann kommt eine Dankesmail mit zwanzig weiteren Fragen und schon in der nächsten Mail werden die gesamten Familienverhältnisse und die ganze Familiengeschichte offengelegt und ich um die Beurteilung von Erbschaftsfragen gebeten.
Im konkreten Fall ging es aber um ganz etwas anderes.

Ein Ehepaar will ein Bestattungshaus übernehmen und ist während der Übernahmeverhandlungen darauf gestoßen, daß ein Konzern mit im Boot sitzt.
Das ist ungefähr so, als wenn Dimitrios das griechische Lokal seine Cousins Thanasios übernehmen will und nun festgestellt wird, daß die Brauerei ein gehöriges Wörtchen mitreden will.

Da wurden mir dann alle Verträge zugefaxt und alle möglichen weiteren Unterlagen. Bis hin zur Gestaltung des Firmenlogos erwartete man Hilfe von mir…
Naja, das sind junge Leute und da will man ja gerne helfen. Aber irgendwo hat dann meine Bereitschaft zur kostenlosen Dauerhilfe auch ihre Grenzen.
Das habe ich auch deutlich gemacht und Telefonnummern und Adressen von Leuten besorgt, die wirklich und ortsnah helfen können. Och nö, das kostet ja was!

Und dann kommt eben der Moment, in dem ich keine Lust mehr verspüre, noch weiter zu helfen.

Diese Unlust verspüre ich auch immer dann, wenn ich mir den Mund franselig rede, bzw. die Finger wund schreibe und vor diesem oder jenem warne und der Empfänger alle diese Warnungen in den Wind schlägt, prompt auf die Nase fällt und dann noch erwartet, daß ich ihm die Karre aus dem Dreck ziehe.

Insgesamt aber hat niemand einen Anspruch auf irgendetwas und wenn ich mal gar nicht antworte, dann ist das eben so.

„Tom, ich hatte Dir so eine lange Mail geschrieben und keine Antwort bekommen. Was ist denn nun?“

„Sorry, ich kann keine Mail von Dir finden. Um was ging es denn?“

„Das ist mir zuviel Arbeit das alles nochmal zu schreiben.“

„Dann eben nicht.“

„Von Dir hätte ich mir mehr Einsatz erwartet!“

Tja, wenn ich vier Arme hätte und der Tag 48 Stunden…

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(©si)