Puta ist 13 Jahre alt und Puta hat noch nie in seinem Leben eine Schule von innen gesehen. Er stammt aus einem Bergdorf im Norden Indiens und wurde vor zwei Jahren von seinen Eltern an einen Onkel abgegeben. Diesen Onkel hatte er nie zuvor gesehen und der begleitete ihn in die nächste größere Stadt, wo Puta dann an einen Mann übergeben wurde, der ihm als ein Cousin vorgestellt wurde.
Viele Stunden sind sie dann mit der Eisenbahn in Richtung Süden gefahren, Puta weiß nicht in welche Stadt. Er kennt von dieser Stadt nur den Bahnhof und die Hütte weit draußen. Die Hütte, das ist eine Bretterbude, kaum größer als eine deutsche Garage, in der er mit sieben anderen Jungen wohnt. Zweimal am Tag gibt es einen Eimer voll Reis, der manchmal mit Gemüse vermischt ist, seltener mal mit Hühnerfleisch. Die hygienischen Verhältnisse sind selbst für indische Verhältnisse erschreckend. Für ihre Notdurft steht den Jungen nur eine Grube hinter der Hütte zur Verfügung, in die der Aufseher einmal in der Woche einen Eimer Kalk schüttet.
Von frühmorgens bis zum Einbruch der Dunkelheit schuften die Jungs, wie wenigstens 60 andere in diesem Steinbruch und klopfen Steine zurecht.
Steine, die dann später als Pflastersteine deutsche Fußgängerzonen schmücken oder als Grabsteine zur Ehre unserer Toten dienen.
Bundesweit liegt der Anteil von Grabsteinen die aus Kinder- und Sklavenarbeit stammen, Experten zufolge, bereits zwischen 50 und 70 Prozent.
Am 3.2.2009 kam dazu folgende Pressemeldung herein:
(Auszüge)
Die Zunft der Steinmetze sieht sich von schwierigen Rahmenbedingungen im Bestattungswesen bedroht. Angepasste Friedhofssatzungen und das veränderte Kundenverhalten bei Bestattungen lassen die Umsätze einknicken. Für Protest unter den Steinmetzen sorgen aktuell auch neue Friedhofsvorschriften durch die Stadtverwaltung München, die Schule machen könnten. Diese sehen vor, künftig ausschließlich Grabsteine zuzulassen, „die nachweislich in der gesamten Wertschöpfungskette ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt sind“.
Die Steinmetze empfinden die Vorschriften als „Gängelung“ und klagen vor dem Verwaltungsgerichtshof. Mit ihrer Argumentation ernten sie jedoch gehörig Kritik. „Was ist das für eine Begräbniskultur, Kinder für seinen Grabstein arbeiten zu lassen“, kritisiert GlobalisierungsExperte Heinz Schulze, Vorstand des Münchner Nord-Süd-Forums (http://www.nordsuedforum.de) .
„Natur- und Grabsteine aus Indien und China sind gnadenlos billiger als aus Deutschland. Den günstigen Preis ermöglicht aber nur die Tatsache, dass in den exportorientierten Betrieben Sklavenarbeit, Schuldknechtschaft und Kinderarbeit herrschen“, meint Schulze im Gespräch mit pressetext. Den Import von Grabsteinen aus Indien und China zu unterbinden sei zwar keine Lösung. „Auch Deutschland ist ein Exportland und lebt von seinen Ausfuhren. Der Import der Steine muss jedoch globalisierungsgerecht gestaltet werden“, fordert der Experte. Dafür gebe es auch Lösungen. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge sind neben Natursteinen aus Deutschland auch indische Grabsteine im Handel, die nachprüfbar und durch Gütesiegel von Xertifix http://www.xertifix.de oder Fair-Stone http://www.fairstone.win–win.de zertifiziert frei von Kinder- und Sklavenarbeit hergestellt wurden.
…
Seit Inkrafttreten des neuen Bestattungsgesetzes in Nordrhein-Westfalen erkennen auch dort ansässige Steinmetzunternehmen eine Gefährdung ihrer Arbeitsplätze. Neue Friedhofsordnungen und das geänderte Trauerverhalten sollen die Zahl anonymer Bestattungen zu Ungunsten der Zunft steigern, berichtet die Aachener Zeitung. Gerade bei traditionellen Grabsteinen sei ein enormer Umsatzeinbruch zu verzeichnen. Dem neuartigen Kundenverhalten liegt jedoch auch ein höheres Preisbewusstsein unter den Trauernden zugrunde, das das Geschäft mit Grabsteinen aus Kinder- und Sklavenarbeit fördere. „Die Steine aus Indien und China sehen schöner aus und haben andere Farben als der graue deutsche Granit“, erklärt Schulze gegenüber pressetext. Nicht nur der Preis, sondern auch die Nachfrage nach hoher Qualität würden daher die Importe von Grabsteinen fördern. (Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
darauf aufmerksam gemacht von Marko, danke.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: ehre, kinderhand, töten
In Spanien vielleicht. In seiner Heimat ist das Kind eher von etwas anderem gestraft. Über seinen Namen muss es sich nun wirklich keine Sorgen machen.
»Unterdosis« passt 🙂
Armes kleines Ding. Mit so einem Namen ist man wahrhaftig gestraft.
Das war auch mein erster Gedanke.
Nun, wie wäre es mit einem Gegenvorschlag an die Steinmetze:
In unserer globalisierten Welt könnte der Bestatter problemlos per Mail einem indischen/chinesischen Steinmetz (vielleicht gar zertifiziert) die Grabsteinwünsche und die Textvorgaben senden.
Der Stein wird dann in Indien/China kurzfristig und vollständig hergestellt und nach Deutschland gesandt. Dann entfällt für die deutschen Steinmetze die Gängelei durch eine gefühlsduselige Bürokratie. Der logistische Aufwand sollte machbar sein und die Transportkosten (eigentlich sind es ja eher Umweltkosten doch das ist ein anderes Thema) sind ja lächerlich niedrig.
Als Ausgleich für die in Indien/China geschaffenen Arbeitsplätze in der Steinmetzerei wird die Entwicklungshilfe gekürzt. Mit den frei gewordenen Geldern wiederum könnte man deutsche Steinmetze subventionieren, so dass sie den Wettbewerb mit den indischen/chinesischen Steinmetzen aufnehmen können ………
Bei der Kohle wird es doch auch so gemacht. Da kaufen die Länder lieber die billige Variante, als die aus Deutschland. Die deutsche ist unter anderem so teuer, weil die Sicherheitsbestimmungen extrem hart und dementsprechend gut sind.
Aber da wird lieber Kohle aus Billigländern gekauft, wo XXXX Menschenleben pro Tonne drauf gegangen sind.
Ein bischen überspitzt und nicht ganz zum Thema passend, ich weiß. Aber ich wollte nur mal anmerken, dass in anderen Bereichen der Wirtschaft sich da keiner Gedanken drum macht.
Ein Bekannter von mir hatte einen Steinmetzbetrieb. U.a. weil er sich geweigert hat, Steine aus Indien zu beziehen, ist er pleite gegangen.
Die Konkurrenz am Ort war billiger und die Kunden sind dann lieger dahin 🙁
Wie meine Freundin immer sagt: Wenn der Preis besonders niedrig ist, heißt das meist, daß ihn schon jemand anders gezahlt hat.
Salat
Ein billiger Preis entsteht immer auf den Rücken anderer.
Sei es die Jeans für 2,99€ oder der Bleistift für 0.05 €.
Um solche Preise zu erreichen, muß immer jemand bluten.
Vielleicht begreifen die Kunden ja irgendwann das Geiz eben NICHT geil ist, sondern Menschenverachtend.
@Bianca (5): Deutsche Kohle ist nicht alleine aufgrund der Sicherheitsbestimmungen so teuer. Der Preis kommt vor allem von dem enormen technischen Anlagen, die hierzulande mittlerweile dafür benötigt werden, weil die Kohle immer tiefer liegt und die Mengen immer marginaler werden. Auch sind viele Zechen unter bewohntem Gebiet und müssen entsprechend gestützt/ausgefüllt werden, damit der Boden aufgrund fehlendem Grundwasserspiegels oder einstürzender Schächte nicht absackt usw. usf.
@Mander Kami (9): da hast Du natürlich auch Recht. Ich hätte die Aussage einschränken sollen. Aber der Fakt der Opfer bei der Kohleförderung passte halt zum Thema Ausbeutung und Billigpreise.
Zu diesem Thema empfehle ich auch folgende Sendung des WDR:
[url=http://www.youtube.com/watch?v=aYAuAUSAzoc&feature=PlayList&p=CC0891699DEABDB4&playnext=1&index=39]Kindersklaven[/url]
Zitat:
„Dem Stein sieht man es NIE an, ob er von Kinderhänden behauen wurde.“
Wenn deutscher Granit 300€ die Tonne kostet, portugiesischer vielleicht für 240€ zu haben ist, indischer jedoch für 120€ und weniger, obwohl er um die halbe Welt gekarrt wurde, dann muss auch dem letzten Zweifler doch ein Licht aufgehen, daß das überhaupt nicht ohne Kinderarbeit/Sklavenarbeit möglich ist. Zum Thema Zertifikate sagt der Beitrag auch mehr als deutlich: Ein Zertifikat ist nicht das Papier wert auf das es gedruckt ist, wenn niemand da ist, der kontrolliert. Wie die Kontrolle der Einhaltung der Arbeitsbedingungen durch Xertifix bzw. Fairstone geschieht weiß ich nicht, ich wage jedoch zu bezweifeln daß diese Zertifikate irgendeinen anderen Sinn haben als das Gewissen des deutschen Gutmenschen zu beruhigen, damit er auch in Zukunft weiterhin Geiz geil finden kann ohne sich zu schämen.
Es gibt nur eine Lösung und die ist denkbar einfach: KEINEN indischer Granit kaufen.
Etwas allgemeiner gefasst gibt es das Problem fast bei jedem Produkt – was ist der wirkliche Preis und wo wird der Preis auf dem Rücken eines anderen gemacht. Grabsteine sind aus meiner Sicht sogar eher ein seltenerer Fall. Ich selber habe immer das Problem, dass ich bei ähnlichen Produkten, die verschiedene Preise haben, nur selten sicher zwischen folgenden Fällen unterscheiden kann: 1) Das teurere Produkt ist teurer, weil die Qualität besser ist, sonst wurden die Arbeiter aber ordentlich behandelt 2) Der Preis des teureren Produkts ist der wirklich angemessene Preis, bei dem günstigeren Produkt werden die Arbeiter geknebelt (oder schlimmer). 3) Der preis des günstigeren Produkts ist der wirklich angemessene Preis, bei dem teureren greift jemand ordentlich Geld ab. 4) Bei dem teuren Produkt werden die Arbeiter trotzdem geknebelt, ob wohl man auch bei dem günstigeren Preis die Arbeiter ordentlich bezahlen kann (s. Nike usw.). Jetzt kann man sicher noch mehr Fälle finden, aber ich glaube, damit habe ich die wichtigsten abgedeckt. Das Informieren, wie es jetzt bei den ganzen Produkten aussieht, dauert auch leider… Weiterlesen »
@ 13 Lars:
Nö, ich denke sicher in 2 Wochen nicht anders. Ich bin nicht wie du.
Hmmm, mir doch egal wie was woher kommt. Hauptsache billig.
Und gleich mal vorweg an die, die gleich schreien werden. In zwei Wochen, wenn darüber Gras gewachsen ist, denkt ihr auch wieder so.
Da muss man was gegen tun.
Ich sterbe jetzt einfach nicht mehr, dann brauche ich auch keinen Grabstein.
Überall werden Kinder ausgebeutet, ob sie für Kinderkugelschreiber die für 20 Euro verkauft werden, binnen 10 Sekunden lauter Glitzersteine aufkleben müssen und nie das Tageslicht sehen, ob sie Teppiche knüpfen, Müll sortieren, Klamotten mit giftigen Farbstoffen von hand einfärben, oder Steine schlagen müssen. Nur damit man auf dem Markt eine günstige Alternative hat. Zu den Steinmetzen udn anderen Steinverwertern, diese Regelung ist sowieso halbherzig. genug Berichte z.B. der öff-rechtl. Sender haben gezeigt, dass die indischen „Behörden“ oder Beauftragten, welche die Betriebe kontrollieren und zertiizieren sollen, sowieso bei allen auf der Gehaltsliste stehen, und somit wird einfach jeder, der dafür zahlt, dafür ausgezeichnet, dass er Steine ohne Kinderarbeit schlagen lässt. Kontrolle ist unmöglich. Da müsste man schon unbestechliche Deutsche o.ä. dort hinschicken und immer unangekündigt nachschauen lassen…wer glaubt, man könne so einem Zertifikat glauben ist blauäugig. Das ist genauso wenig „legal“ hergestellt, wie das ganze Holz, was man in den Läden für viel Geld erstehen kann. Das ist auch nicht, wie immer behauptet, ohne Raubbau an der Natur aus Regenwaldholz hergestellt worden. Man muss sich nur… Weiterlesen »
Das ist ja das Problem das wir seit dem Euro nur noch die Hälfte an Gehalt zur Verfügung haben und die Preise noch teurer als zu DM Zeiten sind. Daher geizt eben jeder mit dem bischen was er hat. Wo sollen denn bitte schön 4.000 – 5.000 Euro für eine Beerdigung herkommen? Wer kann das denn einfach mal so aus dem Ärmel schütteln. Die meisten Alten kommen doch ins Pflegeheim das kostet so horrende Summen das dort alles Ersparte in kürzester verbraucht ist. Rücklagen oder Sparbuch kann man nicht bilden/lassen für eine Bestattung. Das gesamte Vermögen muss für Pflegekosten aufgewendet werden. Man kann höchstens wenn Oma oder Opa ins Heim „müssen“ vorher einen Vertrag mit einem Bestatter machen und alles schon vorab bezahlen wenn noch bischen Geld da ist. Dazu müsste man aber die alten Leutchen unterschreiben lassen was auch nicht so einfach ist. Man steckt sie ins Heim und lässt sie noch die Beerdigung unterschreiben, nach ganz toll. Natürlich schaut man wenn man Dinge kauft, das nicht andere geblutet haben (Bananen, Kaffee, Tee uvm.)… Weiterlesen »
Ich such mir einen großen Stein aus dem Bach. der ist schon rund, da braucht der Steinmetz nur noch den Namen eintipp- äh einmeißeln.
Ausserdem ist das für die Erdrotation gar nicht gut, wenn alle Steine von Indien oder China kommen.
auf einmal entsteht eine Unwucht, wenn sich die Massen von asiatischem Gestein in Deutschland sammeln und die Erde dann durchs Weltall schlingert.
Dafür gehen doch viele tausend schwere Maschinen in den Export, damit nix schlingert.
Ob Deutschland wirklich darauf angewiesen ist Sklavensteine u.ä. zu importieren nur damit wir andere Dinge exportieren „dürfen“?
Man könnte doch mal paar Beamte exportieren.
Sicher, die Problematik ist nicht nur auf Steine beschränkt, sondern dank Globalisierung allgegenwärtig und in fast jedem Produkt zu finden. Sicherlich bin auch ich nicht in der Lage, bei jedem Produkt zu hinterfragen, woher es kommt und ob es ökologisch nachhaltig und politisch korrekt produziert wurde, dazu fehlt auch mir die Zeit und leider auch das Geld. ABER: Bei Dingen, die so offensichtlich sind versuche ich doch zumindest, sie zu vermeiden wenn ich kann? Ich kaufe nicht beim Discounter ein wenn es nicht unbedingt sein muss, weil ich weiß, dass beim echten Supermarkt nebenan die Lieferanten und auch die eigenen Mitarbeiter eben NICHT ausgebeutet werden, sondern anständig bezahlt und anständig behandelt werden. Ich kaufe meine Brötchen eben NICHT beim Billigstbäcker sondern lieber dort, wo die Kinder auch einen Ausbildungsplatz bekommen (nun gut, ich gebe zu das zumindest diese Entscheidung hier einfach ist, weil der lokale Bäcker zufällig besser UND billiger als die Dumpingketten ist, weiß der Teufel wen der grad ausbeutet. Morgen mal nachfragen…). Ich habe Firmen wie BenQ, Nokia, Nike, Nestlé oder Müller von… Weiterlesen »
@AStrid:
So fatalistisch wie Du die Lage aus Deiner Sicht beschreibst, ist sie nicht.
„Kontrolle ist unmöglich. Da müsste man schon unbestechliche Deutsche o.ä. dort hinschicken und immer unangekündigt nachschauen lassen…wer glaubt, man könne so einem Zertifikat glauben ist blauäugig.“
Das muss nicht so sein. Es gibt genügend Handelsabkommen, in denen bis ins Detail erläutert wird, wie ein Monitoring, das diesen Namen auch verdient, aussehen kann. Dazu gehört z.B. dass die von Dir geforderten unbestechlichen Kontrolleure der International Labor Organisation (eine UN-Organisation) Zugang haben. Wenn Verstöße gegen Sozialstandards festgestellt werden, sind Sanktionen möglich, die bis zu Importverboten reichen können. Solche Mechanismen sind ziemlich mächtig, es wird noch nicht hinreichend Gebrauch von ihnen gemacht, und viele Handelsverträge sind auch noch zu weich formuliert. Aber die Tendenz hin zu einer Kopplung von Handel und Arbeitnehmerrechten ist da. Es gibt auch eine Gegentendenz – Freihandel ohne Rücksicht auf Verluste. Aber in letzter Zeit hat die ein wenig an Popularität eingebüßt 😉
Solange Ratsherren und Bürgermeister borniert genug sind, auf Friedhöfen keine anderen Materialien als Stein und keine anderen Handwerker als Steinmetze zuzulassen und denen quasi Ihre Monopolstellungen garantieren, wird sich daran wohl nichts ändern.
Auf die Zertifikate gebe ich nix – ich habe in einer Reportage gesehen, wie deutsche Unternehmer mit der Herstellung ihrer vermeintlich ohne Kinderarbeit hergestellten Steine (mit Zertifikat) konfrontiert wurden.
Die Qualität chinesischer Kantsteine ist unter aller Kanone.
Schon deshalb finden sie keine Verwendung (mehr).
Die Sendung des WDR berichtete über gefälschte UNESCO Zertifikate. Das Xertifix Zertifikat hingegen sichert zu hundert Prozent Steine ohne Kinderarbeit.