Wachsen nach dem Tod die Haare weiter? – Deutschlands bekanntester Bestattungsexperte gibt Antwort. Kaum ein Thema rund um Tod und Bestattung ist von so vielen Mythen und Halbwahrheiten umgeben wie die Frage, ob nach dem Tod die Haare und Nägel weiterwachsen. Seit Jahrhunderten hält sich diese Vorstellung hartnäckig – befeuert durch Schauergeschichten, Filme und vermeintliche Augenzeugenberichte. Doch was ist wirklich dran an dieser morbiden Legende? Zeit, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.
Wachsen nach dem Tod die Haare weiter?
Es gehört zu den nahezu unausrottbaren Legenden, dass bei Verstorbenen die Haare und Nägel noch wachsen würden. Tatsächlich ist das medizinisch längst widerlegt. Wenn ein Mensch stirbt, erlöschen sämtliche Vitalfunktionen – dazu gehören auch Zellstoffwechsel und damit das Haar- und Nagelwachstum. Weder das Kopfhaar noch der Bart noch die Fingernägel wachsen nach dem Tod weiter.
Woher kommt also dieser weitverbreitete Irrglaube? Nun, der Eindruck täuscht. Nach dem Tod verliert das Unterhautgewebe Feuchtigkeit, die Haut zieht sich zusammen und verändert ihre Struktur. Dadurch treten bereits vorhandene, zuvor kaum sichtbare Bartstoppeln deutlicher hervor. Das kann den Anschein erwecken, als würden die Haare weiterwachsen. In Wahrheit ist es nur die zurückweichende Haut, die den Haaransatz stärker sichtbar macht.
Die Geschichten über wieder ausgegrabene Verstorbene, die „plötzlich“ langes Haar oder Fingernägel gehabt haben sollen, entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei um Fehldeutungen oder um ganz andere Ursachen – etwa wenn Leichname durch Umwelteinflüsse, Bodenbeschaffenheit oder Feuchtigkeit Veränderungen im Erscheinungsbild zeigen. Selbst wenn jemand (was ja gelegentlich behauptet wird) versehentlich lebendig begraben worden sein sollte, wäre die Überlebenszeit in einem geschlossenen Sarg so kurz, dass selbst in dieser Situation kein nennenswerter Haarwuchs eintreten könnte.
Meistens handelt es sich bei solchen Geschichten um urbane Legenden, die in die Welt gesetzt wurden, um für einen kleinen sensationslüsternen Schauer zu sorgen. Wer solche Geschichten erzählt, steht für einen kleinen Moment im Mittelpunkt des Interesses. Deshalb werden solche unglaublichen Geschichten auch besonders gerne in den sozialen Medien geteilt. Je weniger sinnvoll eine solche Geschichte ist, umso häufiger und vehementer wird sie meist von kognitiv Unbedarften geteilt.
Warum Bestatter Verstorbene rasieren
Dass Bestatterinnen und Bestatter Rasierutensilien im Koffer haben, hat einen anderen, ganz praktischen Grund:
Bei männlichen Verstorbenen – seltener auch bei Frauen – treten Bartstoppeln nach dem Tod stärker hervor, wie oben beschrieben. Das Gesicht wirkt dadurch ungepflegt oder verändert. Eine Rasur dient daher ausschließlich der würdevollen Herrichtung für die Aufbahrung oder den Abschied durch Angehörige.
Manche Kolleginnen und Kollegen schwören auf elektrische Rasierer, andere bevorzugen die klassische Nassrasur mit Schaum und Klinge. Wichtig ist dabei größte Vorsicht: Die Haut eines Verstorbenen ist empfindlich, dünn und kann leicht verletzt werden. Schon kleinste Schürfungen oder gelöste Hautpartien müssten anschließend mühsam wieder mit Schminke oder spezieller Kosmetik ausgebessert werden.
Ich habe in unseren Kosmetikkoffern immer beide Varianten von Rasierern gehabt. In dem einen Fall ist der Trockenrasierer die beste Wahl, in einem anderen der Nassrasierer. Das entscheidet der erfahrene Bestatter von Fall zu Fall.
Und was ist mit den Nägeln?
Auch Fingernägel wachsen nach dem Tod nicht mehr.
Der Mythos hält sich hartnäckig, vermutlich weil bei manchen Verstorbenen die Nägel länger erscheinen. Das liegt aber ebenfalls daran, dass sich die Haut an den Fingerkuppen nach dem Tod leicht zusammenzieht. Dadurch wirken die Nägel länger, obwohl sich ihre tatsächliche Länge kein bisschen verändert hat.
Fazit
Haare und Nägel wachsen nach dem Tod nicht mehr.
Was manchmal so aussieht, ist eine optische Täuschung durch die Veränderungen der Haut. Bestatter rasieren Verstorbene nicht, weil noch Haare wachsen würden, sondern weil sie durch diese Veränderungen sichtbar werden und man den Verstorbenen würdevoll und gepflegt
aufbahren möchte.
Vielleicht ist der Mythos vom nachwachsenden Haar auch deshalb so beliebt, weil er eine gewisse Faszination des Unheimlichen und eine alte Angst vor dem „Scheintod“ in sich trägt. In Wahrheit aber ist alles viel banaler:
Die Natur kennt keinen „Nachwuchs“ nach dem Tod.
Version in einfacher Sprache: Wachsen nach dem Tod die Haare weiter?
Version in einfacher Sprache: Wachsen nach dem Tod die Haare weiter?
Viele Menschen glauben, dass nach dem Tod die Haare und Fingernägel weiterwachsen.
Diese Idee hört man immer wieder – in Filmen, in Geschichten oder im Internet.
Aber stimmt das wirklich? Deutschlands bekanntester Bestatter Peter Wilhelm erklärt, was wirklich passiert.
Nein – Haare und Fingernägel wachsen nach dem Tod nicht weiter.
Wenn ein Mensch stirbt, hört alles im Körper auf zu arbeiten.
Das Herz schlägt nicht mehr, der Körper bekommt keinen Sauerstoff,
und auch die Zellen hören auf, sich zu teilen.
Deshalb kann auch kein Haar oder Nagel mehr wachsen.
Warum denken trotzdem so viele Menschen, dass es passiert?
Das liegt daran, dass sich der Körper nach dem Tod verändert.
Die Haut verliert Wasser und wird etwas dünner.
Dadurch sieht es so aus, als ob Haare oder Nägel länger geworden wären.
In Wirklichkeit ist das aber nur eine Täuschung:
Die Haut zieht sich zurück – und dadurch werden die Haare sichtbarer.
Manche Leute erzählen Schauergeschichten über Verstorbene,
die plötzlich mit langen Haaren oder Nägeln gefunden wurden.
Das stimmt aber nicht.
Wissenschaftler haben das untersucht und herausgefunden,
dass solche Veränderungen nur durch Trockenheit, Erde oder andere Umwelteinflüsse entstehen.
Kein Mensch bekommt nach dem Tod plötzlich längere Haare.
Diese Geschichten sind oft erfunden, um Menschen zu schockieren oder zu beeindrucken.
Viele solcher Geschichten verbreiten sich heute schnell im Internet.
Sie sind spannend, aber sie stimmen nicht.
Warum Bestatter Verstorbene rasieren
Bestatterinnen und Bestatter haben Rasierer, aber nicht, weil die Haare wachsen.
Nach dem Tod werden manche Bartstoppeln sichtbarer, weil sich die Haut verändert.
Damit der Verstorbene gepflegt aussieht, wird das Gesicht vorsichtig rasiert.
Das macht man, damit die Angehörigen ihren Verstorbenen würdevoll sehen können.
Manche Bestatter benutzen elektrische Rasierer, andere nehmen Rasierschaum und Klinge.
Dabei muss man sehr vorsichtig sein, weil die Haut empfindlich ist.
Man darf sie nicht verletzen, sonst muss man die Stelle später überschminken.
Ich selbst hatte in meinem Koffer immer beide Arten von Rasierern dabei.
Welche Methode man benutzt, entscheidet man von Fall zu Fall.
Und was ist mit den Fingernägeln?
Auch Fingernägel wachsen nach dem Tod nicht mehr.
Sie sehen manchmal nur länger aus, weil die Haut an den Fingerkuppen etwas schrumpft.
Dadurch wirken die Nägel länger, obwohl sie es gar nicht sind.
Fazit
Nach dem Tod wächst nichts mehr – keine Haare, keine Nägel.
Wenn man glaubt, es wäre so, täuscht das Auge.
Bestatter rasieren Verstorbene, um sie gepflegt aussehen zu lassen,
nicht weil noch Haare wachsen würden.
Der Mythos vom Haarwuchs nach dem Tod kommt aus alten Geschichten,
in denen man Angst vor dem Scheintod hatte oder einfach eine gruselige Geschichte erzählen wollte.
Heute wissen wir: Nach dem Tod gibt es keinen „Nachwuchs“ mehr – die Natur arbeitet dann nicht weiter.
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In Skandinavien und anderen nordischen Ländern werden tote teilweise mit Pfählen durchs Herz begraben, da Angst vor Vampiren besteht.
So erzählen viele Einwohner, dass sie Tote fanden, dessen Fingernägel gewachsen seien und die Haut sich gestrafft hat.
Dies geht darauf zurück, dass sich, wie oben erwähnt, die Haut durch den Flüssigkeitsverlust "strafft", weswegen es aussieht, als wären die Nägel gewachsen.
Einen schönen Artikel (unter anderem über Vampir-Sagen in der Heutigen Zeit) findet man in einer der letzten PM-Ausgabe.
Eine Frage an >
-> Würdest Du sagen, dass Du mit dem Tod anders umgehst, als andere Menschen (auf Dich bezogen)?
-> Was gab den Anstoss, Bestatter zu werden?
Erstmal tolles Blog, bin hier (fast) täglich am reinschauen… Weiter so 😉
So: Wenn wir schon bei Fragen sind, hätte da auch mal eine:
Ich war letzt bei ner Urnenbeisetzung in der Mauer dabei. In dem "Mauerfach" stand schon eine andere Urne (die des Mannes der Verstorbenen), allerdings war diese in einer Art Netz (sah so ähnlich aus, wie ein Netz in dem Orangen/Zitronen verkauft werden nur schwarz und ja ich weiß, komischer Vergleich *g*). Jetzt ist die Frage, wozu ist sowas gut und passiert das mit jeder Urne?
@Simon: Ich gehe mit dem Tod insoweit anders um, als dass er mich nicht mehr erschrecken kann (und darf). Trauer und Mitgefühl empfinde ich jedoch genauso wie jeder andere Mensch.
Was den Anstoß gab, habe ich schon einmal in dem Artikel "Wie ich dazu gekommen bin" beschrieben.
Ich muss Dich korrigieren, einige Vitalfunktionen orgeln auch nach dem Tod noch bis zu einige Stunden vor sich hin (zB. die Leber, wenn ich mich nicht irre). Die Haare dürftenallerdings wirklich nicht dazu gehören.
@Marcel: Da muss ich Dich korrigieren. Der Undertaker hat Recht. Mit dem Tod sind die Vitalfunktionen erloschen. Dass in der Leber noch chemische Reaktionen ablaufen, kann aufgrund des fehlenden Blutkreislaufs nicht als Vitalfunktion bezeichnet werden.
Hallo,
ich hoffe hier kann mir jemand meine Frage beantworten.
Wie ist es denn mit der Haarfarbe?
Verliert das Haar nach dem Tod seine Farbe?
Also ich meine logischerweise nicht einen gerade verstorbenen, sondern eine Leiche die schon länger "liegt".