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Frag den Bestatter

Was tun, wenn man einem Trauerzug begegnet?

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Moin Herr Wilhelm,
vorgestern als ich meine Tochter vom Kindergarten abholte fuhren wir auf dem Rückweg eine schmale Straße zwischen dem alten und dem neuen Friedhof. Ich musste nur noch um eine relativ schlecht einsehbare Kurve um diese Straße zu verlassen. Und gerade in dieser Kurve (ich fahre dort immer sehr langsam da auch mal ein Auto entgegen kommen kann) kam mir ein Trauerzug entgegen. Der Pastor gab mir ein kurzes Handzeichen. Ich reagierte schnell.. fuhr noch weiter rechts ran, stellte den Motor und das Radio ab und hoffte nur dass mein Kind sich ruhig verhält.
Ich war leicht überfordert und schaute weg während der Pastor, die Sargträger mit Sarg und Trauergästen nur wenige Zentimeter an mir vorbei liefen.
Es war mir wirklich extrem unangenehm.

Jetzt frage ich mich ob vllt etwas an meinem verhalten falsch war da ich in keinster Weise respektlos rüberkommen möchte.

Nein, Sie haben alles richtig gemacht. Was soll man mehr tun?

Die Situation ist natürlich ungewöhnlich, da einem heute Trauerzüge kaum noch begegnen, aber wenn das der Fall ist, hält man kurz inne, gönnt den Trauernden den Moment der Stille und Gedenkens und danach geht man wieder seinen Alltagsbeschäftigungen weiter.
Früher wäre man eventuell ausgestiegen und hätte sich mit gesenktem Haupt an den Straßenrand gestellt, aber das ist heute nicht mehr üblich und würde als unangemessene Anteilnahme etc. aufgefasst werden können.

Nein, alles war richtig.

Ist man als Fußgänger unterwegs, dann bleibt man ebenfalls kurz stehen, vermeidet den Eindruck als würde man gaffen und gut ist’s.

Wenn man sich so verhält, wie man es von anderen erwarten würde, kann man eigentlich nichts falsch machen.

Ich habe mal eine Frau erlebt, die ihr Kind vom Kindergarten abholen wollte, der in Friedhofsnähe lag, und die einen Trauerzug durch lautes Hupen sehr gestört hat, weil sie nun nicht schnell genug zu ihrem in diesen drei Minuten pädagogisch unterversorgten Kind gelangen konnte. Das war sicherlich ein falsches Verhalten.


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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 20. März 2015 | Peter Wilhelm 20. März 2015

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IANAL
9 Jahre zuvor

Erinnert mich an meinen Urlaub auf den Färöern vor vier Jahren. Dort ist der christliche Glaube evangelisch-lutherischer Ausprägung noch sehr stark in der Bevölkerung verwurzelt (was sich u.a. darin niederschlägt, dass Sonntags 99% aller Gastronomiebetriebe geschlossen haben – blöd für Touristen). Entsprechend weist einen der AFAIK einzige auf Deutsch vorliegende Reiseführer für diese Inseln ausdrücklich darauf hin, dass man, wenn man nicht äußerst unangenehm auffallen will, sich bei Begegnungen mit einem Trauerzug genau so verhalten sollte wie oben als „heute nicht mehr üblich“ beschrieben: anhalten, aussteigen und dem Toten die Ehre erweisen.

Und ja, wir sind dort auch mal einem Trauerzug begegnet, und alle Einheimischen haben sich so wie beschrieben verhalten. Wir dann natürlich auch.

Man muss also nur in eine Gegend fahren, die abgelegen genug ist, da gibt’s das noch. 😀

robertd
9 Jahre zuvor

Bei zwei Trauerzügen (zuerst von der Aussegnungshalle am Friedhof zur Kirche und nach der Messe dann wieder zurück), an denen ich diese Woche in den österreichischen Alpen teilnahm, haben sich die unseren Weg kreuzenden Touristen intuitiv beinahe richtig verhalten: einfach zur Seite fahren und in Ruhe warten, bis der Trauerzug vorüber ist.
Ganz richtig wärs gewesen, wenn sie dabei auch den Motor abgestellt hätten, aber so pingelig wollen wir mal nicht sein 😉

berit
Reply to  robertd
9 Jahre zuvor

Hm stimmt, der laufende Motor hat immer was von „Nun macht doch mal hin“, aber ich denke wenn man sonst nie Trauerzügen begegnet, kommt man in dem Moment einfach nicht drauf.

Dirk
9 Jahre zuvor

Achwas wenn man vor ner Bahnschranke auf den Zug wartet muss ist man auch angehalten den Motor abzustellen

Georg
9 Jahre zuvor

Da ich oft über den Friedhof in der Nähe radel um in den anderen Stadtteil zu kommen kenne ich es nicht anders als runter vom Rad,Mütze bzw. Helm vom Kopf und warten bis der Trauerzug vorbei ist,gibt natürlich auch Zeitgenossen die stur weiterfahren bzw. gehen,evtl. noch schwer mit dem Mobiltel beschäftigt.

martin III.
Reply to  Georg
9 Jahre zuvor

Jetzt könnte man natürlich noch pingelig sein und feststellen dass Radfahren auf einem Friedhof an sich ungehörig ist – je nach Grösse des Friedhofs kann man das sicher mal machen, aber hier auf dem Lande wurden schon Jugendliche mittels Rechen oder Giesskanne vom Fahrrad geholt wenn der Friedhof wiederholt respektlos als Abkürzungsstrecke genutzt wurde.

Reply to  martin III.
9 Jahre zuvor

Das kommt aber sehr auf den Friedhof an, es gibt auch Friedhöfe, wo sogar Busse fahren.
http://www.friedhof-hamburg.de/ohlsdorf/kurz-info-fuer-besucher/

7 Jahre zuvor

Mit meiner lieben (nun auch schon verstorbenen) Freundin spazierte ich Richtung Grabstätte ihres Mannes,da sahen wir eine Gruppe Trauernde an einem frischen Grab stehen,kann man ja auch als Trauerzug bezeichnen,oder? Uns war nur peinlich,bzw.wir waren peinlich berührt,als ein Mann plötzlich laut anfingen zu schreien und zu weinen,DASS findet man irgendwie extrem selten.Wir blieben erst mal betroffen stehen,bevor wir langsam weiter gingen,war ja auf dem Friedhof..Falsches Verhalten? Ich hörte mal,dass man weder essen soll auf dem Friedhof,noch Fahrrad fahren auf den Wegen,aber scheint die Masse der Menschen kaum zu interessieren..




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