Eine Frage, die auch ich mir immer mal wieder stelle lautet: Soll ein Bestatter mit Preisen werben?
Es tauchen immer mal wieder Anzeigen in der Zeitung auf, die etwas so aussehen:
Pietät Eichenlaub
Bestattungen zum Festpreis 888,- Euro
Tag und Nacht Tel. 1234567
Ab und zu schalte ich Anzeigen, in denen wir das Wort „preiswert“ unterbringen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das bei den potentiellen Kunden wirklich gut ankommt. Der Anteil derjenigen, die über den Preis entscheiden, zu welchem Bestatter sie gehen, ist extrem gering. In Anbetracht der doch recht hohen Beträge, die so eine Bestattung insgesamt kostet, würde ich mich nicht scheuen, verschiedene Institute anzurufen und mich nach den Preisen zu erkundigen.
Aber es ist wohl die Trauer auf der einen Seite und die Vorstellung so etwas gehöre sich nicht auf der anderen Seite, die die Menschen weitestgehend davon abhält, Preisvergleiche anzustellen.
Es gibt aber außer einem konkreten Preisvergleich gar keine Möglichkeiten, schon im Vorfeld abzuschätzen, ob man an einen günstigen oder teuren Bestatter gerät. Weder die Aufmachung des Ladens, noch die verwendeten Fahrzeuge und schon gar nicht die Preisangaben im Geschäft lassen Rückschlüsse auf die Endsumme einer Bestattungsrechnung zu.
Einziger Ausweg wäre eine genormte Erd- bzw. Feuerbestattung, deren Preis jeder Bestatter in exakt gleicher Ausführung angeben könnte.
Aber auch das hat seine Tücken.
So bleibt uns nur übrig, hin und wieder darauf hinzuweisen, daß wir „preiswert“ sind. Würden wir permanent mit „günstigen Preisen“ oder „Discountbestattungen“ werben, würden wir nur einen sehr kleinen Teil der Kundschaft ansprechen. Denn es ist nach meinen Erfahrungen so, daß junge Menschen solche Werbung durchaus gut finden und sehr für Preistransparenz usw. eintreten. Diese Leute gehören aber nicht zu denen, die den Großteil unserer Kundschaft ausmachen. Ältere Menschen hingegen wollen bei Beerdigungen auch nicht protzen, sie wollen aber auch nicht, daß jeder Trauergast schon an der Wahl des Bestattungsinstitutes erkennt, daß man in diesem Fall gespart hat.
Wenn man sich ein Auto kauft und dann im Freundeskreis erzählen kann, daß man soundsoviel gespart hat, ist das eine Sache. Bei einer Bestattung kommt es den Menschen eher darauf an, daß ihre Wünsche erfüllt werden, daß sie sich gut aufgehoben fühlen und dass sie so wenig Ärger und Arbeit wie möglich haben.
Außerdem nutzt es den Kunden überhaupt nichts, wenn der Bestatter einen bestimmten Preis in seiner Werbung nennt. Das ist doch so wie überall: Später im Büro des Bestatters wird dann alles viel teurer. Diese extrem günstigen Bestattungen beinhalten oft nicht alles oder passen nur auf so wenig Sterbefälle, daß man selten das Glück haben wird, in den Genuss dieses günstigen Preises zu kommen.
Manchmal werden immer anfallende Zusatzkosten auch einfach verschwiegen.
Umso ärgerlicher ist es, daß bei mir neulich das Gewerbeaufsichtsamt im Laden stand. Man mache jetzt gerade eine stichprobenartige Überprüfung der Geschäfte in unserer Gegend und die Waren in meinem Schaufenster seien nicht ausgezeichnet. Nach der Preisauszeichnungsverordnung müsse ich die Urnen und Kreuze im Schaufenster mit Preisschildern versehen.
Jetzt haben wir die Dekoration unserer Schaufenster in die Hände von erfahrenen Schauwerbegestaltern gelegt, die da immer ein sehr ansprechendes, jahreszeitliches Bild erzeugen und es mit einigen wenigen Waren aus unserem Sortiment dekorieren. Wir sind da eher zurückhaltend, denn die Menschen die tagtäglich an unseren Geschäften vorbeigehen, wollen nicht immer mit dem Thema Tod konfrontiert werden. Es reicht ihnen, zu wissen, wo wir sind und was wir da machen, aber sie müssen und wollen nicht mit Särgen und Urnen konfrontiert werden. Deshalb spielen diese Elemente auch eine untergeordnete dekorative Rolle.
Die Herren vom Gewerbeamt wollten aber, daß wir binnen eines Tages die Urnen im Fenster mit Preisschildern versehen. Der Dekorateur hatte aber ausgerechnet jene Designerurnen und ausgefallenen Stücke ins Fenster gestellt, die überproportional teuer sind und die wegen ihres ausgefallenen Aussehens sowieso keiner kauft. Hätten wir da jetzt Preise drangemacht, hätte mancher Passant vielleicht den Eindruck gewinnen können, alle unsere Dienstleistungen seien so teuer, wie diese Urnen.
So habe ich diese Stücke, die wie gesagt sowieso kaum jemand kauft, einfach aus dem Sortiment gestrichen und zu reinen Dekorationsstücken erklärt. Im Fenster haben wir ein kleines Schild aufgestellt: „Die ausgestellten Waren dienen ausschließlich zur Dekoration und sind unverkäuflich“. Damit waren die Herren bei ihrem Kontrollbesuch am nächsten Tag auch zufrieden.
„Was ist denn mit den Bäumchen hier? Da sind auch keine Preise dran!“, sagt der eine.
Ich sage: „Das liegt in erster Linie daran, daß das unsere Ladendeko ist und wir diese Bäumchen nicht verkaufen.“
„Ja und der Sarg da hinten?“ Er deutet durch die geöffnete Tür im Hintergrund auf einen eben noch sichtbaren Sarg in unserer Trauerkapelle. Dann macht er ein paar Schritte dorthin und tippt auf den Sargdeckel: „Auch kein Preis dran!“
Ich sage: „Das wiederum liegt daran, daß da schon einer drinliegt und der Sarg schon verkauft ist. Wollen Sie mal sehen?“
Nee, wollte er nicht.
Also, ich halte Werbung mit Preisen nicht für gut. Zum einen vergrätzt es einen bestimmten Kundenkreis und zum anderen sind diese Angaben wenig aussagekräftig. Ich sage ja immer so als ersten Tipp: Nicht unbedingt bei dem anrufen, der die größten Anzeigen in der Zeitung und im Telefonbuch hat.
Entweder man holt sich beizeiten passende Angebote ein und stellt rechtzeitig Preisvergleiche an oder man verlässt sich auf Mundpropaganda.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: preisen?, werbung
In Rumänien sind die in der Hinsicht sehr pragmatisch. Da stehen die Sarghändler in kleinen offenen Baracken mit ausgestellten Särgen und angehefteten Preisen (in Euro) direkt neben dem Friedhofseingang. Damit die zukünftige Kundschaft schon mal schauen kann 😉
Es ist außerdem in diesem Land nicht unüblich, sich sein Grab schon zu Lebzeiten zu schaufeln. Entschuldigt den Kalauer, aber das ist wirklich so.
Das Grab meiner noch lebenden Großeltern ist bereits fix und fertig: die Steinabdeckung, der Grabschmuck und der Grabstein mit Namen und Foto sind bereits aufgestellt – nur mit Geburtsdaten ohne Sterbedaten, das kommt ja schließlich in ein paar Jahren noch. Und dann muss eben noch der gefüllte Sarg unter der Platte versenkt werden.
Ich bin tatsächlich mti meinem Großvater in diesem Sommer auf den Friedhof gefahren und hab mit ihm zusammen sein eigenes (!) Grab gepflegt.
Schräg, absolut schräg.
Eine Freundin von mir, deren Mutter gerade in einem kleinen Dorf in Süddeutschland verstorben ist, sagte mir, bei uns im Dorf, da wird nicht über die Beerdigung diskutiert oder verhandelt, das macht seit Jahrhunderten der eine Bestatter im Ort und zu dem geht man. Gut ist.
Empfand ich auch als angenehm. Tatsächlich – wer auf den Preis gucken muss, was besonders unangenehm ist bei Beerdigungen, weiß ich aus eigener Erfahrung – kann man nur raten: es besteht bei der Beauftagung eines Bestatters in den seltensten Fällen große Eile. Man kann sich schon etwas Zeit nehmen.
Schöne Anekdote im letzten Absatz mit dem Herr vom Gewerbeaufsichtsamt ,-)
Ich kaufe zwei „n” für den letzten Satz. ,-)
“Was ist denn mit den Bäumchen hier? Da sind auch keine Preise dran!”, sagt der eine.
> An dieser Bürokratie wird Deutschland untergehen.
als kommunikations-studioso halte ich es auch nicht für notwendig, in deinem gewerbe mit günstigen preisen zu werben. viel wichtiger ist es, dass du in deiner werbung gefühle wie vertrauen und seriosität vermittelst und dabei nicht zu sehr ins schicki-micki-image kommst (der "edel-bestatter" kann natürlich auch eine bewusste strategie sein). wenn du dann noch rüberbringst, dass deine kunden sehr individuell betreut werden, dass jede beerdigung (ohne aufpreis) sehr persönlich gestaltet wird, impliziert das ja schon, dass es auch günstig geht.
Den Herren vom Gewerbeamt müsste doch eigentlich auch auffallen, dass man das Bestattergewerbe nicht mit nem Gemischtwarenladen vergleichen kann.
Bunte Werbeblättchen in der Samstagszeitung oder lustige Werbesprüche wie "Beim Kauf von zwei Särgen gibts einen Dritten gratis dazu!" sind wohl eher nicht ganz so passend.
Neueröffnung: Probeliegen bis zu 10 Minuten nur 50cent(Einmal pro Kunde)! SCNR
Hast du ne Ahnung, warum die gerade bei dir aufschlagen und alles und jeden hinterfragen? Fehlte eig. nur noch, dass die Sozialversicherungsausweise von allen, die im Außendienst sein könnten, sehen wollen. Ihr seid immerhin Handwerker im Außendienst. Wennn man dann die Gesetze passend biegt, dann solltet ihr die Ausweise mitführen müssen.
Aber das Warum sollte mir schon zu denken geben, immerhin haben wir ja von der Wetterlage her Herbst und da fällt auch Eichenlaub. Vllt. geht sowas ja auch für nen 10er *gg*
Ich sage: “Das wiederum liegt daran, daß da schon einer drinliegt und der Sarg schon verkauft ist. Wollen Sie mal sehen?”
Nee, wollte er nicht.
ymmd – schade aber auch 😉
..nun lese ich schon seit ein paar Wochen deinen Blog…und denke mir immer wieder sollte man sterben hat man Glück an einen Bestatter wie dich zu geraten…es ist immer wieder interessant und innovativ wie jemand direkt darüber denkt und auch wie er darüber spricht… das gibt einem das Gefühl, bei einer Sache vor der fast jeder Mensch Angst hat, von Normalität.
Danke dafür 🙂
"Dann macht er ein paar Schritte dorthin und tippt auf den Sargdeckel: “Auch kein Preis dran!"
Für solche "Scherzkekse" würde ich unter dem Sarg einen Fernbedienbaren Lautsprecher besorgen der mit tiefer monotoner Stimme "Herein" sagt.
Bei ein wenig Glück hat man gleich einen Kunden mehr ;).
Tja,wem der Amtsschimmel wiehert,der braucht (in diesem Fall) sehr dicke Nerven.
Ich finde respektabel, dass Du dieses Erlebnis in solch einem neutralen Artikel verarbeitest. Bei mir wäre sowas vermutlich auf eine Hasstirade auf die Deppen von der Gewerbeaufsicht hinausgelaufen.
*kopfschüttel*
Kannst Du nicht damit argumentieren, dass man in Euren Laden sowieso nicht reinspaziert, ein paar Sachen nimmt und dann zur Kasse geht?
Ich hatte in meiner Tätigkeit als Kurierfahrer früher eine Festtour, die mich täglich an einem Bestattungsunternehmen mit einer sehr innovativen Schaufensterdekoration vorbei führte: Sie stellten überhaupt keine "Sortimentswaren" aus, sondern dekorierten in losen Abständen von 1 – 3 Monaten jeweils nach bestimmten Themen um, z.B. Bestattungen im Mittelalter (insbesondere Ritter) inklusive erklärendem Textwerk auf einer Staffelei. Fand ich irgendwie gelungen, als Mittelweg zwischen der nötigen Zurückhaltung und dem Wunsch, nicht zu düster und leblos zu wirken. Und es blieb durch den Deko-Wechsel selbst nach Monaten noch im Gesichtsfeld.
Die Formulierung "zu fairem Preis" ist vielleicht etwas unverfänglicher.
Hallo Tom…
ich habe Deinen Blog vor 3 Tagen entdeckt und durchforste gerade das komplette Archiv. Erstmal beglückwünsche ich Dich, dass Du Henning losgeworden bist 😉
Außerdem wollte ich Dir noch einen Tipp geben (hoffe Du liest meinen Beitrag noch, da es ja schon ein etwas älterer Bericht ist). Ersetz doch einfach das Wort 'preiswert', was sich wirklich etwas nach billig anhört, durch 'faire Preise'. Das klingt irgendwie transparent aber trotzdem nicht so, als ob man bei Dir nur den letzten Schund kriegt.
Ich wünsch Dir weiterhin ein gute laufendes Geschäft und viele kuriose Begegnungen mit Lebenden sowie Toten. Musste schon des öfteren laut loslachen weil Du einfach eine lustige Art hast zu erzählen. Mach weiter so 🙂
@devilishMortisha:
"Preiswert" finde ich ganz passend – etwas ist seinen Preis wert. Meist wird auch lieber ein Wort anstatt zweier verwendet. Schlimm fände ich, verkaufte der Undertaker "billige" Särge.
Ich lese mich auch seit rein paar Tagen durchs Archiv – aber vom chronologischen Anfang.
Bin ein wenig angesäuert, dass ich die (wahrscheinlich) letzte Henning-Anekdote als erste las, weil sie auf der ersten Seite des Blogs stand, als ich ihn fand. 😉