Frag doch den Undertaker

Wo geht meine Mama hin?

Umarmung

Wenn ein Kind einen geliebten Menschen verliert, stellt es Fragen, die Erwachsene oft gar nicht beantworten können. Kinder fragen direkt, ehrlich und aus vollem Herzen – und verdienen ebenso ehrliche, tröstliche Antworten. Diese Geschichte beginnt mit einer dieser Fragen.

Lieber Undertaker,

meine Mama ist gestern gestorben. Papa hat gesagt, sie ist jetzt im Himmel. Aber ich weiß nicht genau, wo das ist. Geht sie wirklich in den Himmel? Oder ist sie einfach weg? Ich vermisse sie so sehr. Ich will wissen, wo sie jetzt ist und ob sie mich noch sehen kann. Papa hat gesagt, er kennt Dich vom Fernsehen und ich soll Dich fragen.

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Deine
Lina, 9 Jahre

Liebe Lina,

das ist eine ganz schwere und zugleich ganz schöne Frage. Schön deshalb, weil sie zeigt, wie sehr du deine Mama liebst. Und schwer, weil es darauf keine einfache Antwort gibt, die für alle Menschen gleich ist. Aber ich will versuchen, dir so zu antworten, wie ich es einem Kind sagen würde, das ich sehr mag – so wie dir.

Wenn ein Mensch stirbt

Wenn ein Mensch stirbt, hört sein Körper auf zu funktionieren. Das Herz schlägt nicht mehr, die Lunge atmet nicht mehr, und der Körper wird ganz ruhig. Aber das, was diesen Menschen besonders gemacht hat – seine Liebe, seine Gedanken, sein Lachen, seine Wärme – das verschwindet nicht einfach. Viele nennen das die Seele. Und ich glaube, diese Seele geht an einen Ort, an dem es ihr gut geht.

Der Himmel ist mehr als ein Ort

Dein Papa hat gesagt, deine Mama ist im Himmel. Ich finde, das ist ein sehr schönes Bild. Manche stellen sich den Himmel wie einen Ort über den Wolken vor, andere glauben, dass der Himmel überall dort ist, wo Liebe ist. Vielleicht ist deine Mama jetzt Teil von allem, was dich umgibt – im Wind, der dir über die Wange streicht, in der Sonne, die dich wärmt, im Lied, das sie gern gehört hat, und in den Erinnerungen, die du in deinem Herzen trägst.

Manche Menschen glauben auch, dass die Seelen von Verstorbenen uns noch eine Weile begleiten. Sie sind unsichtbar, aber irgendwie spürbar – in einem Traum, in einem Geruch, in einem Gedanken, der plötzlich da ist. Vielleicht kennst du das Gefühl: Plötzlich weiß man, was Mama jetzt gesagt hätte. So bleibt sie bei dir.

Wie du deine Mama bei dir behalten kannst

Du kannst deiner Mama ganz nah bleiben, indem du an sie denkst. Du kannst mit ihr reden – leise, in Gedanken, oder laut, wenn du willst. Du kannst ihr Bilder malen, ein Tagebuch führen oder abends beim Einschlafen „Gute Nacht“ sagen. All das ist erlaubt. Deine Liebe zu ihr hört ja nicht auf, nur weil sie gestorben ist. Liebe ist stärker als der Tod.

Ich habe viele Menschen erlebt, die einen geliebten Menschen verloren haben. Alle erzählen irgendwann, dass sie ihn trotzdem noch spüren – nicht so wie früher, aber auf eine andere, stille Weise. Vielleicht wirst du das auch irgendwann merken.

Was Erwachsene manchmal vergessen

Viele Erwachsene tun sich schwer, solche Fragen zu beantworten, weil sie selbst traurig sind oder Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Aber du darfst fragen, so oft du willst. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen deiner Liebe. Und wenn du traurig bist, darfst du weinen. Tränen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von Liebe, die keinen Platz mehr im Herzen findet und deshalb herauswill.

Ein kleiner Trost

Ich bin sicher, deine Mama würde wollen, dass du weiter lachst, spielst, lebst und neugierig bleibst. Wenn du dich erinnerst, wie sie dich angeschaut hat, wenn sie stolz auf dich war – dann weißt du: Dieses Gefühl ist nicht weg. Es lebt in dir weiter.

Also, liebe Lina: Wo deine Mama jetzt ist, weiß niemand ganz genau. Aber ich glaube fest daran, dass sie dort ist, wo sie keine Schmerzen hat, wo sie leicht ist und frei – und dass sie auf eine Weise bei dir bleibt, die du vielleicht noch gar nicht ganz verstehen kannst.

Wenn du in den Himmel schaust, kannst du ihr ruhig zuwinken. Ich glaube, sie lächelt zurück.

Alles Liebe,
Dein Undertaker

Bildquellen:

  • imagelmnh_800x500: Peter Wilhelm ki

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(©si)