Das habe ich auch noch nicht erlebt. Da ruft heute früh die derzeitige Geschäftsführerin der „Pietät Eichenlaub“ an und bittet uns um Hilfe. Aufgrund ‚personeller und technischer Probleme‘ könne ihre Firma in dieser Woche keinen Polizeidienst machen und ob wir das wohl stellvertretend übernehmen könnten…
Können wir.
Auf Nachfragen bekomme ich heraus, daß derzeit beinahe ihr gesamtes Personal in Urlaub ist. Da sie zwei, drei Leute hat, die wegen der Kinder nur in den Sommerferien fahren können, hat sie alle Unverheirateten und Kinderlosen jetzt in der Nachferienzeit in den Urlaub geschickt. Ich erzählte ja erst neulich, daß wir im Vergleich zu den Vorjahren hier sehr viele Sommersterbefälle und gut zu tun haben. Das macht ihr jetzt Probleme, sie bekommt nicht genügend Fahrer zusammen, um die ganzen Schichten zu belegen.
Im weiteren Verlauf des Gespräches bekomme ich heraus, daß die junge Frau erst Mitte Zwanzig ist, letztes Jahr ihre Prüfung zur Bestattungsfachkraft bestanden hat und sich hier in der Stadt als Filialleiterin ihre ersten Sporen verdienen soll. Später soll sie dann Bezirksleiterin werden und strebt einen Posten in der großstädtischen Konzernzentrale an. Dort wolle sie sich auf Versicherungsmanagement und Kundenbindungsanalysen spezialisieren.
In meinen Augen heißt das Perlen vor die Säue werfen. Der Weg zur Bestattungsfachkraft ist viel zu steinig und langwierig, um dann nicht als Bestatter, sondern als Verwaltungsmensch zu arbeiten, finde ich.
Jetzt bleibt sie erstmal noch vier Monate hier, dann bekommt unsere Pietät Eichenlaub wieder einen neuen ‚Geschäftsführer‘.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Lektorin A, zuviel
Herzlichen Glückwunsch, da kommt richtig Kundenbindung und gefühl für den lokalen Markt auf, wenn man alle halbe Jahr den Geschäftsführer wechselt….
So beugt man Mauscheleien und Filz vor, wenn mann regelmäßig das Personal wechselt. Es bilden sich keine Seilschaften und man vermeidet einen Betriebsrat.
Wenn die „Karriere“ schon dermaßen im Voraus abgesteckt ist, dient diese Zeit als Filialleitung entweder nur dazu, die „Basis“ genauer kennenzulernen, oder ihr hat jemand große, große Versprechungen gemacht und das böse Erwachen kommt dann, wenn der Posten in der Zentrale verdächtig lange auf sich warten lässt…