Allgemein

Boandlkramer machen unanständige Witze bei Kaffee und Kuchen

So, Ihr da, die Ihr jenseits des Weißwurstäquators wohnt, jetzt laßt Euch mal das Wort Boandlkramer auf der Zunge zergehen!

Das nahezu stimmlose D in diesem Wort kann man auch weglassen, dann heißt es Boanlkramer und kommt auch in der Fickibedia vor: https://de.wikipedia.org/wiki/Boanlkramer.
Dort heißt es:

Werbung

Boanlkramer, auch Boandlkramer oder einfach nur Boanl oder Boandl, ist eine alte bairische Bezeichnung für den Tod.

„Boanlkramer“ setzt sich zusammen aus den Begriffen Boanl (verniedlichend Gebein, Bein, „Beinel“) für Gebeine oder Knochen und Krämer für einen Händler … der von Haus zu Haus zieht.
Demzufolge ist „Boanlkramer“ auch eine recht respektlose und abwertende Berufsbezeichnung, denn ein Händler, der mit Knochen – wenig wertvollen Gütern – handelt, kann gewiss nichts Besonderes sein.
Dies ergibt sich nicht zuletzt auch aus der Tatsache, dass der Tod für die Jäger und Wilderer wenig Dämonie und Majestät hatte. Er gehörte dazu, man machte nicht viel Aufhebens um ihn.

Der Schriftsteller Alfons Schweiggert bezeichnet den Boanlkramer als „armseligen Herrgottsknecht“, der nur Befehle auszuführen hat und mit dem leicht ins Handeln zu kommen sei. Dabei wäre der Tod, der auch spöttisch als „abdrahta Schlankl“ bezeichnet wird, leicht zu überlisten. Dies mache laut Schweiggert den Boanlkramer in Bayern in gewisser Hinsicht sympathisch, was einen unverkrampfteren Umgang mit dem Tod begründet. So wird ein Raucherhusten auch mal ungeniert als „Friedhofsjodler“ bezeichnet und alte Menschen äußern ironisch, sie habe „der Boanlkramer vergessen“.

Sollte er dennoch einmal erscheinen, staune ein Bayer zwar, würde jedoch nicht erschrecken, auch weil der Boanlkramer selbst, „bleich und leidend wie ein Armenhäusler aussehend, hohläugig und mit eingefallenen Wangen“, den seine Aufgabe sichtlich unangenehm berührt, zuweilen Mitleid verursacht. Der Boanlkramer trete nicht einfach ein und würde herrisch auftreten, sondern vielmehr devot anklopfen und entschuldigend nuscheln, sowie den Grund seines Erscheinens unschuldig beteuern. Er lädt freundlich zur Mitfahrt ins Jenseits ein, weshalb es heißt, „der Boanlkramer holt einen Bayern nicht ab, ein Bayer lässt sich herab, mit ihm zu gehen, wenn er soweit ist, dass er will“.

Okay, das habe ich verstanden. Der Typ, der mit den Gebeinen „dealt“, also der Tod, das ist der Boanlkramer.

Nun lese ich aber im Merkur von einem fröhlichen Treffen der Totengräber:

Obersöchering – „32. Totengräber-Treffen in Obersöchering“: Klingt nach einer ernsten Angelegenheit. War es aber nicht: Wer nach dem Mittagessen im Gasthaus Post in Obersöchering war, fühlte sich bei Kaffee und Kuchen eher an die frühere BR-Sendung Gaudi-Max erinnert denn an ein Treffen von Menschen, die im Alltag eine ernsthafte, würdevolle Tätigkeit ausüben.

Die rund 130 Besucher – nicht nur Totengräber, sondern auch Bestatter, Leichenfrauen und Mesner vorwiegend aus Oberbayern – nutzten den Kirchweihmontag, um einmal so richtig abzuschalten: Die Männer – Frauen meldeten sich nicht zu Wort – überboten sich im Erzählen meist unanständiger Witze und überbrückten so die Pausen zwischen den Musikstücken der Söcheringer Musikapelle.

– Ab hier erzählt der Merkur allerlei Berichtenswertes über das Treffen, für uns unwichtig, wer will kann unter dem Link oben nachlesen. Weiter geht es mit: –

Der Festtag lenkt gerade die Totengräber von ihrer harten körperlichen Arbeit ab. Auch wenn heute auch Bagger zum Einsatz kommen, viele heben ein Grab noch mit der Hand aus. Und das kann bis zu vier Stunden dauern, so Bestatter Nagl, der im Ort eine Schreinerei betreibt. Sorgen bereiten den Boandlkramern die vielen Urnenbestattungen, weniger die Konkurrenz aus den größeren Städten. Im Dorf geht man noch zum Bestatter vor Ort, so Nagl: „Für uns ist es eine Ehre, das machen zu dürfen. Das ist auch eine Vertrauenssache.“ Um die 30 Bestattungen organisieren die Nagls pro Jahr, knapp die Hälfte davon im Dorf, den Rest in der näheren Umgebung.

In der näheren Umgebung ist auch das Totengräbertreffen 2016 – in Sindelsdorf.

Also ganz offensichtlich verwendet der Autor dieses Artikels den Begriff „Boandlkramer“ synonym für die Bestatter.

Das erstaunt mich, denn dieses Ausdruck habe ich noch nie gehört.
Ich habe ja stets schon für Aufmerksamkeit gesorgt, als ich auf die Frage nach meinem Beruf Bestatter antwortete. Aber wie geil und verwirrend wäre es, wenn man als Bestatter sagen würde: Ich bin Boandlkramer.

Nun die Frage in die Runde derjenigen, die eine entsprechende Mundart pflegen. Wird Boandlkramer auch als Bezeichnung für den Bestatter verwendet?

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

Keine Schlagwörter vorhanden

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)