Geschichten

Die Fee der Nacht -38a-

Der Journalist schloß die Augen, er wußte, daß man sich dann besser auf das Gesprochene konzentrieren konnte.
Zu hören waren nur die Stimmen von Minister Brockhagen und seiner Frau Mimi.
Nathalie schien die ganze Zeit weiter schweigend da zu stehen und Jojo ärgerte sich, daß er nicht auch etwas sehen konnte.

Brockhagen schimpfte auf seine Frau ein:

„Jetzt haben wir diesen Petermann auf den Fersen. Hier oben ist noch nie einer raufgekommen, da konnten wir uns all die Jahre sicher fühlen. Aber jetzt ist dieser blöde Polizist mit im Spiel und macht uns alles kaputt.“

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„Du glaubst doch nicht, daß der hier hin kommt?“ fragte Mimi Brockhagen entsetzt zurück.

Brockhagen schien wieder in das Funkgerät zu sprechen: „Ignaz, los melde dich doch. Hallo Ignaz, bitte melden!“
Dann schepperte es und Jojo stellte sich vor, Brockhagen habe das Funkgerät gegen die Wand geworfen. Er hörte wieder die Stimme des Ministers: „Alles hat doch jahrelang so wunderbar funktioniert. Wir waren so kurz davor… So kurz! Und dann passiert dieser Mist! Warum hast Du nicht besser auf Nathalie aufgepasst?“

„Ach, jetzt gibst Du mir die Schuld?“

„Ja, wem denn sonst?“

„Schau Dir nur an, in welchem Zustand Nathalie ist! Wie sollen wir so die Zeremonie durchführen?“

„Du willst doch unter diesen Umständen nicht das Ritual beginnen?“

„Aber ganz gewiss will ich das! Du weißt genau, daß der Zeitpunkt vorbestimmt ist und daß die nächste günstige Zeitenwende erst in sechs Jahren sein wird. Ich werden nicht nochmals so lange warten. Das ideale Paar muß jetzt zusammengeführt werden.“

„Und was ist, wenn dieser Petermann uns wirklich dazwischen funkt?“

„Das tut er schon, oder was meinst Du, warum sich Ignaz nicht mehr meldet. Wir sind hier oben auch nicht mehr sicher.“

„Und was jetzt?“

„Wir fahren sofort los! Zieh Nathalie einen Mantel über und dann hauen wir ab!“

Mimi Brockhagen schien im Raum herum zu laufen, vermutlich suchte sie die Sachen zusammen, die sie mitnehmen wollte, dadurch klang ihre Stimme mal näher und mal weiter entfernt:
„Wieso ist das mit Roland bloß passiert? So etwas Dummes! Jetzt haben wir den Salat! Du hast recht, alles war perfekt und wir hätten beginnen können. So viele Kandidaten und keiner hat gepasst. Jetzt hatten wir Roland und alles schien perfekt.“

„Schweig!“ herrschte Brockhagen seine Frau an. „Was weißt Du denn schon? Das ganze Problem ist doch nur entstanden, weil Ignaz die Leiche nicht entsorgt hat, so wie ich es ihm befohlen hatte.“

„Was sollte der denn tun, wenn das dumme Ding inzwischen einen Bestatter anruft?“

„Wie kann man auch so hohl sein“, schimpfte der Ex-Minister.

„Dann hättest Du Frau von der Tratow davon abhalten müssen, ihr so viel von dem Zeug zu geben.“

„Ach, davon verstehst Du doch gar nichts.“

„Ich weiß nur, daß wir auf einmal eine Leiche auf dem Teppich im Wohnzimmer hatten.“

„Normalerweise hätte Ignaz die entsorgt, so wie er all die anderen auch entsorgt hat. Nathalie ist uns mit ihrem kopflosen Anruf in die Quere gekommen.“

Die Stimmen wurden leiser und Joswig konnte nichts mehr verstehen. Die Personen hatten sich weiter in Innere des Hauses begeben. Eine Weile noch hörte er die Stimmen der Brockhagens, das Gesagte blieb aber unverständlich.
Dann war es auf einmal still.
Der Journalist gab dem Kommissar, der die Leiter hielt, ein Zeichen und stieg langsam herab.

Unten angekommen packte er Petermann am Ärmel und schob ihn um die Ecke des Hauses. Dort berichtete er ihm, was er soeben alles gehört hatte.
Joswig war mit seinem Bericht noch nicht ganz zu Ende, da quietsche das Garagentor um die Ecke und gleichzeitig rollte das große Tor vorne am Eingang elektrisch zur Seite. Ein kurzes Aufheulen des schweren Motors, das Aufflammen der Scheinwerfer und ehe Joswig und Petermann verstanden hatten, was da passierte, war der schwere Landrover losgefahren. Petermann war aufgesprungen und sah, daß in dem davonbrausenden Wagen drei Personen saßen.

„Los, hinterher!“ rief Joswig und wollte los sprinten.

Petermann hielt ihn an seiner Jacke fest: „Immer langsam, immer mit der Ruhe! Die wissen sowieso, daß wir hier sind. Wenn die nicht kapiert hätten, daß wir Ignaz ausgeschaltet haben, wären die jetzt nicht abgehauen. Die sind zwar ganz schön nervös geworden, nachdem wir ihnen immer mehr auf die Schliche gekommen waren, aber hier schienen sie sich doch sicher zu fühlen. Wenn die jetzt so Hals über Kopf abhauen, dann weiß ich auch, wo die hin fahren.“

„Wieso das denn? Woher willst Du das denn wissen?“

„Die haben können nur zu einem Ort fahren.“

„Und zu welchem?“

„Zu ihrem Tempel!“

„Und Du weißt wo der ist?“

„Na klar, der lag die ganze Zeit direkt vor unseren Augen, wir sind bloß nicht drauf gekommen. Komm!“

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