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Halloween 5

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Da stehen zwei erwachsene Männer in der Halloween-Nacht neben einem frisch ausgehobenen Grab. Eine Szene wie im Mittelalter, nur daß die Lampe mit der wir ins Grab leuchten aus schlagfestem Kunststoff ist und kein brennender mit Pech getränkter Lappen an einem Holzprügel… Obwohl, viel mehr Licht als eine mittelalterliche Fackel spendet diese moderne Handlampe auch nicht.

„Ich fasse es nicht!“ staunt Flensen und deutet in das Grab. Im schwachen Schein der Lampe sehe ich, was passiert ist, das Tau hat das Tuch beiseite geschoben oder gerissen und Schwester Klaras rechten Arm freigelegt. Mit knochigen, starren Fingern hält sie den Strick fest umklammert.

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„Das ist nur ein Reflex“, beruhige ich meinen Mitarbeiter und überlege fieberhaft, ob das wirklich sein kann. Sicher, Tote zeigen oft noch Reflexe, wenn man sie bewegt und wenn der Arm gebeugt wird, kann es durchaus sein, daß die Hand sich öffnet oder schließt.
„Und was, wenn die nicht tot ist?“ will Flensen wissen.
„Dann hätte sie bestimmt schon was gesagt, das ist nur ein Reflex!“

„Und jetzt?“

„Jetzt muß einer von uns beiden da runter und den Strick aus ihrer Hand lösen. Außerdem muß der Arm wieder in den Sarg, sonst bekommen wir den Deckel nicht drauf“, sage ich.

„Ja klar, und der eine, der da runter muß, daß bin ich oder?“

„Hmmm“, ist alles was ich dazu sage und „Scheiße“ ist alles, was Flensen zu sagen hat.

Ein paar Minuten später steht Flensen breitbeinig über der Leiche von Schwester Klara, die Füße auf dem Rand des Sarges und versucht, die starren Finger der Toten zu lösen.

„Ziehen Sie mal am Strick!“

Ich ziehe und siehe da, endlich geht es.

„Verfluchte Kacke“, tönt es aus dem Grab und ich helfe Flensen heraus. „Chef, an manchen Tagen hasse ich meinen Job!“ Ich weiß ganz genau was er meint, ganz genau.

Den Deckel können wir gut von oben auflegen und ich schiebe ihn noch mit der Latte genau in die Nut des Unterkastens, da fängt Flensen schon an, das Grab zuzuschaufeln.
Ich helfe ihm. Das geht wesentlich schneller als das Ausheben, viel schneller.

Kaum eine halbe Stunde später ist alles erledigt und wir klopfen die Erde auf dem neuen Grabhügel noch etwas fest. Dann räumen wir unseren Krempel zusammen. Gerade ist alles im Auto verstaut, da taucht die ältere Nonne wieder auf. „Ist Ihnen alles gut von der Hand gegangen?“ will sie wissen und Flensen und ich schauen uns nur an. Ich nicke müde: „Ja, alles wunschgemäß erledigt.
„Vergelt’s Gott!“ sagt die Klosterfrau und bittet uns, ihr zu folgen.

Ich darf mich etwas säubern und dann gibt es endlich die langersehnte heiße Suppe.
Eine Kürbisrahmsuppe. Wie passend zu Halloween.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 1. November 2007 | Revision: 28. Mai 2012

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Kai
17 Jahre zuvor

Ein etwas unspektakuläres Ende, aber trotzdem gut! 🙂

Der Westfale in Baye
17 Jahre zuvor

Bah!

Okay, in so einer Nacht wäre ich beim Anblick der krallenden Hand vermutlich schreiend davongerannt. Aber jetzt und hier in der Geschichte? Da hätte ich nach diesem Cliffhanger mit noch schaurigeren Geschehnissen gerechnet…

Aber eine feine Gute-Nacht-Geschichte

Jule
17 Jahre zuvor

Ich finde, dass das eine ziemlich gruselige Geschichte ist. ich wäre vermutlich schon im Nebel an einer Herzattacke gestorben. Dafür habe ich einfach zu viele Horrorfilme gesehen 🙂

Stefan
17 Jahre zuvor

Nu bin ich für den letzten Teil extra noch länger aufgeblieben. Schöne "Geschichte" 🙂

Gute Nacht und frohes Allerheiligen!

17 Jahre zuvor

Ich glaube, ich hätte die ganze Zeit darüber nachgegrübelt, ob sie wirklich tot war 🙂

Wickie79
17 Jahre zuvor

Sehr, sehr geil.

Jeder Horrorfilm (Horrorkomödie) ist Dreck dagegen. 😉

Peroy
17 Jahre zuvor

Wo bleiben die Zombies ?!?

Markus
17 Jahre zuvor

@Peroy: Flensen!

Florian
17 Jahre zuvor

Sehr unterhaltsam! Du kannst später bestimmt eine tolle Biographie schreiben. Viele Grüße aus Bangkok

Marco
17 Jahre zuvor

Und schon wieder sieben Plätze rauf in den http://www.deutscheblogcharts.de , jetzt schon Platz 55 !

gruftigirl
17 Jahre zuvor

Wer das in real erlebt, der braucht wohl keinen Horror-/Zombiefilm mehr! Nacht, Nebelschwaden, einsames Kloster, keine Menschenseele, düsterer Friedhof, und dann noch eine widerspenstige Leiche. Leichenwagen im Morast steckengeblieben, Orientierung verloren, Kollege verschwunden… Wir Leser hocken alle in warmen Stuben mit Käffchen oder Cola, lesen amüsiert diese Blogs und maulen "nicht spektakulär genug", aber wenn man sich in die Lage der Beteiligten hineinversetzt, dann "reicht´s" eigentlich schon als Gänsehautfeeling…

17 Jahre zuvor

Ganz so spät habe ich dann nicht mehr mitgelesen, aber die Geschichte hat mich auch grade eben noch wieder genug eingefangen um mich an der Stelle mit der Hand zusammenzucken zu lassen. Toll geschrieben!

Und nebenbei noch etwas über Leichenreflexe gelernt. 🙂

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16 Jahre zuvor

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Kirsche
16 Jahre zuvor

Sehr Geile Geschichte ich habe sehr gelacht…sollte unbedingt mit ins Buch




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