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Müssen Trauerkarten so viel kosten?

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Wenn ein lieber Mensch stirbt, möchte man häufig, daß Verwandte und Bekannte, sowie Arbeitskollegen vom Tod dieses Menschen erfahren. Vielleicht möchte man sie auf diese Weise einfach nur benachrichtigen, eventuell möchte man sie aber auch termingerecht zur Beerdigungsfeier einladen.

In früheren Zeiten ging der Leichenbitter, also derjenige der zur Leich‘, zur Leichenfeier bittet (daher das Wort Leichenbittermiene), durch die Straßen und rief den Tod eines Menschen aus. Vielfach wurden auch sogenannte Partenzettel, also Hinweiszettel mit den Lebens- und Sterbedaten, an speziellen Aushangbrettern angebracht.

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Seitdem die Menschen aber nicht mehr in der Mehrheit ihr Leben in ein und demselben Dorf verbringen, ist es notwendig geworden, Totenbriefe zu verschicken. In Großstädten und aufgrund der gestiegenen nachbarschaftlichen Anonymität auch in kleineren Gemeinden, gibt man alternativ oder zusätzlich noch eine Todesanzeige in der Zeitung auf.

Auch Kirchen- und Wohngemeinden veröffentlichen oft die aktuellen Sterbefälle.

Schon bei den Todesanzeigen schlagen die Zeitungsverlage gnadenlos zu. Die besondere Situation wird durchaus hemmungslos ausgenutzt und die Trauernden werden überproportional zur Kasse gebeten. Während eine gleichgroße Anzeige als Gruß- oder Familienanzeige vielleicht 80 oder 100 Euro kostet, wird für eine Traueranzeige leicht zwischen 400 und 800 Euro abgerechnet.(1)

Begründet wird das mit der gebotenen Eile und der Möglichkeit, solche Anzeigen noch bis „kurz vor knapp“ aufgeben zu können.
Ähnlich argumentieren auch die Bestatter, die für ihre Kunden Trauerkarten und Totenbriefe drucken.

Früher übernahmen diese Aufgabe auch die Akzidenzdruckereien, also die Druckereien, die auch Visitenkarten und Briefbögen in kleinsten Auflagen anfertigen. Das ist auch heute noch so, nur findet man oft vor Ort keine solche Druckerei mehr, denn auch hier haben die großen Internetdienstleister wie z.B. Vistaprint große Lücken geschlagen.

Es war aber auch so, daß die Anfertigung von Trauerkarten und Drucksachen früher schon wegen der technischen Erfordernisse den Druckereien vorbehalten war.
Mit dem Aufkommen immer besserer Drucker und Kopierer sind aber seit etwa 20 Jahren die Bestatter dazu übergegangen, diesen Trauerdruck selbst zu übernehmen.

Daß es nur zu recht hohen Kosten möglich ist, Drucksachen in Kleinstauflagen herzustellen, liegt auf der Hand und wird gar nicht bestritten. Liegen doch manche Bestellungen bei gerade einmal 20 Exemplaren. Ich persönlich kann mich an einen Fall sehr gut erinnern, bei dem der Witwer ganze drei Totenbriefe drucken lassen wollte und dann aus Mitleid mit uns fünf Exemplare bestellt hat.

Selbst bei diesen kleinen Auflagen muß der Bestatter bis zu 30 (oder mehr) verschiedene Trauerpapiere und -karten, sowie Motivkarten und das auch noch in den verschiedensten Formaten mitsamt der passenden Umschläge vorrätig haben.

Satz, Gestaltung, Typographie und Bedienung der erforderlichen Software sowie Drucker sind ebenfalls nicht trivial und mindestens ein Mitarbeiter muß über das notwendige Know-How verfügen.

Durch die modernen Laserdrucker, die auch in Farbausführung mittlerweile sehr erschwinglich sind, sind zwar Druckqualität gestiegen und Zuverlässigkeit gestiegen, jedoch damit einhergehend auch die Ansprüche der Hinterbliebenen hinsichtlich Qualität und Gestaltung. So ist es heute Standard, in vorgedruckte Motivkarten eigene Texte und auch ein farbiges Foto des Verstorbenen, das ihn zu Lebzeiten zeigt, einzufügen.
Die vielen unterschiedlichen Papiersorten, -stärken und -qualitäten bringen es eigentlich naturgemäß mit, daß zu Beginn des Druckprozesses eine gewisse Anzahl an Ausschuß produziert wird.
So kommt es vor, daß bei sehr kleinen Auflagen der Ausschuß höher ist als die abgelieferte Anzahl an Drucksachen.

Das muß man auch nicht weiter erklären, jeder, der mit Pappe, Fotopapier und Umschlägen als Druckmedium schon einmal umgegangen ist, weiß, wie hoch die Gefahr ist, daß viele Exemplare nicht richtig ein- und durchgezogen werden und wie häufig auch Papierstau entstehen kann.

Neben der Drucktechnik ist zu berücksichtigen, daß der Bestatter mit dem Druck einhergehend auch eine umfangreiche Beratung leisten muß. Ja, manche Bestatter (und auch ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen) berichten davon, daß mitunter für das Aussuchen von Sarg, Urne, Wäsche und sogar Grab weniger Zeit aufgewendet wird, als für das Überlegen und mehrfache Umformulieren der Trauerdrucksachen.

In dicken Mappen, oder idealerweise schon am PC oder Tablett-Computer, haben die Bestatter hunderte von Vorlagen und Gestaltungsvorschlägen, aus denen das Passende ausgewählt werden muß.
Der Druck selbst muß oft noch am Tag der Beauftragung, manchmal bis spät in die Nacht, erledigt werden, denn der Postversand ist eine durchaus dringende Angelegenheit.

Langer Rede, kurzer Sinn: Es ist ohne weiteres verständlich, daß so ein Totenbrief bzw. so eine Trauerkarte nicht für 25 Cent herstellbar ist.

Wenn da ein Mitarbeiter alleine für den Trauerdruck eine Stunde Beratungszeit investiert und sagen wir noch einmal eine Stunde mit dem Druck beschäftigt ist (was beides knapp bemessen ist), dann kommt noch ggfs. das Adressieren, Frankieren und die Ablieferung bei der Post hinzu.
Trauerdruck frankiert man üblicherweise nicht mit einer Frankiermaschine, sondern traditionell mit aufgeklebten Briefmarken. Auch die muß der Bestatter oft genug bevorraten, schon aus dem Grund, weil er darauf achten wird, daß die Marken neutrale Motive haben, denn manche Markenserien tragen lustige Aufdrucke, was für Trauerpost eventuell nicht angebracht erscheint.

Sagen wir, die Arbeitsstunde eines Mitarbeiters sei 30 Euro wert. Für 100 Karten wird der Bestatter rund 35 Euro Materialkosten haben. Für Beratung, Gestaltung, Druck und Adressieren und Frankieren werden drei Stunden benötigt.
Dann liegen die Kosten alleine bei 125 €, und das ist sehr knapp kalkuliert.
Auch an dieser Dienstleistung will und muß der Bestattungsunternehmer verdienen.
Er orientiert sich hierbei am Preis für fertige Standardkarten aus dem Schreibwarenhandel.
Dort kosten, wenn man nicht die allereinfachsten Billigpostkarten nimmt, anständige Trauerkarten zwischen 2,95 und 4,50 €.

Daß der Bestatter seine teils vorgedruckten, teils blanko vorhandenen Karten sehr viel günstiger einkauft, interessiert hierbei nicht, das tun Schreibwarengeschäfte auch.

Bedenkt man, daß es hier um einen Sonderaufwand mit entsprechender Eilbedürftigkeit geht, und daß oft genug noch mehrere Fahrten der Mitarbeiter anfallen, weil Probeabzüge zur Freigabe den Angehörigen vorgelegt und das Endprodukt bei denen abgeliefert werden müssen, ist ein hoher Preis durchaus gerechtfertigt.

In der Branche haben sich Preise zwischen 1,95 € und 2,95 € etabliert. Das ist angesichts der Marktpreise für im Handel angebotene Trauerkarten und des Aufwands als angemessen zu bezeichnen.
Üblich sind aber Staffelpreise, das heißt, daß man für nur 10 Karten eventuell 2,95 € pro Stück bezahlen muß, während bei einer Auflage von 300 Stück für größere Trauergesellschaften dann nur 1,50 € verlangt werden.

So kann es durchaus sein, daß für ein paar hundert Karten ebensoviel ausgegeben werden muß, wie für einen Sarg.

Als Alternative bleibt das Selbstdrucken oder der Besuch in einem guten Copyshop.

Allerdings muß ich aus meiner Erfahrung heraus sagen, daß nur in den seltensten Fällen beim Selbstdruck daheim etwas Anständiges herauskommt. Oft scheitert das schon daran, daß Laien in der Kürze der Zeit das erforderliche Papier nicht beschaffen können. Auch reichen die Fähigkeiten hinsichtlich der Gestaltung oft nicht aus.
Beim Copyshop kann es ähnlich sein und hier haben Angehörige oft genug am Ende genauso viel bezahlt wie beim Bestatter.

Im Allgemeinen beauftragt man ja einen Bestatter mit der kompletten Abwicklung eines Sterbefalls, weil dieser in allen erforderlichen Punkten über das notwendige Know-How, die Logistik und das benötigte Material verfügt.
Ob es da sinnvoll ist, sich in der eigenen Trauer auch noch auf die Suche nach entsprechendem Papier zu machen, die nicht triviale Gestaltung selbst zu übernehmen und mit einem unwilligen Laserdrucker zu kämpfen, lasse ich einmal dahingestellt.

Nun ist es aber so, daß manche Bestatter extrem gut organisiert sind, was den Trauerdruck anbetrifft.
Hohe Sterbefallzahlen machen die Bevorratung großer Mengen an Papier möglich, im Rechner sind alles Standardformate und -muster perfekt eingerichtet und man verfügt über spezielle, besonders für diese Zwecke geeignete Drucker.

Hier wird der Trauerdruck manchmal zum Klacks. Den Namen, die Lebensdaten, einen Psalm und fünf Zeilen Text sind schnell eingerichtet und die Maschine läuft reibungslos.
Man verwirrt die Kunden nicht mit hunderten von Motiven, sondern legt nur 5-10 Standardkarten vor.

Ja dann kann es durchaus sein, daß die ganze Angelegenheit komplett nicht mehr als eine Stunde Aufwand bedeutet.
Da könnte man dann durchaus darüber nachdenken, die Karten auch mal deutlich günstiger anzubieten.

Grundsätzlich aber halte ich die derzeit üblicherweise geforderten Preise für angemessen.

(1) Zum Thema teure Todesanzeigen in Zeitungen schreibt Leser Shad’Raim, der da näheren Einblick hat noch eine Erklärung:

(Bezüglich der Anzeigen habe ich) als Angestellte einer Zeitung, die ab und an den Sonntagsdienst schieben darf, (eine andere Meinung).
Wozu Sonntagsdienst?
Genau, eigentlich nur um bis kurz vor Druck der Montagsausgabe noch Traueranzeigen aufnehmen und setzen zu dürfen, alle andere Anzeigen könnten durch den Anzeigenschluß bereits freitags umbrochen werden. Das bedeutet für meinen Arbeitgeber mindestens 4 Stunden Bereitschaftsdienst (vor Ort, kein Home Office; technische Abteilung, nicht die niedriger besoldete Anzeigenabteilung, denn die könnte manche der eingehenden Aufträge eventuell gar nicht bearbeiten) zu Sonntagstarifen, plus Anfahrtspauschale.

Das für manchmal 5, manchmal aber auch nur eine einzige, manchmal sogar keine einzige Anzeige. Dazu kommt unter der Woche ebenfalls der längere Service, das bedeutet wenn noch bis 17 Uhr Anzeigen kommen werden einzelne Seiten noch einmal umgebaut, in krassen Fällen manchmal sogar neu geplant, und wenn nach 17 Uhr dem Bestatter doch nochmal Schreibfehler auffallen werden auch bereits fertige Druckplatten noch einmal ohne Aufpreis belichtet… es liegt mir fern meinen Arbeitgeber für alles in Schutz zu nehmen, und manches ließe sich durch veraltete Prozeßabläufe heutzutage sicherlich auch kostengünstiger gestalten indem man es optimiert – aber derzeit behaupte ich mal daß das Traueranzeigen-Modell nicht wirklich zum lukrativsten Teil des Anzeigenverkaufs unseres Verlages gehört und von einem „Ausnutzen der Situation“ würde ich echt nicht sprechen wollen, selbst wenn die Preise Außenstehende erstmal anderes vermuten lassen!

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