Frag doch den Undertaker

Nadelprobe – Sollen wir die Oma pieksen?

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Lieber Tom,

ich bin gerade dabei, Deinen kompletten Blog von Anfang an nachzulesen. Erstmal auch von meiner Seite aus vielen vielen Dank und Respekt für all die Mühe. Zumindest Dein erstes Buch habe ich natürlich auch gekauft 😉

Aber nun zu meiner Frage:
Meine Oma ist nun schon 88 und sie ist in einer Gegend groß geworden, in der die Angst vor dem Scheintod noch sehr präsent war. Sie möchte unbedingt, dass wir sie mit einer spitzen Nadel in den Zeh stechen, um eben einem Scheintod vorzubeugen.

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Ganz abgesehen davon, dass ich das für sinnlos halte, würde man doch die Einstichstelle hinterher sehen und jemand könnte vermuten, wir hätten versucht sie umzubringen und ihr z.B. etwas mit einer Spritze injiziert.
Aber meine Oma ist sehr resolut und besteht darauf.

Ist dir so etwas schon einmal untergekommen? Wenn ja, wie bist du/sind die Angehörigen damit umgegangen? Hast du einen Rat für mich – kann ich so etwas bedenkenlos tun, soll ich es ihr einfach nur versprechen und nach ihrem Tod einfach sein lassen (was ich wohl mindestens ebensoschwer mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, als es zu tun!)? Wahrscheinlich ist das ganze in fremden Augen ein lächerliches, kleines Problem, aber mich beschäftigt das nun schon sehr lange.

Viele liebe Grüße und noch eine lange, erfolgreiche Bloger-Existenz wünscht Dir,
N.

Nach Eintritt des Todes sollte sowieso unverzüglich ein Arzt verständigt werden, der die Leichenschau vornimmt und die Sterbepapiere ausstellt. Nach dieser Untersuchung könnte man die Nadelprobe vornehmen, ohne daß man in Verdacht käme.
Allerdings könnte man auch den Arzt bitten, daß zu tun. Ich habe das schon zweimal gehört, daß der Arzt auf Wunsch der Angehörigen eine solche Probe mit einer Kanüle vorgenommen hat.
Es kann dem Toten nicht mehr schaden.
Abraten würde ich vom österreichischen Herzstich mittels eines Messers! Hierbei wird nur sichergestellt, daß der Mensch auf wirklich tot ist, jedoch wäre er das auch, wenn er wirklich scheintot gewesen wäre.

Ich finde da wirklich nichts großartig Dramatisches dabei, einem Toten mit einer Nadel in den Zeh zu pieksen.
Auf ähnliche Art und Weise überprüfen Ärzte ja auch die Reizleitung der Nerven beim lebenden Menschen.

Ob so ein Nadelstich sinnvoll und zweckmäßig ist, spielt doch keine Rolle, wenn es doch der Wunsch der alten Dame ist und mehr als das nicht verlangt wird, würde ich persönlich das tun.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 9. Februar 2012 | Revision: 30. Mai 2012

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Ludren
12 Jahre zuvor

Ein Herzstich kann auch heute noch im Testament gefordert werden und kostet 800€

Tobias
12 Jahre zuvor
12 Jahre zuvor

800 €? Igor wollte von mir 5.000 €… 😉

http://bestatterweblog.de/archives/Scheintod/83
Kommentar Nr. 10 wird da genauer.

Zero the Hero
12 Jahre zuvor

Zwei Jäger gehen durch den Wald. Der eine bekommt einen Herzanfall und fällt um. Der zweite ruft in Panik mit dem Handy den Notdienst an: „Mein Freund ist umgefallen, ich glaube er ist tot!“
Die Dame am anderen Ende: „Bitte überzeugen sie sich davon, ob er auch wirklich tot ist, damit wir wissen, was wir tun müssen…“
Darauf kracht ein Schuss. Der Jäger:
„Ok, und jetzt?“

Werner
12 Jahre zuvor

Früher hat man dem Toten in den großen Zeh gebissen um zu prüfen ob er wirklich tot ist. Die Franzosen haben sogar ein Wort dafür: croque-mort.

MiniMoppel
12 Jahre zuvor

@ Ludren (1):
Ein Herzstich, der erst nach der Testamentseröffnung ausgeführt wird, kommt in der Regel für den Scheintoten zu spät.

Silke
12 Jahre zuvor

Eine sichere Methode wäre auch, den Verstorbenen so lange aufzubahren, bis eindeutig sichtbare Anzeichen des Todes auftreten, z.b. Leichenflecke.
Keine appetitliche Lösung aber eben eine sichere.

Caron
12 Jahre zuvor

Stich nach dem Hausarzt finde ich aber vor dem Hintergrund der Bedenken von N. kritisch, zumindest, wenn die Tote verbrannt werden soll. Dann schaut doch nochmal der Amtsarzt drüber. Hausärzte sollen auch schon Messer im Rücken übersehen haben.

Smilla
12 Jahre zuvor

Stechen oder pieksen?

Wie Tom schon schrieb, so in den dicken Eumel piekst auch der Doc, bei Lebenden. Jedesmal wenn ich mit einem Beinbruch im KH gelandet bin, gab es damach den Eumelpiekser und es hieß zum Glück dann immer „Glück gehabt, keine Lähmungen.“ Das tut nicht weh, deswegen würde ich das bei meiner Oma auch machen, wenn sie es so möchte.

Wenn der Doc für den Totenschein da ist oder danach, warum nicht. Man muss ja nicht gleich nen Schaschlikspieß in den Zeh rammen, nur so ein wenig mit einer Stopfnadel „pieksen“ halt. Wenn sie dann lacht, weil´s´kitzelt, ist sie nicht tot. 🙂

Wenn sie nicht lacht, hast du ihr den Wunsch erfüllt.

wega
12 Jahre zuvor

Hallo N.,
sag der lieben Oma, dass Du den Nadelstich ausführen wirst. Es wir ihr die nötige Beruhigung geben.
Wenn es dann irgendwann, in hoffentlich noch einiger Zeit, soweit sein sollte, fass ihr nach der Leichenschau an den großen Onkel und sage „pieks“. Sie wird sich im Himmel kringeln und Dir dankbar dafür sein 😉
LG wega

12 Jahre zuvor

Ich finde deine bedenken bei weite nicht so schlimm wie du befürchtest. Mach es. Hast du dir schon mal in den Finger gestochen? So schlimm ist das nicht. Wegen der Einstichstelle? Gut jetzt kommt wieder mein fundiertes Halbwissen in Mischung mit paranoider Wahnvorstellung. Ich dachte oder meine erzählt bekommen zu haben das man Verletzungen die vor Todeseintritt von Verletzungen die nach Todeseintritt zugefügt worden unterscheiden kann. Tom?

Nicole
12 Jahre zuvor

Verletzungen nach Todeseintritt bluten nicht mehr, fangen nicht mehr an zu heilen, sind nicht gerötet.
Verletzungen 1-2 Stunden vor dem Tod sind bereits in der Heilungsphase, Blutplättchen haben sich an der Verletzung gesammelt, eindringende Keime haben evtl. schon eine beginnende Abwehrreaktion oder lokale Entzündung verursacht.
Verletzungen unmittelbar bei Todeseintritt sind nicht so klar zu unterscheiden, solange das Herz noch schlägt, wird das Blut bewegt und Wunden bluten.
Verletzungen z.B. 3 Stunden nach Todeseintritt sind ganz klar als solche zu entdecken, klare Wundränder, kein Blut, kein Gerinnsel, kein Blutpropf, keine Gewebeeinblutungen…

12 Jahre zuvor

Verstorbene werden doch vor der Beerdigung oder Trauerfeier in einem offenen Sarg aufgebahrt um Abschied nehmen zu können. Man könnte diese Gelegenheit nutzen und den Körper mit einer Nadel anpieksen.

Die Angst lebend beerdigt zu werden, hat es vermutlich schon immer gegeben.
Soweit ich mich erinnere, wurden im Mittelalter Glocken auf den Grabstellen installiert, die mit einer Schnur in den Sarg verbunden waren. Falls die beerdigte Person doch noch am Leben war, konnte dieser mit der Glocke auf sich aufmerksam machen.
Nur so als Idee 🙂

biti_Jungbestatterin
12 Jahre zuvor

Vielleicht kann man die Idee mit der Nadel im Zeh der Oma auch austreiben, wenn man ihr nur deutlich genug erklärt, wie der Bestatter eine Ligatur duchführt?? -Ok, das wäre aber echt gemein 😀

@Nicole: (Ich muss mal eben ne besserwisserische Bemerkung machen 😉 ) Dass Tote nach 3h p.m. nicht mehr bluten ist ne gewagte These..
Habe schon oft erlebt, dass auch Tote „bluten“ können- ist ja auch irgendwie logisch.. Bei Eintritt des Todes geht das Blut ja nicht aus dem Körper- es lagert sich lediglich in den unteren Regionen an und verfestigt sich dort nach und nach.
Natürlich kann bei einer Verletzung dann auch noch Blut austreten…
Das Problem ist dann nur, wie du sagst, dass kein Gerinde entsteht und man die Blutung kaum mehr einstellen kann…:-P




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